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Full text of "Städte Pamphyliens und Pisidiens. Unter Mitwirkung von G. Niemann und E. Petersen hrsg. von Karl Grafen Lanckoronski"

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STÄDTE 


PAM  PHYLI  E  N  S 


UND 


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I.  BAND 


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STÄ  DT  E 


PAMPHYLI  ENS 


UND 


PISIDIENS 


UNTER  MITWIRKUNG  VON 


G.  NIEMANN  und  E.  PETERSEN 


HERAUSGEGEBEN   VON 


KARL    GRAFEN    LANCKORONSKI 


I.  BAND 


PAMPHYLIEN 


MIT  2  KARTEN  UNI>  2  PLANEN  IN  FARBENDRUCK.  31  KUPFERTAKELN  UND  114  ABBILDUNGEN  IM  TEXTE 


PRAG  WIEN  LEIPZIG 

F.  TEMPSKy  F.  TEMPSKY  G.  frettag 

1890 


ALLE   RECHTE  VORBEHALTEN 


m 

2.5D 


^. 


DEM  ANDENKEN 

DES  UNVERGESSLICHEN  FREUNDES  UND 

BEGEISTERTEN  BEWUNDERERS  DER  ANTIKE 

DES  FREIHE^RN  ALEXANDER  VON  WARSBERG 

IN  TREUER  ERINNERUNG 
DER  HERAUSGEBER. 


Adalin:  Seeanflicht. 


Einleitung. 


I. 

as  Werk,  welches  wir  hiemit  dem  Publicum  darbieten,  ist  das  Resul- 
tat mehrerer  wissenschaftlicher  Reisen  nach  Pamphylien  und  Pisidien. 
Angeregt  durch  die  Expedition  nach  Lykien  im  Jahre  1882  unter  Benn- 
dorfs  Führung,  für  deren  Zustandekommen  ich  mitgewirkt  hatte,  gieng 
ich  im  Herbste  jenes  Jahres  zum  ersten  Male  nach  dem  südwestlichen 
B|  Kleinasien.  In  Gesellschaft  einiger  Gelehrten  und  Künstler,  darunter  des 
Med.  Dr.  von  Luschan  und  des  Malers  Bara,  verlebte  ich  zunächst  einige  Wochen  auf  der 
Insel  Rhodos,  die  mit  allerlei  Kreuz-  und  Ouerzügen  und  kleineren  wissenschaftlichen  Arbeiten 
ausgefüllt  wurden.  Ende  October  schifften  wir  uns  auf  einem  der  englischen  Dampfer,  die 
den  Verkehr  mit  der  Südküste  Kleinasiens  vermitteln,  ein  und  landeten  in  Adalia.  Die  Fahrt 
und  das  Stadtbild  bei  der  Ankunft  übertrafen  meine  Erwartungen,  und  ein  längerer  Aufent- 
halt in  Adalia  verstärkte  nur  diesen  Eindruck.  Pline  Reihe  Excursionen  nach  den  verschie- 
denen nur  wenige  Stunden  entfernten  Ruinenstätten  der  pamphylischen  Ebene  Hessen  mich 
mit  Staunen  erkennen,  welche  Fülle  wichtiger  antiker  Bauwerke,  meist  der  späteren  Kaiser- 
zeit angehörig,  die  noch  gar  nicht  oder  nicht  gehörig  beschrieben  waren,  hier  im  Umkreise 


—     II     — 

weniger  Meilen  sich  vorfinden.  Fast  noch  mehr  aber  hatte  es  die  herriiche  Landschaft  mir  an- 
g-ethan,  die  von  keiner  mir  bekannten  Gegend  übertroffen,  nur  von  der  römischen  Campagna 
annähernd  erreicht  wird.  Dies  Alles  brachte  meinen  Entschluss  zur  Reife,  mich  mit  den 
hier  vorhandenen  Denkmälern  eingehender  zu  beschäftigen.  Ich  erwirkte  sogleich  vom  Gou- 
verneur von  Adalia  die  vorläufige  Erlaubniss  zu  Messungen  und  Aufnahmen,  und  wir  giengen 
zunächst  in  Perge  an  die  Anfertigung  des  Stadtplanes.  Einen  Theil  des  Winters  1882 
auf  1883  benützte  ich  dazu,  um  in  Constantinopel  durch  unsere  Botschaft  mit  den  tür- 
kischen Centralbehörden  betreffs  künftiger  Unternehmungen  in  Fühlung  zu  kommen.  Im 
darauffolgenden  Frühjahre  aber  durchritt  ich,  von  einer  Reise  in  Nordsyrien  und  längs 
der  Südküste  Kleinasiens  kommend,  wieder  die  pamphylische  Ebene  und  verweilte  einige 
Tage  in  Adalia.  Von  diesem  zweiten  Aufenthalt  nahm  ich  den  Vorsatz  nach  Hause,  sobald 
als  möglich  an  der  Spitze  einer  wissenschaftlichen  Expedition  wiederzukehren,  welche  die 
Aufnahme  und  Beschreibung  der  classischen  pamphylischen  Ruinenstätten  und  der  in  den 
sie  umgrenzenden  pisidischen  Bergen  befindlichen  zum  Zwecke  haben  sollte. 

Diesen  Plan  führte  ich  aus,  indem  ich  im  September  des  folgenden  Jahres  1 884  wieder 
nach  Pamphylien  gieng,  diesmal  mit  meinen  jetzigen  Mitarbeitern,  den  Herren  Petersen  und 
Niemann.  Dr.  von  Luschan  schloss  sich  uns  auch  diesmal  als  Arzt  an,  und  ausserdem 
nahmen  meine  Freunde  Hofrath  von  Harte  1,  Professor  der  Universität  Wien,  von  Soko- 
lowski,  Professor  der  Krakauer  Universität,  Maler  von  Malczewski,  ein  Oberlieutenant  vom 
Geniecorps  als  Kartenzeichner,  Herr  Architekt  Moriz  Hartel,  Schüler  der  Akademie  in  Wien, 
und  ein  Photograph  an  der  Expedition  Theil.  Ich  selbst  gieng  über  Bulgarien  nach  Constan- 
tinopel, wo  mir  durch  freundliche  Vermittlung  der  k.  und  k.  Botschaft  ein  Befehl  an  den  Wali 
von  Konia,  dem  der  Gouverneur  von  Adalia  untersteht,  und  an  diesen  selbst  erwirkt  wurde, 
uns  bei  unseren  Arbeiten,  bei  welchen  ausdrücklich  auf  Erwerbung  und  Wegführung  von 
antiken  Gegenständen  verzichtet  wurde,  jede  mögliche  Unterstützung  zu  gewähren.  Kaum 
vierzehn  Tage  nach  meiner  Abreise  von  Wien  traf  ich  in  Syllion,  einer  der  wichtigsten 
Ruinenstätten  Pamphyliens,  ein  und  fand  meine  Gefährten  schon  rüstig  an  der  Arbeit. 
Ausser  Syllion  wurden  in  diesem  Jahre  vom  September  bis  Anfang  November  noch  die 
wichtigsten  Bauten  von  Aspendos  und  Adalia  und  ein  Theil  der  Ruinen  von  Sagalassos 
in  Pisidien  aufgenommen,  nach  Termessos,  Side,  Perge,  Selge,  Pednelissos  aber  von 
zwei  oder  mehr  Theilnehmern,  während  das  Hauptquartier  in  einem  der  oben  genannten 
Orte  aufgeschlagen  war,  Excursionen  gemacht.  Anfangs  November  traten  die  Professoren 
Hartel,  Petersen  und  Niemann  von  Sagalassos  über  Buldur  durch  das  Mäanderthal  die 
Heimreise  an  und  schifften  sich  in  Smyrna  nach  Triest  ein,  während  ich  mit  Sokolowski, 
Malczewski  und  Luschan  eine  Reise  nach  Koniah  in's  Herz  Kleinasiens  unternahm.  Hier 
sicherte  ich  mir  die  Unterstützung  des  aufgeklärten  und  dem  Unternehmen  wohlwollenden 
Wah  Said  Pascha  gegen  die  häufigen  Chicanen  der  Unterbehörden,  die  in  unseren  Ver- 
messungen und  Reisen  trotz  der  Empfehlung  aus  Constantinopel  kriegerische  Spionage  witter- 
ten oder  zu  wittern  vorgaben.  In  den  letzten  Novembertagen  langten  wir  wieder  in  Adalia  an, 
wo  indessen  von  den  noch  übrigen  Gefährten  tüchtig  fortgearbeitet  worden  war,  und  kehrten 
bald  darauf  über  Rhodos  nach  Europa  zurück. 


—    III    — 

Ende  Juli  1885  gieng  dann  von  mir  ausgerüstet  eine  abermalige  Expedition  nach  Pam- 
phylien.  An  der  Spitze  standen  die  Herren  Niemann  und  Petersen,  von  denen  ersterer  sich 
ausser  dem  bewährten  Moriz  Hartel  noch  einen  andern  jüngeren  Architekten,  Herrn  Rausch 
aus  Krakau,  zugesellt  hatte.  Dr.  Hey  der  trat  an  die  Stelle  des  inzwischen  an  das  ethnogra- 
phische Museum  in  Berlin  berufenen  Dr.  von  Luschan  und  als  Karten-  und  Plänezeichner 
war  diesmal  Oberlieutenant  Hausner  gewonnen.  Die  Expedition  begann  ihre  Arbeiten  mit 
einem  längeren  Aufenthalt  unter  den  Ruinen  des  hochgelegenen  Termessos  an  der  Grenze 
von  Pisidien,  Pamphylien  und  Lykien.  Ferner  wurden  Cretopolis  und  Crem  na  besucht,  in 
Sagalassos  die  Arbeiten  vom  vergangenen  Jahre  fortgesetzt  und  in  Aspendos  dieselben 
zum  Abschluss  gebracht.  Auch  von  Perge  und  Side  wurde  das  Wichtigste  erledigt  und  so 
trotz  einiger  Erkrankungen,  insbesondere  mehrerer  hartnäckiger  F"ieberanfa.lle,  von  denen  Pro- 
fessor Niemann  heimgesucht  wurde,  bis  zur  Heimkehr  der  Herren  im  November  ein  grosses 
Stück  Arbeit  vollendet.  Eine  weitere  Expedition,  die  aus  vielfachen  Gründen  wünschenswerth 
gewesen  wäre,  musste  wegen  anderweitiger  Beschäftigung  der  Haupttheilnehmer  und  aus 
anderen  Ursachen  unterbleiben;  dennoch  glauben  wir  in  dem  vorliegenden  Werke,  das  frei- 
lich wie  alle  Menschenarbeit  nur  Stückwerk  ist  und  nicht  entfernt  das  künsüerische  und  archäo- 
logische Arbeitsmaterial,  welches  jene  Länder  darbieten,  erschöpft,  des  wissenschaftlich  Inter- 
essanten und  Beachtenswerthen  genug  zu  bieten. 

Die  sämmtlichen  architektonischen  und  landschaftlichen  Abbildungen,  welche  das  Werk 
enthält,  sind  durch  mechanische  Vervielfältigung  von  Tusch-  und  Federzeichnungen  her- 
gestellt, und  zwar  der  grössere  Theil  derselben,  die  Textillustrationen,  durch  Zinkätzung 
ausgeführt  von  Angerer  und  Göschl  in  Wien.  Die  Herstellung  der  selbstständigen  Tafeln 
ausser  Text  geschah  auf  dem  Wege  der  Heliographie  durch  das  k.  und  k.  militär- geogra- 
phische Institut  und  zum  geringeren  Theile  im  Atelier  J.  Blechinger  in  Wien.  Die  Originale 
der  Tafeln  und  Textfiguren  sind  mit  wenigen  Ausnahmen  von  G.  Niemann  gezeichnet  wor- 
den, theils  direct  nach  der  Natur,  theils  auf  Grund  seiner  unter  Beihilfe  von  Moriz  Hartel 
und  Rausch  ausgeführten  Aufnahmen  und  unter  Benützung  eines  reichen,  zu  diesem  Zwecke 
angefertigten  Materiales  von  circa  1000  Photographien.  In  Bezug  auf  die  architektonischen 
Zeichnungen  ist  zu  bemerken,  dass,  soweit  dieses  die  Grössenverschiedenheit  der  einzelnen 
Objecte  irgend  erlaubte,  Uebereinstimmung  der  Massstäbe  angestrebt  worden  ist 

Von  dem  Oberlieutenant  Hausner  des  k.  und  k.  militär-geographischen  Institutes  wurden 
die  Pläne  der  Ruinenplätze  aufgenommen  und  vom  k.  und  k.  militär-geographischen  Institute 
ausgeführt;  daselbst  sind  auch  die  beiden  Karten  angefertigt,  deren  Originale  von  Heinrich 
Kiepert  entworfen  wurden.  Dem  Entwürfe  der  Detailkarte  des  pamphylisch-pisidischen 
Gebietes  liegen  alle  Daten  zu  Grunde,  welche  durch  uns  oder  andere  Reisende  bisher  bekannt 
geworden  sind. 

In  den  Text  des  ersten  Bandes  theilten  sich  meine  Mitarbeiter  in  der  Weise,  dass 
Petersen  ausser  der  Bearbeitung  des  inschriftlichen  Materiales  den  geschichtlichen  und 
topographischen  Theil  (Seite  i  — 19,  33  —  50,  65  —  75,  85 — 95,  125  — 146),  Niemann 
die  Beschreibung  der  Bauwerke  (Seite  20  —  ^2,  51  —  64,  76 — 84,  96  — 124,  147 — 152) 
übernahm. 


—      IV      — 

Mein  ganz  besonderer  Dank  gehört  an  dieser  Stelle  meinem  Freunde  Hofrath  von  Hartel, 
dessen  Erfahrung,  Rathschläge  und  energisches  Eingreifen  die  Herausgabe  des  ersten  Bandes 
im  Jahre  1 890  ermöglichte. 

Gleichzeitig  mit  der  deutschen  erscheinen  eine  französische  und  eine  polnische  Ausgabe. 
Herr  Georges  Perrot,  der  berühmte  Herausgeber  des  Werkes:  Histoire  de  l'art  dam 
lantiqiiite,  hat  mir  freundlichst  dafür  einen  seiner  Schüler,  Herrn  Colardeau  empfohlen 
und  trotz  seiner  so  sehr  in  Anspruch  genommenen  Zeit  die  Aufsicht  über  die  Uebersetzung 
ins  Französische  selbst  übernommen,  wofür  ich  ihm  hiemit  meinen  ergebensten  Dank  sage, 
der  ebenso  meinem  Reisegefährten  von  Sokolowski  für  die  hingebende  Art,  mit  der  er 
sich  der  von  einigen  seiner  Schüler  veranstalteten  polnischen  Uebersetzung  annahm,  gebührt. 


II. 

A/wischen  je  zweien  der  drei  Welttheile,  die  das  Mittelmeer  einschliessen,  finden  wir 
jedesmal  eine  Halbinsel,  die  von  einem  zum  andern  hinüberleitend,  trotz  der  Meerenge,  die 
sie  vom  Nachbarerdtheil  trennt,  eine  verbindende  Brücke  bildet.  Nicht  ohne  einige  Berechti- 
gung zählten  manche  alte  Geographen  Arabien  zu  Afrika,  denn  geographisch  wie  historisch 
standen  und  stehen  die  beiden  Uferländer  des  Rothen  Meeres  in  engem  Zusammenhange. 
Wer  die  Pyrenäen  überschritten  hat,  ist  mehr  als  einmal  geneigt,  sich  zu  fragen,  ob  nicht  viel- 
mehr diese  statt  der  Meerenge  von  Gibraltar  die  Grenze  zwischen  Europa  und  Afrika  bilden, 
und  ebenso  kann  man  Kleinasien  bald  als  Fortsetzung  Asiens,  bald  als  solche  Europas  mit 
beinahe  gleicher  Berechtigung  ansehen. 

Westlich  vom  armenischen  Hochland,  dem  Quellengebiete  des  Euphrat  und  Tigris,  dehnt 
sich,  den  Kern  der  Halbinsel  bildend,  ein  weites  Hochplateau  aus,  eine  baumlose  Steppe  mit 
einer  Einsenkung  in  der  Mitte  ohne  Abfluss  nach  Aussen  und  mit  Salzseen,  die  Zeugniss  da- 
von ablegen,  dass  sie  vor  Urzeiten  vom  Meere  bedeckt  war.  Dieses  Hochplateau,  den  central- 
asiatischen  Hochebenen  ähnlich,  deren  rauhes  Klima  es  theilt,  während  die  Küstenländer 
sich  des  Klimas  und  der  Vegetation  der  übrigen  Mittelmeerländer  erfreuen,  fallt  nach  Westen 
zu  allmälig  ab,  die  Ströme,  die  ins  Aegäische  Meer  sich  ergiessen,  sind  ziemlich  weit  ins 
Land  hinein  schiffbar,  und  uralte  bequeme  Verkehrswege  führen  vom  Bosporos  und  den 
gesegneten  Gestaden  loniens  nach  der  lykaonischen  Hochebene  und  von  da  weiter  durch  die 
Euphratländer  nach  Iran  und  dem  persischen  Meerbusen.  Nach  Süden  und  Norden  hingegen 
thürmen  sich  mächtige,  schwer  übersteigliche  Randgebirge  auf,  parallel  zum  Meere  sich  hin- 
ziehend und  das  Centralgebiet  von  den  Küstenländern  abschliessend,  und  die  Ströme,  die  nach 
dem  Schwarzen  und  Mittelländischen  Meere  fliessen,  den  grössten  derselben,  den  Halys,  nicht 
ausgenommen,  sind  nur  auf  ganz  kurze  Strecken  von  der  Mündung  aufwärts  zu  befahren. 

Das  Land  ist  also  schon  von  der  Natur  vorherbestimmt  als  Durchzugsland  zwischen 
der  Balkanhalbinsel  und  dem  inneren  Asien,  und  dazu  kommt  noch  als  Hauptfactor  die  für 


—       V       — 

Handel  und  Schiffahrt  so  überaus  günstige  Westküste  im  Gegensatz  zur  Nord-  und  Süd- 
küste. Auf  unserem  ganzen  Planeten  gibt  es  kein  zweites  linder-  und  Meergebiet,  wo  sich 
Land  und  Wasser  ähnlich  durchdringen,  wie  jenes  ein  Ganzes  für  sich  bildende  des  Aegäischen 
Meeres  mit  der  Ostseite  Griechenlands  und  der  Westseite  Kleinasiens  zwischen  den  Darda- 
nellen und  Cap  Cnidos.  Ganz  uneigentlich  finden  wir  den  Namen  Griechenland  auf  den  süd- 
lichen Theil  der  Balkanhalbinsel  beschränkt.  Eigentlich  müsste  man  die  Gesammtheit  von 
Halbinseln,  Inseln,  Meerengen,  Ebenen  und  Gebirgen  so  bezeichnen,  die  vom  Marmarameere 
bis  Kreta  reicht  und  das  europäische  Griechenland  ebenso  umfasst  als  die  kleinasiatische 
Westküste,  die  Heimat  Homer's  und  der  ältesten  griechischen  Cultur.  Die  Nord-  und  Süd- 
küste Kleinasiens  dagegen  liegen  jenseits  der  eigentlichen  griechischen  Welt  und  können  sich, 
was  Küstengliederung  und  brauchbare  Häfen  betrifft,  nicht  entfernt  mit  der  Westküste 
messen.  Auf  den  uralten  Heerstrassen  zwischen  den  westlichen  Meeren  und  dem  Euphrat 
sind  über  Kleinasien  noch  ungleich  häufigere  Völker-  und  Culturströmungen  dahingezogen 
als  über  die  pyrenäische  und  arabische  Halbinsel.  Von  Osten  kamen  die  Assyrer  und  Perser, 
das  Christenthum,  die  Araber  und  Türken,  von  Westen  kam  die  griechische  Civilisation, 
kamen  die  Heere  der  Gallier  und  Alexanders,  die  der  Römer  und  Kreuzfahrer  und  bricht 
sich  auf  Telegraphendrähten  und  Schienenwegen  unsere  moderne  Cultur  langsam  Bahn  durch 
den  faulen  Sumpf  ottomanischen  Verfalles.  Immer  Stoss  und  Gegenstoss  einander  feind- 
licher Strömungen  aus  erster  Hand  empfangend,  hat  es  dies  Land  nicht  wie  etwa  Iran  oder 
Mesopotamien  zu  einer  einheiüichen  Cultur  bringen  können,  und  für  kein  anderes  der  alten 
Welt  hat  die  Pax  Romana  unter  den  römischen  Kaisern  mit  ihren  doch  im  Grunde  hauptsäch- 
lich negativen  Wohlthaten  so  sehr  eine  unerhört  glückliche  Periode  des  Ausruhens  und  Auf- 
blühens bedeutet,  der  dann  wieder  dunkle  Jahrhunderte  voll  Greuel  und  Verwüstung  folgten. 
Eine  natürliche  Folge  der  Küsten-  und  Bodenbeschaffenheit  aber  war  es,  dass  die  wesdichen 
und  milderen  Landschaften  der  Halbinsel  ungleich  mehr  in  den  Strudel  der  Weltereignisse 
hineingerissen  wurden  als  die  nördlichen  und  südlichen  Uferländer. 

Fassen  wir  nun  die  Südküste  der  grossen  Halbinsel  näher  ins  Auge  und  lassen  vorher 
noch  den  Blick  auf  der  Karte  über  den  griechischen  Archipel  schweifen,  so  fallt  uns  die 
Insel  Rhodos  auf,  die  vor  diese  Inselwelt  und  damit  auch  vor  das  eigendich  griechische  Ge- 
biet als  Riegel  nach  Osten  sich  vorschiebt  wie  Kreta  nach  Süden.  Nicht  allzuweit  ösüich  von 
Rhodos  springt  die  lykische  Halbinsel  ins  Meer  vor,  hierauf  weicht  die  Küste  stark  nach  Nor- 
den zurück,  um  dann  bis  zu  den  Grenzgebirgen  Syriens  noch  einmal  vorzutreten  und  wieder 
zurückzuweichen.  Die  vortretenden  Länder  sind  zwei  Gebirgslandschaften,  von  den  Aus- 
läufern des  Taurus  gebildet,  die  bis  an  das  Ufer  reichen:  Lykien  und  das  rauhe  Kilikien;  da, 
wo  das  Meer  ins  Land  hineinschneidet,  lassen  die  Berge,  noch  weiter  nach  Norden  zurück- 
tretend, für  zwei  nicht  übermässig  ausgedehnte  Flachländer  Raum :  Pamphylien  und  das 
ebene  Kilikien.  Der  Gegensatz  in  der  Bodenerhebung  hatte  naturgemäss  auch  einen  Gegen- 
satz in  der  Rolle  zur  Folge,  welche  diese  Landschaften  in  der  Geschichte  gespielt  haben, 
und  selbstverständlich  mussten  die  Gebirgsländer  gegen  die  Ebenen  zurückstehen. 

Während  jedoch  die  kilikische  Ebene,  als  Vorland  Syriens  die  wechselnden  Schicksale 
des  letzteren  vielfach  theilend,  von  welthistorischer  Bedeutung  geworden  ist,  blieb  die  pamphy- 


—      VI       — 

lische  zwischen  Lykien  und  dem  rauhen  Kilikien  eingekeilt,  zu  Lande  fast  ausschliesslich  aut 
den  Verkehr  von  Norden  her  über  die  pisidischen  Pässe  beschränkt.  Dieselbe  ist  vom  Strome 
der  grossen  Ereignisse  weit  weniger  berührt  worden  und  zeigt  von  jeher  einen  mehr  provin- 
ziellen Charakter.  Der  Colonisationstrieb  von  Phönikern  und  Griechen  und  die  glückliche 
Zeit  der  römischen  Kaiserherrschaft  hat  aber  auch  auf  diesem  von  der  Natur  reich  bedachten 
Boden  üppige  Blüthen  getrieben  und  am  Meeresufer  und  weiter  landeinwärts  Gemeinwesen 
entstehen  lassen,  die  durch  \^olkszahl,  Handel,  Cultur  hervorragten  und  deren  reiche  Ueber- 
reste  den  Wanderer  noch  heute  in  Bewunderung  versetzen. 

Steigen  wir,  die  Flüsse  stromaufwärts  verfolgend,  die  Bergstrassen  hinauf,  die  nach 
Norden  führen,  so  befinden  wir  uns,  sobald  wir  die  Ebene  verlassen  haben,  im  alten  Gebirgs- 
lande  Pisidien,  dessen  Grenzen  gegen  das  Flachland  hin  niemals  fest  bestimmte  waren,  so 
dass  Theile  davon  von'  den  Römern  in  ihre  Provinz  Pamphylien  einbezogen  wurden,  lieber 
diese  Pässe  gelangt  man  in  drei  bis  vier  Tagmärschen  von  der  Meeresküste  aus  zu  drei  grossen 
Seen,  die  im  Gebirge  in  einem  weiten  Halbkreise  parallel  zum  Golf  von  Adalia  liegen.  Es  sind 
dies  im  Nordosten  und  Nordwesten  die  salzhaltigen  Seen  von  Buldur  und  Beisher,  und 
zwischen  ihnen  der  grössere  Süsswassersee  von  Ejerdir.  Was  mannigfaltige  Schönheit  ihrer 
Ufer  betrifft,  dürften  sie  von  wenigen  anderen  Binnenseen  übertroffen  werden,  am  ehesten 
aber  möchte  ich  sie  mit  dem  trasimenischen,  dem  von  Bolsena  oder  dem  See  Genezareth  ver- 
gleichen. Auf  den  Randgebirgen,  die  Ebene  beherrschend,  oder  mitten  in  den  Bergen,  süd- 
lich von  jenen  drei  Seen,  stossen  wir  auf  Ueberreste  altberühmter  Felsenstädte,  und  wer  sich 
vornimmt,  die  Ruinenplätze  der  Ebene  zu  beschreiben,  wird  von  selbst  daraufgewiesen,  am 
Fusse  der  Berge  nicht  Halt  zu  machen,  sondern  auch  die  antiken  Reste  im  südlichen  Pisidien 
in  seine  Beschreibung  aufzunehmen,  deren  in  Anbetracht  ihrer  topographischen  Lage  stau- 
nenswerthe  Bauten  mit  den  Ruinen  der  Ebene  viel  Gemeinsames  bei  doch  wieder  charakte- 
ristischen Unterschieden  aufweisen. 

Haben  wir  so  die  Ebene  und  das  sie  umklammernde  Hochland  umschrieben,  innerhalb 
deren  die  Plätze  liegen,  welche  in  unserem  Buche  behandelt  werden  sollen,  werfen  wir,  ehe 
wir  unser  eigentliches  Gebiet  näher  betrachten,  einen  Blick  auf  die  umliegenden  Landschaften. 
Da  finden  wir  zunächst,  dass  nicht  gar  weit  nördlich  vom  Buldursee  der  Mäander  entspringt, 
der  grösste  Strom  des  westlichen  Kleinasien,  und  durch  das  Mäanderthal  führt  auch  eine  uralte, 
verhältnissmässig  bequeme  Strasse,  deren  angebliche  Fahrbarkeit  man  aber  heute  besser  thut, 
nicht  auf  die  Probe  zu  stellen,  in  vier  Tagreisen  nach  Aidin,  dem  alten  Tralles,  und  weiter 
nach  Milet,  Ephesus  und  Smyrna.  Berge  trennen,  Flüsse  aber  verbinden,  und  dank  dem 
Mäander  kann  man  sich  schon  in  Buldur,  was  Wohlstand,  Verkehr,  Bauart  der  Häuser  und 
Tracht  der  Bewohner  anlangt,  in  den  westlichen  Küstenländern  Kleinasiens  glauben.  Eine 
halbe  Tagreise  östlich  von  Buldur  liegt  die  wohlgebaute  Stadt  Isbarta,  das  alte  Baris,  wie 
Buldur  reich  an  türkischen  Bauwerken,  von  welcher  aus  man  in  wenigen  Stunden  den  See  von 
Ejerdir  erreicht.  Wer,  wie  ich,  an  einem  hellen  Herbsttage  auf  einer  Anhöhe  anlangend,  zuerst 
das  Bild  der  türkisenfarbigen  grossen  Wasserfläche  in  sich  aufgenommen  hat,  mit  den  ernsten 
Bergen,  die,  kahl  und  sanft  ansteigend,  sie  umrahmen,  den  beiden  lieblichen  Inseln,  die  an 
die  Borromäischen  mahnen,  aus  deren  einer  ein  zierliches  Minaret  hervorragt,  und  den  schönen 


—      VII      — 

Cedern,  Platanen  und  Pappeln  im  Vordergrunde,  die  die  Stadt  Ejerdir  dem  Blicke  noch  ver- 
bergen, dem  wird  es  für  immer  in  der  Seele  haften. 

Nach  Koniah  und  der  centralen  Hochebene  Kleinasiens  führen  vom  Ejerdirsee  aus  zwei 
Wege,  ein  südlicher  kürzerer,  beschwerlicherer,  am  See  von  Beisher  vorbei,  und  ein  nörd- 
licher, längerer,  bequemerer.  Dieser  geht  zunächst  nach  Jalowatsch,  dem  alten  Antiochia 
Pisidiae,  mit  den  schönen  Resten  einer  antiken  Wasserleitung  und  denen  der  berühmten 
Basilica,  in  welcher  der  heilige  Paulus  gepredigt  hat,  dann  über  den  hohen  Gebirgspass  des 
Paropamisos  oder  Sultan  Dagh  nach  Akshehr,  der  malerisch  gelegenen  Stadt  mit  den  zahl- 
reichen Grabstätten  mohammedanischer  Heiliger  und  schönen  Moscheen,  und  von  da  an 
einigen  architektonisch  merkwürdigen  Chanen  vorüber,  über  einen  weiteren  Passübergang 
nach  dem  weiten  lykaonischen  Hochplateau.  Dieses,  das  Kernland  Kleinasiens,  hat  streng 
asiatischen  Charakter.  Gehört  die  Westküste  noch  ganz,  die  Nord-  und  Südküste  mindestens 
zum  Theile  Europa,  so  sind  wir  hier  in  einem  fremden  Welttheil,  und  Koniah,  die  uralte,  echte 
Türkenstadt,  verhält  sich  zu  Smyrna  und  Constantinopel  wie  etwa  Moskau  zu  Petersburg  sich 
verhält.  Die  von  Gebirgen  umgebene  grosse  vegetationslose  Hochebene  hier  und  das  pam- 
phylische  Tiefland  am  Meere  stehen  in  ausgesprochenem  Gegensatz,  der  sich  mir  deutlich  zu 
fühlen  gab,  als  ich  Ende  November  1884  Koniah  verliess,  wo  wir  Mühe  hatten,  uns  gegen 
die  Kälte  zu  verwahren,  während  wir  nach  wenigen  Tagreisen  bei  AdaHa,  von  üppiger  Mittel- 
meerflora umgeben,  unter  der  herbstlichen  Sonne  stark  zu  leiden  hatten. 

Mit  diesen  nordwestlichen  und  nordöstlichen  Landschaften  waren  Pisidien  und  Pam- 
phylien  von  jeher  in  verhältnissmässig  regem  Verkehr,  und  von  ihnen  waren  sie  in  alten 
Zeiten  politisch  abhängig  und  sind  es  auch  heute  noch.  Es  lässt  sich  auch  sowohl  in  den 
heutigen  Menschenniederlassungen  als  in  den  Ueberresten  der  antiken  und  mittleren  Zeit  ein 
allmäliger  Uebergang  aus  dem  Charakter  des  einen  Landes  in  den  des  andern  nachweisen.  Mit 
den  gebirgigen  Uferländern  im  Westen  und  Osten  der  pamphylischen  Ebene  hingegen  konnte 
nie  ein  lebhafterer  Verkehr  sich  entwickeln  und  sie  haben  ihre  Geschicke  weder  wesentlich 
beeinflusst,  noch  sind  die  ihrigen  von  ihr  beeinflusst  worden. 

Gegen  Westen  führen  nicht  allzu  beschwerliche  Wege  nach  der  lykischen  Halbinsel 
mit  ihren  P'elseneinöden  und  Flussthälern,  die,  mit  Platanen  und  Pinien  besetzt,  wie  grüne 
Bänder  durch  die  Gebirgsmassen  sich  schlängeln,  ihren  Ueberresten  uralter  Gultur,  meist 
Wohnungen  der  Todten,  oft  mit  prunkenden,  kunstreichen  Bildwerken  geschmückt  oder  in 
schlichterer  Weise,  aber  doch  als  dauernde  Herbergen  in  Stein  den  vergänglichen  Holz- 
häusern der  Lebenden  nachgebildet,  meist  mit  Inschriften  versehen  in  alter,  schwer  zu  ent- 
ziffernder Schrift,  die  oft  Flüche  enthalten  gegen  den  Frevler,  der  es  wagen  sollte,  die  stille 
Behausung  zu  erbrechen,  was  aber  doch  machtlos  blieb  gegenüber  der  Gold-  und  Wiss- 
begier später  lebender  Menschen,  mit  ihren  scheuen,  aber  treuherzigen  Bewohnern,  die 
mühsam  ihre  kümmerlichen  Aecker  bestellen  oder  ihreHeerden  weiden  und  weltentrückt  durch 
allen  Wechsel  der  fremden  Eroberer  und  der  Religionen,  den  die  Zeiten  gebracht  haben,  den 
Typus  der  Urbevölkerung  bewahren. 

Lykien,  das  kleinasiatische  Tirol,  legt  sich  wie  eine  Berginsel  zwischen  unser  IJinder- 
gebiet  und  die  Uferländer  des  Aegäischen  Meeres,  aber  mit  der  Verbindung  nach  Osten  zu 


_     VIII     — 

durch  das  rauhe  Kilikien  steht  es  wenig  anders.  Der  Wanderer  kann,  vom  Ostende  der  pam- 
phylischen  Ebene  aus  auf  wenig  begangenem  Wege  der  Küste  entlang  an  manchen  antiken 
Trümmerstätten  vorbeikommend,  in  zwei  Tagmärschen  das  weit  vorspringende  Cap  Cora- 
cesium  erreichen,  mit  der  merkwürdig  an  den  senkrechten  Felsen  hinaufgebauten  und  an  tür- 
kisch-arabischen Bauwerken  so  reichen  Stadt  Alaja,  die  an  phantastischem  Zauber  Adalia  wo- 
möglich noch  übertrifft.  Von  hier  gelangt  man  in  sechs  beschwerlichen  Reisetagen  über  den 
südlichsten  Punkt  Kleinasiens,  das  unvergleichlich  gelegene  Cap  Anamur  hinaus,  die  Insel 
Kypern  tagelang  im  Auge  behaltend,  bis  Mersina.  Die  an  natürlichen  kleinen  Häfen  reiche 
Küste  und  die  noch  jetzt  üppigen  Wälder,  welche  die  Berge  bis  an  das  meist  steil  abfallende 
Ufer  bedecken,  lassen  uns  dieses  Land  als  das  Eldorado  der  antiken  Seeräuber  erklärlich 
erscheinen,  deren  Gefangener  einst  Cäsar  wurde,  und  deren  Besiegung  Pompejus  so  viel  An- 
strengung kostete.  Bis  auf  wenige  Hafenplätze  von  heute  nur  geringer  Bedeutung  und  einige 
grössere  Städte  im  Innern  im  Flussthale  des  Kalykadnus  ist  dies  wohl  eines  der  wildesten 
und  am  wenigsten  cultivierten  Länder  Vorderasiens  von  jeher  gewesen.  Wie  in  Pamphyhen 
geht  aber  auch  hier  der  Hauptverkehr  von  Norden  nach  Süden  über  die  Berge  nach  der 
lykaonischen  Hochebene  und  über  den  schmalen  Meerarm  nach  Kypern.  Kaum  hat  man  den 
Melas,  den  östlichsten  Fluss  Pamphyliens,  überschritten,  glaubt  man  sich  in  einer  andern  Welt, 
und  schon  fühlen  wir  die  Nähe  Syriens  und  des  eigentlichen  biblischen  Orients  in  Typus  und 
Tracht  der  Bewohner. 


III. 

NX^er  bei  klarem  Wetter,  von  Rhodos  kommend,  auf  einem  der  kleinen,  wenig  einladenden 
englischen  oder  griechischen  Dampfer,  den  einzigen,  welche  dem  Reisenden  in  diesen  Ge- 
wässern zur  Verfügung  stehen,  der  Küste  Pamphyliens  sich  nähert,  zur  Rechten  das  offene 
Meer,  zur  Linken  die  lykische  Halbinsel,  dem  zeigt  sich  eine  ununterbrochene  Reihe  erhabener 
und  fesselnder  Landschaftsbilder.  Gewaltige  Bergriesen  strecken  ihre  schneebedeckten  Häupter 
in  den  durchsichtigen  Aether  und  felsige,  steil  abfallende  Ufer  wechseln  mit  kleinen  Küsten- 
ebenen an  den  Mündungen  der  Flüsse,  Felseninseln  von  seltsamen  Formen  steigen  aus  den 
Fluthen  empor,  bald  das  Schiff  nöthigend,  durch  eine  Meerenge  zwischen  ihnen  und  dem 
Festlande  durchzufahren,  bald  in  breiterer  Ausdehnung  dem  Reisenden  nur  einen  flüchtigen 
Blick  in  phantastisch  ausgezackte  Buchten  gestattend.  Fast  nur  ärmliche  Menschennieder- 
lassungen von  Fischern  und  Schiffern  zeigen  sich  am  Ufer  und  droben  auf  Halden  und  Wiesen 
zwischen  den  Felsgebirgen  unseren  Almhütten  ähnliche  Holzhäuser. 

Da  biegen  wir,  die  wir  bisher  gegen  Osten  fuhren,  um  das  Cap  Chelidonia  herum  mit 
den  zwei  davorliegenden  Inseln,  von  denen  die  grössere,  wie  eine  Sphinx  im  feuchten  Element 
hingelagert,  weit  und  breit  nach  allen  Himmelsrichtungen  dem  Wanderer  als  Wahrzeichen 
dient,  wie  Capri  in  den  neapolitanischen  Gewässern.  Wir  steuern  gerade  gegen  Norden,  an 
der  Chimära  vorbei,  dem  „unsterblichen  Erdfeuer ",  das  seit  Jahrtausenden  dem  Schiffer  bei 


—      IX      — 

Nacht  den  Weg  zeigt  und  zu  mannigfachen  Sagen  Anlass  bot,  und  nun  taucht  gerade  vor  uns 
erst  undeutlich,  dann  immer  bestimmter  ein  Streifen  Landes  auf  von  ganz  entgegengesetztem 
Charakter.  Wie  das  Ufer  von  Helgoland  erhebt  sich  die  Küste  von  rothbraunen  Kalkfeben 
etwa  30  Meter  hoch  senkrecht  aus  dem  Meere,  in  das  sich  Flüsse  und  Bäche  als  Wasserfalle 
stürzen,  und  auf  dieser  natürlichen  Mauer  stehen  um  eine  Hafenbucht  andere  schön  gezackte 
von  Menschenhand,  eine  ausgedehnte  Stadt  umschliessend  und  durchziehend,  von  Palmen  und 
Minareten  überragt.  In  der  Ferne  begrenzen  die  zackigen  und  doch  edlen  Formen  einer  süd- 
östlich streichenden  Kette  des  Taurus  das  märchenhafte  Bild  und  lassen  so  die  Ebene  ahnen, 
die  sich  zwischen  ihnen,  dem  Meere  und  den  nach  Norden  weiter  ziehenden  Solymer  Bergen 
ausdehnt.  Wir  haben  Adalia  vor  uns,  die  alte  Hauptstadt  von  Pamphylien,  heutzutage  der 
einzige  grössere  Hafenplatz  an  der  ganzen  langen  Südküste  von  Kleinasien,  das  schon  halb- 
syrische Mersina  ausgenommen. 

Sind  wir  unter  dem  in  diesen  Ländern  üblichen  Tumult  von  schreienden  und  fluchen- 
den weissen,  braunen  und  schwarzen  Schiffern  und  Packträgern  gelandet  und  steigen  vom 
Hafen  die  schlecht  gepflasterten  beschwerlichen  Gassen  zur  oberen  Stadt  hinauf,  so  zeigt 
sich  uns  eine  Fülle  bunter  und  fremdartiger  Bilder.  Endlose  Karawanen  mit  Säcken  und 
Kisten  schwerbepackter  Kameele,  die  Thiere  mit  Stricken  aneinander  gehängt,  versperren 
uns  auf  Schritt  und  Tritt  den  Weg,  doch  wir  klagen  nicht  über  den  Aufenthalt ;  denn  rechts 
und  links,  vorne  und  rückwärts  gibt  es  vollauf  zu  schauen,  seltsam  und  unerwartet  Neues 
und  doch  wieder  an  Wohlbekanntes  Anklingendes,  so  auch  in  dieser  fremden  Welt  vom 
örtlichen  und  zeitlichen  Zusammenhang  aller  irdischen  Dinge  Zeugniss  ablegend.  Hier  ein 
Haus,  geräumig,  ganz  von  Holz,  mit  sonderbarem  Geländer  um  den  Hof  herum,  nach  der 
Strassenseite  kunstvolle  Holzgitter,  welche  die  Fenster  vor  Sonnenstrahlen  und  Blicken  der 
Neugierigen  schützen.  Unter  den  Hausthüren  aber  oder  paarweise  die  Strassen  durchwandelnd 
erblicken  wir  Griechinnen  bunt  gekleidet  und  mit  Schmuck  behängt,  Haare  und  Augenbrauen 
mit  „Henne"  roth  gefärbt,  was  hier  heute  ebenso  Modefarbe  ist  wie  in  Rom  vor  1800  oder 
in  Venedig  vor  400  Jahren.  Ein  griechischer  Sarkophag  mit  Reliefs,  die  Feuchtigkeit  und 
Verstümmlung  von  Menschenhand  beinahe  unkenntlich  gemacht  haben,  dient  als  Brunnen, 
und  in  die  Front  eines  türkischen  Schulgebäudes  sind  römische  Säulen  eingemauert,  von 
irgend  einem  Tempel  oder  Triumphbogen  herrührend.  Hier  erzählt  eine  Inschrift  in  Marmor 
mit  wunderbar  gearbeiteten  arabischen  Lettern  und  dort  ein  kleiner  steinerner  Löwe  im  Relief, 
an  persische  und  assyrische  Kunst  mahnend,  von  der  entschwundenen  Herrlichkeit  des  Sel- 
tschukenreiches,  oberhalb  jenem  Thore  aber  gewahren  wir  einen  andern  Löwen  über  einem 
Schachbrett,  das  Wappenschild  irgend  eines  Kreuzfahrers.  Hier  eine  byzantinische  Kirche,  die 
jetzt  als  Moschee  dient,  mit  auffallend  feinen  Fenstereinfassungen,  und  dort  ein  arabisches 
Thor,  dessen  Ornamente  mit  ähnlichen  in  Cairo  wetteifern  können,  ein  römischer  Rundthurm 
in  der  Art  des  Grabmals  der  Cäcilia  Metella  und  schlanke  Minarete  wie  in  Koniah.  Das  Be- 
deutendste aber  ist  ein  grossartiges  römisches  Thor  aus  der  Zeit  Hadrians,  erst  jüngst  wieder 
aufgefunden. 

Fast  alle  breiteren  Strassen  werden  von  frischen  Wasserbächen  zumeist  in  steinernen  Rinn- 
salen durchsprudelt,  und  eines  der  Hauptmerkmale  Adalias  sind  die  zum  Theil  antiken,  zum 


—       X       — 

Theil  mittelalterlichen  Mauern,  die  mit  je  fünfzig  Schritt  von  einander  entfernten  viereckigen 
Thürmen  die  Stadt  von  den  Vorstädten  trennen,  aber  auch  innerhalb  des  Stadtkernes  das 
türkische,  griechische  und  jüdische  Viertel  untereinander  absondern.  Schier  zahllos  aber  sind 
die  überraschendsten  Aussichtspunkte  auf  die  lykischen  Berge  über  das  Meer  oder  nach  den 
pisidischen  über  die  Ebene  weg,  auf  die  üppig  grünen  Gärten  der  Umgebung  und  auf  das 
Treiben  am  Hafen. 

Nach  einer  beiläufigen  Schätzung  soll  Adalia  heute  25.000 — 26.000  Einwohnerin  unge- 
fähr 4500  Häusern  zählen.  7000  davon  sind  Griechen,  50  Armenier,  250  Juden,  der  Rest  Mo- 
hammedaner, hauptsächlich  Türken,  aber  auch  Araber  und  Angehörige  anderer  Stämme.  Es 
gibt  hier  10  Moscheen,  8  griechische,  i  armenische  Kirche,  14 14  Kaufläden,  13  Chans 
oder  Gasthäuser,  13  türkische  Bäder.  Jede  Moschee  ist  zugleich  türkische  Volksschule  und 
werden  in  allen  zusammen  bei  1500  Knaben  unterrichtet,  ausserdem  besteht  hier  noch  eine 
besondere  Volksschule  oder  Rusdieschule  mit  120  Schülern  und  6  höhere  oder  Softaschulen 
mit  circa  300  Schülern.  Die  Griechen  haben  eine  höhere,  2  Volksschulen  für  Knaben,  i  für 
Mädchen  und  i  für  kleine  Kinder,  wo  im  Ganzen  bei  450  Knaben  und  bei  300  Mädchen 
unterrichtet  werden.  Weit  schlechter  als  mit  dem  Unterrichte  war  es  1885  mit  der  Kranken- 
pflege bestellt;  denn  es  gab  damals  allerdings  ein  türkisches  und  ein  griechisches  Spital, 
aber  das  erstere  war  nur  für  die  Garnison  vorhanden  und  letzteres,  das  Geschenk  eines  Bür- 
gers, konnte  nicht  benützt  werden,  weil  keine  Mittel  zu  dessen  Instandhaltung  da  waren. 

Der  Bazar  und  der  Konak,  der  Palast  des  Gouverneurs,  liegen  ausserhalb  der  Stadt- 
mauern. Ersterer  bietet  nichts  Besonderes  dar,  was  ihn  von  ähnlichen  Bazaren  in  anderen 
mittelgrossen  türkischen  Städten  unterschiede.  Auffallend  sind  nur  die  Menge  Pelzwaaren  in 
einem  so  warmen  Lande  und  die  herrlichen  Früchte,  ein  Product  der  umliegenden  Gärten. 
Der  Konak  ist  ein  grosses  Holzhaus,  baufällig,  wie  fast  alle  türkischen  Regierungsgebäude 
in  der  Provinz.  Während  meiner  Anwesenheit  in  Adalia  kam  der  Mutessarif  oder  Unter- 
gouverneur nur  dahin,  seine  Geschäfte  zu  besorgen,  wohnte  aber  in  einem  besonderen  Hause, 
westlich  vor  der  Stadt,  mit  dem  Blick  auf  die  Solymer  Berge.  Hier  ragen  aus  braunem  zackigen 
Travertingestein  nur  einzelne  Häuser  hervor.  Im  Norden  und  Osten  vor  der  Stadtmauer 
hingegen  finden  wir  Gärten  und  Vororte,  die  schier  kein  Ende  zu  nehmen  scheinen,  wie 
wir  ihnen  bei  allen  orientalischen  Städten  begegnen.  Zahllose  Wasserbäche  treiben  hier 
eine  grosse  Menge  von  Mühlen  und  geben  dem  Stadtgebiet  etwas  von  einer  Oase,  wo 
im  Spätherbst  nach  der  verzehrenden  Gluth  des  Sommers  Alles  noch  im  frischesten  Grün 
prangt.  Dank  der  gegen  Norden  geschützten  Lage  gedeiht  sogar  die  Dattelpalme,  der 
Reichthum  an  Orangen,  Citronen,  Feigenbäumen,  Johannisbrotbäumen  ist  überwältigend 
und  Zuckerrohr  wird  in  grossen  Mengen  gepflanzt.  Von  Blumen  findet  sich  die  Cistusrose, 
viele  Iris-,  Orchideen-  und  Lilienarten  und  Weinreben  schlingen  sich  allerwärts  um  die  Bäume. 
Inmitten  dieser  Gärten  trafen  wir  gegen  Nordosten  auf  die  malerisch  durcheinander  stehen- 
den und  liegenden  Grabsteine  des  türkischen  Friedhofs,  von  prachtvollen  hochstämmigen 
Nadelbäumen  beschattet. 

Wer  die  ganze  Schönheit  dieses  Erdwinkels  auf  sich  wirken  lassen  will,  der  wird  vor  der 
Stadt  ostwärts  sich  wenden  und  durch  die  Gärten  und  an  zahlreichen  Mühlen  vorüber,  dann 


—      XI      — 

die  steile  Felsenkante  entlang  gehen,  bis  er  zu  einem  Leuchtthurm  kommt.  Bis  Cap  Chelidonia 
übersieht  man  von  hier  den  ganzen  königlichen  Golf  mit  den  lykischen  Schneebergen,  sich 
umwendend  die  schöngeformten  pisidischen  Berge  im  Norden.  Wenige  Aussichten  der  be- 
wohnten Erde  können  es  mit  dieser  aufnehmen. 

Die  Küste  zwischen  dem  Orte  westlich  von  Adalia,  wo  Einige  die  alte  Stadt  Olbia  ver- 
mutheh,  und  der  Mündung  des  Melas  an  der  Grenze  Kilikiens  ist  ungefähr  70 — 80  Kilometer 
lang.  An  den  Mündungen  der  Flüsse  sandig  und  sumpfig,  zeigt  sie  meist  den  röthlichen 
Klippenstrand,  welcher  derselben  charakteristisches  Gepräge  verleiht.  Schön  ist  es  ihr  entlang 
zu  fahren,  an  Grotten  vorbei,  in  die  das  Meer  sich  hineinzieht,  und  die  mannigfachen  Contouren 
der  Klippenfelsen  zu  beobachten,  noch  schöner  oben  auf  der  Kante  zu  gehen,  das  wechselnde 
Panorama  von  Meer,  Ebene  und  Bergen  an  sich  vorüberziehen  lassend.  Nur  zwei  natürliche 
Hafenbuchten  finden  wir  am  ganzen  Gestade  und  beinahe  an  den  äussersten  Enden  desselben: 
an  der  einen  westlichen  liegt  Adalia,  an  der  andern  im  Osten,  zwei  Tagereisen  davon  entfernt, 
lag  das  einst  durch  seinen  Sclavenhandel  blühende  und  mächtige  Side,  dessen  Trümmer  heute 
von  den  Türken  als  das  alte  Adalia,  Eski  Adalia,  bezeichnet  werden.  Auf  einer  weit  von 
Nordost  nach  Südwest  vorspringenden  Halbinsel  schimmern  aus  üppigem  dunklen  Strauch- 
werk die  mächtigen  Ruinen  der  Stadtmauern,  des  Theaters  und  einer  Brunnenanlage  hervor. 
Reste  eines  Molos  begrenzen  den  nun  versandeten  Hafen,  und  auf  seinem  Wege  durch  das 
schier  undurchdringliche  Gestrüpp  stösst  der  Wanderer  auf  zahlreiche,  prächtig  gemeisselte 
Capitelle  und  Säulentrommeln,  die  von  Tempeln  und  Hallenbauten  herrühren. 

Fassen  wir  nun  die  Ebene  ins  Auge,  die  zwischen  dem  Meere,  der  Kette  der  Solymer 
Berge  und  den  pisidischen  Bergen  sich  ausdehnt.  Sie  ist  etwa  5700  Quadratkilometer  gross 
und  wird  durch  den  mächtigen  Kestrosfluss  ungefähr  in  zwei  Hälften  getheilt,  östlich  vom 
Kestros  stossen  wir  auf  zwei  weitere  Flüsse,  den  Eurymedon  und  den  Melas,  welch'  letzterer 
als  Grenzfluss  der  Ebene  angesehen  werden  kann.  Die  westliche  Hälfte  wird  durch  den  nur 
ab  und  zu  oberirdisch  fliessenden  Duden  bewässert,  der  früher  im  Westen  von  Adalia,  jetzt 
aber  eine  kleine  Distanz  östlich  davon  sich  als  Wasserfall  ins  Meer  stürzt,  daher  von  den 
Alten  Katarraktes  genannt. 

Reiten  wir  von  Adalia  in  nordöstlicher  Richtung  durch  die  Vorstädte  und  Gärten  an 
den  Wassermühlen  und  Kaufbuden  vorüber,  so  gelangen  wir  nach  etwa  einer  Stunde  in  die 
freie  Ebene.  Was  uns  zuerst  an  ihr  auffällt,  ist  die  beinahe  täuschende  Aehnlichkeit  mit  der  rö- 
mischen Campagna.  Dieselbe  grossartige  Weite,  ein  ähnlicher,  wenn  auch  schönerer  Himmel, 
ähnliche  edle  Bergformen  in  blauer  Ferne  wie  die  des  Sabinergebirges,  nur  Alles  mehr  ins 
Grosse  übersetzt.  Selbst  der  Soracte  fehlt  nicht,  durch  eine  einzeln  stehende  Berggruppe  im 
Nordwesten  uns  vor  das  Auge  gestellt.  Schön  ist  diese  Ebene  an  wolkenlosen  Tagen,  schön 
auch  wenn  Gewitter  über  sie  herbrausen  und  von  Norden  und  Westen  heran  ziehend  über 
ihr  sich  mit  tropischer  Gewalt  entladen,  am  herrlichsten  aber  erschien  sie  mir  in  einer 
Octobernacht,  als  ich  stundenlang  unter  dem  vollen  Monde  dahinritt  und  der  zarte  grünliche 
Ton  des  Himmels  mit  dem  Violett  der  Berge  noch  nie  gesehene  Farbenstimmungen  erzeugjte. 

Die  Ebene  ist,  soweit  sie  bebaut  ist,  von  grosser  Fruchtbarkeit,  aber  nur  selten  trifft 
man  auf  einen  Meierhof  (Tschiflik)  oder  ein  von  besser  bestellten  Feldern  umgebenes  Dorf. 


—     XII      — 

Nur  ungefähr  6000  Einwohner  leben  auf  der  grossen  Fläche  zerstreut,  während  die 
westlichen  Bergdistricte  Pisidiens  siebenmal  dichter  bevölkert  sind,  und  im  Sommer  ist  sie 
gerade  so  wie  die  kilikische  Ebene  beinahe  menschenleer;  denn  Alles  flüchtet  vor  der  Gluth- 
hitze  und  den  Fieberdünsten  auf  die  Jailas,  die  Alpendörfer  in  den  pisidischen  Bergen. 
Die  Heimkehr  von  der  Jaila  im  Herbst  findet  in  feierlicher  Weise  statt:  die  Kameele  bunt 
mit  Bändern  geschmückt,  die  Weiber  in  ihren  besten  Anzügen,  ohrenzerreissende  Musik. 

Auf  vielbegangenem,  mit  unförmlichen  Steinblöcken  gepflastertem  Wege  nähern  wir  uns, 
von  Adalia  immer  nordostwärts  reitend,  nach  einer  Stunde  vom  Ende  der  Vorstadt  aus  den 
Sümpfen,  die  der  Duden  bildet,  und  die  von  allerlei  Geflügel  belebt  sind.  Eine  steinerne 
Brücke  führt  über  das  Wasser  und  nach  weiteren  2 — 3  Stunden,  während  deren  wir  einige 
kleine  Nadelholzwälder  durchreiten,  befinden  wir  uns  den  Ruinen  von  Perge  gegenüber.  Weit 
ausgebreitet  liegen  sie  vor  uns  da,  Reste  von  mehreren  Städten,  die  im  Laufe  der  Jahrhun- 
derte hier  nebeneinander  entstanden.  Im  Norden  der  Burgberg,  steil  nach  allen  Seiten  ab- 
fallend, oben  eine  schiefe,  ziemlich  umfangreiche  Fläche,  welche  die  älteste  Stadtanlage  trug. 
Wenige  Mauerreste  droben,  Cisternen  in  Menge.  Am  Fusse  des  Burgberges  zahlreiche  Sarko- 
phage und  die  wohlerhaltenen  Mauern  mit  mächtigen  Thürmen,  welche  die  untere,  die  Neu- 
stadt, umgeben.  Südwestlich  von  derselben  das  Stadium  und  das  grosse  Theater.  Noch  weiter 
gegen  Adalia  zu  in  einiger  Entfernung  aber  ein  Hügel  mit  Ruinen  einer  viel  späteren  Zeit. 

Ruhen  wir  oben  auf  der  Akropolis  von  Perge  und  lassen  den  Blick  nach  den  pisidischen 
Bergen  und  über  die  Ebene  hinschweifen,  so  sehen  wir  im  Osten  den  Kestros  fliessen,  den  mäch- 
tigsten Fluss  dieses  Landes,  jenseits  aber  des  Kestros  einen  Hügel,  auch  steil  abfallend  und 
oben  abgeplattet,  wie  der,  auf  dem  wir  stehen,  aber  bedeutend  höher,  an  die  Akropolis  von 
Athen  mahnend,  oder  an  die  Felsen,  die  die  mittelitalienischen  Bergstädte,  z.  B.  Orvieto  tragen. 
Es  ist  der  Burgberg  von  Syllion,  nahezu  in  der  Mitte  unserer  Ebene  in  der  Richtung  von  Ost 
nach  West  gelegen,  während  von  Norden  her  bis  an  seinem  Fusse  die  Ausläufer  des  Bozburun 
sich  hinziehen,  des  mächtigsten  Berges  dieser  Gegenden.  Die  Akropolis  von  Syllion  ist  das 
Wahrzeichen  Pamphyliens,  und  dem  Wanderer,  der  nur  zu  leicht  auf  der  weiten,  karg  bewohn- 
ten Fläche  seine  Richtung  verlieren  kann,  hilft  sie  zur  Orientirung  und  weist  ihm  seinen  Weg. 
In  weniger  als  drei  Stunden  kann  man,  den  Kestros  durchreitend,  von  Perge  nach  Syllion  ge- 
langen und  befindet  sich  einer  der  eigenthümlichsten  Stadtanlagen  gegenüber.  Unten  liegt  das 
Stadium,  den  Berg  hinauf  aber  und  oben  auf  der  Hochfläche  die  verschiedensten  Bauten,  theil- 
weise  aus  alter  voralexandrinischer  Zeit,  oben  Cisternen,  wie  in  Perge,  und  byzantinische  Kir- 
chen. Der  Blick  von  der  Akropolis  besonders  gegen  Südosten  mit  dem  Meere  als  Abschluss 
mahnt  stärker  noch  als  andere  Aussichtspunkte  dieser  Gegend  an  solche  in  der  Umgebung 
von  Rom. 

Wie  von  Perge  aus  Syllion,  so  kann  man  von  hier  aus  im  Südosten  eine  andere  Akro- 
polis sehen,  die  von  Aspendos.  Der  Weg  dahin  führt  grösstentheils  durch  Sandboden  und 
niederes  lästiges  Gestrüpp,  das  fast  das  ganze  Ostende  Pamphyliens  bedeckt  und  für  die 
Küste  bis  gegen  Alaja  1  in  charakteristisch  ist.  Zwei  Dörfer  und  einen  freundlichen  Fichten- 
hain haben  wir  durchritten  und  befinden  uns  vor  einem  natürlichen  Damme,  der  die  Aussicht 
hemmt.  Endlich  drei  Stunden  nach  dem  Abritt  von  Syllion  hat  man  den  Damm  erstiegen  und 


—     XIII     — 

sieht  vor  sich  den  Burgberg  von  Aspendos  und  im  Norden  die  lange  Bogenreihe  einer 
römischen  Wasserleitung,  dahinter  aber  im  Halbkreise  phantastisch  geformte  Felsen  als  Aus- 
läufer des  Gebirges.  Jenseits  des  Dammes  liegt  ein  ehemaliger  See,  theilweise  noch  nicht 
ausgetrocknet  und  üble  Sumpfluft  ausdünstend.  Man  muss  ihn  nach  Norden  ausbiegend  um- 
reiten, erreicht  nach  weiteren  zwei  Stunden  die  Wasserleitung  und  bald  südwärts  sich  wendend 
das  Dorf  Balkis  am  Fusse  des  Burgberges.  Nicht  weit  östlich  davon  fliesst  der  Eurymedon, 
über  welchen  eine  halbe  Stunde  unterhalb  Aspendos  eine  mittelalterliche  Brücke  in  kühnem 
Bogen  führt.  Daneben  steht  ein  antiker  Pfeiler  als  Ueberrest  einer  römischen  älteren  Brücke 
und  am  linken  Flussufer  liegt  ein  türkischer  Friedhof  mit  schönen  mächtigen  Bäumen.  AU' 
diess  zusammen  gibt  ein  höchst  malerisches  Bild,  in  welchem,  wie  kaum  in  einem  zweiten, 
der  historische  Charakter  dieser  Landschaft  sich  ausgeprägt  findet.  Eine  Brücke  ist  hierzu- 
lande ein  so  seltener  Bau,  dass  nach  ihr  der  Fluss  seinen  türkischen  Namen  erhielt.  Er  heisst 
Köprüsu  oder  Brückenfluss.  Man  kann  von  hier  direct  westwärts  reitend  in  sechs  Stunden 
nach  Adalia,  südöstlich  sich  wendend  in  drei  bis  vier  Stunden  nach  Side,  in  zwei  Tagereisen 
aber  nach  Alaja  im  rauhen  Kilikien  gelangen.  Fassen  wir  die  fünf  Städte  Pamphyliens,  die 
für  uns  in  Betracht  kommen,  auf  der  Karte  ins  Auge,  so  finden  wir,  dass  sie  fast  symmetrisch 
vom  Meere  gegen  das  Gebirge  zu  liegen.  Syllion,  Side,  Adalia  bilden  ein  stumpfes  Dreieck 
mit  Syllion  als  Spitze  und,  auf  den  Linien,  die  von  hier  nach  Adalia  und  Side  gezogen  werden 
können,  liegen  halbwegs  einerseits  Ferge,  anderseits  Aspendos. 

Den  besten  Ueberblick  über  die  Ruinen  von  Aspendos  gewinnt  man  von  einer  Aji- 
höhe  am  linken  Ufer  des  Eurymedon  etwa  dreiviertel  Stunden  oberhalb  der  Brücke.  Da  zeigt 
sich  der  wie  die  anderen  oben  abgeplattete  Burgberg  mit  den  Ueberresten  von  Markthallen 
und  einer  Basilika  darauf,  zur  Linken  in  der  Ebene,  also  südlich,  späte  byzantinische  Baureste, 
im  Norden  die  Wasserleitung,  die  einen  rechten  Winkel  beschreibt,  gerade  dem  Beschauer 
gegenüber,  aber  in  den  Burgberg  hineingebaut,  die  riesige  Masse  des  wichtigsten  Gebäudes 
von  Pamphylien,  des  berühmten  Theaters.  Als  ich  mit  meinen  Gefährten  im  Herbst  1882 
von  Adalia  aus  zuerst  Aspendos  besuchte,  war  es  Nacht,  als  wir  im  Dorfe  Balkis  anlangten. 
Die  aus  dem  Schlafe  aufgescheuchten  Bewohner  leuchteten  uns  mit  Fackeln  durch  einen 
langen  Tunnel.  Auf  einmal  befanden  wir  uns  innerhalb  eines  Halbkreises  wohlerhaltener, 
mit  Bäumen  reichlich  überwachsener  Sitzreihen,  ihnen  gegenüber  aber  sahen  wir  eine  g^oss- 
artige  Palastfacade  mit  prachtvoll  umrahmten  Nischen  und  einem  reich  ornamentirten  Giebel- 
relief, die  bei  der  unvollkommenen  Beleuchtung  fast  gar  nicht  beschädigt  aussah.  Wir  waren 
ins  Theater  eingeritten  und  hatten  die  Skenenwand  vor  uns,  die  einzige  heute  noch  zum  Theil 
im  alten  Schmuck  prangende  eines  antiken  Theaters.  Der  Eindruck  war  ein  überwältigender 
und  wurde  durch  eine  eingehende  Untersuchung  des  Gebäudes  während  der  darauffolgenden 
Tage  und  späteren  wiederholten  Aufenthalt  in  Aspendos  verstärkt.  Aussen  kahl  und  schmuck- 
los erscheinend,  gehört  dieses  Theater  durch  sein  verhältnissmässig  wohl  erhaltenes  Innere 
zum  Bedeutendsten  und  Wichtigsten,  was  aus  der  römischen  Kaiserzeit  noch  aufrecht  steht. 


—    XIV     — 

IV. 

Aus  der  Ebene  in  die  pisidischen  Berge  führen  die  meist  begangenen  Wege  von  Adalia 
aus  nach  Westen  und  Nordwesten. 

Schlagen  wir  zunächst  den  gegen  Westen,  nach  Istenas  ein,  dem  Sommeraufenthalt  der 
Adalioten.  Stadt  und  Hafen,  Küste,  Ebene  und  Berge  werden  in  ihrem  richtigen  Verhältniss 
zu  einander  geschaut,  wenn  wir  die  erste  Höhenabstufung  erreicht  haben,  und  von  ferne 
grüssen  die  Akropolen  von  Perge  und  Syllion  herüber.  Drei  Stunden  von  Adalia  gelangen 
wir  zu  den  Ruinen  eines  grossen  arabischen  Gebäudes,  des  Ewdir  Chans,  des  einzigen 
in  Pamphylien  aus  der  Seltschukenzeit,  weniger  gut  erhalten  wie  die  der  Chane  in  Pisidien, 
aber  doch  wie  jene  voll  anmuthiger  architektonischer  Details.  Die  Gastfreundschaft  mosle- 
mischer Herrscher  errichtete  an  viel  begangenen  Heerstrassen  solche  Herbergen,  Menschen 
und  Thieren  Schutz  und  Rast  auf  der  Wanderung  zu  gewähren,  und  dem  Reisenden  von 
heute  ist,  was  davon  übrig  ist,  in  diesen  Landschaften  willkommen  als  Zeugniss  einer  wichtigen 
Epoche  und  durch  den  Gegensatz  zu  den  Theatern  und  Basiliken  der  griechisch  -  römischen 
Ruinenstätten. 

Bald  kommen  wir  zu  einer  alleinstehenden  antiken  Festungsmauer  mit  Thürmen  und 
nicht  lange  darauf  zu  einem  Kaffeehaus,  wo  wir  Halt  machen.  Weiter  nach  Westen  führt  der 
Weg  nach  Istenas,  ein  schöner  Gebirgsweg,  viel  begangen  im  Frühling  und  Herbst  von  Kara- 
wanen fortziehender  und  heimkehrender  Sommergäste. 

Wir  sind  im  Grenzgebiet  von  Pamphylien,  Lykien  und  Pisidien.  Kein  Ausblick  mehr 
auf  die  Ebene,  ein  ziemlich  enges  Thal,  steile,  theilweise  üppig  mit  Laubwald  besetzte 
Berglehnen.  Nichts  lässt  uns  vermuthen,  dass  hoch  über  uns  vor  zwei  Jahrtausenden  sich 
eine  prachtvolle  reiche  Stadt  ausbreitete,  schon  zu  Alexanders  des  Grossen  Zeit  mächtig  . 
genug,  ihn  zu  zwingen,  ihretwegen  auf  seinem  Marsche  von  Lykien  herüber  nach  dem  Meere 
zu  abzuschwenken,  um  sie  von  der  einzigen  Seite  zu  erstürmen,  von  welcher  aus  dies  möglich 
war ;  denn  erst  nach  ihrer  Eroberung  konnte  er  gesichert  seinen  Weg  nach  Pamphylien  fort- 
setzen. Es  warTermessos,  das  grosse  genannt,  zum  Unterschied  vom  kleinen Termessos  oder 
Kretopolis,  das  unweit  Cremna,  halbwegs  zwischen  Adalia  und  Sagalassos  lag.  Auf  steilem 
Wege  durch  herrlichen  Laubwald  steigt  man  südlich  vom  Kaffeehaus  zwei  Stunden  bergan, 
bis  man  den  ersten  antiken  Grabbau  erreicht,  bald  sieht  man  einen  zweiten  und  dritten  und 
nun  steht  man  auf  einer  Hochebene,  aus  der  ein  steiler  Felskegel  wie  ein  Riesenthurm  sich 
erhebt,  zu  seinen  Füssen,  von  Bäumen  und  Strauchwerk  umgeben,  Trümmer  eines  nicht  allzu- 
grossen  Theaters  und  von  zierlichen  Tempeln  und  Gräbern  in  schier  unendlich  scheinender 
Zahl.  Von  den  Höhen  im  Westen  und  Südwesten  schweift  das  Auge  über  die  stillen  Alpen- 
thäler  Lykiens  hin.  Nach  Südosten  fallt  das  Hochplateau  senkrecht  ab,  so  einen  Ausblick  auf 
das  Meer,  die  Küste  und  einen  Theil  der  Ebene  gewährend.  Nur  direct  nach  Süden  führt  ein 
steiler  Weg  hin  zum  Meere  hinab,  und  auf  diesem  Wege  wohl  sind  die  makedonischen  Er- 
oberer in  die  Festung  gedrungen. 

AehnUch  liegen  fast  alle  pisidischen  Bergstädte  meist  auf  anscheinend  unersteiglicher 
Felsenhöhe,  wie  Raubburgen  des  Mittelalters  oder  die  kleinen,  ehemals  als  Räubernester 


—     XV      — 

berüchtigten  Orte  in  den  Bergen  zwischen  Rom  und  Neapel.  Und  Räuberkriege  Aller  gegen 
Alle  mögen  es  auch  gewesen  sein,  die  diese  Gemeinwesen  manche  Jahrhunderte  hindurch  mit- 
einander führten.  Was  aber  an  ihnen  in  Erstaunen  setzt,  ist  ihre  grosse  Ausdehnung  und  auf 
unwirthlicher  Höhe  die  Fülle  der  Denkmäler,  durch  die  sie  die  Städte  der  Ebene  fast  noch 
übertrafen.  Wenn  wir  auch  annehmen,  dass  im  Alterthum  die  Umgebung  der  Städte  besser 
bebaut  sein  musste,  dass  die  Wege  bequemer  waren  als  jetzt,  so  hat  es  doch  immer  noch 
etwas  Wunderbares,  in  solcher  Lage  die  Ueberreste  von  grossen  Menschenniederlassungen 
mit  Theatern,  die  3000—4000  Zuschauer  fassten,  mit  Odeen  und  Prunktempeln,  zu  finden. 

Drei  solche  Städte  lagen  unweit  der  grossen  Heerstrasse,  die  von  Adalia  nordwestwärts 
durch  das  Dudenthal  nach  Phrygien  und  Lykaonien  führt:  Kretopolis  oder  Klein-Termessos, 
Cremna  und  Sagalassos.  Die  wichtigste  davon  war  Sagalassos,  drei  Tagereisen  von  Adalia, 
nur  durch  einen  hohen  Bergblock,  den  rauhen,  in  senkrechter  Wand  abfallenden  Aghljissan 
Dagh,  von  Isbarta  geschieden,  wenige  Reitstunden  von  Buldur  entfernt,  nehmen  ihre  Ruinen 
einen  weiten  Flächenraum  ein,  von  steilen  Felsen  umstarrt,  mit  weiten  Blicken  nach  Osten  zu 
in  ein  wildes  Gebirgsland,  das  ich  am  ehesten  mit  einigen  Abruzzengegenden,  z.  B,  der 
um  Aquila,  vergleichen  möchte.  Nicht  so  zahlreich  und  fein  im  Detail,  aber  gewaltiger,  im- 
posanter, über  einen  weiteren  Raum  zerstreut  als  die  Ruinen  von  Termessos,  spiegeln  diese 
Trümmer  in  ihrem  ernsteren  Charakter  die  rauhe  Grösse  der  sie  umgebenden  Landschaft  ab. 
Mehr  aber  als  irgendwo  in  Pamphylien  fanden  wir  hier  plastischen  Schmuck,  theils  noch  an 
Bauten  und  Grabstätten,  theils  am  Boden  herumliegend.  Kein  Baum,  wenig  Strauchwerk, 
die  düstere  Einöde  zu  beleben.  Nur  einige  mächtige  Cedern  beschatten  einen  Sarkophag  und 
aus  den  Sitzreihen  des  Theaters  hat  sich  ein  Wallnussbaum  zum  Licht  emporgearbeitet.  Tief 
unten  aber  in  grünem  mit  Pappeln  und  Cedern  besetzten  Thale,  von  welchem  ein  steiler  Weg 
in  zwei  Stunden  zu  den  Ruinen  hinaufführt,  liegen  die  freundlichen  Holzhäuser  eines  türkischen 
Ortes,  der  in  seinem  Namen,  Aghlassan,  etwas  verändert  die  Benennung  der  antiken  Stadt 
sich  zugeeignet  hat.  Wie  Termessos  ist  auch  Sagalassos  von  Alexander  eingenommen  worden, 
der,  nicht  ohne  ausdauernden  Widerstand  zu  begegnen,  die  Stadt  unterwarf,  als  er  von  Pam- 
phylien her  seinen  Weg  nordwärts  nach  Phrygien  einschlug. 

Weniger  begangen  als  die  vorhin  erwähnten  sind  die  übrigen  Wege,  auf  denen  man 
aus  der  pamphylischen  Ebene  heraus  nach  den  Landschaften  im  Innern  Kleinasiens  gelangt. 
Die  beiden  wichtigsten  führen  durch  die  Flussthäler  des  Kestros  und  des  Eurymedon  nach 
dem  Ejerdir  und  Beishersee.  Der  Wanderer  begegnet  auf  ihnen  nur  Karawanen  von  lu- 
rucken  in  malerischem  Aufzug,  die  die  selbstgewebten  Teppiche  ihm  zum  Verkaufe  anbieten, 
und  hie  und  da  einem  Transport  von  Naphtha  oder  anderen  unentbehrlichen  Waaren.  Die 
Schönheit  der  Berglandschaft,  die  würzige  Luft  entschädigen  reichlich  für  die  Anstrengungen 
der  Reise,  aber  wir  stossen  nur  auf  wenige  Ueberreste  antiker  Städte  in  jenen  Theilen  Pisi- 
diens.  Die  wichtigsten  sind  die  des  alten  Selge,  nördlich  von  Aspendos  gelegen,  am  Fusse 
des  Bozburun,  des  höchsten  Berges,  der  von  der  Ebene  aus  sichtbar  ist  und  sie,  hinter 
Syllion  hervorragend,  beherrscht.  Ueber  seine  Abhänge  führt  ein  beschwerlicher  Pfad  von 
Syllion  direct  nach  Syrk,  wie  Selge  heute  genannt  wird.  Ich  schlug  an  einem  schönen  Sep- 
tembertage 1884  mit  mehreien  Gefährten  den  bequemeren  Weg  über  Aspendos  ein. 


—     XVI     — 

Wir  waren  Morgens  von  Syllion  aufgebrochen  und  erreichten  um  2  Uhr  Nachmittags  die 
früher  erwähnte  Brücke  über  den  Eurymedon.  Am  hnken  Flussufer  angelangt,  wendeten  wir 
uns  nordwärts  und  arbeiteten  uns  durch  Gestrüpp  und  Brombeersträucher  hindurch,  wo  Lich- 
tungen des  Strauchwerks  dies  gestatten,  an  dem  schönen  Panorama  der  Ruinen  von  Aspen- 
dos mit  dem  Flusse  im  Vordergrunde  uns  erfreuend.  Als  wir  der  Wasserleitung  gegenüber 
uns  befanden,  wurde  der  Weg  bequemer  und  begann  beträchtlich  zu  steigen.  Wir  waren  in 
gesünderer  Luft  und  in  einer  total  verschiedenen  Landschaft,  als  wären  wir  aus  der  Campagna 
von  Rom  in  die  Umgebung  von  Olympia  versetzt.  Die  Vegetation  in  ihrer  Fülle  und  Frische 
erquickte  das  Auge  und  wie  ein  steirischer  Bergstrom  blinkte  der  grüne  Eurymedon  bald  da, 
bald  dort  zwischen  den  Nadelbäumen  des  Bergabhanges  hervor.  Gegen  Sonnenuntergang 
fanden  wir  uns  auf  einer  ansehnlichen  üppig  grünen  Ebene,  welche  im  Süden  durch  die 
Felsen,  die  Aspendos  bewachen  und  von  hier  noch  mehr  einer  riesigen  Mauerzinne  gleichen 
als  von  der  Südseite,  im  Westen  aber  durch  die  steilen,  zerklüfteten  Abhänge  des  Bozburun 
geschlossen  ist.  Neben  einem  elenden  Dorfe,  Sachrin  geheissen,  schlugen  wir  unsere  Zelte  auf 
und  setzten  den  andern  Morgen,  vom  Ortsvorstand  von  Sachrin,  der  auf  einem  Esel  uns  vor- 
anritt, geführt,  unseren  Weg  fort,  immer  am  linken  Ufer  des  Flusses,  den  häufig  Felsen  und 
föhrenbesetzte  Anhöhen  von  uns  trennten.  Gegen  Mittag  führte  der  Weg  zum  Flussufer 
herab,  eine  Zeit  lang  knapp  an  demselben  fort,  dann  aber  den  Fluss  weit  links  lassend  über 
sandige  Föhrenhügel,  bis  wir  einen  von  hohen,  dunklen  Nadelbäumen  beschatteten  türkischen 
Friedhof  gewahrten  und  am  rechten  Ufer  des  Eurymedon  die  Reste  eines  mittelalterlichen 
Castells,  in  der  Ferne  aber  in  derselben  Richtung  eine  Felsenmauer,  einer  Festungsmauer 
gleich  emporragend.  Dort  Hege  Syrk,  sagten  die  Leute.  Wieder  dem  Fluss  uns  nähernd,  der 
hier  eine  U-förmige  Krümmung  macht,  mussten  wir  bald  bergauf  reiten  und  eine  Brücke, 
offenbar  römisch,  zeigte  sich  uns  in  beträchtlicher  Höhe.  Auf  steinigem  Wege  stiegen  wir  . 
zu  ihr  empor  und  fanden  uns  über  einer  engen  Felsenschlucht,  der  Via  Mala  nicht  unähnlich, 
in  ungeheurer  Tiefe  unter  uns  der  Eurymedon.  Von  der  Brücke  aufwärts  kletterten  wir  durch 
lästiges  Gestrüpp  über  den  Felsenabhang  mühsam  empor  und  gelangten  auf  eine  Hochebene 
mit  grossartigem  Blick  in  das  Flussthal,  nach  den  üppig  bewaldeten  Bergabhängen  im  Süd- 
westen und  dem  weiten  Gebirgspanorama.  Hier  waren  wir  genöthigt,  die  Nacht  zu  bleiben, 
da  doch  keine  Aussicht  war,  noch  heute  Selge  zu  erreichen. 

Am  dritten  Tage  stiegen  wir  auf  schier  unwegsamen  Pfaden  aufwärts.  Nach  erklommener 
steiler  Höhe  gewahrten  wir  für  einen  Augenblick  das  Meer  über  die  südösdichen  Höhen  hin- 
weg, bogen  am  Bergabhang  nach  Westen  und  zogen  unter  echten  Kastanien-  und  Nuss- 
bäumen  auf  bequemem  Wege  weiter.  Dann  führte  uns  der  Pfad  wieder  nordwärts  zu  einer 
Wiese,  von  Kastanienbäumen  und  oben  abgeplatteten  thurmartigen  Felsen  umgeben.  Wir 
waren  vom  letzten  Nachtquartier  aus  zwei  Stunden  marschiert  und  die  Führer  kündigten  uns 
Syrk  als  ganz  nahe  an.  Von  Neugierde  getrieben,  eilten  wir  vorwärts  und  waren  nach  weiteren 
anderthalb  Stunden  bei  einem  Friedhofe  mit  theilweise  antiken  Säulen  und  Denksteinen  und 
sahen  das  Theater  vor  uns,  kleiner  als  die  in  Pamphylien,  doch  imposant  genug.  Gerade 
darüber  ragt  der  Gipfel  des  Bozburun  empor,  daneben  aber  liegt,  wie  in  Perge,  das  Stadium, 
wo  wir  unter  schönen  Nussbäumen  unsere  Zelte  aufschlugen.  Um  einen  breiten  Kessel  erhebt 


—    XVII    — 

sich  rings  das  Terrain,  auf  den  Höhen  mehrere  Tempelruinen  tragend,  beinahe  durchwegs  aber 
von  fruchtbaren  Feldern  bedeckt,  während  um  das  Theater  und  die  anderen  in  der  Mulde 
gelegenen  Baureste  die  Hütten  der  heutigen  Bewohner,  wo  sie  mit  ihren  Ziegen  und  Rindern 
hausen,  zerstreut  liegen.  Dies  gibt  den  Ruinen  von  Selge  ihren  eigenthümlichen,  freundlich 
intimen  Charakter,  zum  Unterschied  von  denen  von  Termessos  und  Sagalassos,  die  in  abge- 
schiedener Einsamkeit  daliegen.  Der  grosse  Reiz  der  Gegend  aber  liegt  in  den  verschiedenen 
Blicken  von  den  erhöhten  Punkten  auf  das  ferne  Meer,  das  tiefblau  zwischen  Berggipfeln 
hervorlugt.  Nur  im  Peloponnes  auf  dem  Wege  von  Tripolitza  nach  Argos  habe  ich  Aehnlicbes 
gesehen. 

Am  zweiten  Tage  nach  unserem  Eintreffen  in  Syrk  ritt  ich  am  Theater  vorüber,  west- 
wärts auf  den  Bozburun  zu.  Der  Weg  führte  eine  Zeit  lang  zwischen  terrassenförmigen  be- 
bauten Mulden  hin,  die  wie  natürliche  Theater  sich  ausnahmen.  Nach  einer  Stunde  etwa 
änderte  sich  das  Bild  und  ich  ritt  am  Abhänge  einer  Schlucht  entlang,  die  mit  Nadel- 
bäumen bewachsen,  nordischen  Charakter  zeigt;  in  der  Tiefe  ein  ausgetrockneter  Berg- 
strom. Die  Ruine  einer  antiken  Brücke  bezeichnete  das  Ende  der  Schlucht,  und  bald  dar- 
auf-war  ich  bei  den  ärmlichen  Almhütten  angelangt,  die  die  Seigier  in  der  Sommerhitze 
beziehen.  Hier  musste  ich  mein  Pferd  zurücklassen  und  zu  Fusse  den  mühsamen  Weg  auf- 
wärts fortsetzen.  Theilweise  auf  der  Nase  des  Berges,  an  einzelnen  Cedem  vorüber,  kletterte 
ich  bergan,  von  rüstigen  Jägern  aus  Syrk  begleitet,  die  heraufgekommen  waren  Steinböcke 
zu  schiessen,  welche  diese  Bergabhänge  beleben.  Von  Zeit  zu  Zeit  rastend,  sah  ich  deutlich 
südostwärts  die  Hochebene  von  Sachrin  und  den  Eurymedon  zwischen  grünen  Anhöhen 
sich  hindurchschlängeln,  jenseits  der  Bergreihe  im  Süden  aber  das  Meer,  die  hell  schimmern- 
den Ruinen  von  Side  und  das  Westende  der  pamphylischen  Ebene,  blaugrau  vom  Gestrüpp, 
das  es  bedeckt.  Immer  kleiner,  zwergartiger  wurden  die  Bäume,  je  höher  ich  stieg,  endlich 
hörten  sie  ganz  auf  und  ich  stand  auf  einer  Koppe,  von  welcher  ich  weit  nach  Norden  in  die 
zerklüftete  P'elseneinöde  blicken  konnte.  Im  Westen  aber  erhob  sich  drohend  und  steil  ab- 
fallend die  höchste  Spitze  des  Berges. 

Nicht  so  berühmt  wie  der  Vesuv  oder  der  Aetna,  der  Olymp  oder  der  Casius  in  Nord- 
syrien, der  grosse  Hermon  oder  der  Berg  Tabor,  ist  der  Bozburun  doch  ein  historischer 
Berg  in  demselben  Sinne  wie  seine  bekannteren  Brüder.  Wie  jene  ist  er  der  Beherrscher 
einer  weiten,  grossartigen  Landschaft.  Ueber  die  pamphylische  Ebene  hinweg  grüsst  er 
die  lykischen  Berge  und  das  blaue  Mittelmeer.  Zu  ihm  haben  Alexander  und  Paulus  empor- 
geblickt. 

Karl  Graf  Lanckoronski. 


Fortal  des  Indjir-Chan. 


Fig.  I.  Ausblick  von  Pergc  gegen  Sillyon. 


Die  pamphylische  Ebene. 


er  mächtige  Gebirgswall,  welcher  Lykien  im  Osten  abschliesst,  von  den 
Alten,  welche  Solyma  (Olympos)  den  erhabensten  Gipfel  nennen,  als  Theil 
des  Tauros  angesehen,  stürzt  gleich  dem  wesüichen  Grenzwall,  dem 
Kragos,  schroff  ins  Meer  ab.  Erst  70  bis  80  Kilometer  nördlich  von  dem 
heiligen  Vorgebirge,  welchem  die  Schwalbeninseln,  die  Chelidoniai  vor- 
gelagert sind,  verändert  die  Küste  ihre  Richtung  und  zugleich  ihren 
Charakter.  Nach  Norden  ziehen  die  Berge  weiter,  nach  Osten  dehnt  sich  flaches  Gestade, 
allerdings  von  Bergen  nördlich  so  überragt,  dass,  wer  von  den  Schwalbeninseln  her  zur  See 
naht,  weit  eher  die  Berge  gewahrt  als  die  niedrige  Küstenebene  davor.  Nicht  in  dem  Sinne 
ist  diese  Ebene  von  Bergen  umrahmt,  dass  die  Hauptzüge  derselben  der  Küste  parallel  nach 
Osten  gingen.  Im  Gegentheil  laufen  sie  vorerst  noch  der  Kette  am  Ostrande  Lykiens  parallel 
von  Süden  nach  Norden;  erst  weiterhin,  wo  sie  näher  zum  Meere  treten,  gehen  sie  in  östliche 
Richtung  über.  Nordsüdlich  ist  daher  auch  die  Richtung  der  Flussthäler,  welche  die  Bergzüge, 
für  die  uns  alte  Namen  fehlen  ausser  Sardemisos  (oder  Sardessos)  bei  Plinius  5,  96,  begleiten 
und  scheiden.  Unter  diesen  auch  im  Sommer  wasserreichen  Flüssen  ist  von  Westen  her  der 
erste  heute  türkisch  Duden  genannt,  weil  er  plötzlich  am  Rande  der  Ebene  aus  einer  Fels- 
höhle hervorbricht,  als  Abfluss  einer  eingeschlossenen  Hochebene  im  Innern.  Bei  den  alten 
Griechen  hiess  er  Kataraktes,  weil  er  über  die  schroffen  Kanten  der  zumTheilevon  ihm  selbst 
geschaffenen  Travertinplatte  in  Wasserfällen  niederrauscht,  heute  wie  im  Alterthum,  nur  heute 
vielleicht  mehr  zertheilt  und  weiter  östlich  geleitet.  Sein  alteinheimischer  Name  scheint  Muabis 
gewesen  zu  sein  nach  Antigonos. '  Der  zweite,  heute  Aksu,  hiess  im  Alterthum  Kestros,  viel- 
leicht auch  Tauros,  in  Pisidien  bei  Sagalassos  entspringend,  vielleicht  auch  er  der  Abfluss 

'  Hist.  mirab.  CXXXV  (150):   IIoXüxptTOv  St  xaxorfiYpa^^vai  ...  tcv  54  ev  na|jLfuX{2  Moüaßcv  «xeXtOoöv,  «r»  ti^ 
cixßaX-T)  moißv  9i  XiOov  (Xüyov?).  Vgl.  Ritter,  Kleinasien,  XIX,  S.  657. 


weiter  nördlich  liegender  Kesselthäler.  Der  dritte  ist  der  Eurymedon,  der  Zeuge  athenischen 
Ruhmes.  Ein  vierter,  von  Strabo  allein  erwähnt,  doch  namenlos  gelassen,  ist  ander  Küste 
von  Beaufort  Karamania,  S.  145,  gesehen,  wenig  Inlands  kaum  zu  bemerken.  Der  letzte  ist 
der  Melas,  wegen  seines  kalten  Wassers  im  Alterthum  bekannt.  Das  Mündungsland,  ge- 
wissermassen  das  Werk  dieser  Flüsse,  ist  die  Ebene,  deren  Ausdehnung  nicht  1 00  Kilometer 
beträgt  und  über  den  Melas  kaum  hinausreicht,  schon  am  Eurymedon  nur  noch  etwa  10  Kilo- 
meter breit  zwischen  Meer  und  Bergen,  während  westlich  um  den  Kestros  dagegen  der  Ufer- 
rand zwei-  und  dreimal  so  weit  von  den  Bergen  abliegt. 

Aber  diese  Ebene  ist  keine  einheitliche  und  gleichmässig  flache,  sie  kann  nicht  das  Werk 
ununterbrochen  fortwirkender  Ursachen  sein.  Vielmehr  steigt  sie  stufenförmig  in  Terrassen 
an.  Was  ich  darüber  nur  aus  gelegentlicher  Beobachtung  sagen  kann,  ist  doch  vielleicht 
richtiger  als  das  von  Anderen '  Bemerkte.  Von  dem  Dünenrande  abgesehen,  dehnt  sich  vom 
rechten  Ufer  des  Kestros  bis  über  den  Melas  hin  flacher,  ebener,  steinloser  Boden  (I),  an 
manchen  Stellen,  so  namentlich  um  den  Eurymedon,  sumpfig  und  Winters,  wie  versichert 
wurde,  zum  grossen  Theil  überschwemmt.  Diese  Ebene,  deren  Niveau  bei  Perge  über  den 
Kestrosspiegel  zur  Sommerszeit  wenigstens  5 — 10  Meter  sich  erhebt,  macht  durchaus  den 
Eindruck  von  Alluvialboden.  ^  Ueber  sie  erhebt  sich  westlich  vom  Kestros,  vom  Meere  bis 
jedenfalls  beträchtlich  über  Perge  hinaus  reichend,  eine  steinige  Platte  (II)  um  etwa  30  Meter, 
namentlich  um  Adalia  schroff  abgebrochen  gegen  das  Meer,  und  hier  besonders  deutlich 
als  Süsswasserbildung,  Travertin,  zu  erkennen,  von  Beaufort  und  Anderen  als  ein  Werk  des 
kalkhaltigen  Dudenwassers  angesehen.  Diese  Platte,  deren  harter  Boden  von  brauner 
Verwitterungserde  schwach  bedeckt  ist,  und  die  an  manchen  Stellen  ein  mehr  brecciaartiges 
Aussehen  gewinnt,  ist  keineswegs  so  eben  wie  die  vorbeschriebene  Alluvialebene,  sondern 
von  flachen  Hebungen  und  Senkungen  durchzogen,  theils  mehr  muldenförmigen,  so  eioe 
östlich  am  Wege  von  Adalia  nach  Perge,  theils  mehr  einem  Flussthal  gleichenden,  so  eine 
von  einem  Wege  von  Adalia  nach  Perge  geschnitten.  Sonst  führt  z.  B.  dieser  Weg  nach  Perge 
ganz  auf  der  nämlichen  (II)  höheren  Ebene,  die  ich  die  Travertinplatte  nenne,  hin,  steigt  erst 
in  unmittelbarer  Nähe  von  Perge  von  ihr  nieder  zu  der  Alluvialebene  (I),  weil  jene  höhere  am 
Rande,  wie  bei  Perge  zu  beschreiben,  durch  Einbuchtungen  aufgelockert  und  zum  Theil  in 
isolirte  Einzelhöhen  aufgelöst  ist. 

Von  Adalia  nach  Termessos  dagegen  erreicht  die  Kunststrasse  nach  einigen  Kilometern 
eine  abermals  schroffrandige,  um  mehr  als  50  Meter  höhere  dritte  Stufe  (IE),  die  mit  einer 
Ecke  gegen  Adalia  südöstlich  vortritt,  von  hier  nach  Westen  erst  südlich,  dann  westlich  gegen 
den  Winkel  des  Golfes  verläuft;  nach  der  andern  Seite  dagegen  in  nördlicher  Richtung.  So 
scheint  es  dem  von  Sillyon  aus  BHckenden,  als  ob  jenseits  des  Kestros  zunächst  ein  über 
der  eigentlichen  Niederung  (I)  aufragender  Damm  nach  Norden  zöge,  ferner  im  Westen  dann 
ein  zweiter  ihm  paralleler.  Jenes  ist  der  Ostrand  der  11.,  dieses  derjenige  der  EI.  Terrasse. 


'  Ich  finde  weder  bei  Ritter,  noch  bei  Hirschfeld,  Vorläufige  Berichte  in  den  Monatsberichten  der  Berliner 
Akademie,  1874,  S.  720,  724,  oder  Davis  Anatolica,  S.  208,  eine  klare  Vorstellung.  Seiff,  Reisen  in  der  asiati- 
schen Türkei,  S.  478,  483,  sah  nur  die  beiden  oberen  Terrassen. 

^  Vgl.  Beaufort,  Karamania,  S.  145. 


—     3     — 

Oestlich  vom  Kestros  ist  eine  solche  dreifache  Abstufung  nicht  zu  unterscheiden.  Aber 
auch  hier  liegt  vor  den  Bergen  eine  die  Ebene  I  überragende  Terrasse,  die,  am  Rande  ge- 
lockert und  aufgelöst,  ganz  ähnliche  Inselhöhen  darbietet  wie  um  Perge,  so  die  Burgen  von 
Aspendos  und  Sillyon  und  zwischen  beiden  eine  Sillyon  überaus  ähnliche.  Nur  der  Höhen- 
unterschied der  Burgen  von  Aspendos  und  Sillyon  mahnt  an  denjenigen  der  II,  und  UI.  Stufe 
im  Westen. 

Dies  stufenförmige  Ansteigen  vom  Meere  her  setzt  sich  noch  weiter  nach  Innen  fort, 
denn  auch  die  Flussthäler  senken  sich  nicht  in  gleichmässigem  Abfall  vom  inneren  Hochland 
zur  Küste,  sondern  zwischen  den  Bergen  liegen  auch  hier  steile  hohe  Ränder,  und  die  Strasse 
geht  wenigstens  zum  oberen  Kestrosgebiet  nicht  im  Flussthal  aufwärts,  sondern  ersteigt  weiter 
westlich  die  Terrassenränder  auf  treppenartigen  Wegen. 

Griechischen  Ansiedlern  bot  die  Küste  selbst  kaum  einen  Platz,  wie  ihn  Griechen  liebten 
und  daheim  überall  fanden;  umsomehr  entsprachen  ihren  Neigungen  jene  isolirten  Tafelhöhen 
unfern  dem  Meere,  angesichts  einer  fruchtbaren  Ebene,  mit  fahrbaren  Flüssen  daneben. 

Homer  erwähnt  Pamphyler  und  Pamphylien  nicht.  Erst  nach  dem  troischen  Krieg  glaubte 
man  darum  Griechen  hierher  gewandert.  Von  den  auf  dem  Heimwege  von  Ilion  Zerstreuten 
kamen,  wie  Herodot  gewiss  in  Uebereinstimmung  mit  den  sogenannten  Logographen  berich- 
tet, unter  Kalchas'  und  Amphilochos'  der  Seher  Führung  in  diese  Gegenden.  Spätere,  wie 
Strabo  nach  Artemidor,  betonen  mehr  die  Beimischung  des  ungriechischen,  wahrscheinlich 
semitischen  Elements  der  Ureinwohner'  oder  älteren  Ansiedler. 

Bestimmt  hergeleitet  werden  die  Sideten  von  dem  äolischen  Kyme,  die  Aspendier  von 
Argos.  Erstere  hatten  nach  Arrian  i,  26  bald  ihre  Sprache  verlernt;  ihre  Münzen  tragen, 
wie  es  scheint,  semitische  Legenden,  bis  später  das  Gemeingriechische  zur  Herrschaft  kommt 
In  Aspendos  dagegen  scheint  derselbe  oder  ein  ähnlicher  Dialekt  wie  in  Sillyon  und  desgleichen 
wohl  in  Perge  gesprochen  zu  sein  und  bis  in  die  letzten  Jahrhunderte  vor  unserer  Zeitrech- 
nung sich  auch  in  der  Schrift  erhalten  zu  haben.' 

Klein  und  zur  Selbständigkeit  wenig  geschaffen,  theilt  Pamphylien  meist  die  Geschichte 
seiner  westlichen,  nördlichen,  östlichen  Nachbarn,  der  Lykier,  Pisidier,  Kilikier.  Von  Kroi- 
sos  unterworfen,  fällt  es  dann  bald  an  die  Perser,  mit  den  hellenisirten  Theilen  Asiens  dem 
ersten  Steuerkreis  angehörig.  Es  stellt  griechisch  gerüstetes  Fussvolk  zum  Heer,  Schiffe  zur 
Flotte  des  Dareios;  aber  die  karische  Artemisia  schildert  die  Pamphylier  dem  Xerxes  als  un- 
zuverlässig. An  dem  grossen  Abfalle  von  der  Perserherrschaft  unter  Artaxerxes  im  Jahre  362 
nehmen  sie  Theil,  sind  aber  wieder  unterworfen,  zinspflichtig  und  mit  Besatzungen  belegt,  als 
Alexander  der  Grosse  seinen  raschen  Zug  ins  Land  von  Lykien  her  bis  Side  macht,  um  dann 
über  Sillyon,  Perge,  nach  Westen  hin  wieder  abzuziehen.  Es  ist  der  erste  und  zugleich  hellste 
Lichtstrahl,  der  Einzelnes  beleuchtend  in  der  alten  Geschichte  auf  die  Landschaft  fallt,  die  bd 


■  Herodot  7,  91 ;  Theopomp  bei  Photios,  p.  120  B  8,  fgm.  1 1 1  M.;  Strabo  14,  S.  668;  Pausaniaa 
7,  3,  4;  noch  mehr  Appian,  Bell.  civ.  2,  71. 

'  Zu  den  früher  bekannten  Resten  dieses  Dialektes  in  MQnzlegenden,  Inschriften  und  Grammatikercitaten 
s.  Bezzenberger  in  Collitz'  Sammlung  griechischer  üialektinschriften,  S.  362  ff.  Uebcr  die  Münzlcgendcn  von 
Side  vgl.  Head,  Historia  nummorum,  S.  586. 


—     4     — 

dieser  Gelegenheit  nicht  als  ein  Ganzes  auftritt  und  handelt,  sondern  jede  Stadt  für  sich,  die 
einen  mehr,  die  andern  weniger  geneigt,  den  makedonischen  Herrn  für  den  persischen  einzu- 
tauschen. Nach  Alexanders  Tode  fiel  Pamphylien  und  Lykien  dem  Nearchos  zu  nach  Tro- 
gus  13,  4,  14,  nach  Diodor  18,  3  dem  Antigonos.  So  scheint  auch  Pamphylien,  wie  das 
benachbarte  Pisidien  (Di odor  18,  44  ff.),  in  den  Streit  der  Prätendenten  gezogen.  Pamphylische 
Söldner,  wie  schon  früher  für  Geld  jedem  feil,  scheint  es,  stehen  in  Antigonos'  und  Demetrios' 
Diensten  gegen  Aegypten  (Diodor  19,  69;  82).  Aber  auch  die  Ptolemäer  suchten  sich  nach 
Polybius  5,  34  in  den  Küstenorten  Pamphyliens  geltend  zu  machen,  und  bei  Aspendos 
wird  eine  Beziehung  dieses  Ortes  zu  Alexandria  zu  erwähnen  sein.  Zuletzt  bleiben  die  Seleu- 
kiden  die  Herren,  bis  Antiochos  nach  kurzer  Zwischenherrschaft  des  Achaios  (Polybius  5,  72) 
den  Römern  weicht,  trotzdem  der  Friedensvertrag  über  die  Zugehörigkeit  von  Pamphylien 
hatte  Streit  entstehen  lassen  (Polybius  21,  48;  43).  Die  freigelassenen  Städte  scheinen  sich 
nun  dem  Könige  von  Pergamon  angeschlossen  zu  haben,  der  Attaleia  gründet;  dann,  nach  dem 
Ende  des  pergamenischen  Reiches,  bald  in  des  Zeniketes  Gewalt  gekommen  zu  sein.  Dass  sie 
aus  dem  Seeräuberwesen  Vortheil  gezogen,  ist  ein  mehrfach  gegen  die  Pamphylier,  mehr  freilich 
noch  gögen  Kilikier  und  Isaurier  erhobener  Vorwurf,  während  den  Lykiern  entgegengesetztes 
Lob  zu  Theil  wird  (Strabo  14,  664).  Der  Kampf  gegen  die  Seeräuber  nöthigte  die  Römer 
endlich,  die  Regierung  selbst  in  die  Hand  zu  nehmen.  Pamphylien  wurde  erst  Kilikien  ange- 
schlossen,' dann  ein  Theil  zu  Galatien  geschlagen  und  Amyntas  überlassen,  doch  unter  Augustus 
wieder  zu  Pamphylien  gezogen.  Unter  Claudius,  im  Jahre  43  n.  Chr.,  wurde  es  vorübergehend, 
dann,  nach  abermaliger  kurzer  Verbindung  mit  Galatien,  unter  Vespasian  dauernd  mit  Lykien 
zur  Provinz  vereint  und,  anfangs  unter  kaiserliche  Verwaltung  genommen,  von  Hadrian  im 
Jahre  135  ausgetauscht  Senatsprovinz.  Es  war  jetzt  eine  Zeit  der  Ruhe:  zahlreiche  Bauten 
dieser  Zeit  bezeugen  uns  den  Wohlstand  und  Patriotismus  einzelner  Reichen  allerdings  mehr 
als  der  Gemeinden;  auch  die  Inschriften  ehren  die  Wohlthäter  der  Menge,  die  ihr  billiges 
Brot,  Oel  zum  Bade,  Geldspenden  gewährt  und  ihre  Schaulust  durch  Spiele  befriedigt  haben. 
Auch  die  eigentlichen  Grenzen  dieser  bald  so,  bald  so  mit  den  Nachbarn  verbundenen 
Landschaft  sind  in  den  geographischen  Quellen'  nicht  immer  dieselben.  Im  Grossen  und 
Ganzen  freilich  umfasst  sie  jene  dreigestufte  Ebene  von  den  Solymabergen,  genauer  vom 
Klimax,  im  Westen  bis  zum  Melasfluss  im  Osten,  zwischen  dem  Meere  im  Süden  und  dem 
vierten  hohen  Terrassenrande  im  Norden.^ 


'  S.  Marquardt,  Römischfc  Staatsverwaltung,  I',  S.  374  ff.  Dass  etwa  unter  Commodus  Isauria  zu  Lycia 
Pamphylia  geschlagen  wurde,  s.  Bulletin  de  com  hellen.,  XI,  S.  349,  15. 

2  Der  sogenannte  Skylax  loi,  der  Stadiastnus  maris  magni  2  14  ff.,  diese  beiden  in  den  Geographi  graeci 
minores,  ed.  Müller,  Bd.  I;  Strabo,  XIV,  vS.  667;  P.  Mela,  i,  77;  Plinius,  Nat.  hist.,  V,  96;  Dionysios  Perieg., 
V,  856;  Ptolemaeus,  V,  5;  der  Geographus  Ravennas;  Hierokles,  Synecdemus  und  die  Notitiae  episco- 
patuum,  beide  herausgegeben  von  Parthey;  Constantinus  Porphyrogennetus  de  thematis,  ed.  Bekker,  I,  S.  14. 

'  S.  Hirschfeld,  I,  S.  71  1.  Ueber  die  genannten  Grenzen  hinaus  dehnen  die  Landschaft  im  Westen  Mela 
und  Plinius,  welche  noch  Phaseiis  hinzurechnen,  und  der  Stadiasmus,  wohl  auch  Dionysios,  welche  Pamphylien 
beim  Heiligen  Vorgebirge  und  den  Chelidoniai  beginnen  lassen,  während  Skylax  umgekehrt  Lykien  noch  bis  an 
den  Kestros  reichen  lässt.  Im  Osten  gehen  Strabo  und  Mela  etwas  über  den  Melasfluss  hinaus.  Nach  Norden 
greifen  Hierokles  und  die  Verzeichnisse  der  Bischofssitze  mit  ihren  Listen  pamphylischer  .Städte  über.  Vergl. 
Kuhn,  Die  städtische  und  bürgerliche  Verfassung  des  römischen  Reiches,  II,  S.  297  ff. 


—     5     — 

Die  fast  allgemein  als  pamphylisch  anerkannten  Städte  sind  von  Westen  nach  Osten 
gereiht  Olbia,  Attaleia,  Magydos,  Perge,  Sillyon,  Aspendos  und  Side,  gewiss  nicht 
wenige  auf  so  engem  Räume,  Von  ihnen  sind  diejenigen,  deren  I^ge  und  Ruinen  schon  seit 
längerer  Zeit  bekannt  sind,  im  Druck  hervorgehoben.  Ausser  den  genannten  führt  der  Sta- 
diasmus  zwischen  Side  und  dem  Eurymedon  noch  Seleukeia  auf,  zwischen  Eurymedon  und 
Kestros  ferner  Rhuskopus  (?)  und  jenseits  des  Kestros  Masura,  wie  es  scheint  am  Kataraktes. 
Diese  alle,  sonst  unbekannt,  mögen  Demen,  d.  h.  Dörfer  oder  unselbstständige  Ortschaften 
gewesen  sein,  soweit  sie  nicht  etwa  Vorgebirge  waren,  wie  das  von  Plinius'  genannte  pro- 
munturium  Leucolla. 

Im  westlichen  Pamphylien  werden  ferner  Tenedos,  Lyrnas  oder  Lymateia,  Lyrnanteia, 
Lyrnessos  genannt,  deren  Existenz  weniger  als  ihre  Benennung  etwas  zweifelhaft  ist.'  Auch 
die  Demen  Uliambos  und  Kanavra  —  wenn  die  Namen  nicht  verschrieben  —  sind  im  Westen 
anzusetzen  wegen  der  Reihenfolge,  in  welcher  sie  bei  Hierokles  erscheinen,  etwa  zu  Olbia 
oder  Attaleia,  wenn  nicht  vielleicht  zu  Termessos  gehörig,'  wie  wir  jetzt  einen  Öf^jioc  Mot>- 
Xaaa£(ov  im  Gebiete  von  Sillyon  kennen  (Inschrift  N.  57  c). 

Die  Nachforschungen  neuerer  Reisender*  zur  Kenntniss  des  Landes  und  seiner  alten  Ort- 
schaften bis  ungefähr  zum  Jahre  1850  sind  schon  im  letzten  Bande  von  Carl  Ritter's  grossem 
Werke,  Theil  XIX,  zusammengestellt.  Eine  geschichtliche  Uebersicht  derselben  gibt  Vivien 
de  St.  Martin  im  zweiten  Bande  seiner  Description  historique  et  gdographique  de  l'Asie 
mineure,  über  neuere  Reisen  Hirschfeld,  Geogr.  Jahrbuch,  X,  S.  427. 

Die  ersten,  welche  zu  nennen  sind,  der  Araber  Ibn  Batoutah  und  der  Holländer  Le 
Bruyn,  haben  nur  das  von  allen  alten  Städten  Pamphyliens  zuletzt  allein  lebendig  gebliebene 
Adalia  besucht,  ersterer  nur  die  Gegenwart,  letzterer  auch  das  Antike  ins  Auge  fassend.  Auch 
die  von  Leake  mitgetheilte  Route  des  Generals  Koehler  geht  vom  Eurymedon  über  Perge 
auf  Adalia,  von  da  nordwärts  hinaus.  Der  erste  den  Küstenorten  Adalia,  Laara  (Magydos?) 
und  Side  mit  eingehender  Sorgfalt  gewidmete  Besuch  ist  derjenige  des  Captain  Beaufort 
im  Jahre  181 2.  Fellows,  der  Entdecker  Lykiens,  hat  auch  die  meisten  Orte  Pamphyliens 
flüchtig  besucht,  fast  alle  noch  mit  unrechtem  antikem  Namen  benennend.  Einen  bedeutenden 


■  Derselbe  erwähnt  allerdinjrs  an  anderer  Stelle,  5,  121,  eine  Insel  Leucolla  Pactyac  mit  der  Stadt  gleichen 
Namens,  wie  es  scheint  an  der  pamphylischen  Küste. 

'  Wegen  Namensgleichheit  mit  troischen  Namen,  bei  der  Herleitung  der  Pamphylier  von  Troja,  und  wegen 
der  Art,  wie  Strabo  von  ihnen  spricht:  eaci  8"  ev  tw  [ista^u  <l>aaT,A(5s;  xat  'ArraXeiai  Jei'xvusO«  Oiißt;*»  xi  xai  Aupv»;5S3i» 
exxscovTwv  TS-j  6-<ißr,;  zeSi'su  Küv  Tpti)ty.iöv  KtXi'xwv  ei;  vr,v  riajx^uXiav  ex  nepou;  ü;  eipTixe  KaXXtsftevr,;. 

3  Hierokles  nennt  nach  Perge,  Sillyon,  Magydos  zwischen  Attaleia  4,  Tpscsva  6  (in  den  Notitiac  etc.  Iltfßiva), 
d.  i.  Tpsßevva,  die  südliche  Nachbarin  von  Termessos  (s.  Bd.  II),  leßia  ("OXßia?)  8  und  Termessos  Q,  also  zwischen 
lauter  im  Westen  Pamphyliens  gelegenen  Ortschaften  als  fünfte  SijjAeu  OüXfapißs;  (Notitiae  etc.  (KMqxiy2«>),  als  siebente 
8ii(jiou  Kavaupa  (Notitiae  etc.  Aix'.otavaßpa).  Vergl.  S.  1 8,  Anm.  3. 

4  Ibn  Batoutah,  Obersetzt  von  Dufremery  und  Sanguinetti,  II,  S.  255;  Corneille  Le  Bruyn,  Voyage  au 
Levant,  II,  vS.  520;  Corancez,  Itineraire  d'une  partie  peu  connue  de  l'Asie  mineure  kenne  ich  nur  im  Auszuge  bei 
Vivien  de  St.  Martin,  II,  S.  160;  Leake,  A  tour  in  Asia  minor,  S.  129;  Beaufort,  Caramania,  S.  182 ;  Ch.  Fel- 
lows, A  Journal  written  during  an  excursion  in  Asia  minor  1838;  Spratt  and  Forbes,  Travels  and  rescarches  in 
Lycia  1842;  Texier,  Description  de  l'Asie  mineure,  III,  1849;  Tremaux,  Explorati<m  archiologiquc  en  .Asic 
mineure;  1£.  J.  Davis,  Anatolica,  1872;  G,  Hirschfeld,  Vorläufige  Berichte  in  den  Monatsberichten  der  Beriiner 
Akademie,  1874,  1  und  1875,  II;  J.  Seiff,  Reisen  in  der  kleinasiatischen  Türkei  1875. 


—     6     — 

Fortschritt  bezeichnen  die  gleichzeitigen  Nachforschungen  von  A.  Schönborn,  aus  seinem 
Tagebuche  mitgetheilt  von  Ritter,  und  diejenigen  Daniell's,  welcher  sie  kurz  vor  seinem 
Tode  noch  Spratt  übergab.  Schon  vor  diesen  hatte  Texier  in  den  Jahren  1834  und  1836 
die  Landschaft  bereist,  aber  erst  1849  wurden  einige  Beobachtungen  in  Perge  und  Um- 
gegend, sowie  seine  Aufnahme  des  Theaters  von  Aspendos  veröffentlicht.  Unvollendet  ge- 
blieben ist  ein  Werk  von  Tr^maux,  mit  mangelhaften  Photographien,  aber  nützlichen  Plänen 
und  Einzelaufnahmen,  nicht  nur  aus  pisidischen  Orten  wie  Sagalassos  und  Kremna,  sondern 
auch  aus  den  pamphylischen  Perge,  Sillyon  und  Side.  Nur  eine  flüchtige  Durchreise  von 
Norden  her  über  Adalia  nach  Elmaly  gibt  E.  J.  Davis.  Das  bedeutendste  Unternehmen  in 
neuerer  Zeit  war  die  Reise  Hirschfeld's,  über  welche  jedoch  leider  nur  vorläufige  Berichte 
erschienen  sind,  während  die  verheissene  ausführliche  Darstellung  mit  Plänen  und  Aufnahmen 
seines  Begleiters,  des  Architekten  Eggert,  niemals  erfolgt  ist,  und  die  nicht  in  die  vorläufigen 
Berichte  aufgenommenen  Inschriften  sich  verloren  zu  haben  scheinen.  J.  Seiff  hat  im  Jahre  1875 
Pamphylien  nur  auf  demselben  Wege  wie  Davis  gestreift.  Was  Mitglieder  der  österreichischen 
Expedition  nach  Lykien  im  Jahre  1882  an  Beobachtungen  und  Inschriften  lediglich  in  Adalia 
sammeln  konnten,  hat  diesem  Werke  vorbehalten  werden  dürfen. 

Zu  erwähnen  sind  schliesslich  Barth,'  'Falkener  und  Le  Bas,  welche  Inschriften  sam- 
melten, während  Waddington,  der  ausgezeichnete  Bearbeiter  der  Le  Bas'schen  Inschriften, 
auch  die  Münzkunde  Pamphyliens  bereichert  hat,  endlich  eine  Anzahl  jüngerer  französischer 
Gelehrter,  welche  wie  auch  Ramsay  in  verschiedenen  Bänden  des  Bulletin  de  corre.spondance 
hell^nique  in  Pamphylien  gesammelte  Inschriften  herausgegeben  haben. 


'  Von  Barth  nur  eine  Inschrift  von  Adalia  im  Rheinischen  Museum,  VII,  S.  25o.  Falkener's  Inschriften 
sind  herausgegeben  von  Henzen  in  den  Annali  dell'  Instituto  di  corrisp.  arch.,  1852;  diejenigen  von  Le  Bas  im 
III.  Bande  der  Inschriften  zu  der  Voyage  archeologique :  Asie  mineure.  Waddington,  Voyage  numismatique  in 
der  Revue  numismatique,  1853. 


Fig.  2.    Sarkophag  aus  Olbia  (?). 


Fig.  3.    Stadtmauer  von  Adalia. 


Attaleia. 


ahezu  im  innersten  Winkel  des  grossen,  gegen  Südosten  offenen  Meerbusens 
trifft  hinter  der  nach  Süden  vorgeschobenen  Travertinplatte  die  nördliche 
Uferlinie  mit  der  östlichen  im  rechten  Winkel  zusammen,  eine  kleinere  Bucht 
bildend,  welche  gegen  Südwesten  offen  ist.  Gerade  im  Scheitel  des  Winkels 
springt  die  Platte  schroff  ans  Wasser  vor,  ein  Stückchen  flachen  Strandes 
unter  der  östiichen  Steile  von  einem  eben  solchen  unter  der  nördlichen 
scheidend.  Hier  liegt  Adalia,  dessen  bescheidene  Schiffswerfte  jene  ösüiche  Strandfläche 
einnimmt,  während  die  nördliche  von  der  Dogana,  der  Ottomanischen  Bank,  Agenturen, 
Magazinen,  Caf^s  und  einigen  anderen  Gebäuden  besetzt  ist.  An  jenem  Felsvorsprung,  der 
oben  von  Befestigungen  und  Häusern  gekrönt  ist,  führen  Treppen  zur  oberen  eigentlichen 
Stadt  hinauf.  Hufeisenförmig  breitet  sich  diese  um  den  Winkel  der  Bucht,  auf  dem  auch 
vom  Plattenrande  inlands  noch  beträchtlich  ansteigenden  Boden  aus,  innerhalb  der  Ring- 
mauer eng  zusammengebaut,  mit  schmalen  Gassen,  durch  Theilungsmauem  in  Quartiere 
zerlegt,  ausserhalb,  vornehmlich  gegen  Osten  und  Nordosten,  neuer,  freier,  gefalliger. 
Hier  ündet  sich  auch  der  schöne,  reichbeschattete  Friedhof  und,  von  den  weitgetheilten 
Canälen  des  Dudenwassers  genährt,  reiches  Gartengrün,  während  man  gegen  West  und 
Nordwest  aus  den  Thoren  fast  unmittelbar  auf  den  kahlen,  erst  weiter  von  der  Stadt  mehr 
und  mehr  von  Gebüsch  bedeckten  braunen  Travertinboden  hinaustritt.  Nahe  der  west- 
lichen Mauer  ist  ein  gegen  die  Mündung  tiefer  Wasserriss.    Von  einer  neuen  Holzbrücke 


—     8     — 


überspannt,  zeigt  er,  obgleich  ausser  der  Regenzeit  trocken,  dass  auch  westlich  der  Stadt 
Wasser,  vielleicht  in  breiterer  Masse  als  einer  der  jetzigen  östlichen  Dudencanäle,  zum 
Meere  floss. 

Ueberall  in  den  Strassen  von  Adalia  trifft  das  Auge  auf  Reste  alter  Architektur,  seltener 

auch  Sculptur,  die  als  Schmuck  der  Aussenmauern,  der  Strassenecken,  der  Brunnen,  in  den 

Höfen  der  Häuser  neue  Verwendung  gefunden.    Das  Einzige,  was  noch  am  ursprünglichen 

stigung.   Platze  steht,  so  weit  wir  gesehen,'  sind  die  Mauern,  auch  sie  freilich  im  Laufe  der  Jahrtausende 

vielfältig  neu  gebaut,  ge- 
bessert und  geflickt. 

Es  ist  nur  der  klei- 
nere Halbkreis  der  dem 
Hafen  zugekehrten  Mau- 
er und  der  grössere  der 
Landmauer  mit  den  von 
den    Verbindungsstellen 
beider  auslaufenden  Ha- 
fensperren, sammt  ihren 
Thürmen  und  Vormauern 
und  einer  Andeutung  der 
Scheidemauern  zwischen 
den  einzelnen  Quartieren, 
was  die  beistehende  Plan- 
skizze  darstellt,   nur   so 
weit  genau,  als  mit  Bus- 
sole und  Abschreiten  auf 
der  Mauer  zu  erreichen 
war.   Denn  während  der 
türkischen  Mobilisirung  im  Herbst  1885,  wo  Adalia  voll  war  von  Truppen,  welche  dort 
zusammengezogen  wurden,  um  auf  Fahrzeugen  des  Oesterreichisch-ungarischen  Lloyd  ver- 
schifft zu  werden,  war  die  Erlaubniss  zu  genauerer  Aufnahme  kaum  zu  gewärtigen,  und  sie 
vergebens  zu  erbitten   insoferne  gefahrlich,   als   darnach  selbst  das  zum  Abschreiten  und 
Winkelmessen  nöthige  Mass  freier  Beobachtung  kaum  gegeben  blieb.  Eine  weitere  Erschwe- 
rung der  Arbeit  und  Entschuldigung  kaum  zu  vermeidender   Ungenauigkeiten  bot   dem 
Geometer  der  Umstand,  dass  weder  durchweg  auf  der  Mauer  herumzugehen,  noch  überall 
innen  oder  aussen  an  dieselbe  heranzukommen  war. 

Anlass  und  Ausgang  der  Stadtgründung  hier  ist  augenscheinlich  der  Hafen  gewesen, 
an  dieser  Küste  weithin  der  beste.  Um  diesen  Hafen  einigermassen  in  die  Befestigung  herein- 
zuziehen, mussten  die  Mauerlinien  in  ungefähr  gleichem  Abstände  von  jenem  Felsblocke  an 


Fig.  4.  Plan  der  Befestigung  von  Adalia. 


'  Den  Rest  eines  späten  dorischen  Baues  in  der  Stadt,  welchen  Hirsch feld,  I,  S.  715  erwähnt,  habe  ich 
nicht  gesehen.   Was  für  ein  Monument  Le  Bruyn,  II,  S.  523  beschreibt,  ist  mir  nicht  klar. 


—     9     — 

dem  Ufer  ansetzen.  In  der  That  stehen  die  beiden  Wasserthürme  {a,  l  im  Plane),  der  südliche 
rechts,  der  nördliche  links  von  dem  etwas  verengten  Hafeneingange  in  fast  gleicher  Entfernung 
von  jenem  Fels  im  Winkel  des  Hafens.  Von  diesen  Thürmen  aus  laufen  die  Mauern  in  ent- 
gegengesetzter Richtung  auf  das  Land  zu.  Die  südliche  erreicht  gradaus  sogleich  die  Steil- 
küste, während  die  nördliche,  bei  einem  zweiten  unten  am  Ufer  gelegenen  Thurme  (b)  umbie- 
gend, erst  beim  dritten  Thurme  das  hohe  Ufer  gewinnt,  und  erst  beim  vierten  die  engere  Hafen- 
mauer und  die  weitere  Landmauer  auseinandergehen.  Auf  der  anderen  Seite  dagegen  liegt 
zwischen  dem  Anfange  der  Hafenmauer  und  dem  runden  Thurme  (k),  wo  die  I^ndmauer 
beginnt,  ein  beträchtliches,  auf  dem  Rande  des  hohen  Ufers  hinlaufendes  Mauenstück  mit 
vier  Thürmen:  diese  Verschiebung  der  sonst  symmetrischen  Anlage  zeigt,  dass  bereits  damals, 
als  die  Mauern  diesen  Zug  erhielten,  die  Südostseite  des  Hafens  für  die  Bewohnung  ebenso 
bevorzugt  wurde  wie  heutzutage. 

Um  die  thurmbewehrte  Landmauer  läuft  noch  eine  zweite  niedrigere  Mauer  mit  drei- 
eckigen, thurmartigen  Aussprüngen  und  einem  Graben  davor.  Eine  Mauer  ähnlicher  Be- 
schaffenheit, doch  ohne  Thurme  und  Gräben  schliesst  auch,  von  dem  ersten  Landthurm  (b) 
nach  dem  Felsen  am  Winkel  des  Hafens  ziehend,  den  nördlichen  unteren  Stadttheil  nach  der 
Hafenseite  ab.  Jene  zweite  Mauer  auf  der  Landseite  muss  es  sein,  welche  die  Inschrift  N.  1 2 
dem  Kaiser  Leo  und  seinem  Sohne  Konstantinos  beigelegt.  ,Alle  seine  Unterthanen,'  heisst  es 
darin,  ,wie  Kinder  mit  väterlicher  Fürsorge  umfassend  und  in  dem  Gedanken,  Alles  ihrem 
Wunsche  gemäss  zu  machen,  befestigte  der  allergnädigste  (TcaYYaXirjVOC,  die  Uebersetzung 
von  , Serenissimus')  Kaiser  Leo  mit  seinem  Sohne  Konstantinos,  in  Sorge  für  die  allgemeine 
Sicherheit,  diese  christliebende  Stadt  schirmend,  weise  mit  einer  zweiten  Mauer,  sie  sich 
selber  an  Sicherheit  übertreffend  und  jeglicher  Feindeskunst  überlegen  herstellend.  Und 
dieses  Werkes  Schöpferin  ist  des  Monarchen  Hand,  wie  alles  Schönen  Spenderin  und  Wal- 
terin; Euphemios  aber,  des  Reiches  Geheimschreiber,  der  mit  Eifer  ausführende  geschickte 
Leiter  des  Baues.' 

Nicht  Leo  III.  der  Isaurier  und  Konstantin  Kopronymos'  im  Anfang  des  achten  Jahr- 
hunderts, sondern  zwei  Jahrhunderte  später  Leo  VI.,  der  Philosoph,  und  Konstantin  Porphyro- 
gennetos'  sind  zu  verstehen,  denn  Euphemios,^  der  Geheimschreiber,  ist  allem  Anschein  nach 
,der  berühmte  Gelehrte'  (■jcsptßor^toc  Ypa|AiJiauxöc),  von  dem  aus  derselben  Zeit  ein  viel- 
besprochenes Jambeion,  doch  wohl  aus  einem  Gedichte,  angeführt  wird,  §egen  einen  in  der 
Geschichte  des  Romanos,  des  Schwiegervaters  des  Porphyrogennetos,  mehrfach  genannten 
Niketas  gerichtet.  Das  bestätigt  eine  zweite  Inschrift,  wenn  die  Zusammensetzung  von  N.  13*'' 
richtig  ist,  die  nunmehr  leicht  als  auf  dieselbe  Vormauer  sich  beziehend  erkannt  wird,  datirt 
zweimal  aus  dem  Jahre  6424  =  916.  Hier  ist  Konstantin  nicht  mehr  mit  seinem  im  Jahre  912 


'  Wie  in  einer  ähnlich  angebrachten  Inschrift  von  Nicäa  CIG.  8664. 

^  Konstantinos  Porphyrogennetos  ed.  Bekker,    II,  S.  54:  ösre  Kxf^^jAicv  «mTvov  tsv  mfißiifcov  •ffa\x^xnun 

arcsxü(l/at  et';  aÜTOv  TCUTSt  tö  laixßetsv 

3  S.  Finlay,  History  of  Greece,  ed.  by  Tozer,  II,  S.  289,  290,  304  ff.    Ein  anderer  Euphemios  in  ähnlicher 
Stellung  unter  Kaiser  Markianos,  Prisci  Historia,  155. 

i 


—       lO       — 

verstorbenen  Vater  zusammen  genannt,  sondern  mit  seiner  Mutter  Zoe.  Also  mindestens  vier 
Jahre  ist  an  der  Mauer  gebaut  worden.  Nicht  Euphemios,  der  Geheimschreiber,  sondern  ein 
Kriegsmann  war  hier  als  Leiter  und  Vollender  des  Baues  genannt,  aber  sein  Name  ist  zu 
Anfang  von  Vers  3  verloren.  Seine  Verse  sind  minder  gut,  von  mehr  byzantinisch  roher  Technik 
und  im  Ausdruck  stark  an  diejenigen  des  Euphemios  angelehnt  und  so  weit  besser  gelungen. 
Wie  die  Inschrift  des  Euphemios  nahe  dem  Nordthor  11  angebracht  ist,  so  war  es  die  andere 
allem  Anschein  nach  nahe  beim  Ostthor  V. 

Was  in  der  zweiten  Inschrift  kaum  entstellt  zu  lesen  ist,  dass  die  stärkere  Befestigung 
der  christliebenden'  Stadt  gegen  die  Araber,  die  Saracenen,  sichern  sollte,  das  versteht  sich 
auch  für  die  erstere  von  selbst.  Ob  auch  zu  Lande  seit  Leo  dem  Isaurier  zurückgedrängt, 
machten  si6  doch  gerade  unter  Leo  VI.  sich  als  Piraten  in  den  griechischen  Gewässern  furcht- 
bar. Als  sie  später  die  Herren  geworden,  da  haben  auch  sie  in  weit  prunkenderer  Form  und 
an  viel  anspruchsvollerer  Stelle  ihre  Inschriften  den  Mauern  von  Adalia  eingefügt.  Aber  die 
Byzantiner,  von  denen  es  noch  zahlreiche  Inschriften  der  Art  gibt,  haben  in  dieser  Hinsicht 
nicht  nur  Nachfolger,  sondern  auch  Vorgänger  in  den  älteren  Mauern  Adalias  gehabt,  wie  wir 
bald  sehen  werden. 

Von  der  alten  Hauptmauer  der  Stadt  nun  scheint,  abgesehen  von  Thoren  und  Thürmen, 
auf  der  Landseite  nur  ein  Stück  nördlich  vom  ThorV  in  antikem  Aufbau  erhalten.'  Das 
Material  ist  an  vielen  Stellen  antik,  aber  nicht  blos  ursprünglich  der  Mauer  gehörige  Quadern, 
sondern  auch  Stücke  von  Grabmonumenten,  Säulentrommeln  sind  darein  verbaut.  Von  den 
fester  gebauten  Thürmen,  welche  durchschnittlich  etwa  30  Meter  Abstand  haben,  ist  mehr 
erhalten,  wie  ich  im  Einzelnen  anzugeben  habe. 

Vom  nördlichen,  auf  einer  über  dem  Wasserspiegel  eben  sichtbaren  Klippe  erbauten 
Wasserthurm  {a  im  Plan)  ist  die  Nordostecke,  16  Lagen  unter  und  2 — 3  über  dem  Gurtgesims 
hoch,  von  antiker  Construction.  Alte  Theile  hat  auch  der  erste  Thurm  auf  dem  Lande  (b) 
bewahrt,  hinter  dem  ein  kleines  Thor  (I)  sich  auf  einen  Weg  öffnet,  der  aussen  an  der  Mauer 
hinaufführt.  Die  Pfosten,  Gesimse  und  cassettirten  Gewölbsteine  sind  jedenfalls  antik;  ob  der 
Aufbau  nicht  mittelalterlich  wäre,  blieb  mir  ungewiss;  denn  mir  schienen  die  Gewölbsteine 
ursprünglich  für  einen  grösseren  Kreisbogen  bestimmt  gewesen  zu  sein.^  Der  nächste  alte 
Thurm  (c)  westlich  neben  dem  Nordthor  11  ist  fast  bis  oben  hinauf  vorzüglich  erhalten :  über 
2 1  jetzt  sichtbaren  Quaderschichten  dasselbe  Gurtgesims  wie  bei  a.  Darüber  befinden  sich, 
durch  die  zweite  und  dritte  Schicht  gehend,  in  der  Nordfront  zwei,  an  den  anstossenden 
Thurmseiten  je  ein  schmaler  Schlitz  mit  oberer  Abrundung,  die  in  die  vierte  Schicht  reicht; 
über  der  dreizehnten  Schicht  dann  die  Zinnen.  Diese  sind,  wie  natürlich  auch  die  grosse 
seldschukische  Inschrifttafel  mit  ihrem  aus  Marmorquadern  ausgehauenen  architektonischen 


'  9(Xc)^p'.!rc5;  sicher  activisch,  CIG.  8640  fiXi^pioTov  %cafirf\iji^  SsuXeüoyca  aÜTw;  8758  Kupts  ßoiiOsi  tw  tuzt- 
ßsoTotTü)  xat  «itXs/pfcTu  ßac'.Asu 

"  Die  Angabe  von  Davis,  dass  die  Mauern  unten  alt,  höher  hinauf  römisch,  zu  oberst  türkisch  seien,  beruht 
einfach  auf  Unkenntniss. 

^  Auch  das  jetzt  hälbabgebrochene  Thor  unfern  von  m  im  Plane  halte  ich  nicht  wie  Hirschfeld,  I,  S.  715, 
für  antik,  sondern  für  mittelalterlich,  vielleicht  mit  Stücken  vom  Hadriansthor  gebaut. 


—     II     — 


Rahmen,  spätere  Zuthat:  die  neben  und  über  der  Tafel  liegenden  Quadern  stechen  von  der 
übrigen  Construction  merklich  ab  (Fig.  5). 

Auch  vor  dem  nächsten  Thor  (III)  stehen  wieder  zwei  zum  Theil  alte  Thürme  Cd-  und  e), 
namentlich  der  erstere,  wieder  mit  zwei  Schiessscharten  an  der  Front,  je  einer  auf  jeder  Neben- 
seite in  der  zweiundzwanzigsten  bis  .vierundzwanzigsten  Schicht,  also  c  durchaus  ähnlich, 
auch  an  Ort  und  Stelle  mir  so  erschienen,  aber  ,ohne  Gurtgesims  darunter'  und  noch  acht 
Schichten  darüber  antik,  in  der  dreissigsten  gegen  Westen  zwei  Ausflussrinnen.  Auch  in 
diesem  Thurm  prunkt  oben  ein  seldschukischer  Namensschild.  Die  ganze  folgende  Strecke 
bis  zu  dem  kleinen  Ausgang  IV  ist  sowohl  aussen  wie  innen  durch  Anbauten  unzugänglich. 
Erst  wieder  der  zweite  Thurm  (f)  nach  IV  und  zwischen  den  drei  letzten  Thürmen  nörd- 
lich vom  Hadriansthor  V  die  Mauer  g 
haben  alte  Quaderfügung  mit  im  Gan- 
zen regelmässigem  Wechsel  von  Läufer- 
und Binderschichten  bis  zur  eilften,  als 
Sockel  oder  unprofilirtes  Gurtgesims 
vorkragenden  Schicht,  das  Weitere 
neu,  während  die  Thürme  hier  theils 
neu,  theils  durch  neue  Ummantelung 
unkenntlich  sind. 

Darauf  folgt  das  weiter  unten, 
Seite  20  beschriebene  Prachtthor,  das 
einzige  sicher  antike  der  Ringmauer, 
ziemlich  in  der  Mitte  der  Landmauer 
gelegen,  nach  seiner  Lage  etwa  als 
das  pergäische  zu  bezeichnen,  welches 
nach  Beaufort's  Angabe  ngch  eine 
obere  Säulenstellung  und  hier  von 
Thurm  zu  Thurm  durchgehenden  Mauer- 
gang hatte.  Erhalten  ist  der  gewölbte 
Ausgang  dahin  aus  dem  Thurm  süd- 
lich   des  Thores  h,    in   welchem    sich 

über  der  dreiundzwanzigsten  Schicht  ein  glattes  Gurtgesims  wie  bei  /  befindet  und  in  der 
neunten  Schicht  nach  aussen  die  Tafel  mit  der  Inschrift  N.  4",  welche  besagt,  dass  Julia 
Sancta  den  Thurm  aus  eigenen  Mitteln  erbaute.  Viele  Säulentrommeln  sind  in  die  Mauer 
gelegt  bei  i. 

Gewiss  antik  ist  dann  endlich  der  grosse  runde  Thurm  (k)  auf  quadratem  Unterbau  am  südli- 
chen Anfang  der  Landmauer,  über  den  gleichfalls  weiter  unten  Genaueres  zu  lesen  ist  (Fig.  6). 
Auch  die  Thürme  der  von  hier  nördlich  ziehenden  Verbindungsmauer  zwischen  I^nd-  und 
Hafenmauer  enthalten  viele  alte  Stücke.  Hinter  dem  dritten  glaubte  ich  vom  Schiffe  aus  mit 
dem  Glas  —  denn  auch  dies  Stück  ist  innen  wie  aussen  unzugänglich  —  ein  Stück  alter  Mauer 
zu  erkennen;  weiterhin,  auch  unten  am  Meere  in  den  Fels  eingeschnittene  Quaderbettungen. 


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Fig.  5.  Mauertharm  von  AdalU. 


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12       — 


In  dem  südlichen  Wasserthurm  /  endlich  ist  nur  an  der  Ostecke  in  der  neunten  und  zehnten 
Schicht  noch  ein  kleines  Stück  der  antiken  Construction  zu  erkennen. 

In  der  Hafen mauer  nun,  welche  die  niederen  Stadttheile  ausschliessend  auf  dem  Rand 
der  Höhe  sich  entlang  zieht,  habe  ich  nur  um  m  Stücke  alter  Mauer  wahrzunehmen  geglaubt, 
besonders  nördlich  unterhalb  eines  neuen  Gebäudes  um  eine  gerade  gedeckte  Fenster-  oder 
Thüröffnung  in  feinem  sauber  gefügten  Quaderbau  ohne  Rustica.  Dieses  Stück,  welchem 
nahezukommen  mir  nicht  gelingen  wollte,  habe  ich  an  Ort  und  Stelle  für  das  einzige  aus 
attalischer  Zeit  herrührende  gehalten.  Ausser  Stande,  die  weitgetrennten  übrigen  antiken 
Stücke  vergleichend  zu  überblicken,  habe  ich  Unterschiede  übersehen,  welche  später  an 
Photographien    mir    deutlich   wurden.    Abgesehen   von   dem   einzig  dastehenden  Thurm  k 

stehen  sich  die  Gruppen  a  (b)  c  (l)  und 
(de?)  f  g  gegenüber.  Die  erste  hat 
das  profilirte  Gurtgesims  {b  e  nicht  ge- 
nug erhalten,  um  es  sehen  zu  lassen)  in 
der  Höhe  der  Mauer,  den  überragenden 
Theil  der  Thürme  markirend.  Die  Qua- 
dern sind  sehr  genau  gefugt,  die  Fugen 
mitunter  etwas  springend,  kein  Wechsel 
von  Läufer-  und  Binderschichten,  viel- 
mehr die  Steine  aller  Lagen  mehr  glei- 
cher, nicht  grosser  Länge,  einzelne  ganz 
kurze  unregelmässig  dazwischen;  die 
Schichten  aber  von  ungleicher  Höhe. 
Dagegen  in  der  zweiten  Gruppe  gleich-- 
massigere  Schichthöhe,  regelmässiger 
Wechsel  von  Läufer-  und  Binderschich- 
ten (s.  die  Probe  vom  Thurme  der  Julia 
Sancta,  Fig.  13),  Gurtgesims  unprofi- 
lirt.  Die  zweite  Gruppe,  an  der  Nord- 
und  Ostseite  vertreten  und  besonders 
in  nächster  Nähe  und  in  enger  Verbin- 
dung mit  dem  Prachtthor,  ist  durch  Inschriften  zeitlich  bestimmt.  Das  Thor  trug(s.Inschr.N.4f.) 
zwei  Inschriften,  eine  obere,  vielleicht  an  dem  Sockel  der  oberen  Säulenstellung,  aber  nur 
über  den  mittleren  Theil  sich  erstreckend,  galt  dem  Kaiser  Hadrian  allein  und  bezog  sich  viel- 
leicht auf  ein  Standbild  oder  eine  Quadriga,  die  übliche  Bekrönung  von  Triumphbögen,  als 
geweiht  vom  Senat  und  Volk  Attaleias.  Die  andere  Inschrift  am  Epistyl  der  Hauptcolonnade 
weiht  gewiss  den  Bau  selbst,  und  zwar,  soweit  die  Inschrift  sicher  überliefert  ist,  ebenfalls 
Hadrian.  Habe  ich  aber  einen  andern  Theil  der  Inschrift  richtig  errathen,  so  war  der  Thor- 
bau selbst  zugleich  der  Vaterstadt  geweiht,  ähnlich  wie  mancher  andere  Bau,  also  Attaleia 
von  einem  Attaleer.  Solche  Weihungen  an  Vaterstadt  und  eine  Gottheit  oder  göttliche  Person 
zugleich  ist  nichts  Seltenes  und  so  glänzende  Bethätigung  des  privaten,  sei  es  Patriotismus, 


Fig.  6.    Runder  Festungsthurm. 


—      «3     — 

sei  es  Ehrgeizes,  gerade  in  diesen  Zeiten  und  Gegenden  eher  das  Gewöhnliche.    Die  meisten 
noch  mit  Weihinschrift  versehenen  Gebäude,  von  denen  in  diesem  Werke  aus  Pamphylien 
und  Pisidien  zu  berichten  sein  wird,  sind  von  Privaten  errichtet.    Nicht  anders  ist  es  ja  selbst 
mit  kleineren  Weihungen  von  Standbildern.    Von  grösseren  Stiftungen  der  Art  ist  gleich 
nebenan  der  Thurm  der  Julia  Sancta  ein  Beispiel  (N.  4');  in  Perge  die  Palästra  (?)  des  Julius 
Cornutus  N.  32  und  vielleicht  der  nördliche  Anbau,  zu  dem  N.  41  gehörte,  die  Stoa  (?)  der 
Artemis  und  das  Rathhaus  von  T.  Klaudios  Apollonios  N.  33,  Z.  17  und  27;  in  Sillyon  der 
Tempel  der  Tyche  von  Menodora  N.  58,   18.    In  Aspendos  will  ich  die  Beiträge  zu  Thor 
und  Thurm,  auch  die  Wasserleitung,  N.  64",  64,  64'',  deren  Kosten  von  Mehreren  getragen 
scheinen,  nicht  zählen,  aber  vom  Theater  weihten  einen  Theil  A.  Curtius  Crispinus  Arruntianus 
und  A.  Curtius  Auspicatus  Titinnianus  aus  dem  Erbe  des  A.  Curtius  Crispinus,  vielleicht  auch 
der  Architekt  Zenon  selbst  (zu  N.  64''  ff.)  einen  andern  Bau;  in  Side  Bryonianos  Lollianos 
(das  Nymphäum?)  und  die  Leitung  dazu  (zu  N.  107).    Nicht  minder  zahlreich  waren  in  den 
pisidischen  Städten  die  Bauten  privater  Stifter  (xnarai):  in  Termessos  mehrere  Stoen,  ein 
Tempel  und  Bild,  wahrscheinlich    noch  ein  anderer  öffentlicher  Bau;   in  Sagalassos  der 
Tempel  des  klarischen  Apollo  und  der  Kaiser,  ein  dem  Kaiser  Claudius  als  neuem  Helios 
geweihter  Tempel  (?),  noch  ein  dem  Kaisercult  geweihter  Bau  und  ein  Macellum;  in  Kremna 
Forum  mit  Basilica  und  Exedra,  desgleichen  eine  Stoa.    Entschieden  geringer  ist  die  Zahl 
der  als  von  den  Gemeinden  aufgeführt  genannten  Bauwerke,  und  was  von  den  Besitzverhält- 
nissen in  jenen  Zeiten  uns  durch  Inschriften  verrathen  wird,  macht  dies  durchaus  begreiflich. 
Das  Hadriansthor  in  Attaleia  also  einem  Privaten  zuzuschreiben,  wäre  durch  Beispiele  besser 
empfohlen,  als  es  von  der  Gemeinde  gebaut  zu  denken.   Wie  aber  auch  dieser  Zweifel  zu 
lösen,  jedenfalls  gehört  das  Thor  der  Zeit  Hadrians  und  wahrscheinlich  ist  es  zu  seinem 
Einzug,  den  man  ins  Jahr  130  setzt,'  erbaut  worden.    Mag  nun  auch,  wie  Nie  mann  weiter 
unten  ausspricht,  das  Thor  nicht  in  Zusammenhang  mit  dem  Thurm  der  Julia  Sancta  gebaut 
sein,  sondern  diesen  voraussetzen :  weit  auseinanderliegen  können  beide  Theile  nicht,  da  die- 
selbe Julia  Sancta  auch  ein  Standbild  der  Pauleina,  d,  i.,  wie  Waddington  zu  N.  4"*  zuerst 
ausgesprochen,  der  bald  nach  1 30  gestorbenen  Schwester  des  Hadrian  errichtet  hat. 

Gehörten  diese  an  der  Ostseite  befindlichen  Theile,  sei  es  als  Restauration,  sei  es  ab 
Erweiterung  der  Ringmauer,  der  Zeit  des  Hadrian,  so  scheint  es  naheliegend,  die  unstreitig 
besseren  und  sorgfältigen  Reste  der  ersten  Gruppe  wegen  des  einheiüichen  Charakters  — 
das  erwähnte  Stück  der  Hafenmauer  mochte,  weil  es  doch  eben  so  sehr  Innen-  wie  Aussen- 
mauer  war,  feiner  gearbeitet  sein  —  an  ziemlich  auseinander  liegenden  Theilen  der  Grün- 
dung des  Attalos  zuzuschreiben,  obgleich  sie  von  älterem  pergamenischen  Mauerbau,  wie 
er  sowohl  aus  Pergamon  selbst,  als  aus  der  , pergamenischen  Landstadt*  (Athen.  Mittheil.,  XI, 
S.  I  ff.,  444,  Taf.  XI)  bekannt  ist,  beträchtlich  abweicht. 

Als  die  Stadt  des  Attalos,  wie  Attaleia  von  byzantinischen  Schriftstellern  so  oft  genannt 
wird,  gibt  sich  Adalia  noch  heute  durch  seinen  Namen  zu  erkennen,  was  zwei  der  dort 


'  S.  J.  Dürr,  Die  Reisen  des  Kaisers  Hadrian,  S.  6 1 .    Wie  Hadrian  gleich  beim  Beginne  seiner  Regierung 
den  Städten  und  Befestigungen  der  verschiedenen  Provinzen  seine  Aufmerksamkeit  zuwandte,  berichtet  Dio  69.  Q* 


—     14     — 

gefundenen  Inschriften  N.  4™  und  14  zum  Ueberfluss  bestätigen.  Es  war  ein  unglücklicher  Ein- 
fall Beaufort's,  nach  dem  Vorgange  d'Anville's  Adalia  für  Olbia  und  Side  für  Attaleia  zu 
halten.  Eine  Kette  pergamenischer  Beziehungen  reicht  von  Telmessos  über  Oinoanda 
(Klein-?  und  Gross-)  Termessos  nach  Attaleia.'  Allerdings  sind  die  pergamenischen  Fürsten 
vielleicht  auch  weiter  in  Pamphylien  eine  kurze  Zeit  wenigstens  als  Herrscher  an  die  Stelle 
der  Seleukiden  getreten,  ob  aber  über  den  Eurymedon  bis  Side  hin,  ist  zu  bezweifeln.  = 

Dass  die  Gründung  des  zweiten  Attalos  Philadelphos,  welcher  schon  als  Feldherr  seines 
Bruders  im  Jahre  189  (Polybios  21,  43)  diese  Gegenden  gesehen  hatte,  nicht  die  erste  an 
diesem  günstigen  Platze  gewesen,  würde  man  gern  mit  Leake^  aus  Strabo  herauslesen, 
wären  dessen  Worte  klar  und  unzweideutig.  Aber  in  seinem  Satze:  nach  Olbia  und  dem 
Kataraktes  folge  weiter  östlich  Attaleia,  benannt  nach  Philadelphos,  der  es  gegründet  und 
nach  Korykos,  einem  benachbarten  Städtchen,  eine  neue  Colonie  gesandt  und  die  Ring- 
mauer vergrössert  habe,  ist  das  .benachbarte'  widersinnig  und  Korykos  der  Verwirrung  mit 
drei  anderen  Localitäten  gleiches  Namens  verdächtig.  War  wirklich  eine  vorattalische  klei- 
nere Ansiedlung  hier,  so  wird  man  doch  Reste  von  ihr  nicht  suchen,  sondern  sich  begnügen 
zu  sagen,  dass  dieselbe  sich  an  den  geschützteren  südlichen  Theil  des  Hafens  angeschlossen 
haben  muss  und  vielleicht  nur  die  südöstliche  Seite  des  Hafens  umfasste. 

Bei  byzantinischen  Schriftstellern  noch  oft  die  Stadt  des  Attalos  genannt,  ist  dies  Attaleia 
der  andern  pergamenischen  Gründung  in  Lydien*  (oder  Mysien,  Aeolien)  gleichnamig,  aber 


'  S.  Reisen  in  Lykien  und  Karien,  II,  S.  177  ff. 

2  Mommsen,  Römische  Forschungen,  IP,  S.  531  nimmt  den  Kestros,  gleich  dem  im  Friedenstractate 
genannten  Fluss  Tauros  als  die  Grenze  des  Antiochos  abgenommenen  Gebietes. 

3  Leake,  S.  175,  192,  auch  Hirschfeld,  I,  S.  713,  Kuhn,  Die  städtische  und  bürgerliche  Verfassung  des 
römischen  Reiches,  II,  S.  299,  Kiepert  und  Andere.  Strabo's  Worte  (14,  S.  667)  sind:  eita  ziXt;  'ATraXeio, 
e^TWVujjLs;  toü  XTwa-no;  «^lAaBeXICU  xa;  o'.xfcovTs;  ei;  Kw;uy,:v,  7:o'/dyyio-i  sfAspcv,  öXativ  xatsixiav  xat  (isi^w  zipt^iXiv  itepi- 
OivTs;.  Stephanos'  'ArtäAsia  darf  mit  'A/.).c£tpa,  früherer  Name  eines  Attaleia  in  Lydien,  nicht  zur  Aenderung  von 
5iJ.3pov  verleiten,  da  Lydien  und  die  Nebenform  \K'(piv.pa  im  Wege  ist.  Und  von  :[A0p3;  abgesehen,  bleibt  Korykos 
ein  Anstoss.  Strabo  selbst  kennt  hier  sonst  kein  Korykos,  sondern  eines  in  lonien,  S.  644,  eines  in  Lykien,  S.  666, 
eines  in  Kilikien,  S.  670  ff.  Nur  Suidas  und  Photius  haben  s.  v.  Kwpuxato;  ein  Kiiipjx:;  (y»p)  ti;;  Ux^iüXiai 
äxpiOTniptsv,  •rrap'  w  TziX'.q  'ATTaXeta  zur  Hand,  um  hierher  die  zur  Auslegung  eines  Komikerverses  beigebrachte  Ge- 
schichte vom  Verkehre  der  Seeräuber  mit  den  Bewohnern  einer  benachbarten  Stadt  zu  verlegen.  Diese  Geschichte 
wird  aber  bei  .Strabo,  S.  644  (welcher  dem  Ephoros  folgt,  wie  Photios  erkennen  lässt)  nach  dem  ionischen 
Korykos  gelegt,  und  ebenda  ist  auch  wieder  von  einer  Ansiedlung  des  Attalos  die  Rede,  erst  in  Myonnesos,  dann 
nach  dem  unfernen  Lebedos  verlegt,  was  einigermassen  an  das  vom  pamphylischen  Attaleia  bei  ihm  Gelesene  an- 
klingt. Die  Verlegung  von  Attaleia  bei  Stephanos,  der  Demetrios  anführt,  nach  Kilikien,  beruht  wohl  einfach 
auf  Verwechslung  mit  dem  kilikischen  Korykos  und  nicht  etwa  auf  einer  dritten  Localisirung  der  Seeräuber- 
geschichte, obgleich  es  daselbst  an  Seeräubern  später  nicht  fehlte,  und  Strabo,  S.  671,  den  Raubfürsten  Zeniketes 
vom  lykischen  Korykos  dorthin  versetzt  hat.  Was  Strabo  an  letzterer  Stelle  von  Zeniketes  berichtet:  i'Kirzo^  ce 
ToO  spsu;  (nämlich  der  Olympos)  (üxb)  toj  'liaupty.jj  hiiT.pr,<;vi  eauTiv  ::av5(/.tcv.  tsÜTSu  0'  f,v  xa;  (ausser  dem  Olympos) 
ö  Ko)puxc;xa';  r,  0acr,X(;  xa;  TO/.Xä  tüv  IlaiJisüXwv  yutpiof  r.i'na  V  e'iXsv  6  'Jsaupixb;  könnte,  combinirt  mit  Cicero,  De 
lege  agraria  15  (vgl.  2,  50):  iubent  venire  agros  Attalensium  atque  Olympenorum,  quos  populo  Romano  P.  Ser- 
vilii,  fortissimi  viri,  victoria  adiunxit,  eine  ganz  andere  Auffassung  jener  zweifelhaften  Strabostelle  über  die  Grün- 
düng Attaleias  nahelegen.  Wie,  wenn  dort  nur  zu  Anfang  von  Attaleia  die  Rede  wäre,  dann  aber  von  einer  gleich- 
zeitigen Ansiedlung  in  dem  bei  Olympos  gelegenen  Korykos,  die  Attaleia  etwa  als  xtüjAi'TrsXi;  unterstellt  sein  mochte, 
so  dass  ihr  Gebiet  als  agri  Attalensium  bezeichnet  werden  konnte?  Doch  jenes  KsXXa  twv  riajAsOXcov  /.«opta  lässt  auch 
an  das  eigentliche  Gebiet  von  Attalia  denken. 

■♦  S.  Radet  im  Bulletin  de  corr.  hellen.,  XI,  S.  168  ff. 


—     15     — 

die  Bewohner  unterschieden  sich:  diejenigen  des  pamphylischen  Attaleia  nannten  sich 
Attaleis,  die  des  andern  dagegen  Attaleatai.'  Auf  den  Münzen  beider  Städte  war  dieser 
Unterschied  schon  früher  nachgewiesen,  in  Inschriften  aber  bisher  nur  die  pamphylischen 
'AtTaXscov  7coXo)(v£{a)  in  N.  4*"  und,  durch  Verszwang  etwas  entstellt,  'AttaXaiicDV  in  N.  14 
(vergl.  N.  13  V.  4)  gelesen,  dazu  sind  aber  jüngst'  auch  zwei  der  lydischen  AtTa)^atä>v 
gekommen. 

Ihre  Culte  scheinen  die  Ansiedler  zum  Theile  aus  Pergamon  mit  nach  Pamphylien  gebracht 
zu  haben,  wo  sie  freilich  ziemlich  dieselben  Götter  auch  vorfanden :  Zeus  in  Pergamon,  als  ^wW^f« 
(Sitzungsber.  der  Berliner  Akademie,  1884,  S.  i  2  f.)  und  Gigantensieger  allbekannt,  hatte 
nicht  nur  in  Sillyon,  wie  es  scheint,  einen  Cult,  sondern  thronte  auch  auf  dem  Solyma,  dem 
majestätischen  Hauptgipfel  der  die  prachtvolle  Aussicht  von  Adalia  dominirenden  Bergkette 
jenseits  des  Golfes.  Münzen  von  Attaleia  zeigen  seinen  Kopf,  wie  auch  die  ganze  Figur  des 
sitzenden  Gottes  mit  der  Siegesgöttin  auf  der  Hand.  Der  Zeus  Tropaiuchos,  dessen  lebens- 
länglichen Priester  mit  römischem  Namen  N.  6  nennt,  könnte  fremd  sein,  aber  eben  auch  in  Per- 
gamon haben  wir  Zeus  Tropaios  kennen  gelernt  (Die  Ergebnisse  der  Ausgrabungen  von  Per- 
gamon, 1880,  S.  78).  Eine  Hauptgöttin  ist  wie  in  Pergamon  Athena;  dass  sie  auch  in  Attaleia 
Polias  benannt  sei,  ist  nicht  überliefert,  aber  fast  daraus  zu  folgern,  dass  auf  einer  Homonoia- 
münze  von  Attaleia  und  Side  jenes  durch  Athena  vertreten  wird,  wie  dieses  durch  Nemesis. 
Auf  Münzen  sieht  man  ihren  Kopf  oder  die  ganze  Figur  schreitend  oder  stehend,  mit  Nike  auf 
der  Hand,  also  Nikephoros  wie  in  Pergamon  (ÜI.  vorl.  Bericht,  S.  37,  Taf.  76 f),  in  vier-  oder 
sechssäuligem  Tempel.  Dionysos,  in  Pergamon  als  Kathegemon  verehrt,  ist  in  Attaleia  mit 
Cult  und  Priester  versehen  (N.  4^)  und  auf  Münzen  abgebildet  (s.  Bohn,  Der  Tempel  des  Dio- 
nysos zu  Pergamon,  S.  10).  Auch  ApoUon,  als  Archegetes  in  Attaleia  verehrt  (N.  4*'),  fehlt 
natürlich  in  Pergamon  nicht  (Pythios,  HI.  vorl.  Ben,  S.  58);  Hermes  ist  in  Attaleia  wie  auch 
in  Perge,  Sillyon  und  viel  in  jenen  Gegenden,  auch  durch  Personennamen,  bezeugt,  wie  in 
Pergamon ;  desgleichen  Asklepios,  die  Göttermutter,  Ares  (?)  an  beiden  Orten.  Andere  Culte 
mochten  aus  der  Nähe  kommen:  Hephaistos,  der  Waffenschmied,  auch  auf  den  Münzen  von 
Perge,  Aspendos,  Side  angetroffen,  von  Olympos,  Nemesis  von  Side,  Sarapis  von  Alexan- 
dreia,  wie  die  Artemis  den  Typus  der  pergäischen  bewahrt.  Poseidon  versteht  sich  in  der 
Hafenstadt  mit  dem  herrlichen  Meeresanblick  von  selbst.  Die  Neike  Sebaste  gehört  zu  den 
in  der  Kaiserzeit  blühenden  Spielen  und  dem  Kaisercult. 

Von  Tempeln,  deren  bauliche  Reste  ja  zum  Theil  die  in  der  Stadtmauer  eingelegten 
Säulen  u.  s.  w.  sein  mögen,  und  Bildern  ist  uns  sonst  nichts  bezeugt,  als  dass  zur  Ausstattung 
von  Constantinopel  auch  Attaleia  Bilder  geliefert  hat.  Denn  schon  an  sich  und  zumal  zwischen 
Kypros,  Kreta,  Rhodos,  Chios  und  Smyrna,  Seleukeia,  Tyana,  Ikonion,  bei  Codinus,  De 
signis,  I,  S.  53,  als  von  gleichem  Kunstraub  betroffenen  Städten  genannt,  wird  man  gewiss 
eher  an  das  pamphylische  als  an  das  lydische  Attaleia  zu  denken  haben.  Geblieben  wüsste 
ich  hier  nichts  als  die  von  Collignon  im  Bulletin  de  corr.  hellen.,  ÜI,  S.  346  erwähnte  Basis 


'  Nach  Eckhel's  (D.  N.,  III,  S.  9)  Schwanken  festgestellt  durch  Waddington,  Revue  numismatiquc,  1853 
S.  24.    Vgl.  Head,  Historia  nummorum,  S.  548. 

^  Bulletin  de  corr.  hellen.,  XI,  S.  1  73  und  400  E.   Vgl.  Athenische  Mittheilungen,  XIII,  S.  13. 


—     i6     — 

einer  Heraklesstatue  und  ein  paar  rohe  Reliefs  des  Reiterheros  oder  Gottes  Sozon'  auf  einem 
ebenda  erwähnten  Relief  genannt,  namenlos  auf  einem  oder  zwei  andern. 

Auch  von  den  anderen  Bauten  hören  wir  nichts.  Ein  Theater,  sollte  man  meinen,  kann 
nicht  gefehlt  haben,  aber  auch  nicht  einmal  einen  Platz  dazu  hat  man  bisher  gefunden.  Viel- 
leicht ist  der  steinerne  Lehnensitz,  welcher  etwas  östlich  vom  Kasernenthor  aussen  in  die 
Stadtmauer  so  eingemauert  ist,  dass  man  nur  die  Seitenfläche  sieht,  i  •  1 5  M.  hoch  und  gegen 
0-70  M.  breit,  der  einzige  Rest  bis  jetzt  von  einem  Schaulocal;  er  gleicht  wenigstens  ganz 
dem  Ende  einer  Lehnensitzreihe,  wie  sie  in  Theatern  und  Stadien  an  den  Gürtelgängen  (Dia- 
zomata)  üblich  waren:  der  Delphin  als  Armlehne  ist  ein  besonderes  Ornament  der  Seestadt.^ 

Auch  von  Gräbern  und  Grabdenkmälern  ist,  so  viel  ich  weiss,  keines  noch  am  ursprüng- 
lichen Platze  erhalten  oder  auch  nur  zu  spüren,  gewiss  weil  die  stete  Bewohnung  des  Ortes 
sie  allmählig  hat  schwinden  lassen,  und  namentlich  der  Mauerbau  und  die  Mauerausbesserung 
solches  Material  aufgesogen  hat.  In  den  Mauern  stecken  allerdings  mit  den  meisten  anderen 
Inschriften  auch  die  Grabinschriften,  einige  allem  Anscheine  nach  von  Grabbauten,  des- 
gleichen andere  Stücke,  so  z.  B.  ein  zierliclier  dorischer  Fries  von  ganz  kleinen  Verhält- 
nissen, etwa  als  Thürsturz  verwandt.  Auch  Grabreliefs,  so  eines  mit  zwei  einander  gegen- 
übersitzenden Figuren,  ein  anderes  mit  dem  Bein  einer  sitzenden  Frau,  in  deren  Schooss  sich 
ein  kleines  Mädchen  schmiegt,  sind  vermauert. 

Von  Sarkophagstücken  erwähne  ich  eines  mit  zwei  Niken  an  den  Ecken,  je  mit  einer 
Palme  in  der  einen  Hand,  die  eine  noch  mit  einem  Kranz  in  der  Rechten,  ein  in  diesen 
Gegenden  namentlich  beliebter  Schmuck  für  Sarkophagecken,  wie  sie  an  den  Ecken  der 
Kamara  von  Alexanders  des  Grossen  Leichenwagen  standen  (Diodor,  18,  26).  Auch  ein 
vollständiger  Sarkophag,  als  Brunnen^  im  nördlichen  Theile  der  Stadt  verwandt,  hat  diese 
Niken.  An  diesem  Sarkophag  ist  mehr  noch  als  bei  einem  in  Perge  zu  erwähnenden  die 
architektonische  Einfassung  hervorzuheben,  durchaus  im  Einklang  mit  der  Darlegung  von 
Matz  in  der  Archäologischen  Zeitung,  1872,  S.  1 2  f.:  unten  ein  starker  Sockel  aus  zwei  gegen- 
einander gekehrten  lesbischen  Kymatien  mit  einem  Perlstab  dazwischen,  oben  ein  Eierstab. 
In  der  sehr  beschädigten  Darstellung  erkennt  man  einen  Jäger  hoch  zu  Ross  über  einem 
Hunde  nach  rechts,  wo  über  felsigem  Grunde  oben  ein  Löwe  entflieht,  dem  ein  Mann  mit 
einem  Spiess  begegnet,  während  ein  anderer  tiefer  kniet.  Dem  genannten  Reiter  folgt  ein 
zweiter,  vor  welchem  ebenfalls  ein  Knieender  erscheint. 

Während  dies  eine  der  aAf  Sarkophagen  auch  in  Italien  —  ein  Beispiel  aus  Griechen- 
land bei  Matz  a.  a.  O.,  S.  15  —  sodann  auf  Grabreliefs  des  Nordens  besonders  beliebten 
nicht  mythischen  Jagdscenen  ist,  sind  im  Hofe  eines  Hauses  ausser  einem  Stücke  mit  Guir- 
landen  und  Gorgoneion  verziert,  zwei  andere  (s.  Fig.  7)  mit  mythischen  Darstellungen  ge- 
schmückt. Auf  dem  einen  —  es  ist  ein  linkes  Ende  —  schreitet  ein  Eros,  die  von  der  Chla- 
mys  bedeckte  Linke  mit  einem  Bogen  vorstreckend,  die  Rechte  zum  Hinterkopf  erhebend, 


'  Sozon,  Herakles  und  Orophylax  hält  Ramsay,  American  Journal  of  Archaeology,  III,  S.  363  f.  für  Namen 
desselben  localen  Dämons,  der  von  Sabazios  und  Men  nicht  verschieden  sei. 

^  Theatersitze  von  Catana  in  Sicilien  sind  in  gleicher  Weise  mit  Delphinen  geschmückt. 
^  Gesehen  von  Le  Bruyn,  II,  S.  524. 


—     17     — 

als  nähme  sie  einen  Pfeil  aus  dem  Köcher  oder  fahre  von  der  losgelassenen  Sehne  zurück. 
Noch  ein  Stück  des  Reliefgrundes  vor  ihm  ist  ohne  weitere  Figur  erhalten. 

Das  zweite  Stück  enthält  die  bekannte  Gruppe  des  Priamos,  der  mit  verhülltem  Haupt 
vor  dem  sitzenden  Achill  kniet  und  ihm  die  Hand  küsst,  während  jener  das  Haupt  abwendet, 
und  im  Hintergrunde,  einander  auffallend  nahe  gegenüberstehend,  Hermes  mit  dem  Botenstab 
neben  Priamos  und  eine  verschleierte  Frau  neben  Achill,  beide  eine  Hand  wie  weinend  zum 
Gesicht  erhebend.  Das  Relief  ist  bei  dem  Eros  höher  als  bei  Achill,  und  äussere  tekto- 
nische  Kennzeichen  eines  Sarkophages  fehlen  beiden  Reliefs,  nur  dass  die  Grösse  etwa  passt. 


Fig.  7.    Relief:  Eros;  Priamos  and  Achill. 


So  wenig  trotz  der  vielen  zerstreuten  Reste  von  alten  Denkmälern  in  Attaleia  sich  sagen 
lässt,  so  wenig  ist  auch  von  seiner  Geschichte  im  Alterthum  überliefert.  Die  Attalenherr- 
schaft  überdauerte  die  Gründung  Attaleias  ja  nur  kurz.  Darnach  offenbar  sich  selbst  über- 
lassen, gerieth  die  Stadt  mit  anderen  in  die  Gewalt  der  Piraten,  bis  Servilius  deren  Macht 
brach,  und  dem  Sieger  auch  das  Gebiet  Attaleias  —  vielleicht  in  der  S.  14,  3  vermutheten 
Beschränkung  zu  verstehen  —  zufiel.  Der  Antrag  des  Servilius  RuUus,  diese  Ländereien  für 
RechnuTig  des  römischen  Staates  zu  verkaufen,  hatte  keine  Folge.  \'ermuthlich  gab  man 
den  Attaleern  ihr  Gebiet  zurück.   Haben  die  Pergamener  dem  Sohne  des  Isaurikers  Servilius 


—     i8     — 

(s.  Die  Ergebnisse  der  Ausgrabungen  zu  Pergamon,  S.  76,  Nr.  94)  die  Herstellung  ihrer  Ver- 
fassung und  Demokratie  gedankt,  so  ist  wohl  auch  die  Tochterstadt  Attaleia  damals  noch  unab- 
hängig geblieben.  Pompeius  legte  nach  seiner  Besiegung  hier  nicht  nur  an,  sondern  Attaleia 
war  die  erste  Stadt,  die  er  auch  betrat,  indem  Schiffe,  Mannschaften  und  Anhänger  sich 
um  ihn  sammelten,  die  er  aber  bald  wieder  verliess. ' 

Als  Colonie  erscheint  die  Stadt  erst  in  der  späten  Inschrift  4™.  Bedeutende  Erneuerung, 
vielleicht  Erweiterung  (s.  S.  13)  und  Verschönerung  durch  Neubau  eines  Theiles  der  Ost- 
mauer, des  Prachtthors,  durch  Standbilder  brachte  ihr  der  in  das  Jahr  1 30  n.  Chr.  gesetzte 
Besuch  Hadrians.^  Die  Neubefestigung  hing  vielleicht  mit  dem  parthischen  Kriege  zusam- 
men, der  nicht  lange  nachher  auch  L.  Verus  an  diese  Küsten  führte,  und  wenn  derselbe  in  den 
hervorragenden  Städten  Asiens,  Pamphyliens,  Ciliciens  zu  seinem  Vergnügen  sich  aufhielt, 
dürfte  auch  Attaleia  wie  Side  seinen  Besuch  erhalten  haben  (J.  Capitolinus,  Verus,  c.  6). 

Häufigere  Erwähnung  geschieht  Attaleias,  wie  gesagt,  in  byzantinischer  Zeit,  ja  sie  ist 
fast  die  einzige  der  pamphylischen  Städte,  die  bei  Späteren  genannt  und  oft  genannt  wird. 

Kann  Adalia  nur  Attaleia  sein,  so  muss  Olbia  weiter  westlich  liegen.  Bei  Hierokles 
—  wenn  wirklich  'loßta  aus  'OXßta  verschrieben  ist'  —  vor  Termessos  genannt,  bei  Strabo 
ein  grosses  Bollwerk  ([Asya  äpu[ia)  gegen  Phaseiis,  367  Stadien  vom  heiligen  Vorgebirge, 
nach  Aristoteles*  und  Theophrast  so  belegen,  dass  der  Nordwind  dahin  von  einer  Insel 
oder  Halbinsel  Idyris  oder  Idyros  mit  Namen  her  wehte,  kann  Olbia  weder  da  gelegen  haben, 
wo  Schönborn  (bei  Ritter,  S.  636)  meinte,  noch  da,  wo  Spratt  (Daniell)  I,  S.  216^  es  ge- 
funden zu  haben  glaubte,  am  nördlichen  Ufer  des  Golfes,  sondern  muss  noch  am  westlichen 
gesucht  werden,  etwa  bei  der  natürlichen  Grenze  des  Gebietes  von  Phaseiis  gegen  Norden, 
d.  i.  bei  den  OTcva,  der  Enge  am  Fusse  des  Berges  Klimax.  Dort  scheint  man  allerdings 
Ruinen  nicht  gefunden  zu  haben,  und  wir  sind  in  dieser  Richtung  nicht  so  weit  gekommen. 

Dagegen  ist  der  von  Schönborn  für  Olbia  genommene  Platz,  vielleicht  derselbe  wo 
V.  Luschan  Ruinen  und  Sarkophage  (s.  Fig.  2),  doch  keine  ausschlaggebenden  Inschriften 
gefunden  hat,  vielleicht  ein  sei  es  zu  Termessos,  sei  es  zu  Olbia  gehöriger  Demos.  Ein  anderer 
zu  Olbia  oder  Attaleia  gehöriger  Demos  mochte  der  von  Spratt  bezeichnete  Ort  sein.  Die 
geringen  Reste  desselben,  welche  ich,  nach  Olbia  suchend,  wiedergefunden  zu  haben  glaube, 


'  Die  Durchreise  der  Apostel  Paulus  und  Barnabas,  Acta  apost.  14,  24,  ist  bei  Perge  erwähnt. 

^  S.  Dürr,  Die  Reisen  des  Kaisers  Hadrian,  S.  6l. 

^  Ramsay  im  American  Journal  of  Archaeology,  1888,  S.  8  f.,  hält  dagegen  'Isßia  für  einen  aus  der  Zeit  des 
Diocletianus  Jovius  stammenden  Beinamen  von  Termessos  und  glaubt  vielmehr  äi^l^su  OüÄtiußsu  (s.  S.  5,  Anm.  3) 
verschrieben  aus  Sijfjiou  'OXßiovsiJ.    Vgl.  Athen.  Mittheilungen  X,  S.  343. 

4  Fr.  238,  ed.  Rose:  der  Boppä?,  an  verschiedenen  Orten  verschieden  benannt,  heisse  in  'OXßi'a  vfi  xota  Mu^a- 
Asv  (1.  MotvuSsv)  TTJ?  najjiifjXiai;  (Attaleia  existirte  ja  noch  nicht)  'ISupsu;'  TrieX  y»?  ä~9  vrjaoii  v;  ^aXeiT«  'Bupi'c.  Dazu 
der  Zusatz  tivs;  8e  aütsv  ßoppäv  oisvcat  eTvai  ev  ol?  xai  AupvaTeTi;  01  xaiä  OaoY;X(5a,  als  ob  vorher  nicht  vom  Borras  die 
Rede  gewesen  wäre.  Doch  könnte  es  dann  wohl  nur  eine  Variante  des  Nordwindes,  etwa  NNO.  gewesen  sein. 
Theophrast  de  ventis  V,  35  lässt  den  'ISupebc,  welcher  axo  tcu  TccTa|xoü  'IBüpou  xvet  jxey*?  **'  ■ffoXi;,  im  pamphyli- 
schen Golf  mit  Notos  und  Euros  als  Gegenwinden  zusammentreffen.  Skylax  loo  nennt  nach  Phaseiis  "ISypo?  rsXic, 
vrjco;  AupvaTEia,  'OXßta,  Mxfjzsi  xal  zcTa|j.b;  Kaxappay.Tir;?.  Bei  Plinius  V,  121  ist  Idyris  (so  Meineke  statt  Illyris) 
eine  Insel,  dagegen  bei  vStephanus  "I5upo;  toX'.;  xa;  7:oxa|j.s;  na(/fjXia;. 

5  Gebilligt  auch  von  Müller,  Geogr.  gr.  min.  I  zum  Stadiasmus  225,  wo  Olbia  mit  Tenedos  identificirt  wird. 


—     19     — 

und  die  unerhebliche  Befestigung,  wie  sie  Spratt  beschrieben,  nicht  gegen  Lykien,  wie  man 
bei  Olbia  erwarten  müsste,  sondern  gegen  Pamphylien  gekehrt,  würden  kaum  ein  {lifOL  If-'jjia 
genannt  werden  können.  Ein  dritter  Ort  in  der  Nachbarschaft  von  Attaleia,  etwa  halbwegs 
gegen  Termessos,  sind  die  mehrfach,  zuletzt  von  Hirschfeld,  I,  S.  716  beschriebenen  Reste 
beim  Ewde-Han. '  Weitverstreute,  unübersichtliche  Ruinen  von  wenig  ausgesprochenem  Cha- 
rakter, ein  Canal  ähnlich  dem  von  Perge  (s.  S.  41),  Spuren  einer  Säulenhalle  mit  Verkaufs- 
localen  dahinter  und  Ehrendenkmälern  davor,  eine  Gräberstrasse  mit  stattlichen,  von  ent- 
arteter Kunst  mit  kranzhaltenden  Siegesgöttinnen,  mit  Darstellungen  des  Todtenmahles,  eines 
Ochsengespannes  und  dergl.  mehr  verzierten  Sarkophagen,  mögen  ebenfalls  Reste  eines 
etwa  zu  Olbia  oder  Attaleia  gehörigen  Demos  sein,  Uliambos  oder  Kanavra  oder  wie  immer 
zu  benennen. 

Nach  der  andern  Seite,  östiich  von  Attaleia,  lag  Magydos,  durch  Münzen  mit  Pallas 
Tyche,  Hermes  im  Stempel  bezeugt,'  bei  Ptolemaeus  zwischen  dem  Kataraktes  und  Kestros 
genannt,  während  Skylax  und  der  Stadiasmus  es  westlich  von  ersterem  Flüsse  anzusetzen 
scheinen.  Daher  die  von  Beaufort,  Karamania,  S.  139  gemachte  Identification  der  Ruinen 
von  Laara  zwischen  Attaleia  und  der  Kestrosmündung  an  der  Küste  Zweifeln  unterlieg^.  Die 
antiken  Reste  daselbst  habe  ich  Beaufort 's  Beschreibung  entsprechend  gefunden,  vor  Allem 
die  nicht  unbedeutenden  Ueberbleibsel  eines  Uferquais,  die  grossen  Quadern  rechtwinkelig 
zur  Quailinie  gelegt,  zwischen  zwei  nach  Süden  auslaufenden  Molen,  aus  starken,  nicht  regel- 
mässig geschichteten,  durch  eine  Art  Mörtel  verbundenen  Travertinquadern,  vorne  durch  einen 
dritten  Molo  fast  verbunden.  Eine  versinterte  Wasserleitung  —  jetzt  bricht  überall  am  Ufer 
Süsswasser  aus  dem  Felsen  hervor  —  Gewölbe  am  Ostende,  Reste  einer  alten  Säulenhalle 
mit  Thüren  von  Gemächern  dahinter,  dem  Hafenquai  parallel,  doch  in  einigem  Abstände, 
das  ist  Alles. 


'  Wohl  schon  von  Corancez  (nach  dem  Auszug  bei  Vivien  de  St-Martin,  II,  S.  697  ru  schliessen)  be- 
sucht; Schönborn  bei  Ritter,  S.  670  und  673.  Spratt,  I,  S.  228,  dessen  falsche  Identification  mit  Lagon 
Hirschfeld  zurückwies.   Auch  andere  Benennungen  sind  ungewiss  oder  falsch. 

'  Mionnet,  Descr.,  III,  S.  457;  Su.,  VII,  S.41.    Leake,  N.  H.,  8.  79,  149.   Head,  N.  H.,  S.  584. 


20 


Fig.  8.  Das  Thor  des  Hadrian,  theilweise  wiederhergestellt 


Tafel  V. 


Tafel  VI. 


Unter  den  alten  Bauwerken  Adalias  ist  vor  Allem  bemerkenswerth  das  an  der  Ostseite 
der  Stadt  befindliche  dreibogige  Thor.  Eingeklemmt  zwischen  zwei  Thürmen,  deren  einer  als 
Thurm  der  Julia  Sancta  bezeichnet  ist  (siehe  S.  1 1 ),  bildete  dasselbe  ehemals  wahrscheinlich  einen 
der  Haupteingänge  der  befestigten  Stadt,  während  es  heute,  mehrere  Fuss  hoch  im  Schutte 
steckend,  nur  von  Aussen  sichtbar,  im  Innern  aber  verbaut  ist.  Seine  verhältnissmässig  gute 
Erhaltung  verdankt  dieses  Denkmal  dem  Umstände,  dass  es  lange  Zeit  hindurch  auch  aussen 
durch  eine  Mauer  verdeckt  war,  in  welche  erst  vor  wenigen  Jahren  an  dieser  Stelle  eine  Bresche 
gelegt  ward.  Die  Abbildung  des  Thores,  welche  wir  auf  Tafel  V  mittheilen,  entspricht  dem 
Zustande  desselben  unmittelbar  nach  der  Freilegung;  erst  im  Jahre  1884  wurden  zur  Unter- 
stützung der  vorspringenden  mittleren  beiden  Architrave  etwas  unförmliche  Pfeiler  errichtet 
(siehe  Fig.  1 1),  während  die  Gebälkstücke  nächst  den  Thürmen  schon  in  früherer  Zeit  durch 
aufgeschichtete  Werkstücke  aller  Art  vor  dem  Herabstürzen  geschützt  waren. 

Das  Thor  hat  drei  gleich  grosse  Oeffnungen  von  4"  i  5  M.  Weite  und  6"  18  M.  Höhe,  vom 
antiken  Pflaster  bis  zum  Scheitel  der  Bögen  gemessen;  sie  sind  überdeckt  durch  halbkreis- 
förmige Tonnengewölbe  von  3'325  M.  Laibungsbreite;  die  Gesammthöhe  des  Bauwerkes  bis 
zur  Oberkante  des  Gebälkes  beträgt  8-035  M.  Beide  Seiten  des  Thores,  die  äussere  und  die 
innere,  sind  ganz  gleich  gestaltet;  vor  jedem  der  vier  Pfeiler  steht  aussen  wie  innen  eine  Säule, 


21       — 


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Fig.  9.  SiulenbasU  vom  Thore  des  Hadrun.] 


und  zwar  in  ungewöhnlich  weitem  Abstände  von  demselben.  Die  vier  Säulen  einer  jeden  Seite 
stehen  indessen  nicht  gleich  weit  von  einander,  sondern  es  ist  die  mittlere  Säulenzwischen- 
weite  um  0*22  M.  grösser  als  die  beiden  anderen,  trotzdem  die  Bogenöfifnungen  gleich  weit 
sind.    Das  Gebälk  ist  über  jeder 
der  acht  Säulen  verkröpft;  hinter 
den  Säulen  stehen  keine  Pilaster, 
an  Stelle  derselben  sind  Kragsteine 
als  Gebälkträger  angebracht;  die 
beiden  mittleren  Pfeiler  sind  schmal, 
so  dass  die  Archivolten  aneinander 
grenzen;   bei   den  breiteren   Eck- 
pfeilern bilden  Anten  den  Abschluss, 
deren  Basen  und  Capitelle  stumpf 
gegen  die  Thürme  stossen. 

Das  Material  ist  weisser  Mar- 
mor,  nur  die  Säulenschäfte  sind      F 
von  Granit. 

Die  Säulen  hatten  Composita- 
capitelle  und  attische  Basen  mit 
hoher  gekehlter   Plinthe  (Fig.  9). 

Nur  eine  Säule  steht  noch  aufrecht,  zwischen  Mauerwerk  halb  verborgen  an  der 
hinteren  Seite  des  Thores;  ihr  hoher  Sockel  steckt  in  der  Erde.  Die  Höhe  der  Säule  mit 
Basis  ohne  Plinthe  und  mit  dem  Capitelle  beträgt  4*94  M.,  der  untere  Durchmesser  hat 
o"5i  M. ;  das  Gebälk  ist  1*28  M.  hoch,  es  hat  hohen 
Architrav,  niederen  Fries  mit  Rankenornament 
und  Zahnschnittgesimse  mit  verzierten  Rinnleisten. 
Die  Zeichnung  der  Ornamente  ^yechselt  im  Ein- 
zelnen, auch  die  Löwenköpfe  haben  verschiedenes 
Gepräge.  Tafel  VII  gibt  oben  einen  Theil  des  Frie- 
ses und  Gesimses  über  dem  mittleren  Bogen;  die 
untere  Figur  zeigt  in  kleinerem  Massstabe  eines  der 
verkröpften  Gebälkstücke  nebst  Kragstein  und 
Säulencapitell ;  bei  C  sind  Capitell,  Architrav  und 
Kragstein  in  Unteransicht  gezeichnet.  Auffallend  ist 
der  vorspringende  Fries,  sowie  die  Form  der  Krag- 
steine, deren  bekrönende  Gliederung  sich  an  den 
Antencapitellen  (Fig.  10)  fortsetzt. 

Auf  Tafel  VIII  ist  das  Kämpfergesimse  abgebildet,  sowie  ein  Theil  der  Wölbung,  femer 
das  Profil  der  Archivolte  bei  A  und  das  Fussgesimse  der  Pfeiler. 

Die  Cassetten  in  den  Gewölben  sind  sehr  schwach  vertieft,  die  Rosetten  und  Blumen 
in  jedem  Felde  von  anderer  Zeichnung. 


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Fig.  la  AntcDcapiteU. 


22 


Fig.  1 1 .  Bogen  vom  Thore  des  Hadrian. 


23     — 


Die  Ornamente  sind  durchgehends  scharf  ausgearbeitet  und  unterschnitten,  besonders 
die  Eierstäbe  und  das  Rankenwerk  am  Fries;  das  Letztere  ist  an  vielen  Stellen  ganz  unter- 
höhlt, der  Grund  je  nach  Bedürfniss  mit  Berücksichtigung  der  Schattenwirkung  mehr  oder 
weniger  vertieft;  die  schmäleren  Einschnitte,  z.  B.  zwischen  den  einzelnen  Blättern,  sind  durch 
Bohrlöcher  hergestellt.  Das  Ganze  ist  reich  und  wirkungsvoll,  doch  im  Einzelnen  ohne  feinere 
Empfindung  gearbeitet.  - 

Wie  schon  erwähnt,  ist  das  Bauwerk  einige  Fuss  hoch  verschüttet;  es  wurde  daher,  um 
die  Höhe  der  Pfeiler  und  die  Form  ihrer  Basis  kennen  zu  lernen,  neben  dem  nördlichen 
Pfeiler  ein  Loch  gegraben  bis  auf  den  hier  noch  vorhandenen  Steinfussboden.  Leider  ver- 
hinderte uns  die  fragliche  Standfestigkeit  der  oben  erwähnten  noch  aufrechten  Säule,  durch 
weitere  Nachgrabung  zu  untersuchen,  ob  auch,  wie  ich  angenommen  habe,  am  Säulenstuhle 
wirklich  dasselbe  Fussgesimse  sich  befindet  wie  an  den  Pfeilern. 

Der  Entdecker  dieses  schönen  Thores,  Fr.  Beaufort, '  beschreibt  dasselbe  folgender- 
massen :  ,In  one  part  of  the  surroun- 
ding  wall,  we  observed  that  there 
had  formerly  been  an  opening  bet- 
ween  two  of  the  towers;  it  is  now 
walled  up,  but  appears  to  have  been 
once  a  splendid  gateway.  There  are 
still  the  remains  of  fourteen  columns; 
the  Upper  part  of  which  are  of  the 
Corinthian  order.  Four  of  larger  di- 
mensions  stand  in  a  line  with  the  outer 
face  of  the  towers;  .  .  .  .' 

Das  obere  Stockwerk,  welches 
B  e a u  f  o  r  t  sah,  ist  seitdem  verschwun- 
den, wahrscheinlich  noch  vor  dem 
im  Jahre  1833  erfolgten  Besuche  Te- 

xier's,  so  dass  diesem  der  ganze  in  seinen  unteren  Theilen  durch  eine  Mauer  verdeckte  Bau 
entgehen  konnte.' 

Auf  dem  Gesimse  des  noch  aufrechtstehenden  Untergeschosses  liegt  eine  niedere  profi- 
lirte  Steinschichte,  welche  den  Stylobat  des  Obergeschosses  bildete;  die  Oberfläche  ist 
grossentheils  mit  Schutt  und  Mauerwerk  bedeckt.  Auf  diesem  Stylobat,  der  gleich  dem  Ge- 
bälke  verkröpft  ist,  stehen  nahe  dem  südlichen  Thurme  zwei  quadratische  Pfeilerbasen;  der 
eine  dieser  Steine  ist  vollkommen  erhalten,  der  andere  sehr  zerstört,  bei  beiden  ist  die 
obere  Fläche  mit  eingearbeitetem  Zapfenloch  und  Gusscanal  vorhanden:  diese  beiden  Werk- 
stücke liegen  an  ihrem  ursprünglichen  Platze  2*36  M.  weit  von  einander,  von  Mitte  zu  Mitte 
gemessen,  der  erste  0'86  M.  vom  Thurme  entfernt  (Fig.  1 2). 


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Fig.  1 2.  Stylobat  vom  Obergeschosse  des  Hadrianthores. 


'  Karamania  or  a  brief  description  of  the  south  coast  of  Asia  Minor  by  Fr.  Beaufort,  London  1817,8.  120. 
^  Description  de  l'Asie  mineure,  faite  par  ordre  du  gouvcmcment  fran9ais  etc.  par  Charles  Texier,  Paris 
1849,  Bd.  III. 


—       24-      — 

Da  die  nächst  dem  Thurme  befindliche  Basis  A  nicht  in  der  Axe  der  ersten  Säule  steht, 
so  geht  daraus  hervor,  dass  dieselbe  Anordnung  der  freistehenden  Säulen  wie  unten  sich  oben 
nicht  wiederholte.  Auch  die  zweite  Basis  B  steht  ausser  Beziehung  zur  Axentheilung  des  Bau- 
werkes, so  dass  es  bei  dem  Mangel  sonstiger  Anhaltspunkte  unmöglich  ist,  eine  Vorstellung  von 
der  Anordnung  des  Obergeschosses  zu  gewinnen.  Der  ganze  Bau  aber  hatte,  wie  es  scheint, 
einige  Verwandtschaft  mit  dem  freilich  viel  einfacheren  Bogen  des  Hadrian  zu  Athen.  Ueber 
die  Inschrift,  in  welcher  dem  Hadrian  das  Thor  von  Adalia  gewidmet  wird,  und  welche  in 
bronzenen  Lettern  am  Architrave  angebracht  war,  ist  an  anderer  Stelle  berichtet  worden. 


F'K-  '  3-  yuadern  vom  Thurm  der  Julia  Sancta. 


Es  erübrigt  noch  der  das  Thor  einschliessenden  Thürme  zu  gedenken.  Der  südliche  ist 
ein  Bau  aus  hadrianischer  Zeit,  obwohl  kaum  zugleich  mit  dem  Thore  gebaut,  da  jede  Ver- 
bindung mit  demselben  fehlt;  dieser  Thurm  ist  8*70  M.  breit,  9*50  M.  tief  und  vom  antiken 
(verschütteten)  Pflaster  bis  zum  Gurtgesimse  etwa  14*60  M.  hoch;  seine  Mauern  bestehen 
aus  Quadern  von  o*6o  M.  Höhe,  in  regelmässig  wechselnden  Läufer-  und  Binderschichten 
aufgebaut.  Die  Stirnflächen  der  Steine  sind  in  rauhem  buckeligem  Zustande  belassen  und  nur 
mit  einem  breiten  Saumschlag  versehen  (Fig.  1 3).  Der  zweite,  nördliche  Thurm  ist  nur  in 
seinen  unteren  Theilen  antik. 


25     — 


Ein  zweites,  wohl  erhaltenes  altes  Bauwerk  ist  der  unten  quadratische,  oben  runde 
Thurm,  welcher  an  der  Südostecke  der  Ringmauer,  in  der  Planskizze  Seite  8  mit  k  bezeichnet, 
nahe  dem  Meere  liegt;  der  Thurm  ist  unten  I7"i8  M.  lang  und  breit,  seine  Höhe  beträgt 
14  M.  vom  Erdboden  bis  zur  Oberkante  der  Zinnen;  ein  F'ussglied  ist  über  dem  Boden  nicht 
sichtbar.  Dieser  Thurm  ist  von  gewaltig  fester  Bauart;  er  birgt  nur  einen  beschränkten 
Raum  im  Untergeschosse,  der  runde  Oberbau  aber  enthält  gar  keinen  Innenraum,  im  Gegen- 
theil  befindet  sich  in  der  Mitte  ein  massiver  Mauerkörper  (A 
Fig.  14)  von  quadratischer  Grundform,  4*56  M.  dick,  welcher 
auf  einem  sehr  starken,  segmentförmigen  Gewölbe  ruht  und 
mit  diesem  eine' für  sich  bestehende,  wenn  auch  mit  den 
übrigen  Mauertheilen  zusammenhängende  Construction  bil- 


Sjtu. 


^ig-  '4-  Querschnitt  durch  den  runden  Festungsthurm. 

det.  Der  Zugang  zu  der  gewölbten  Kammer  im  Unterbau 
liegt  an  der  der  Stadt  zugewendeten  Ostseite.  Es  befindet 
sich  hier  eine  Thür  von  1-70  M.  Breite.  An  den  drei  ande- 
ren Seiten  sind  ganz  unten  Mauerschlitze  angebracht,  durch 
welche  spärliches  Tageslicht  in  das  Innere  fallt. 

An  der  Nordseite  des  Untergeschosses  befindet  sich 
aussen  in  gleicher  Höhe  mit  dem  Erdboden  eine  zweite  sehr  schmale  Oeffnung,  die  Mün- 
dung einer  in  dem  Mauerwerke  ausgesparten  Treppe  von  0*90  M.  Breite,  welche  an  einer 
Ecke  oben  am  Fusse  des  Rundbaues  endet;  auf  dem  Gesimse  und  der  darauf  Hegenden 
Stufe  weiterschreitend  gelangt  man  zu  einer  über  der  Hauptthür  liegenden  Nische,  von  wo 


Fig.  15.  Gesimsprolile  xu  Tafel  IX. 


—       26 


aus  eine  zweite,  in  die  cylindrische  Mauer  eingeschnittene  Treppe  von  0-78  M.  Breite  auf  die 
Plattform  führt,  deren  Mitte  die  Oberfläche  des  erwähnten  Mauerkörpers  A  bildet.  Der  Raum, 
welcher  sich  zwischen  diesem  Körper  und  der  Umfassungsmauer  befindet,  ist  mit  Schutt  aus- 
gefüllt.   Zur  Entwässerung  der  Plattform,  deren  Pflaster  fehlt,  sind  an  drei  Seiten  senkrechte 


jMr^'iti^'w^g^wn^  i»fjf*MlOTwi  nfiJrwfnW**^^ 


Fig.   17. 
Säulencapitell. 


Fig.  16.  Verdachung  von  der  inneren  Eingangsthür  der  Moschee  Dschnmanün  Dschämisi. 

Einkerbungen  B  angebracht,  bestimmt,  metallene  oder 
thönerne  Abfallrohre  aufzunehmen,  welche  in  die 
steinernen  Ausgüsse  C  mündeten.  Der  ganze  Bau  ist 
in  schönem,  gut  gefügtem  und  glatt  bearbeitetem 
Ouaderwerk  ausgeführt;  die  Form  der  Gesimse  zeigt 
die  vorstehende  Fig.  15.  Am  Hauptgesimse  wieder- 
holt sich  die  nicht  gewöhnliche  Form  des  Kämpfer- 
gesimses vom  Hadriansbogen.  Zu  den  Seiten  der 
Hauptthür  befindet  sich  ein  auffallender  Schmuck; 
ich  halte  diese  leistenartigen  Gebilde,  sechs  zu  jeder 
Seite  der  Thür,  für  die  schematische  Darstellung  von 
Fasces. 

Der  Bau  stand  wahrscheinlich  ehemals  ganz  iso- 
lirt,  ein  schwer  zu  erstürmender  Punkt,  da  der  schmale 
Zugang  zur  Plattform  leicht  vertheidigt  werden  konnte ; 
die  Bestimmung  des  Bauwerkes  ist  fraglich;  die  An- 
ordnung des  festen  Mauerkernes  A  auf  massiger 
Unterwölbung   kann    nur    den    Zweck    haben,    eine 

schwere  Last  aufzunehmen,  wahrscheinlich  Wurfmaschinen,   vielleicht  auch  einen   Aufbau, 
welcher  zum  Tragen  eines  Leuchtfeuers  diente. 

Einen  jüngeren  Zeitabschnitt  als  die  beschriebenen  Bauwerke  vergegenwärtigen  uns  die 
Reste  einer  christlichen  Basilika,  welche  jetzt  Bestandtheile  einer  in  Verfall  befindlichen 


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Fig.   18. 
Marraorpfeiler. 


—      27      — 


Moschee  bilden.  Von  dem  christlichen  Bau  ist  die  im  Innern  halbkreisförmige,  aussen  gerad- 
linig abschliessende  gewölbte  Apsis  erhalten,  ferner  im  Innern  eine  Anzahl  von  Säulen,  durch 
Bogen  mit  einander  verbunden,  theils  freistehend,  theils  in  späterem  Pfeilerwerk  halb  versteckt; 
dahin  gehören  auch  Reste  von  Wandmalereien  und  einige  andere  Einzelheiten.  Länge,  Breite 
und  Höhe  des  Mittelschiffes  dürften  dem  ursprünglichen  Bau  entsprechen;  auch  die  Vorhalle, 
welcher  ein  Minaret  hinzugefügt  wurde,  ist  alt,  ein  grosser  Theil  der  Mauern  ist  indessen 
türkisches  Flickwerk.  Unter  den  der  Basilika  angehörigen  Einzelheiten  finden  sich  Stücke, 
welche  dem  zweiten  Jahrhundert  nach 
Christo  angehören  dürften,  neben  solchen, 
deren  Formen  auf  das  siebente  Jahrhun- 
dert frühestens  hinweisen. 

Zu  den  ersten  gehört  die  Hauptthüre, 
welche  aus  der  Vorhalle  in  das  Mittelschiff 
führt  (Fig.  16).  Das  bauchige  Profil  der 
Einfassung,  ohne  Verzierung,  ist  nichts 
Ungewöhnliches,  wir  werden  es  auch  an 
anderen  Bauten  wiederfinden;  die  Anord- 
nung mehrerer  Kymatien  über  dem  Sturze, 
welche  stumpf  gegen  die  das  Gesimse 
tragenden  Kragsteine  stossen,  ist  grie- 
C'iische  Ueberlieferung ,  die  eigentlich 
römische  Baukunst  kennt  an  dieser  Stelle 
nur  einen  Fries. 

Von  noch  reicherer  und  etwas  feinerer, 
Bildung  ist  die  zum  Theil  verschüttete  mar- 
morne Thürumrahmung,  welche  aussen 
an  der  Westseite  der  Moschee  angebracht 
ist.  Beide  Thüren  sind  zur  Verwendung  an 
der  Basilika  einem  älteren  Bauwerke  ent- 
nommen. Dagegen  gehören  der  späteren 


1  •    •      1  TT-  1-  1  ••      1-   1  I^>C-  I9-  Minaret 

byzantmischen  Kunst    die   eigenthumlich 
geformten   Kragsteine  und   die   Gesims- 
platten an,  welche  das  kleine  Nischengewölbe  schmücken  (Tafel  XI);  aus  derselben  Zeit  sind 
auch  die  Capitelle  der  in  der  Moschee  befindlichen  Säulen,  deren  eines  Fig.  1 7  veranschaulicht. 

Sehr  bemerkenswerth  als  Beispiel  spät  antiker  Formenmischung  ist  das  im  Innern  der 
Kirche  befindliche  Pfeilercapitell  (Tafel  XI  C),  welches  seine  Herkunft  vom  griechischen 
Antencapitelle  deutlich  erkennen  lässt.  Wir  erwähnen  endlich  noch  zwei  schlanke  marmorne 
Pfeiler,  welche  in  der  Moschee  als  Stützen  des  Predigtstuhles  Verwendung  gefunden  haben 
(Fig.  18). 

Eine  wiederum  spätere  Periode  in  der  Geschichte  Adalias  wird  gekennzeichnet  durch 
ediche  mohammedanische  Bauwerke,  unter  denen  wir  das  in  Fig.  1 9  mitgetheilte,  mit  glasirten 


Aul;;eiki>iiitiipii  von  M.  llHrtel. 


Fig.  20.    Portal  einer  Medresse.  (Siehe  Tafel  XII.) 


AlilsssUlb:  :  Cm.     -  l  M. 


Ziegeln  verkleidete   Minaret,  besonders   aber    die   reiche  Eingangspforte  einer    verfallenen 
ifei  XII.   Medresse  hervorheben,  welche  auf  Tafel  XII  abgebildet  ist.  In  dem  Felde  über  der  Thür  be- 
findet sich  eine  Inschrift,  welche  von  dem  Bau  Kunde  gibt. ' 


'  Eine  Photographie,  welche  indessen  nicht  zu  diesem  Zwecke  aufgenommen  war,  ermöglichte  es  Herrn  Pro- 
fessor Karabacek,  wesentliche  Theile  der  Inschrift  mitzutheilen.   Derselbe  schreibt  Folgendes:  »Die  in  kräftigem 


29      — 


Aus  weissem  Marmor 
errichtet,  vom  Alter  ge- 
schwärzt, mit  Epheu  um- 
wachsen, steht  dieser  ver- 
fallende Zeuge  glanzvoller 
Vergangenheit  der  moham- 
medanischen Herrschaft  in 
bezeichnendem  Gegensatze 
zu  der  Umgebung  armseli- 
ger Hütten. 

In  F"ig.  20  ist  in  Auf- 
riss  und  Querschnitt  die  An- 
ordnung der  Pforte  im  Ein- 
zelnen verdeuüicht. 

Wir  bringen  endlich 
einige  neuere  Wohnhaus- 
bauten aus  Adalia  zur  An- 
schauung. 

Zunächst  in  Fig.  22 
den  Aufriss  und  in  Fig.  23 11 
den  Grundriss  vom  Ober- 
geschoss  eines  türkischen 
Hauses  aus  dem  18.  Jahr- 
hundert, in  welchem  das 
Glasfenster  noch  keine 
Rolle  spielt.  Das  Haus  ent- 
hält ein  als  \'orraum  und 
Magazin  dienendes  Erdge- 
schoss  und  zwei  Stockwerke 
mit  einigen  Zimmern  gegen, 
die  Strasse  und  einem  ge- 
gen den  Garten  geöffneten 
Vorplatz  mit  anschliessen- 
den hölzernen  Galerien  und 
Treppen.  Durch  einen  Erker 
und  mehrere  Fenster  ist  das  oberste  Geschoss  ausgezeichnet,  und  zwar  sind  hier  innerhalb 
desselben  Raumes  je  zwei  Fenster  dicht  übereinander  angebracht;  die  oberen  sind  nur  mit 


Fig.  21.    Querschnitt  zu  Fig.  20. 


Tulut-Ductus  en  relief  gearbeitete  arabische  Bauinschrift  erscheint  auf  der  Photographie,  durch  den  Thorbogen 
verdeckt,  nur  zur  Hälfte;  überdies  fallen  die  ersten  Zeilen  der  Schrifttafel  flöhj  in  den  tiefen  Bogenschatten  und 
sind  deshalb  unlesbar.    Es  fehlen  die  Invocation  (Basmala),  die  Bauformel  und  der  Anfang  des  grossen  Herrscher- 


—     30     — 


AurKenomincn  tod  K.  Hartel 


Fig.  22.  Wohnhaus  aus  dem  l8.  Jahrhundert. 


einem  Holzgitter,  die  unteren  ausserdem  Jiiit  Verschlussläden  versehen.  Glas,  und  zwar  in 
kleinen  bunten  Scheiben,  ist  nur  in  den  zwei  Fenstern  über  dem  Erker  verwendet;  die  starken 
Mauern  sind  aus  Bruchsteinen  mit  zwischengelegten  Langhölzern  errichtet,  eine  Bauart,  die 
überall  im  südlichen  Kleinasien  üblich  ist.   Mit  einigem  Holzschnitzwerk  ist  der  Erker  verziert. 

titeis.    Der  Text  der  sichtbaren  Zeilenreste  lautet: 

[  Jii=Vl  üUJ-Jl 

tj  dJu  ^un  ^  -üsi  [> 

y  i> Ml^  J.X-V1  JjV^^  ül;-^^}  ^^-^* 

der   erhabenste    Sultan] 

Schatten]  Gottes  in  der  Welt,  Machthaber  über  die  Nacken 

[der  Nationen,  Beherrscher  der  Köni]ge  und  Sultane  der  Araber  und  Nichtaraber,  Ruhm 
[der  Welt  und  der  Religi]on,  Hilfe  des  Islam  und  der  Muslimen,  und 

Abü-1-fath  Kaikä]wiJs  Sohn  des  Kaichosrau  Sohnes  des  Kaikobäd, 

[der  vertraute  Freund  des  Fürsten  der  Gläu]bigen,  in  den  Monaten  des  Jahres  acht  und 

vierzig' und  sechshundert. 

Das  Bauwerk  gehört  demnach   dem  Sultan  Kaikäwüs  aus  der  kleinasiatischen  Seldschüken-Dynastie  an  und 
wurde  im  Jahre  648  d.  Hidschra,  d.  i.  zwischen  dem  5.  April  1250  und  dem  25.  März  1251  n.  Chr.  vollendet.« 


—     31      — 


Die  Pläne  zweier  moderner  Häuser  zeigen  Fig.  23  I  und  Fig.  25;  das  erste  ist  ein  sehr 
einfaches  Gebäude,  das  zweite  eine  der  palastartigen  Wohnungen,  wie  sie  die  wohlhabenden 
griechischen  Kaufleute  in  Adalia  bewohnen.  In  Uebereinstimmung  mit  den  Häusern  des 
Alterthums  bildet  hier  ein  mit  Bäumen  bepflanzter  und  von  Säulengängen  umgebener  Hof 
den  Mittelpunkt  der  Anlage.  In  den  Gängen  münden  die  Wohn-  und  Empfangszimmer,  sowie 
die  offene  Küche  und  die  übrigen  Räume 


isn-^ 


-•loM 


A  Eingani;. 

B  Offene  GiDge. 

C  Treppen. 

D  Zimmer. 

E  Erkerzimmer. 

F  Hof. 

(j  Holzkammer. 

H  CloseL 

I  Köche. 


II 


Fig.  23.  Grundrisse  zweier  Wohnhiaser. 


tür  die  Bedürfnisse  der  Wirthschaft. 

Unter  den  Bäumen  des  Hofes, 
sowie  in  den  Abseiten  (Alae)  der 
Säulengänge,  werden  Throne  aufge- 
stellt, hölzerne  Lagerstätten  von  etwa 
I  M.  Höhe,  3 — 4  M.  Länge  und  Breite, 
an  drei  Seiten  von  niederem  Gitter  um- 
geben, längs  denen  Matten  oder  Ruhe- 
polster gelegt  sind. 

Einen    Blick   in    das    Innere    des 
grösseren  Hauses  gewährt  die  Abbildung  Seite  ^2;    sie  stellt  eine  Ecke  des  Hofes  dar, 
nächst  dem  Eingange  mit  der  Haupttreppe  und  dem  daselbst  aufgestellten  Throne. 

Die  Säulen  sind  stets  von  Holz,  sie  ruhen  auf  Steinsockeln,  als  welche  sehr  oft  umgekehrte 
korinthische  Capitelle  verwendet  werden.  Meistens  reichen  die  Holzstämme  durch  beide 
Stockwerke,  und  es  ist,  wie  in  nebenstehender  Fig.  24,  der  Fussboden  des  Obergeschosses 
zwischen  den  Stützen  aufgehängt.  Von  Holz  ist  das  ganze  obere  Stockwerk,  ein  Fachwerk- 
bau aus  sehr  dünnen  Hölzern  (5 — 6  Cm.  stark),  der 
aussen  und  innen  mit  gespaltenen  Brettchen  be- 
nagelt und  verputzt  wird;  die  Zwischenräume  wer- 
den mit  Baumrinde  oder  Hobelspänen  ausgefüllt. 

Im  Erdgeschoss  ist  die  Zahl  der  Wohn- 
zimmer gering,  und  diese  erhalten  vorzugsweise 
ihr  Licht  vom  Hofe  aus;  dagegen  befindet  sich  im 
Obergeschosse,  welches  als  Winterwohnung  dient 
und  auch  eine  zweite  Küche  enthält,  eine  grössere 
Zahl  von  Wohn-  und  Schlafzimmern  mit  verglas- 
ten Fenstern  gegen  die  Strasse;  hier  tritt  auch 
an  die  Stelle  des  offenen  Ganges  nicht  selten  ein 
geschlossener  Corridor.  Heizvorrichtungen  sind 
in  dem  warmen  Klima  Adalias  überflüssig,  ein 
Rauchfang    ist  nur   für   die    Küche  vorhanden. 

Zur  Herstellung  luftiger  Ruheplätze  sind  oft  die  Gänge  des  Obergeschosses  durch  leicht 
gestützte,  weit  in  den  Hof  hineinragende  Gerüste  erweitert,  welche  ein  malerisches,  mit- 
unter kühnes  und  weitläuftiges  Gefüge  von  Gängen,  Treppen  und  Lauben,  den  Hauptreiz 
der  im  Ganzen  schmucklosen  Wohnungen  ausmachen. 


-J 


Fig.  34.  Holzconstniction  aus  Adalia. 


A 

Haupteingang. 

A'  A' 

Magazine. 

B 

Offener  Gang. 

C  C 

Treppen. 

D 

Empfangzimmer. 

E  E  E 

Triclinien  (Throne) 

F 

Hof. 

G  G 

Nebenhöfe. 

H  H 

Gärten. 

I 

Aussichtsthurm. 

K 

Wohnzimmer. 

L 

Küche. 

M  M 

Ställe. 

N 

Düngerhof. 

a  a 

Kochherde. 

b 

Cisterne. 

c  c 

Canal. 

d 

Backofen. 

10  /  o 

I    I    I    I   r   I    I    I    I  -1-1 


,10M 


Fig.  25.  Wohnhaus  eines  griechischen  Kaufmannes  in  Adalia. 


S^^9[$y2[K12]^>a^;^^ 


\|ii^■//.'r,uhrwul!><<Jf^-■>.uVilmtohul^mtllm*a,..r■^r^^^^^ 


P  e  r  g  e. 


er  scharf  abgebrochene  östliche  Rand  der  oben  beschriebenen  Tafel- 
fläche (II)  verläuft  dem  Kestros  parallel  nicht  geradlinig,  sondern  mit  tief 
eindringenden  Buchten,  welchen  inselgleich  abgelöste  Theile  vorliegen. 
So  wenigstens  da,  wo  ein  Bach  mit  dunklem  Wasser  in  die  niedere  Ebene 
hinaus  dem  Kestros  zufliesst,  zuletzt  noch  eine  solche  isolirte  Höhe  zu 
seiner  Linken  lassend,  eine  andere  zur  Rechten.  Letztere,  A  in  umstehen- 
dem Plane,'  ist  von  massiger  Ausdehnung,  gegen  die  weite  Kestrosebene  östlich,  wie  gegen 
die  schmalen  Thäler  nördlich  und  westlich  in  unersteiglicher  Schroffheit  abfallend,  steil,  doch 
nicht  unüberwindlich  auch  nach  Süden,  wo  ein  breiteres  Thal  vorliegt  zwischen  der  Tafel- 
fläche (B)  im  Westen  und  einer  letzten  Inselhöhe  (Bi)  im  Osten;  dahinter  eine  jener  weiter 
nach  Westen  einschneidenden  Buchten,  durch  die  ein  anderer  Bach  (Sarisu)  zum  Aksu  fliesst. 
Dann,  den  Blick  südlich  begrenzend,  wieder  östlich  vortretend  die  Tafelplatte  (II),  hier  am 
Rande  und  im  Thalwinkel  bewaldet,  während  die  vorhin  beschriebenen  Höhen  sämmtlich  kahl 
sind.  Auch  an  deren  Rändern  steht  nur  hie  und  da  eine  stolze  Platane,  die  vorbrechenden 
Wasseradern  anzeigend.  Die  Ebene  südlich  von  jener  schroffen  Inselhöhe  ist  nahe  ihrem 
Südfuss  am  tiefsten,  hier  mit  mächtigem  Röhricht  bedeckt,  weiter  südlich  mit  Gestrüpp,  das 
Uebersicht  und  Orientirung  erschwert.  In  einfachen,  klaren  Linien  dehnt  sich  nach  Südosten 
diese  verödete  Campagnalandschaft  mit  dem  nicht  sichtbaren,  aber  zu  ahnenden  Meere  im 
Süden,  den  Berglinien  im  Norden,  die,  je  weiter  östlich,  desto  länger  ausgezogen  sind  und 
desto  lichter  schimmern.  Dem  Südfusse  des  in  gewaltigem  Rhythmus  verlaufenden  Bozburun 
vorgelagert,  ragt  dunkel  aus  dem  lichten  Dunst  der  Ebene  eine  scharf  gezeichnete  Akropole, 
augenblicklich  die  Burg  Athens  ins  Gedächtniss  rufend,  und  dahinter,  näher  dem  Eurymedon, 
ziehen  nicht  hohe,  doch  lebhaft  bewegte  Ketten  nach  Süden,  wo  Aspendos  Tafelhöhe  unter 
anderen  ähnlichen  gelegen  ist.  (S.  Fig.  i.) 


'   Auch  bei  Tr^maux  ein  Plan,  der  die  wesentlichsten  Züge  wiedergibt.    Details  auf  iwei  weiteren  Blattern, 
s.  unten  S.  4J,  Anm.  i  und  S.  46,  Anm.  1. 


34     — 


A 

Akropolis. 

B 

"Westhöhe. 

Bi 

Osthöhe. 

C 

Aeltere  Stadtmauer. 

D 

Jüngere  Stadtmauer. 

E 

Jüngerer  Thorbau. 

F 

Aelteres  Hauptthor. 

G 

Jüngeres  Hauptthor. 

H 

Thor;  hi,  h"  Pforten 

I 

Hallenstrassen. 

K 

Uebergänge. 

L 

Palästra. 

M 

Macellum. 

Ni  Nu 

Basiliken. 

O  Ol 

Bäder? 

P 

Burgthor. 

Q 

Säulenbau. 

R 

Kirche. 

S 

Theater. 

T 

Stadion. 

V 

Grabbauten. 

w 

Quelle. 

X 

Gymnasium  ? 

Fig.  26.    Plan  von  Perge. 


Dies  ist  die  Lage  von  Perge,  wie  die  Griechen  später  den  Namen  gestalteten.  In  per- 
gäisch-griechischer  Mundart  scheint  dem  p  ein  vocahsches  r  gefolgt  zu  sein,  wenigstens  heisst 
die  weit  verehrte  Stadtgöttin,  welche  später  gemeingriechisch  die  i^prs|JLt.c  llepYaCa  genannt 
wird,  auf  älteren  Münzen  Vanassa  Preija,'  doch  wohl,  da  tta  im  Vergleich  mit  tw;  als  feminine 


'  S.  Bezzenberger  in  Collitz,  Griechische  Dialektinschriften,  S.  366. 


—     35     — 

Adjectivendung  sich  darstellt,  eher  die  Göttin  nach  der  Stadt  benannt  als  diese  nach  jener. 
Mit  völliger  Sicherheit  ist  Perge  hier  angesetzt.  Ein  Landungsplatz  für  diesen  Ort  am  Aksu 
(Kestros)  würde  auch  heute  kaum  mehr  als  60  Stadien  (reichlich  1 1  Kilometer)  aufwärts  von 
der  Mündung  liegen,  das  ist  die  Entfernung,  welche  Strabo  angibt.  Denn  Perge  selbst  lag 
nicht  an  diesem  Fluss,  sondern  nach  Mela  i,  79  zwischen  ihm  und  dem  Kataraktes,  wie 
unser  Ruinenplatz,  viel  näher  aber  dem  Kestros,  und  dieser  wird  der  Elussgott  sein,  der 
gelegentiich  auf  Münzen  von  Perge  dargestellt  ist.  An  ihm  vorüber  führt  noch  heute  die 
Hauptstrasse  von  Adalia  nach  dem  östlichen  Pamphylien,  wie  im  Alterthum  Alexander  der 
Grosse  im  Jahre  334  von  Lykien  und  Phaseiis  aus  über  Perge  nach  Aspendos  und  Side  hin 
und  von  da  über  Sillyon,  Perge  zurück  nach  Phrygien  zog;  wie  im  J.  217  Garsyeris  in  Perge 
aus  Pisidien  und  Pamphylien  die  Hilfstruppen  zusammenzog  gegen  Selge;  wie  nicht  viel  später, 
im  Jahre  188,  der  Consul  Cn.  Manlius  von  Phrygien  gegen  Perge  marschirte,  und  zwei  Jahr- 
hunderte später  Perge  für  Paulus  und  Barnabas  sowohl  auf  dem  Hinwege  von  Paphos  nach 
Antiochia  in  Pisidien,  als  auch  zurück  von  da  nach  Attaleia  Station  war.'  Den  unzweifel- 
haftesten Beweis,  dass  Perge  eben  hier  lag,  geben  die  hier  gefundenen  Inschriften,  directen 
N.  30,  34,  indirecten  auch  N.  29,  a,  36,  39.  lieber  die  Stadt  selbst  erfahren  wir  bei  Ge- 
legenheit der  erwähnten  Märsche  nichts  und  auch  sonst  wenig.  Es  waren  wohl  Griechen  des- 
selben Stammes  gewesen,  die  Perge  gegründet,  wie  diejenigen,  welche  sich  in  Aspendos  und 
Sillyon  niedergelassen;  jener  älteste  nachweisbare  Name  der  Göttin  von  Perge  scheint  das 
zu  bezeugen,  wie  die  Gleichartigkeit  des  gewählten  Platzes,  von  pisidischen  Städten  so  ab- 
weichend. Die  Gefügigkeit  der  Pergäer  gegen  Alexander  —  Pergäcr  waren  ihm  offenbar 
schon  nach  Phaseiis  entgegengekommen,  und  ihrer  bediente  er  sich  als  Führer  —  erklärt  sich 
vielleicht  aus  vertheidigungsunfahigem  Zustande  der  damals  gewiss  schon  beträchUichen 
Unterstadt  Anders  scheint  es  im  Jahre  1 88  gewesen  zu  sein.  Damals  hielt  eine  Besatzung 
des  Königs  Antiochos  die  Stadt,  nicht  etwa  die  Burg,  besetzt  —  quae  una  in  iis  locis  regio 
tenebatur  praesidio,  heisst  es  bei  Livius  38,  37  —  und  räumte  sie  dann  den  Römern.  Die 
Mauer  der  Unterstadt,  die,  wie  weiterhin  ausgeführt  wird,  in  ihren  ursprünglichen  Theilen  aus 
einem  Guss,  nach  einem  Plane  mit  der  Anlage  der  Unterstadt  entstanden  ist,  ist  nicht  perga- 
menischen  Styles,  also  nicht  etwa  attaliscn  wie  Oinoanda  (siehe  Reisen  in  Lykien,  II,  S.  177); 
aber  entschieden  griechischen  Charakters  dürfte  sie  ein  Denkmal  der  .Seleukidenherrschaft 
sein,  umsomehr,  als  eben  der  ganze  Stadtplan  an  hellenistische  Städte,  insbesondere  Antiochia 
am  Orontes  erinnert.  Die  aus  Perge  datirten  Briefe  des  P.  Lentulus  an  Cicero  vom  Jahre  43 
(ep.  Xn,  14  f.)  sagen  nichts  von  Perge,  aber  aus  Strabo's  Worten  wird  hervorgehen,  dass 
zu  seiner  Zeit  schon  die  Stadt  Perge  wesentlich  die  Unterstadt  war.  Nochmalige  Erweiterung 


'  .Skylax'  101:  Oep-jn  '^tsXij  xal  tepbv  'AprentBo?.  Strabo  14,  667  nach  Attaleia:  elO'  i  Kirrps;  •!roT»[i5^  5» 
«aicXeOsavTi  (rraSisui;  k^i,t.6'i-i  Oep-jr,  rsXi;  xat  ts  vf;^  flcpfaia;  '\pxiy.ilii  Upsv  u.  s.  w.  Mela  i,  79:  duo  validissimi 
fluvit,  Cestrus  et  Cataractes;  Cestros  navigari  facilis,  hie  quia  se  praecipitat  ita  dictus;  inter  cos  Pcrga  est  oppi- 
dum  et  Dianae,  quam  ab  oppido  Pergaeam  vocant,  templum.  Plinius  5,  96  nennt  von  Osten  her  .\spendum,  Plan- 
tanistum,  Perge;  ebenso  Ptolemaeus  5,  5,  nur  mit  Sillyon  statt  des  sonst  unbekannten  Plantanistum.  Alexanders 
Märsche,  Arrian  i,  26;  Garsyeris,  Polybius  5,  72  f.;  Paulus'  Reisen,  .\cta  13,  13  und  14,  24;  Cn.  Manlius, 
Polybius  21,  44;  Livius  38,  37. 


der  Stadt  nach  Süden  werden  uns  die  Reste  erkennen  lassen,  die  auch  sonst  von  Neubau, 
Zerstörung  und  Ausbesserung  mannigfach  zeugen. 

Das  älteste  Perge'  muss  jene  schrofife  Höhe  eingenommen  haben,  die  später  nur  die 
Akropolis  der  nach  Süden  in  das  Thal  vorgeschobenen  Stadt  war.  Doch  hier  oben  ist  fast 
kein  Rest  des  Alterthums  geblieben.  Von  einstiger  Ummauerung,  die  in  der  That  überflüssig 
gewesen  wäre,  haben  wir  keine  Spur  gefunden.  Im  Gegentheil  sieht  man  Reste  alter  ein- 
geschnittener Hausgründungen  mit  Cisternen,  ähnlich,  wie  sie  zahlreicher  auf  der  Burg  von 
Sillyon  vorhanden  sind,  namentlich  westlich  hart  an  der  Kante,  die  freilich  auch  hier  durch 
Absturz  ihnen  näher  gerückt  sein  mag. 

Im  südöstlichen  Theile  der  Burgfläche  stehen  oder  liegen  noch  auf  ihrem  Stylobat  von 
circa  20  M.  Frontlänge  die  Untertheile  von  sechs  Granitsäulen.  Das  Fundament  hat  nach 
Norden  noch  eine  Ausdehnung  von  etwa  loM.;  aber  das  Ganze  ist  ein  zu  rohes  Flickwerk, 
als  dass  man  dabei  mit  Hirschfeld  und  Früheren  an  den  altberühmten  Artemistempel  denken 
könnte,  es  müsste  denn  ein  spätester  Umbau  sein.  Weiter  westlich  liegt  ein  anderer,  mittel- 
alterlicher Bau,  vielleicht  eine  Kirche.  Mit  der  Thürwand  nach  Süden  gekehrt,  liegt  er  schräg 
vor  dem  durch  Zerstörung  unkenntlich  gewordenen,  einst  aber  offenbar  stattlichen  einzigen 
Zugang  der  Burg.  Ziemlich  genau  in  der  Mitte  ihres  Südrandes  gelegen,  gerade  in  der 
Richtung  der  die  ganze  Stadt  von  Süd  nach  Nord  durchschneidenden  Hauptstrasse,  markieren 
sich  auch  im  Plan  die  seitlichen  einst  aufgemauerten  Einfassungen  der  Propyläen,  wie  wir 
sagen  dürfen,  ohne  den  architektonischen  Charakter  derselben  noch  bestimmen  zu  können. 
Der  steile  Aufgang  dürfte  nur  in  Serpentinen  oder  Treppen,  wenn  letztere  bei  dem  einstigen 
Stadtaufgang  denkbar  wären,  zu  überwinden  gewesen  sein.  Weiter  oben  führen  in  den  Fels 
gehauene  Stufen  gerade  auf  den  Pyirchenbau  zu.  Ein  Quadrat  von  1 3  M.  innerer  Seitenlänge, 
wird  er  durch  zwei  Reihen  von  je  drei  Stützen  in  drei  gleich  breite  Schiffe  getheilt.  In  das 
westliche  von  diesen  führt  die  Thür,  während  zwei  Oeffnungen  der  Ostwand  Fenster  sein 
dürften.  Diese  Ungewissheit  wird  verursacht  durch  die  dicke  Schicht  von  Ziegenmist,  die  den 
Boden  deckt.  Jene  Stützen  nun  sind  lauter  altes  Material :  Granitschäfte,  einmal  eine  dorische 
Säule,  die  Capitelle  darauf  einmal  ein  scharf  und  fein  geschnittenes  dorisches  hellenistischer 
Bildung,  wie  mir  schien;  zweimal  ein  korinthisches  mit  einer  unteren  Reihe  von  Akanthos- 
blättern,  oben  mit  Schilf  blättern;  einmal  eine  umgekehrte  attische  Basis;  einmal  ein  rohes 
byzantinisches  Capitell;  einmal  endlich  eine  Statuenbasis,  deren  Inschrift  N.  39,  die  Priesterin 
der  Schutzgöttin  unserer  Stadt,  der  unverletzlichen  Artemis,  und  lebenslängliche  Priesterin  der 
Athena  Cl.  Paulina  Artemisia  nennt,  deren  Eltern  die  Oberpriesterschaft  innegehabt,  und  deren 
Bild  zwei  Enkel,  der  eine  Eparch  der  Reiterei,  der  andere  Chiliarch  des  Fussvolkes,  in  nach- 
trajanischer  Zeit  errichtet  hatten.  Wo?  Am  natürlichsten  doch  im  Heiligthum  der  Artemis, 
deren  Priesterthum  in  der  Inschrift  billig  voransteht,  und  deren  Namen  die  Geehrte  trug. 
Darf  man  dasselbe  auch  von  der  Statue  des  Artemispriesters  Ti.  Qaudius  ApoUonios  Elaibabes 
sagen,  deren  Basis  (N.  33)  ebenfalls  am  Südrande  der  Burg,  allerdings  in  einiger  Entfernung 
von  den  ,Propyläen'  liegt,  wie  laut  Inschrift  N.  39  in  dem  Hauptheiligthum  auch  die  Statue 


'  Vgl.  Hirschfeld,  I,  S.  722. 


—     37     — 

des  Stasias  Bokias  aufgestellt,  und  in  dem  Tempel  die  Bilder  des  Varus,  welche  Philostratus 
im  Leben  der  Sophisten  2,  6  erwähnt,'  angebracht  waren,  so  dürfen  wir  das  berühmte  Heilig- 
thum  auf  der  Burghöhe  suchen.  Strabo's  Angabe  14,  S,  667:  IlepYYj  xÖAic  wii  icXirjotov  eici 
{jLEXcCopou  xÖTcou  "CO  vffi  Ilspyttiac  Äpt£|xt5oc  icpov,  ev  cp  xavT^Y'-*P^'  *<*'^'  ^"^^^  ouvcEAstrai,  dass 
das  Heiligthum,  wo  jährlich  ein  grosses  Fest  gefeiert  werde,  auf  einer  Anhöhe  nahe  der  Stadt 
liege,  spricht  nur  scheinbar  dagegen.  Da  es  ringsum  keine  höhere  Erhebung  gibt  als  die 
verschiedenen  gleich  hohen,  theils  in,  theils  ausser  der  Stadt  gelegenen  Theile  der  Tafel- 
fläche II,  so  kann  der  wirkliche  oder  ideelle  Standpunkt  des  Sprechenden  nur  die  Unterstadt 
sein,  deren  Gründung  und  Befestigung  nothwendig  die  Entvölkerung  der  unbequemen  Burg 
zur  Folge  haben  musste.  Dann  konnte  diese  ohne  viel  Ungenauigkeit  eine  Anhöhe  nahe  der 
Stadt,  das  heisst  nunmehr  der  Unterstadt  genannt  werden.  Jedenfalls  findet  sich  auf  den  An- 
höhen südwestlich  und  südöstlich,  die  allein  sonst  in  Betracht  kommen,  keine  Spur  des  Tempels, 
wie  sich  solche  auf  der  Burg  an  zwei,  oder  die  Sechssäulenfront  mitgerechnet,  an  drei  Stellen 
fanden;  von  diesen  dürfte  die  kleine  Kirche  (?)  mit  der  Basis  der  Paulina  Artemisia,  fast 
gerade  vor  dem  Burgaufgange  gelegen,  der  Tempelstätte  am  nächsten  sein.  Vielleicht  aber 
war  in  späterer  Zeit  die  ganze  Burgfläche  der  Artemis  geheiligt,  wie  die  athenische  der  Athena. 
Es  war  jedenfalls  das  berühmteste  an  Perge,  dies  alte  Heiligthum  der  Göttin,  die  früher 
als  Herrin,'  später  allgemein  als  Artemis  bezeichnet  wird,  von  den  Geographen,  Kalli- 
machos,  Hymnus  ÜI,  187,  Cicero  in  Verrem  I,  54  und  in  den  Münzaufschriften.  Auch  die 
Münzbilder  zeigen  uns  die  Göttin  entweder  in  alterthümlicher  Form  eines  nur  omamental  ver- 
zierten Kegels  oder  in  der  vielfach  variirten  Gestalt  der  hellenischen  Artemis:  lang  oder  kurz 
bekleidet,  stehend  oder  schreitend  mit  Pfeil  und  Bogen,  jagend  oder  mit  Fackeln,  oder  beide 
Symbole,  Fackel  und  Bogen  tragend,  oder  aber  mit  allgemeinen  götüichen  Attributen  wie 
Scepter  und  Patera  am  Altar,  auch  gekränzt  von  einer  Nike,  oder  selbst  mit  dem  Kranze  (?) 
und  Scepter.  Oft  hat  sie  die  Mondsichel  über  der  Stirne  oder  hinter  dem  Hals,  vereinzelt  einen 
Strahlenkranz  um  den  Kopf.  Verschiedene  Versuche  erkennt  man  auch,  die  vermenschlichte 
Gestalt  der  alten  Pfeilerform^  anzunähern,  sei  es,  dass  die  Göttin  verschleiert  mit  dem  Modius 
auf  dem  Kopf  in  einem  gesäulten  Capellchen  sitzt,  sei  es,  dass  ihr  dieselben  Figuren  und 
Symbole  beigegeben  sind,  welche  dem  Kegel  zur  Seite  stehen:  jederseits  eine  Sphinx,  die  auf 
den  ältesten  Münzen  als  alleiniges  Bild  erscheint,  dazu  auch  Sonne  und  Mond.  Statt  zweier 
Sphinxe  werden  auch  zwei  Greifen  auf  Säulen  angegeben,  oder  zwei  Tauben,  oder  zwei 
Cypressen.  Auch  dem  Adler,  der  mit  ausgebreiteten  Schwingen  meist  den  Giebel  der  Bild- 
capelle  füllt,  wird  man,  trotzdem  solche  Verwendung  auch  sonst  üblich  ist,  symbolische  Be- 
deutung beilegen  dürfen.    Denn  er  findet  sich  in  nächster  Nähe  der  Göttin  auch  in  dem 


'  Vgl.  die  Inschriften  N.  35,  39,  4g,  in  denen  vielleicht  Verwandte  von  ihm  begegnen. 

'  WA/VATA  durch  Vergleich  von  Sillyon  Nr.  55  (vgl.  54,  Z.  29),  Aspendos  65,  78  ist  die  noch  bei  Bcxien- 
berger  (Collitz,  Griechische  Uialektinschriften  Nr.  1265)  zweifelhafte  Lesung  Fävaws«  sichergestellt.  Die  Mün- 
zen von  Perge,  s.  Eckhel,  D.  N.,  II,  S.  12;  Mionnet,  Descr.,  HI,  S.  459,  Su.,VII,  S.  43;  Waddington,  Voyage 
numism.,  Perge,  S.  1  — 14;  Leake,  Num.  Hell.,  S.  94;  Friedländcr,  Zcitschr.  f.  Num.,  IV,  S.  3CX);  Imhoof- 
Blumer,  Monn.  gr.,  S.  ii;i  f.;  Head,  Hist.  num.,  S.  584. 

^  Vgl.  auch  die  Artemis  von  Myra,  Reisen  in  Lykicn  und  Karlen,  II,  S.  38,  Fig.  25. 


-     38 


Fig.  2  7  abgebildeten  Architravrelief  wieder,  das  am  südlichen  Eingang  der  Unterstadt  nahe 
dem  Thore  mit  anderen  ähnlichen  Architekturstücken  lag.  Ihr  Kopf  in  breiter  Vollansicht 
mit  künstlich  zum  Knoten  auf  dem  Scheitel  aufgebundenem  und  in  Locken  neben  dem  Halse 
herabfallendem  Haar  füllt  das  runde  Mittelfeld  der  Unterseite.  Unter  dem  Halse  krümmt  sich 
die  grosse  Mondsichel  empor,  auf  welcher  unten  drei  unkenntliche  Gegenstände  (Tatzen? 
Astragalen?)  aufsitzen.  Oben  ist  jederseits  ein  Stern.  In  den  vier  kleinen  Dreiecksfeldern 
schienen  —  ich  sah  das  Original  noch  vollständiger,  als  es  die  Zeichnung  gibt  —  Blumen  und 
Fische.  Im  grösseren  Felde  sieht  man  Ganymed  vom  Adler  getragen,  den  kleinen  Hund  ihm 
nachschauend  unten  rechts.  Ein  Stück  mit  entsprechendem  Bild  auf  der  Unterseite  lag  da- 
neben. Man  könnte  in  diesen  der  Göttin  beigegebenen  Symbolen:  Erde  (Blumen),  Luft  (Adler) 
und  Meer  (Fische),  angedeutet  sehen,  in  dem  Kegel  mit  Sonne  und  Mond  darüber  die  Erde 
erkennen,  neben  der  Sphinxe  und  Greifen  wie  an  lykischen  Gräbern  als  Todessymbole  gelten 

möchten.  An  Sonne  und  Mond  er- 
innern noch  die  zwei  Sterne  des 
Reliefs,  aber  die  grosse  Mondsichel 
lässt  wie  anderswo  erkennen,  dass 
das  eine  jener  Himmelslichter  eine 
überwiegende  Bedeutung  erhalten 
hat,  entsprechend  einer  später  wenig- 
stens verbreiteten  Auffassung  auch 
der  griechischen  Artemis.  Im  Namen 
der  Göttin  bettelten  ihre  wandernden 
Priester,  vielleicht  ihr  Bildniss  mit- 
führend, wie  die  Metragyrten,'  nicht 
zu  verwechseln  mit  den  Inhabern  des 
städtischen  Priesterthums,  das,  wie 
N.  ^^  zeigt,  mit  anderen  hervor- 
ragenden Aemtern  verbunden  wurde. 
Sonst  ist  von  ihrem  Cultus  nichts  überliefert.  Denn  was  Philostrat  von  der  Pamphylierin 
Damophyle,  Freundin  der  Sappho,  sagt,  welche  Hymnen  ihrer  Freundin  für  den  pergäischen 
Dienst  zurecht  gemacht,  ist  im  Leben  des  Apollonios  von  Philostratos  i,  30  romanhafter 
Erfindung  stark  verdächtig. 

Gewiss  war  die  Stadt  Perge  schon  lange  von  der  steilen,  engbegrenzten  Höhe  in  die 
Ebene  südlich  hinabgestiegen,  bevor  die  hier  unten  nöthige  Befestigung  gebaut  wurde,  deren 
Regelmässigkeit  trotz  späterer  Entstellung  in  die  Augen  springt.  An  der  Südwest-  und  an 
der  Südostecke  der  Burg  setzt  die  Mauer  an ;  beide  Schenkel  laufen,  der  westliche  nach  einem 
geringen  Knick  mit  einem  Pförtchen,  der  östliche  nach  einer  grösseren  Ausbiegung  im  Anfang 
(letztere  von  mir  nicht  verfolgt)  weiterhin  gerade,  fast  genau  nach  Süden,  der  westliche  bis 


Fig.  27.    Architravrelief. 


'  Photios,  Lex.:  r,  Utp-^ai»  'ApTini;  TasseTai  exi  xwv  ävypTwv  y.a;  i:Xavir)T(5v  rapicsv  x«t  1^  Osb?  ev  ay-rij,  wo  am 
l-^nde  wohl  ir(eipu  zu  lesen  ist. 


—     39     — 

dahin,  wo  der  Rand  der  Bodenerhebung,  welchem  er  folg^,  aus  südlicher  in  südöstliche 
Richtung  übergeht.  Wo  dieser  Rand  zuletzt  ganz  östlich  sich  wendet,  verlässt  die  Mauer  ihn 
jetzt,  hinter  Thurm  2,  um  bald  wieder  die  ursprüngliche  Südrichtung  einzuschlagen  und  vom 
nächsten  Thurm  in  genau  ösüicher  Linie  die  eigentliche  Stadtfront  mit  Haupteingang  zu  bilden. 
Es  ist  aber  völlig  gewiss,  dass  die  Mauer  von  2  an  bis  6  ein  viel  späteres  Werk  ist,  das  nicht 
nur  an  keinem  einzigen  Theile  sowohl  der  Mauer,  als  auch  der  Thürme  den  gleichen  Qiarakter 
trägt  wie  die  ursprünglichen  Stücke  der  West-  oder  Ostmauer,  sondern  an  dem  auch  durch 
ganz  regelmässigen  Wechsel  von  Läufer-  und  Binderschichten,  durch  Benützung  von  Mörtel, 
durch  nicht  erst  später  zum  Ausflicken,  sondern  gleich  beim  Aufbau  zum  Ausgleich  der 
Schichten  eingelegte  Ziegel,  endlich  durch  Einbau  von  älteren  Architekturtheilen  die  spätere 
Zeit  sich  verräth.  Namentlich  der  grosse  ösdiche  Thorthurm  4  verdankt  sein  verhältnissmässig 
gutes  Aussehen  den  Spiegelquadern,  Architraven,  Thürstürzen,  die,  mit  den  Profilen  nach 
innen  gelegt,  aussen  als  stattiiche  Quadern  erscheinen.  Ein  Pförtchen  bei  hi  ist  überdeckt 
mit  dem  umgekehrt  gelegten  Thürsturz  oder  Architrav  eines  Grabbaues,  welcher  eine  Inschrift 
(N.  49)  des  ersten  bis  zweiten  Jahrhunderts  trägt.  Darüber  ist  ein  Enüastungsbogen  geschlagen. 
Ein  anderes  unbedeutendes  Inschriftfragment  ist  dem  ähnlich  construirten  Thorbau  C  ein- 
gefügt. Von  den  Thürmen  zwischen  4  und  6  ist  kaum  etwas  vorhanden,  bei  h"  ein  Pförtchen 
ähnlich  hi  und  C;  Thurm  6  ist  vielleicht,  der  nächste  gewiss  guter  alter  Bauart.  Es  leuchtet 
ein,  dass  der  Mauerzug,  von  7  über  6  hinaus  nach  Westen  verlängert,  gerade  hinter  dem 
östlichen  Randthurm  des  imposanten  Thorbaues  anschliessen  würde.  Eine  Spur  des  Anschlusses 
sucht  man  hier,  wo  der  Thurm  sehr  zerstört  ist  (s.  Fig.  46  f.,  das  Thor  auch  bei  Tr^maux  auf 
dem  vierten  Blatte),  vergebens,  aber  auf  der  andern  Seite  ist  ein  Maueransatz  mit  einem 
Ausfallspförtchen  noch  vorhanden,  das  zu  erreichen  die  Mauer  von  2  aus  nur  wie  bis  dahin 
auf  dem  Rande  der  Bodenerhebung  entlang  zu  laufen  brauchte. 

So  wird  der  Grundriss  der  Stadt  weit  regelmässiger,  die  kleinen  Abbiegungen  der  West- 
und  Ostmauer  sind  zum  Theil  wenigstens  augenscheinlich  durch  die  Bodengestaltung  vorge- 
schrieben. So  kommt  nun  auch  das  gewaltige  Thor  zu  seinem  Rechte:  ziemlich  genau  in  der 
Mitte  der  südlichen  Stadtfront  gelegen,  zugleich  in  der  Axe  der  Hauptstrjisse,  ist  es  mit  seinen 
starken  Thürmen  und  deren  waffengeschmücktem  Oberstock,  dem  Ausfallspförtchen  an  der 
Seite  —  zum  Nachtheil  des  anrückenden  Feindes  an  der  linken  — ,  endlich  dem  grossen  Thor- 
hof ein  offenbares  Festungsthor,  kein  ,Prunkthor'.  Jetzt  ist  allerdings  dieser  Thorhof  hinten  offen, 
aber  auch  ohne  dass  an  der  Ruine  der  Beweis  bautechnisch  geführt  ist,  darf  man  aussprechen, 
dass  der  rückwärtige  Abschluss  des  Thores  dem  dahinter  gelegenen,  nur  in  seinen  unteren 
Theilen  noch  erhaltenen  Triumphthor  (D,  Fig.  28)  zu  Liebe  weggeschnitten  ist.  Es  ist  ja  wohl 
einleuchtend,  dass  dieser  Triumphbogen  nicht  dem  grossen  Thore  gleichzeitig,  und  dass  er 
noch  weniger  älter  sein  kann.  Zwischen  den  Thürmen,  wie  das  Hadriansthor  in  Attaleia,  fand 
er  nicht  Platz,  konnte  er  auch  nur  auf  Kosten  der  Festigkeit  stehen;  so  zog  er  sich  hinter  das 
Thor  zurück,  aber  seine  dreifach  geöffnete,  säulengeschmückte  Front  zu  zeigen  genügte  der 
schmale  innere  Thorgang  nicht,  zu  dem  sich  nach  antiker  Praxis  die  elliptischen  Mauern 
hinter  den  Thürmen  einst  rückwärts  zusammengeschlossen  haben  müssen.  Der  Thorhof,  in 
Mykenae  schon  vorhanden,  am  athenischen  Dipylon  von  grosser  Tiefe,  hat  an  dem  bekannten 


—     40 


Thor  von  Messene  kreisrunde  Form ;  Thore  von  Sillyon  und  Side  kommen  mit  dem  nach  innen 
gerundeten  Theil  der  für  Perge  vorausgesetzten  Form  noch  näher.'  Aber  auch  die  vermuth- 
lich  einst  mit  Statuen  gefüllten  Nischen  der  elliptischen  Mauern  sind  schon  in  zweien  des 
megalopolitanischen  Thores  von  Messene  vorgebildet.^  Thore  zwischen  zwei  Rundthürmen 
zeigen  verschiedene  Münzen  trajanischer  Zeit  bei  Donaldson,  Architectura  numismatica 
Nr.  8i — 87,  meist  mit  einer  Thür,  die  Thürme  einmal  spitz  gedeckt  wie  in  der  Restauration 
(Fig.  48)  und  mit  Fenstern  in  der  Höhe,  so  diejenigen  von  Nikopolis  an  der  Donau  und  Bizye 
in  Thrakien.  Dass  Material  und  Technik  und  besonders  auch  die  Glättung  der  höheren 
Quaderschichten  und  der  (hier  Rund-)  tempeiförmige  obere  Abschluss  an  denThorthürmenvon 

Perge  demjenigen  an 


• 19,53 ' 


den  übrigen  Thürmen 
gleicht,  ist  S.  61  her- 
vorgehoben. 

Geringfügigere  Stö- 
rung der  Regelmässig- 
keit als  die  Südseite 
hat  die  Westseite  der 
Stadtmauer  erfahren. 
Die  alte  Mauer,  in  de- 
ren gerader  nordsüd- 
licher Linie  ich  noch 
die  Spuren  zweier  weg- 
gebrochener Thürme, 
des  einen  eben  nörd- 
lich von  der  Nordwest- 
ecke der  Ruine  Oi  1 ,  des 
andern  weiter  nörd- 
lich gesehen  zu  haben 
glaube,  hatte  natür- 
lich ein  Thor  in  der  Axe  der  Ostweststrasse:  erst  ausserhalb  desselben  wird  sich  damals  der 
nördliche  Weg  von  dem  westlichen  abgezweigt  haben.  In  der  Axe  des  ersteren,  welcher  von 
überwiegender  Bedeutung  sein  musste,  ist  dann  in  entschieden  späterer  Zeit  ein  säulen- 
geschmücktes Prachtthor  angelegt.  Eine  genauere  Untersuchung  habe  ich  nicht  vornehmen 
können,  habe  aber  nicht  sowohl  eine  Mauer  mit  drei  Thürmen,  als  einen  die  ganze  Breite 
einnehmenden  mauerumschlossenen  Hof  zu  erkennen  geglaubt,  mit  Ein-  und  Ausgang  gerade 
in  der  Mitte. 

Die  Aenderungen  des  Nordwestthores  und  der  Südfront  sind  frühestens  im  dritten  und 
vierten  Jahrhundert  n.  Chr.  gemacht.   Die  ursprüngliche  Mauer  war  nach  dem  Gesagten  älter 


Fig.  28. .Thor  und  Thermen  (?)  von  Perge. 


'  Der  Plan  zeigt  bei  H  eine  ähnliche  Thoranlage,  für  die  ich  jedoch  nicht  eintreten  kann. 
^  Blouet,  Expedition  de  Moree,  I,  p.  42  ff. 


—     41      — 

als  der  Triumphbogen  hinter  dem  Südthor.  Vielleicht  gehörte  zu  diesem  der  in  der  Nähe 
liegende  Architrav  mit  Dedicationsinschrift  N.  30:  ,Der  Demos  von  Perge  Tiberius  Claudius, 
Caesar,  Augustus,  den  Vater  des  Vaterlandes',  den  Kaiser  nicht  im  Dativ,  sondern  im  Accu- 
sativ  nennend,  also  nicht  von  einem  dem  Kaiser  geweihten  Bau,  sondern  einem  Bau,  der  ein 
Bild  des  Kaisers  trug,  was  an  einen  Triumphbogen  denken  Hesse.  Aber  auch  S trabe 
schon,  wie  wir  gesehen,  schien  Perge  als  Stadt  in  der  Ebene  zu  kennen,  und  zuletzt  bezeugen 
die  Thürme  durch  die  sorgfältige  Arbeit  und  die  schöne  Form  des  oberen  Abschlusses,  am 
besten  erhalten  beim  ersten  und  dritten  nördlich  von  7,  ihren  Ursprung  in  guter  Zeit. 

Die  vier  Thore,  wenn  wir  die  vorausgesetzten  Propyläen  der  Burg  mitzählen  dürfen,  sind 
die  Aus-  und  Eingänge  zweier  fast  im  rechten  Winkel  sich  kreuzender  Hauptstrassen,  welche 
nur  durch  einige  Bodenerhebungen  im  Stadtgebiete  von  der  Geraden  abgedrängt  sind,  die 
nordsüdliche  etwas  näher  der  Ostmauer  und  dieser  parallel,  die  ostwesüiche  näher  der  Burg- 
höhe und  parallel  ihrem  Südrande.  Beide  waren  eingefasst  jederseitsvon  einschiffiger  Säulen- 
halle mit  dahinterliegenden  geschlossenen  Räumen  (Verkaufsläden),  welche  die  ganze  Strasse 
entlang  einen  gedeckten  Gang  gewährte.'  Die  Breite  der  Strasse  inclusive  der  Säulenhallen 
beträgt  zwischen  den  Thürwänden,  welche  die  Hallen  von  den  Verkaufsbuden  trennten,  etwa 


Fig.  29.    Längen-  und  Querschnitt  des  Canals  in  Perge. 

29  M.,  die  Tiefe  der  Buden  etwa  8  M.  In  Abständen  von  575  M.  waren  sie  durch  Quer- 
mauern getrennt.  Wir  fanden  der  Halle  angehörige  Säulenschäfte  von  circa  0*50  M.  Durch- 
messer. Inmitten  der  Strasse  lief  ein  Canal,  dessen  Längen-  und  Querschnitt  Fig.  29  zeig^. 
Aus  grossen  Steinplatten  aufgesetzt,  mit  2-50  M.  innerer  Breite  und  1-17  M.  Tiefe,  ist  er  in 
Abständen  von  circa  8  M.  durch  fast  bis  oben  hinaufreichende  Querwände  geschlossen,  deren 
Zweck  ist,  durch  Stauung  die  Geschwindigkeit  der  Strömung  zu  massigen  und  die  Ablagerung 
von  Unreinigkeiten  zu  erleichtern.  Wo  die  Hauptstrasse  von  Gassen  durchschnitten  wurde,  da 
finden  sich  Uebergänge  (K  im  Plane),  deren  einen  ich  auch  etwa  70  M.  nördlich  vom  Thor 
bemerkt  zu  haben  meine,  hier  zugleich  Pfeiler  wie  von  einem  die  Strasse  überspannenden 
Thor  oder  Bogen. 

Von  Bauten  innerhalb  der  Ringmauer  können  nur  sechs,  je  zwei  von  ähnlicher  Anlage, 
genauer  beschrieben  werden. 

Der  älteste  dürfte  L  sein,  mit  der  Hauptfront  an  der  Nordseite  der  Westhallenstrasse 
gelegen.  Ob  der  grosse  Grundriss  sich  der  Strasse  angepasst  habe  oder  diese  jenem,  ist  wohl 
nicht  auszumachen.  Die  zweifache  Biegung  der  Strasse  scheint  auch  durch  die  Bodenbewe- 
gung erklärt.    Der  Bau  liegt  auf  stark  nach  Norden  zur  Burg  ansteigendem,  grossentheils 


'  Solche  Hallen  hatte  ja  z.  R.  der  innere  Kerameikos  von  ,\then,  .Antiuchia,  .Mcxandria  (vgl.  Wachsmuth  im 
Rhein.  Mus.,  1887,  S.  464);   in  Pamphylien  und  Pisidien  werden  sie  in  Sidc,  Tenncssos,  Krcmna  vorkommen. 


—     42      — 

dicht  bewachsenem  Terrain,  die  höheren  nördlichen 
Theile  sind  grossentheils  —  über  der  Erde  wenigstens 
—  verschwunden.  Der  Grundriss  zeigt  nur  zwei  und 
eine  halbe  Seite  eines  grossen  Mauervierecks,  jede  Seite 
76  M.  lang,  aussen  durch  Strebepfeiler  in  gleichmässi- 
gen  Abständen  verstärkt.  Die  Südmauer  allein,  so 
weit  noch  zu  sehen,  ist  von  einer  unteren  und  einer 
oberen  Reihe  von  Oeffnungen  durchbrochen,  von  der 
oberen  allerdings  nur  die  äussersten  links  und  rechts 
theilweise  erhalten.  In  der  Mitte  eine  Thür,  jederseits 
sechs  Fenster.  Die  anstossenden  Seiten  haben  nur  am 
Südende  je  eine  Thür.  Die  Mauer  umschloss  einen 
quadratischen  Hofraum  mit  ringsum  laufender  Säulen- 
halle; zahlreiche  achteckige  Pfeiler,  auch  Eckpfeiler 
herzförmigen  Querschnittes  befinden  sich  am  Ort.  Ob 
diese  Halle  die  Höhe  der  Aussenmauer  hatte,  ob  sie  ein-  oder  zweigeschossig  war,  das  obere 
Geschoss  dann  möglicherweise  mit  geschlossenen  Gemächern,  kann  ich  nicht  sagen.  Erhielt 
somit  die  Südhalle  gleich  den  drei  anderen  durch  die  Pfeilerstellung  vom  Hofe  aus  genügen- 


38,20 


38.0  • 


Fig.  30- 
Grundriss  der  Palästra  (?)  des  Comutus  in  Perge. 


I I'      I 1 1 1 (i— t 1 1 1 1'°' 


38,20     • 

Fig.  31.    Palästra  des  Comutus  in  Perge. 


des  Licht,  so  können  die  vielen  Fenster  auf  der  einzigen  Strassenseite  nur  zum  Ausblick 
gedient  haben.  Ist  im  Plane  richtig  angenommen  —  was  ich  weder  bestätigen,  noch  bestreiten 
kann  —  dass  die  Südwand  in  der  Linie  der  Strassensäulen  liegt,  so  würde  —  und  die  Seiten- 
eingänge sprechen  allerdings  dafür  —  die  Südhalle  des  Gebäudes  die  Fortsetzung  der  nörd- 
lichen Strassenhalle  sein  und  die  Fenstermauer  ein  Ersatz  der  Säulenstellung.  Ehe  nach  der 
Bestimmung  des  Ganzen  gefragt  werden  kann,  ist  noch  des  An-  oder  Einbaues  in  der  Mitte 
der  Nordseite  zu  gedenken,  zu  welchem  Stufen  aus  dem  Säulenhofe  hinaufführen.  Die 
jetzige  Ruine  dieses  Anbaues  gehört  byzantinischer  Zeit  an,  aus  ganz  verschiedenartigen 


—     43     — 

Baustücken,  darunter  Architrave  mit  Stücken  einer  grossen  Weihinschrift,  N.  41,  zusammen- 
geflickt, aber  es  wäre  nicht  unmöglich,  dass  er  an  der  Stelle  eines  älteren  Baues  stände. 

In  der  gesammten  Anlage  nun  ein  Forum  oder  einen  Verkaufsmarkt  zu  sehen,  ist  wegen 
der  fehlenden  Ladenräume  hinter  den  Hallen  unwahrscheinlich.  So  möchte  ich  eher  an  ein 
Gymnasium  oder  eine  Palästra'  denken,  wie  die  Palästra  von  Olympia  oder  die  sogenannte 
Stoa  des  Hadrian  in  Athen,  von  Dörpfeld'  fragweise  gewiss  mit  Recht  als  Gymnasium  an- 
gesehen. Mit  beiden  hat  der  Bau  von  Perge  den  grossen  quadraten  umsäulten  Hof  gemein: 
aber  ihm  fehlen  die  hinter  der  Säulenhalle  liegenden  Gemächer.  Diese  sind  aber  beim  Gym- 
nasium ein  minder  nothwendiger  Bestandtheil :  während  das  olympische  und  das  möglichst 
reich  ausgestattete  Vitruvische  auf  allen  vier  Seiten  hinter  der  Halle  eine  zweite  Reihe  von 
zusammenhängenden  Räumen  hat,  fehlen  diese  beim  athenischen  auf  der  Vorderseite  ganz, 
sind  auf  den  Nebenseiten 
auf  ein  par  winzige  Exedren 
beschränkt,  und  nur  an  den 
Rückseiten  vorhanden,  wo 
wir  sie  selbst  für  Perge  an- 
zunehmen Freiheit  hätten. 
Unverkennbar  aber  hat  der 
im  Hofe  des  athenischen 
Gymnasiums  (?)  stehende 
Mittelbau  im  Grundrisse 
nicht  geringe  Aehnlichkeit 
mit  dem  nördlichen  Anbau 
des  pergäischen.  Dieses 
würde  man  nach  seiner 
Technik  kaum  so  hoch  hin- 
auf setzen,  wie  die  Inschrif- 
ten N.  32  verlangen.  Ueber 

jeder  Thür  und  jedem  Fenster  scheint  die  Dedicationsinschrift  eingemeisselt  gewesen  zu  sein, 
auf  der  Strassenseite  in  griechischer,  über  den  Seiteneingängen  in  lateinischer  Sprache.  Aber 
nur  die  Stürze  der  Mittelthür  (a)  und  des  nächsten  Fensters  (b,  c)  jederseits  sind  am  Platze 
geblieben,  doch  auch  deren  Inschriften  grossentheils  zerstört.  Obgleich  die  Zerstörung  hier  je 
die  zwei  oder  drei  oberen  Zeilen  betroffen  hat  und  namentlich  den  Namen  des  Kaisers,  so  kann 
doch  nicht  von  damnata  memoria  die  Rede  sein.  Denn  der  am  Boden  liegende  halbe  Thürsturz 
des  westlichen  Seiteneingangs  hat  den  Namen  des  Claudius  unversehrt,  und  die  Krampenlöcher, 
welche  auf  a  b  c  den  ausgemeisselten  Streifen  begleiten,  aber  auch  längs  der  Thürpfosten 
neben  ähnlich  gereihtem  Streifen  hergehen,  ja  ähnlich  über  die  ganze  Fa^ade  regelmässig 
sich  verbreiten,  wie  zur  Probe  Fig.  32  zeigt,  sind  ein  Beweis,  dass  die  ganze  Faijade  und 


"^ 


Fig.  32.  Südostecke  der  PalSstra  des  Cornutns. 


'  Dafür  gibt  ihn  auch  Trcmaux  im  Plan,  doch  mit  mehr  Detail,  als  sicher  sein  dürfte. 

'  Athenische  Mittheilungen,  XI,  S.  331.  lIpoxTud  xf,^  cv  'A^vatf  öp^^atsXo-px^f  iraifia;  1885,  Taf.  i. 


—     44     — 

namentlich  die  Einfassungen  von  Thüren  und  Fenstern  mit  Marmorplatten  und  Profilen  ver- 
kleidet worden.  Bei  der  Ungleichmässigkeit  des  Materials  der  Fenstereinfassungen  würde 
man  diese  Verkleidung  für  ursprünglich  beabsichtigt  halten,  verböten  es  nicht  die  Inschriften. 
Vielleicht  aber  wurde  die  Verschönerung  des  Baues  sehr  bald  von  dem  Stifter  beschlossen 
und  die  Inschriften  auf  die  Marmorverkleidung  übertragen,  und  vielleicht  ist  das  Stück  N.  ^;^  d 
vom  Seiteneingang  eines  dieser  Verkleidungsstücke.  Ich  habe  Material  und  Dicke  des 
Steines  leider  nicht  angemerkt,  aber  sowohl  das  Profil  oben,  als  auch  die  Zusammensetzung 
aus  zwei  Hälften,  von  denen  die  linke  erhalten  ist,  unterscheiden  diesen  Stein  durchaus  von 
a  b  c.  Ist  das  richtig,  und  gehört  die  lateinische  Inschrift  der  jüngeren,  die  griechische  der 
älteren  Bauperiode,  so  wäre  allerdings  auch  möglich,  dass  alle  Inschriften  früher  griechisch, 
später  lateinisch  waren,  und  dann  ja  auch  weiter  möglich,  dass  der  Bau  zuerst  dem  Caligula 
geweiht  gewesen.  An  Vollständigkeit  etwas  verschieden,  besagen  die  Inschriften  doch  alle 
dasselbe:  dass  C.  Julius  Cornutus  mit  Frau  und  (Kindern)  dem  Kaiser  Claudius  den  Bau  ge- 
widmet. Es  ist  das  zweite  Denkmal  zu  Ehren  des  Claudius  in  Perge.  Die  Errichtung  beider 
hing  vielleicht  mit  der  durch  diesen  Kaiser  vollzogenen  Einrichtung  der  Provinz  zusammen: 
C.  Julius  Cornutus  ist  sonst  nicht  weiter  bekannt.  Mit  dem  gleichzeitigen  Gelehrten,  dem 
Lehrer  des  Persius  und  Lucanus,  hat  er  nur  den  Zunamen  gemein.  Ein  Nachkomme  dürfte 
der  Agonothet  des  Varischen,  also  wohl  nach  dem  Sophisten  (s.  S.  37,  Anm.  i)  genannten 
Agons  in  N.  35  sein. 

Wiederum  eine  grosse  quadrate  Anlage  mit  Säulenhof  ist  der  Bau  M  östlich  neben  dem 
grossen  Südthor,  dem  Anschein  nach  erst  nach  Niederlegung  der  alten  Südmauer  gebaut, 
der  Grundriss  im  Osten  und  Norden  noch  einigermassen  zu  erkennen,  im  Süden  und  Westen 
stärker  zerstört,  aber  wegen  der  centralen  Anlage  gewiss  auf  allen  vier  Seiten  gleichmässig 
zu  ergänzen.  Doch  ist  die  Lage  im  Plan  insofern  vielleicht  verfehlt,  als  er  über  die  Linie  der 
älteren  Südmauer  hinausgeht. 

Hier  kann  an  einen  Kaufmarkt  wohl  gedacht  werden.  Von  drei  ineinander  Hegenden 
Fundamentquadraten  hat  das  äusserste  circa  65  M.  Seitenlänge,  von  welchem  das  innere 
circa  5  M.  entfernt  ist,  dieses  nur  Stylobat,  neben  dem  noch  Granitsäulen  liegen.  Die  beiden 
äusseren  Liriien  waren  dagegen  Wände,  deren  Zwischenraum  durch  Quermauern  in  kleinere 
Räume  ungefähr  quadraten  Grundrisses  abgetheilt  ist,  theils  Gemächer,  theils  Durchgänge 
von  aussen  zum  inneren  Hof.  Es  stehen  noch  eine  ganze  Anzahl  von  Thürpfosten  theils  in 
der  inneren,  theils  in  der  äusseren  Linie,  diese  den  Durchgängen  gehörig,  jene,  sofern  sie 
nicht  diesen  entsprechen,  den  Ladenthüren.  Ein  grösserer  Durchgang  liegt  in  der  Mitte  der 
Ostseite.  Ihm  gerade  gegenüber  hat  der  centrale  Rundbau,  ein  mächtiger  doppelter  Tra- 
vertinquaderring  mit  acht  Nischen  in  der  äusseren  Mauer,  eine  etwas  grössere  Nische  von 
0-90  M.  Breite,  während  die  übrigen  nur  o'8oM.  haben.  Ihre  Höhe  beträgt  1*63  M.,  ihr  Abstand 
4*25  M.,  was  einen  Umfang  von  reichlich  40  M.,  einen  Durchmesser  von  circa  13  M.  ergäbe. 
Die  Zahl  der  Säulen  dürfte  16  gewesen  sein;  die  Nischen  würden  für  weibliche  Statuen  fast 
in  Lebensgrösse  ausreichen,  die  bevorzugte  Nische  auf  der  Ostseite  wird  man  nicht  für  religiöse 
Bedeutung  der  Anlage  verwerthen  dürfen.  Bedenkt  man  die  wenn  auch  nicht  völlige  Ge- 
schlossenheit  der   grossen  Hallenstrasse  rückwärts,  so  erscheint  die   Ostseite  ungefähr  so 


—     45     — 

begünstigt  wie  die  Nordseite,  ja  mehr,  wenn  man  die  Pforte  h"  in  Betracht  zieht.  Die 
Grundzüge  dieser  Anlage:  der  von  Gemächern  hinter  Säulenhallen  umgebene  Hof  mit  um- 
säultem  Rundbau  in  der  Mitte,  endlich  Zugänge  von  mehreren  Seiten  kehren  an  den  Macella 
von  Pompeji,  Puteoli  und  einer  mit  letzterem  verglichenen  Ruine  von  Ephesos  wieder.' 

Ein  anderes  Paar  einander  ähnlicher  Anlagen  bilden  Oi  und  On,  beides  Complexe  von 
grossen,  nischenreichen,  meist  überwölbten  Sälen,  der  nördliche  (nach  den  Himmelsgegenden^ 
orientirt,  der  andere,  wie  es  scheint,  nach  der  alten  Südmauer  gerichtet,  beide  aber  un- 
verkennbar mit  den  späteren  Stadterweiterungen  im  Zusammenhang,  der  eine  fast  ganz,  der 
andere  nur  zum  kleinen  Theile  ausserhalb  des  alten  Stadtringes  gelegen,  beide  aber  den  neuen 
Thoren  nahe,  bei  beiden  auch  dieselben  grossen,  je  mit  drei  nebeneinandergelegten  Stein- 
balken überdeckten  Fensteröffnungen  auf  der  Südseite.  Beiden  gemeinsam  ist  auch  der 
Mangel  directer  Verbindung  zwischen  den  einzelnen  aneinandergebauten  Räumen.  Ueber  den 
nördlichen  dieser  Baucomplexe  mache  ich  wie  folgt  nach  einer  freilich  nur  dilettantischen,  in 
knapper  Zeit  gemachten  Aufnahme  einige  Angaben. 

An  der  Westseite  des  Gebäudes  befindet  sich  ein  nach  drei  Seiten  freiliegender  Saal 
von  etwa  23  M.  Länge  und  i  2-60  M.  Breite,  seine  Längsrichtung  ist  nordsüdlich;  er  war  von 
einem  Tonnengewölbe  überspannt  und  hat  eine  Thür  an  der  nördlichen,  sowie  drei  grosse 
Fenster  an  der  südlichen  Schmalseite;  eine  breite  Nische  ist  in  die  Ostmauer  geschnitten, 
zwei  kleinere  unterbrechen  die  Westwand. 

An  diesen  Saal  grenzen  östlich  zwei  mit  den  kurzen  Seiten  aneinanderstossende  Räume 
von  gleichfalls  nordsüdlicher  Längsrichtung;  jeder  derselben  ist  etwa  16  M.  lang,  ihre  Breite 
verschieden;  der  nördliche,  7  M.  breit,  ist  an  beiden  Langseiten  durch  Nischen  erweitert, 
deren  in  der  Ostwand  vier,  in  der  Westmauer  drei  sich  befinden;  längs  der  Hinterwand  der 
mittleren  dieser  drei  Nischen,  welche  mehr  als  5  M.  breit  und  fast  5  M.  tief  ist,  läuft  auf  einem 
Mauervorsprunge,  o-8o  M.  über  dem  jetzigen  Boden,  ein  Canal  von  0*20  M.  Breite  und  Tiefe, 
welcher  in  der  nördlichen  Aussenwand  des  Gebäudes  ausmündet,  im  Inneren  desselben  aber 
nicht  verfolgt  werden  konnte.  Der  südliche  der  beiden  Säle  öffnet  sich  mit  drei  Fenstern 
gegen  Süden ;  östlich  neben  ihm  liegt  ein  vierter  Saal  von  gleichen  Verhältnissen  und  gleich- 
falls mit  drei  Fenstern  an  der  Südseite.  Ein  fünfter  Raum  aber  bildet  die  Nordostecke  des 
Gebäudes,  und  zwar  hat  dieser  Raum,  dessen  Längsachse  winkelrecht  zur  Längsachse  der 
vier  übrigen  Säle  läuft,  die  bedeutenden  Dimensionen  von  22*72  M.  und  i2"55  M.  Auch  hier 
finden  sich  grosse  und  kleine  Nischen  an  allen  Wänden,  sowie  eine  Thür  in  der  Südmauer; 
nirgends  aber  ein  Anhaltspunkt  für  die  Zweckbestimmung  des  Baues;  jener  Canal,  der  viel- 
leicht mit  einer  der  alsbald  zu  nennenden  Leitungen  zusammenhängt,  kann  schwerlich  für  eine 
Badeanlage  beweisen,  wozu  die  Räume  sonst  nicht  ungeeignet  erscheinen.  Bei  Side  und 
Aspendos  wird  auf  diese  und  die  folgende  Anlage  zurückzukommen  sein. 

Die  südliche  Anlage  (s.  oben  Fig.  30)  hat  ungefähr  die  nämliche  Zahl  von  Räumen,  die 
durchweg  grösser  als  dort  und  in  anderer  Weise  aneinandergereiht  sind.  Im  Winkel  zwischen 

'  Ucber  das  M.acellum  von  Pompeji  vgl.  Nissen,  Pompcjanische  Studien,  S.  275,  und  Ovcrbeck,  Pomprji«, 
S.  120;  über  das  puteolanische  Jorio,  Ricerche  sul  tempio  di  Serapidc,  Taf.  5",  und  Rcloch,  Campanicn,  S.  135; 
übei^'die  ephesische  Ruine  Falkener,  Ephesus,  S.  106. 


-     46     - 

dem  ersten  und  zweiten  Raum  östlich  sind  unverkennbare  Spuren  von  Säulenhallen  an  der 
West-,  Nord-  und  geringere  auch  an  der  Ostseite  des  zwischen  jenen  Räumen  und  der  alten 
Südmauer  gelegenen  viereckigen  Platzes.  Eine  Bestimmung  hat  hier  noch  weniger  Hand- 
habe, doch  scheint  die  allgemeine  Grundrissanlage  wieder  für  Thermen  zu  sprechen. 

Es  bleiben  die  beiden  Kirchen  Ni  und  Nu,  beide  mit  Absis  am  Ostende  und  durch  Pfeiler 
oder  Säulen  getheilten  Schiffen;  die  nördliche  möglicherweise  fünfschiffig.  Das  Hauptschiff 
durch  Pfeiler  abgetheilt,  die  Nebenschiffe  je  durch  eine  Säulenreihe.  Die  Ostwand  der  Ab- 
sis, wie  bei  Nu  nach  Norden  und  Süden  verlängert,  steht  in  ursprünglicher  Höhe,  niedriger 
an  den  Seiten  je  mit  zwei  Fenstern,  höher  an  der  Absis  mit  einer  grossen,  oben  jetzt  offenen 
Mittelöfifnung.    An  der  Südmauer  ist  ein  Kreuz  eingemeisselt. 

In  der  Nähe  dieser  Kirche  sind  Häuser  mit  Peristyl  und  Strassenreste  ziemlich 
deutlich;  eine  Aufnahme  haben  weder  diese,  noch  andere  finden  können.    An  einer   > 
Thür  trugen  beide  Pfosten  das  später  in  Pisidien  öfter  gesehene  Symbol  in  Form  eines 
Tannenbaumes  eingemeisselt. 

Ausserhalb  der  Stadt  gegen  Südwesten  liegen  die  beiden  grossen  Schauiocale  Stadion 
und  Theater;'  zu  ihnen  führte  der  Weg  aus  dem  alten  Thor  F  etwas  gerader,  ehe  noch  Oi 
vorhanden  war,  als  aus  dem  neuen  G,  daher  man  in  der  neuen  Südmauer  die  Pforte  hi  Hess, 
vornehmlich  wohl  um  von  Oi  dahin  zu  gelangen. 

Das  Stadion,  in  der  Verlängerung  der  Westmauer  der  Stadt  gelegen,  ist  S.  55  beschrie- 
ben. Dass  die  Gewölbe,  welche  die  Sitzreihen  tragen,  namentlich  in  den  Zeiten  des  grossen 
Festes  der  Artemis,  zu  dem  von  weither  die  Menschen  zusammengeströmt  sein  müssen,  und 
wo  hier  draussen  um  die  grossen  Schaustätten,  ganz  besonders  vermuthlich  auf  dem  Platze 
östlich  vom  Theater,  südlich  vom  Stadion,  reich  bewegtes  Leben  geherrscht  haben  wird, 
nicht  unbenutzt  waren,  lässt  sich  voraussetzen.  Es  ist  aber  wenigstens  bei  einem  Theile  der 
östlichen,  der  Stadt  zugekehrten  Gewölbe  noch  heute  zu  erkennen.  Vom  ersten  nördlich  bis 
zum  dreissigsten  am  Südende  enthielt  ja  jedes  dritte  Gewölbe  einen  Durchgang  (s.  S.  57).  In 
verschiedenen  der  anderen  nun  habe  ich  im  hinteren  Theile,  namentlich  an  der  Rückwand  die 
Inschriften  N.  43  gefunden,  entweder  auf  den  Spiegeln  der  Quadern  oder  auf  den  Rändern 
angebracht,  meist  vielleicht  nicht  älter  als  das  zweite  nachchristliche  Jahrhundert,  alle  ohne 
grosse  Sorgfalt  eingehauen.  Bis  zum  1 1 .  Gewölbe  hindert  die  Verschüttung  die  Untersuchung, 
im  14.  Verwitterung,  im  16.  habe  ich  nur  an  der  linken  Seite  eine  kleine  Nische  gefunden; 
in  dem  i  7.  einen  Silberschmied  Nikias  (a)  als  Inhaber,  im  20.  einen  Heraklios  (b),  im  26.  einen 
Theophilianos  (e)  und  im  28.  einen  Chrysos  Zotikos  (f).  Mehrfach  scheinen  Namen  oder  Be- 
rufsangabe ausgemeisselt.  Einen  Silberschmied,  wie  in  i  7  gewiss,  kann  man  vielleicht  auch 
noch  in  N.  43"-''  vermuthen.  Wie  die  Silberschmiede  (äpyupoxoitdt)  von  Ephesos,  z.  B.  jener 
Demetrios,  nach  der  Apostelgeschichte  19,  24  sich  von  Anfertigung  und  Verkauf  silberner 
Tempelchen  der  ephesischen  Göttin  nährten,  so  mochten  auch  die  pergäischen  das  Bild  ihrer 
Artemis  den  Festbesuchern  zum  frommen  Angedenken  verkauft  haben.  Jedenfalls  ist  die 
Benützung  der  Gewölbe  des  Stadion  als  Verkaufsiocale  gesichert,  und  scheint  solche  Benützung 


'  Bei  Tremaux  auf  Blatt  3. 


—     47     — 

vom  Anfange  an  beabsichtigt,  da  die  in  Fig.  40  und  42  sichtbaren  Durchgänge,  welche  im 
vorderen  Theil  der  Gewölbe  von  einem  ins  andere  führen  und  einen  gedeckten  Gang  längs 
der  ganzen  Reihe  bilden,  ausser  etwa  Materialersparung  keinen  anderen  Zweck  haben  als 
den,  welchen  die  Säulenhallen  längs  der  Hallenstrassen  erfüllten. 

Es  ist  vorher  ein  grosser  Festplatz  ösüich  vor  dem  Theater  angenommen,  auf  den  von 
Osten  eine  Strasse,  von  der  Hauptstrasse  Perges  abzweigend,  zuzuführen  scheint.  Für  einen 
solchen  Festplatz  spricht  die  allerdings  spätere  Verkleidung  des  äusseren  Bühnenhauses  mit 
der  grossen  Nischenwand  (Fig.  37).  Gerade  die  in  Pamphylien  und  Pisidien,  in  Sagalassos, 
Kremna,  vielleicht  Selge,  Aspendos  und  namentlich  in  Side  nachzuweisenden  Beispiele  ähn- 
.  licher  Nischenbauten,  die  mit  Wahrscheinlichkeit  oder  Sicherheit,  wie  die  sich  anschliessenden 
Septizonien  Roms,  als  Nympheen  zu  erkennen  sind,  liegen  alle  an  freien  Plätzen.  Mit  der 
Pracht  ihrer  säulen-  und  statuengeschmückten  Fronten,  mit  der  erquickenden  Frische  rau- 
schender Wasser  und  dem  Bassin  davor,  endlich  den  bei  reichlichem  Wasser  oftmals  wenig- 
stens kaum  fehlenden  Schmuck  von  Bäumen,  vielleicht  auch  anschliessenden  Säulenhallen, 
wie  etwa  in  Side  beim  Theater,  sind  diese  Nympheen  —  man  vergleiche  nur  die  sogenannte 
Exedra  des  Herodes  Attikos  in  der  Olympischen  Altis  —  der  anziehende  Hintergrund  fest- 
licher Lust,  eine  andere  Art  Theater,  lieber  die  von  Side  und  Aspendos  abweichende  An- 
ordnung der  Nischen  am  pergäischen  Theater,  über  das  Anwachsen  der  Dimensionen  nach 
Aussen  und  die  unter  der  kleinsten  mittleren  erscheinende  untere  Nische,  .sowie  über  die 
weitere  architektonische  Ausstattung  wäre  es  verfehlt,  sich  ohne  Ausgrabungen  auszulassen. 
An  zugeleitetem  Wasser  hat  es  in  Perge  nicht  gefehlt,  und  die  Leitungen  mussten  selbstver- 
ständlich an  der  zusammenhängenden  Höhe  westlich  hinter  dem  Theater  herangeführt  werden. 
Von  Westen  fliessen  ja  auch  die  Bäche  nördlich  wie  südlich  von  Perge.  Der  Plan  gibt  drei 
von  der  Westhöhe  her  gegen  die  Stadt  geführte  Leitungen,  zwei  südlich  vom  Theater,  eine 
dritte  nördlich  an  der  Gräberstrasse  bei  V  enüang,  die  ersten  beiden  überirdisch,  die  dritte 
auf  oder  in  der  Erde.  Es  ist  die  zweite  der  beiden  südlichen,  deren  starke  V^ersinterung 
F  e  1 1  o  w  s  auffiel,  und  in  der  That  auf  Ursprung  aus  dem  Kataraktes  (Dudenfluss) 
schliessen  lässt.  Die  Leitung  ist  aus  Ziegeln  gebaut,  die  aber  der  starken  Kalkkruste 
wegen  fast  wie  Haustein  aussehen.  Wenig  nördlich  von  ihrem  Anfange  an  der  Höhe  fliesst 
jetzt  aus  späterer  Fassung  ein  reicher  Quell,  welcher  mitsammt  der  grossen,  von  ihm 
genährten  Platane  das  Vieh  zur  Tränke,  den  Wanderer  zur  Rast  und  Erquickung  lockt, 
auch  uns  dort  zu  lagern  bewog,  trotz  des  durch  Vernachlässigung  ringsum  versumpften 
Bodens.  Ob  hier  der  natürliche  Ausfluss  der  gestörten  Leitung  ist,  weiss  ich  nicht.  Von 
den  gefährlichen  Eigenschaften  des  Dudenwassers  sind  wir  in  so  kurzer  Zeit  natürlich  nichts 
gewahr  geworden. 

Schon  die  nördlich  nach  einander  folgenden  Leitungen  lassen  auf  eine  entweder  von 
Norden  oder  von  Süden  her  an  der  Höhe  B  hin  geführte  Hauptleitung  schliessen,  von  der 
jene  drei  Zweige  ausgingen.  Auch  weiter  südlich,  an  der  Ecke,  wo  um  die  S.  33  erwähnte 
westliche  Einbuchtung  die  Höhe  sich  herumzieht,  rinnt  wieder  ein  Quell  am 'unteren  Rande 
der  Einbuchtung.  Näher  ihrem  Ausgange,  wo  ein  anderes  schmales  Thal  sich  südlich  in  die 
Travertinplatte  (II)  hineinzieht,  nährt  vorbrechendes  Wasser  reiches  Grün,  und  hier  ist  ein 


-     48     - 

wenig  weiter  aufwärts  über  das  enge  Thal  ein  schmaler  Bogen  aus  Quadern  gespannt.  Ob 
damit  ein  anderer  grösserer  Aquäduct  in  Verbindung  steht,  welcher  weiter  gegen  Adalia 
hin  ein  breiteres  Thal  in  mehreren  Bögen  übersetzt,  weiss  ich  nicht.  Nur  das  erste  Mal, 
später  nie  wieder,  hat  mich  der  Weg  von  Adalia  nach  Perge  dort  vorübergeführt.  Jedenfalls 
befindet  er  sich  zwischen  dem  breiten,  noch  ungetheilten  Dudenfluss  und  Perge,  beziehungs- 
weise jenem  vorher  erwähnten  kleineren  Aquäduct.  Von  diesem  aus  muss  der  Wasserlauf  um 
die  südliche  Einbuchtung  herum,  dann  am  Rand  der  Höhe  B  hingeführt  sein.  Der  nördlichste 
Zweig  dieser  Leitung,  welcher  neben  der  Gräberstrasse  V  durch  das  Thal  läuft,  erscheint 
hier  jetzt  als  breiter,  offener  Canal;  einst  muss  auch  hier  Röhrenleitung  gewesen  sein,  wie 
bei  dem  letzten  Thurmrest,  etwa  35  M.  südlich  von  dem  Bau  On  im  Plane,  jederseits  des  an 
der  Stadtmauer  hinführenden  Weges.  Ungefähr  5  M.  westlich  von  der  Südwestecke  des 
Thurmes  finden  sich  jenseits  eines  heruntergefallenen  Ziegelbaues  (Gewölbe?)  senkrecht 
herabsteigend  fünf  Thonrohre,  je  0*30  M.  lang,  der  stark  versinterte  Canal  von  0*20  M.  Durch- 
messer, mit  Mörtel  gefugt.  Am  Thurm  steigt  dasselbe  Rohr  wieder  aus  der  Erde  empor,  und 
gerade  über  dem  Abbruch  desselben  geht  horizontal  durch  die  Quaderschichte  über  dem 
Sockel  ein  gleiches  Thonrohr  (o'i8  M.  habe  ich  bei  diesem  angemerkt).  Etwas  schief  unter 
diesem  durchgehenden  runden  Rohr  geht  durch  die  oberste  Lage  des  Sockels  ein  zweiter 
Canal  oblongen  Querschnittes,  0*14  M.  breit,  0*24  M. '  wenigstens  hoch,  oben  mit  einem  Ziegel 
überdeckt,  und  zu  diesem  gehörte  gewiss  der  gleichfalls  an  der  Thurmecke  in  einem  grossen, 
oben  mit  Falz  versehenen  Quader  senkrecht  stehende  Canal,  0*27  M.  im  Quadrat.  Also  hier 
offenbar  communicirende  Röhren,  und  zwar  verschiedene  gewiss  aus  verschiedenen  Zeiten. 
Innerhalb  der  Stadt  habe  ich  die  Leitung  nicht  gesehen,  nur  jenen  Canal  von  0*20  M.  im 
Quadrat  in  der  Ruine  O. 

Der  andere  Zweig  der  Hauptleitung  ist  auf  dem  Plan  in  den  Canal  der  HallenstrasSe 
eingeführt,  was  ich  dahingestellt  sein  lassen  muss.  Der  dritte  (W.)  ist  nach  einem  Bau  am 
Südrande  jener  südöstlichen  isolirten  Höhe,  oder  einem  unterhalb  desselben  gelegenen 
Mauerviereck  bei  X  gerichtet.  Unter  den  im  Thal  erhaltenen  Resten  dieser  Leitung  ist 
namentlich  eine  weite  Bogenöffnung  zu  nennen  unfern  des  oben  erwähnten  Quells,  dessen 
neue  Fassung  ausser  anderen  alten  Stücken  die  Volute  eines  ionischen  Capitells  enthält.^  Dass 
jener  Bau  ein  zweites  Gymnasium  gewesen  sei,  ist  aus  dem  viereckigen  Grundriss  des  unteren 
jetzt  nicht  mehr  zu  beweisen.  Die  bedeutendere  Ruine  jetzt  ist  die  höhere,  aus  alten  Werk- 
stücken offenbar  spät  zusammengebaut,  ein  Quadrat  von  circa  20  M.  Seitenlänge  ist  durch 
zwei  Reihen  von  Pfeilern,  denen  Wandpfeiler  entsprechen,  in  ein  breites  Mittel-  und  zwei 
schmale  Seitenschiffe  mit  ostwestlicher  Axe  getheilt,  westlich  ist  ein  nach  Norden  hinaus  ver- 
längerter und  absisartig  abschliessender  Gang  vorgelegt.  Nicht  durch  diesen  Grundriss,  der 
ja  kaum  alt  ist,  sondern  durch  die  Architravstücke  mit  der  Inschrift  N.  3 1  c,  vermuthlich  einem 
Bau  gehörig,  den  ein  Gymnasiarch  gestiftet,  wird  der  Gedanke  an  ein  Gymnasium  ausser 


'  Ich  glaube  mich  zu  erinnern,  dass  ich  jenes  Mass  von  0"i8  M.,  wie  dieses  von  0'I4  M.  und  0*24  M.  geschätzt 
habe  —  zu  niedrig,  wie  es  scheint.    Die  Objecte  waren  mir  unerreichbar. 

^  In  der  Nähe  müssen  die  von  Hirschfeld,  I,  S.  723  erwähnten  zwei  Säulentrommeln  stehen,  die  ich  nicht 
gesehen  habe. 


—     49     — 


Fig.  33.  Grab  bei  Perge. 


der  Stadt  nahegelegt.  Von  hier  konnte  auch  füglich  der  InschrifLstein  N.  29  rühren,  da  sein 
jetziger  Platz  auf  dem  türkischen  Friedhof  keiner  anderen  Ruine  so  nahe  ist  als  dem  vor- 
ausgesetzten Gymnasium.  Dieser  Stein  scheint  aber,  sei  es  zur  Basis  der  Statue  gedient,  sei 
es  als  Stele  daneben  gestanden  zu  haben.  Eine  frühere  Statue  war  demselben  Manne  als 
Stadthauptmann  errichtet  im  Heiligthum  der  Artemis,  die  zweite  als  Rector  des  Gymnasiums 
vermuthlich  in  einem  Gymnasium. 

Der  in  allem  Uebrigen  hervortretende  Vorrang  des  Attaleia,  dem  Meere  und  der  Kestros- 
mündung  zugekehrten  Südthores  von  Perge  vor  den  beiden  übrigen  bekundet  sich  auch  in 
der  grösseren  Zahl  von  Gräbern,  welche  die  aus  ihr  hinausführende  Strasse  begleiten.   Vor 
dem  Ostthore  —  wir  können  es  das  aspen- 
dische  nennen  — ^  sind  die  Grabmonumente 
grösstentheils  zu  den  zahlreichen  türkischen 
Gräbern  neu  verwendet,  darunter  z.  B.  der 
Grabstein  N.  5  2 ;  vielleicht  gehörte  einst  auch 
das  Relieffragment  einer  lebensgrossen  Figur, 
gesenkte  Hand  an  einem  Speer  (?)  mit  über 
den  Arm    herabhängendem    Gewandzipfel, 
o*3  M.  hoch,  o"4  M.  breit,  zu  einem  Grabe. 

Mehr  ist  erhalten  von  den  Gräbern  im 
Westen.  Nicht  weit  von  dem  späteren  Thor- 
bau E  Hegen  einander  gegenüber  rechts  und 
links  von  der  Strasse  zwei  grössere  Grab- 
monumente, links,  das  heisst  westiich,  ein  quadrater  Sockel  von  9  M.  Seitenlänge,  darauf  ein 
massiver  Rundbau  von  5'/,  M.  Durchmesser;  gegenüber  östlich  ein  anderer  quadrater  Unter- 
bau, dabei  Fragmente  von  Marmorsculpturen,  einer  Frau,  welche  liegend  dem  Manne  neben 
ihr  die  Hand  auf  die  Schulter  legt,  offenbar  Stücke  eines  Sarkophagdeckels;  höher  hinauf 
gegen  die  Stadtmauer  noch  ein  Grabbau.  Wie  die  nördlich  im  Thale  hinfuhrende  Strasse, 
so  ist  auch  die  quer  hindurch  nach  West  neben  jener  Wasserleitung  laufende  Strasse  von 
Gräben  eingefasst  gewesen.  Ein  circa  3  M.  im  Quadrat  messendes  Gemach  ist  mit  fünf  grossen 
Steinblöcken  überdeckt;  das  Obergemach  fehlt  jetzt;  das  Fragment.eines  Sarkophages  mit 
rohem  Eros,  die  Inschrifttafel  haltend,  liegt  daneben.  Bei  einander  stehen  ferner  zwei  über- 
wölbte, nach  Süd  jetzt  offene  Kammern,  in  der  einen  zwei  Todtenplätze. 

Eigenartiger  als  diese  Kammern  oder  Unterbauten  mit  darein-  oder  daraufgestellten 
Sarkophagen  sind  die  Gräber  der  Südstrasse.  Unfern  des  Thores  liegt  zunächst  allerdings 
wieder  ein  zusammengefallener  Grabbau,  dessen  unvollständige  Architravinschrift  N.  31  b 
schon  bekannt  war.  Weiterhin  reihen  sich  in  mehreren  Gassen,  auf  dem  Plan  vielleicht  zu 
regelmässig  gezeichnet,  niedrige,  platt  gedeckte  Grabbauten,  aus  wenigen  grossen  Steinen 
aufgebaut,  welche  von  lykischen  Gräbern  ganz  verschieden  sind,  aber  gleich  diesen  die  Formen 
eines  flach  gedeckten  Hauses  bewahren ;  doppelt  so  lang  wie  breit,  haben  sie  an  einer  Schmal- 
seite die  Thür  mit  profilirtem  Rahmen,  profilirt  sind  auch  Deckplatte  und  Sockel.  Ein  Block 

innerhalb  der  Mauer  an  der  Westseite,  etwas  mehr  als  die  linke  Hälfte,  wenn  die  Thür  einst 

7 


—     50     — 

die  Mitte  einnahm,  0*98  M.  lang,  0-84  M.  hoch,  0-37  M.  dick,  hat  dieselbe  Thür  im  Relief  und 
im  Felde  links  davon  Krug  und  Schale.  Ein  anderer  Block  derselben  Gegend  aussen  zeigt 
eine  solche  Thür  grosser,  sehr  detaillirter  Ausführung  mit  Schlüsselloch,  Nagelbeschlag  und 
Klopfringen,  ausgefüllt  mit  Köpfen  (Gorgoneien  ?). 

Wie  in  Lykien  findet  sich  auch  hier  neben  dem  hausartigen  Grab  mit  wirklicher  Thür 
der  Sarkophag  mit  Deckel  statt  der  Thür,  aber  mit  plastisch  wenigstens  noch  nachge- 
ahmter Thür  an  der  einen  Schmalseite,  obgleich  das  auf  dem  Deckel  —  eben  noch  kenntlich  — 
gelagerte  Ehepaar  den  Sarkophag  mehr  als  Bett,  denn  als  Haus  denken  lässt.  Der  Sarkophag, 
dessen  Deckel  herabgeworfen  ist,  hat  2-30 M.  Länge,  i  •  1 5  M.  Breite  (innen  i  -94  M.  und  0*8 1  M.), 
I  "oS  M.  Höhe.  Das  Relief,  das  alle  vier  Seiten  verzierte,  ist  leider  durch  Verwitterung  des 
Kalksteines,  besonders  in  den  oberen  Theilen,  so  zerstört,  dass  eine  Wiedergabe  nach  der 
Photographie  unmöglich  ist,  und  auch  am  Original  gerade  die  bedeutsamen  Züge  zur  Un- 
kenntlichkeit verwischt  sind.  Die  wesentlichsten  Charakterzüge,  welche  Matz,  Archäologische 
Zeitung,  1872,  S.  175,  dem  griechischen  Sarkophag  abweichend  vom  römischen  zuerkannte, 
eignen  auch  diesem,  nur  dass  er  eben  doch  wie  so  viele  freistehende  Sarkophage  dieser 
Gegend  die  gelagerten  Deckelfiguren  hat.  Durchaus  ein  selbstständiges  Monument,  wahrt  er 
die  Formen  eines  Gebäudes  selbst  in  den  nicht  malerisch,  sondern  plastisch  angelegten  und 
ausgeführten  Figuren,  die,  an  berühmte  Vorbilder  erinnernd,  in  derbkräftigen  Formen  jede  für 
sich  stehen,  unter  etwas  klein  gerathenen  aber  auf  einer  Langseite  noch  deutlich,  von  unten 
schwach,  oben  stärker  vortretenden  Pilastern  getragenen  kleinen  Arkaden,  in  deren  Zwickeln 
an  der  besterhaltenen  Langseite  Lorbeerzweige  sich  ausbreiten,  während  die  Wölbung  jedes 
Bogens  hinter  den  Köpfen  der  Figuren  besonders  umrändert  ist,  einmal  fast  muschelartig 
gestaltet.  An  den  Langseiten  sind  je  fünf  Figuren,  an  der  einen  Schmalseite  drei,  an  der 
andern  nur  zwei,  da  die  Stelle  der  mittleren  dritten  hier  von  der  Grabthür  eingenommen 
wird,  über  w^elcher  die  Arkade  nicht  fehlt,  und  vor  welcher  unten  deutlich  erhalten  das  Unter- 
theil  eines  Säulen-  oder  Stelenschaftes  steht,  auf  dem  man  eben  wegen  des  Bogens  darüber 
eine  Statue  voraussetzen  möchte.  Links  davon  erkennt  man  nicht  ganz  sicher  —  ich  dachte 
auch  an  ein  Opferthier  —  eine  sitzende,  rechts  eine  stehende  Figur,  jene  vielleicht  weiblich, 
diese  männlich.  An  der  anderen  Schmalseite  steht  mitten  eine  verschleierte  Frau,  die  Rechte 
hebend,  auf  der  Linken  die  Mantelzipfel  tragend,  zwischen  einem  Manne  mit  kurzem  Chiton 
und  Himation  links  und  einem  Jüngling  mit  Himation  um  den  blossen  Leib  rechts.  An  der 
besterhaltenen  Langseite  sind  die  vier  männlichen  Figuren  (i ,  3,  4,  5,  von  links),  alle  in  Stiefeln 
und  kurzem  Chiton,  ein  Mäntelchen  über  den  Arm  geworfen,  in  lebhafter  Bewegung.  Der  in  der 
Mitte  wendet  sich  gegen  die  verschleierte  Frau  links  von  ihm  und  scheint  mit  der  Rechten  etwas 
aus  ihrer  Linken  zu  empfangen.  Am  linken  Ende  macht  sich  ein  Gepanzerter  nach  links  an 
dem  Stiefel  des  hochgestellten  rechten  Fusses  zu  schaffen.  Die  zwei  am  rechten  Ende  eilen 
nach  rechts  fort,  der  vorletzte  nach  der  Mitte  sich  umwendend,  der  letzte  in  der  Rechten  viel- 
leicht ein  Blasinstrument  hoch  an  den  Mund  haltend :  allem  Anschein  nach  ein  kriegerischer 
Auszug,  vielleicht  mit  einem  Anklang  an  Achilleus  auf  Skyros,  den  ich  auf  einem  Sarkophag  in 
Termessos  zu  erkennen  geglaubt  habe.  Die  andere  Langseite  hat  lauter  ruhige  Figuren,  zwischen 
zwei  gegen  die  Mitte  hin  sitzenden  Frauen,  drei  stehende  mit  nur  leisen  Seitenwendungen. 


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Fig.  34.    Zuschaaerraam  des  Theaters  in  Pcrge. 


Dem  Reisenden,  welcher  sich  Perge  nähert,  fallt  vor  Allem  die  gewaltige  Masse  des 
Theaters  in  die  Augen,  das  abseits  von  der  Akropolis  am  Abhänge  des  nächsten  Höhen- 
zuges liegt.  Die  Ruine  besteht  aus  dem  in  den  Hügel  hineinschneidenden,  nur  an  den  Enden 
freiliegenden  Zuschauerraum  und  dem  getrennt  davon  stehenden,  langen  und  schmalen 
Bühnenhause. 

Der  Zuschauerraum  mit  seinen  Sitzstufen  ist  grösstentheils  erhalten;  auch  das  Bühnen- 
gebäude erhebt  sich  noch  bis  zu  bedeutender  Höhe,  doch  ist  ein  grosser  Theil  desselben  auf 
die  Bühne  herabgestürzt,  welche  ebenso  wie  die  Orchestra  unter  einem  Walle  von  Trümmern 
versteckt  liegt;  der  Trümmerhaufe  ist  so  hoch,  dass  auch  von  dem  stehen  gebliebenen  Theile 
der  Skenenwand  fast  nichts  zu  sehen  ist.  Die  Aussenseite  des  Bühnenhauses  liegt  dagegen 
ganz  frei  und  bildet,  wenn  auch  allen  Schmuckes  beraubt,  mit  ihren  fünf  grossen  Nischen, 
von  Buschwerk  und  Schlingpflanzen  umwachsen,  ein  malerisches  Ganzes. 

DerGrundriss  des  Zuschauerraumes  bildet  ein  Kreisstück  von  i  i3"5oM.  grösstem  Durch- 
messer; die  Ausdehnung  der  Orchestra  und  die  ursprüngliche  Zahl  der  Sitzreihen  konnten 
wir  nicht  ermitteln,  da  die  untersten  Sitzstufen  verschüttet  sind.  Die  Zahl  der  sichtbaren 
Stufen  beträgt  im  Ganzen  42 ;  sie  sind  durch  den  Gürtelgang  A  (Diazbma)  in  zwei  Ab- 
schnitte zerlegt,  deren  oberer  19  Sitzstufen  enthält,  während  wir  in  der  unteren  Abtheilung 
23  zählten;  dazu  kommt  noch  eine  Reihe  freistehender  Bänke  mit  Rücklehnen,  welche  auf 
dem  Diazoma  aufgestellt  waren.  Das  Profil  der  Sitzstufen  zeigt  Fig.  35;  hervorzuheben  ist, 
dass  nach  unseren  Messungen  die  obere  Rangordnung  etwas  steiler  angelegt  ist  als  die 
untere;  doch  hindern  vielfache  Verschiebungen  der  Stufenblöcke  eine  genaue  Feststellung 
des  ursprünglichen  Thatbestandes. 


—     52     — 


PERGE 


Die  Zahl  der  radialen,  in  die  Sitzstufen  eingeschnittenen  Treppen,  welche  den  Verkehr 
im  Zuschauerräume  vermitteln,  beträgt  in  der  unteren  Abtheilung  13,  in  der  oberen  25. 

Das  Diazoma  A  ist  einerseits  durch  die  Rücklehnen  der  Bänke,  andererseits  durch  eine 
Wand  von  2-40  M.  Höhe  begrenzt,  oberhalb  deren  ein  zweiter  schmaler  Gürtelgang  läuft; 

dann  folgt  eine  niedere  Stufe  für  die  Füsse  derer, 
welche  die  unterste  Sitzreihe  der  oberen  Abtheilung 
einnahmen.  Der  zweite,  schmale  Gürtelgang  ist 
durch  sechs  Treppen  von  0"6o  M.  Breite  (E  im 
Grundriss)  unterbrochen,  welche  die  beiden  concen- 
trischen  Gänge  mit  einander  verbinden. 

In  der  Wand  des  Diazoma  münden  ferner  vier 
unter  den  Sitzreihen  der  oberen  Rangordnung  be- 
findliche, radial  laufende,  gewölbte  Gänge  C,  welche 
die  Zuschauer  von  Aussen,  indem  sie  den  Abhang 
des  Hügels  etwa  1  o  M.  hoch  hinanstiegen,  vielleicht 
mittelst  jetzt  verschwundener  Treppen  erreichten.  In  dem  Grundrisse  Tafel  XIV  sind  diese 
Zugänge  an  der  linken  Seite  eingezeichnet.  (Vgl.  den  Querschnitt  Fig.  36.) 

Die  Hauptzugänge  in  das  Theater  liegen  aber  beiderseits  zwischen  den  Stirnmauern  des 
Zuschauerraumes   und  dem  Bühnengebäude  (B).    Ausser  diesen  und  den  erwähnten  mit  C 


Fig.  35-  Profil  der  Sitzstufen. 


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Fig.  36.    Querschnitt  durch  den  Zuschauerraum. 


bezeichneten  Eingängen  befindet  sich  nur  noch  auf  der  obersten  Galerie  im  Scheitel  des 
Kreises  eine  Thür  D,  welche  gleichfalls  vom  Abhänge  des  noch  bedeutend  höher  sich  erheben- 
den Hügels  aus  betreten  wird.  Den  Abschluss  des  Zuschauerraumes  bildete  oben  ein  Bogen- 
gang, der  nach  Innen  offen  und  nach  Aussen  durch  eine  Mauer  mit  Fenstern  geschlossen 


—     53     — 


Fig.  37.    Das  BühDcnfp;l>Ilu<le  von  Aiuseo. 


war.  Er  ist  grösstentheils 
zerstört  und  besonders  die 
freistehenden  Pfeiler  sind 
sämmtiich      verschwunden 

(Fig-  34)- 

Als  Material  wurde 
im  Innern  des  Zuschauer- 
raumes weisser  Kalkstein 
verwendet;  es  sind  davon 
die  Sitzstufen,  sowie  der 
Fussboden  und  die  Wand 
des  Diazoma  gearbeitet. 
Die  Stufen  lagern  auf  ra- 
dialen Mauern  von  Breccie, 
aus  welchem  in  unmittel- 
barer Nähe  gebrochenen 
Steine  sämmtliche  Mauern 
errichtet  sind.  Die  Stirn- 
mauern des  Zuschauer- 
raumes sind  mit  Kalkstein- 
quadern verkleidet. 

Das  Theater  in  Perge 
gehört  zu  den  grössten 
antiken  Schauspielhäusern; 
auf  den  19  Sitzreihen  der 

oberen  Abtheilung  hatten  etwa  5700  Personen  Platz,  die  Sitzbreite  zu  0*50  M.  gerechnet 
Wenn  wir  annehmen,  dass  in  der  unteren  Abtheilung  in  Wirklichkeit  30  Reihen  bestan- 
den, die  Orchestra  mit  30  M.  Durchmesser  berechnet,  so  fanden  hier  weitere  5600  Personen 
Raum. 


Fi{.  38.  Saal  im  Bühnenliaase  des  Theaten. 


—     54     — 


Im  Ganzen  ergibt  sich  demnach  mit  Einbeziehung  der  Orchestra  eine  Anzahl  von 
mindestens  12.000  Sitzplätzen. ' 

Der  Aufnahme  des  Theaters  stellten  sich  besonders  beim  Bühnenhause  Schwierigkeiten 
entgegen,  unsere  Darstellungen  geben  daher  nur  Bruchstücke  von  demselben.  Das  Gebäude 
ist  56  M.  lang  und  im  Lichten  4-40  M.  tief;  es  enthielt  mehrere  Stockwerke,  deren  unterstes 

einen  mit  Quadergewölben  über- 
deckten, jetzt  zum  grössten  Theil 
verschütteten  Saal  enthält  (Fig.  38). 
Die  äussere,  der  Stadt  zu- 
gekehrte Wand  des  Bühnenhauses 
hat  schon  im  Alterthum  einen  Um- 
bau erfahren,  indem  eine  gewaltige 
Mauer  mit  fünf  grossen  Nischen  der 
ursprünglichen  Fa^ade  vorgelegt 
wurde  (Fig.  37).  Diese  Mauer  ist 
etwa  1 2  M.  hoch,  über  dem  jetzigen 
Boden  gemessen,  darüber  sieht  man 
die  Reste  der  alten  Fa^ade  hervor- 
ragen ;  man  bemerkt  dort  oben  in  Ab- 
ständen von  etwa  2*60  M.  vorsprin- 
gende Architrave,  welche,  jetzt  von 
dem  Quaderwerk  des  späteren  Vor- 
baues umschlossen,  auf  die  frühere 
Säulenarchitektur  schliessen  lasseh. 
Das  Hauptmotiv  der  jetzigen 
Fa^ade,  die  Anordnung  der  grossen 
Nischen  deutet  hier  auf  die  Anlage 
eines  Nympheums,  dessen  Hinter- 
grund die  Theaterfa9ade  bildete. 
Ausgrabungen  in  dem  versumpften 
Boden  vor  dem  Theater  würden 
hierüber  Aufschluss  geben,  wie 
auch  wahrscheinlich  die  Säulen  und  Gebälke,  welche  die  grossen  Nischen  umrahmten, 
hier  zu  finden  sind;  einzelne  Bruchstücke  sind  selbst  über  dem  Boden  sichtbar. 

Die  den  Zuschauern  zugekehrte  Seite  des  Bühnenhauses,  die  Skenenwand,  steht,  wie 
schon  erwähnt,  zum  Theil  aufrecht,  ist  aber  unter  Trümmern  versteckt;  am  nördlichen  Ende 
liegt  ein  Stück  der  Wand  frei,  und  hier  ragen  zwei  Gebälkstücke  von  Marmor  aus  der  Mauer 
hervor;  das  vollständigere  der  beiden  Stücke  ist  in  Fig.  39  abgebildet;  ein  reichverzierter 


Fig.  39.    Gebälk  an  der  Bühnenwand. 


'  Der  Zuschauerraum  im  Theater  des  Marcellus,  des  grössten  Theaters  in  Rom,  bildete  einen  reinen  Halbkreis 
von  130  M.  Durchmesser;  derselbe  fasste  etwa  13.500  Personen. 


—    55 


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Fig.  40.    Gewölbe  unter  den  Sitzstufen  des  Stadion  in  Pergc 


quadratischer  Pfeiler  liegt  in  der  Nähe.  Soweit  aus  diesen  geringen  Bruchstücken  geschlossen 
werden  kann,  ist  die  Ausstattung  der  Skenenwand  von  ähnlicher  Art,  wie  wir  sie  später  in 
Aspendos,  sowie  in  Termessos  und  Sagalassos  kennen  lernen  werden. 

Nicht  minder  bemerkenswerth  als  das  Theater  ist  das  demselben  sehr  nahe  liegende 
Stadion,  ein  freistehender,  durchweg  aus  Quadern  errichteter  Bau  von  guter  Erhaltung.  Die 


56 


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Rennbahn,  34  M.  breit  und  234  M.  lang,  ist  am  südlichen 
Ende  geradlinig,  am  nördlichen  halbkreisförmig  abge- 
schlossen; das  nördliche  Ende,  42-50  M.  lang,  war  durch 
eine  Quermauer  von  der  eigentlichen  Rennbahn  getrennt. 
Die  Bahn  ist  ringsum  begrenzt  durch  eine  Sockel- 
mauer von  I  '93  M.  Höhe,  oberhalb  deren  ein  Gang  von 
riy  M.  Breite  sich  befindet;  dann  folgen  die  Sitzstufen, 
elf  an  Zahl ;  eine  zwölfte  Sitzreihe  bildeten  freistehende 
steinerne  Bänke  mit  Rücklehnen,  hinter  denen  ein  Gang 
von  370  M.  Breite  für  den  Verkehr  frei  blieb.  Die  ein- 
zelnen Sitzstufen  sind  0'436  M.  hoch  und  o'63  M.  tief. 
Die  Zahl  der  Sitzplätze  betrug  etwa  1 1.500. 

Der  ansteigende  Sitzstufenbau  ruht  auf  Gewölben, 
und  zwar  ist  dieser  Unterbau  derart  angeordnet,  dass  in  Abständen  von  570  M.  Mauern  von 
i"50  M.  Dicke  winkelrecht  zur  Längsachse  der  Bahn  errichtet  und  durch  ansteigende  Tonnen- 
gewölbe mit  einander  verbunden  wurden.  So  entstanden  unter  den  Stufen  nutzbare  Räume, 
570  M.  breit  und  9-84  M.  tief,  welche  nach  Aussen  vollständig  offen  und  durch  Thüren  mit 
einander  verbunden  sind.    Nur  am  südlichen  Ende  des  Stadions  ist  beiderseits  die  erste 


Fig.  41.    Pfeilerbruchstück  vom  Eingänge  zum 
Stadion. 


Fig.  42.    Quadermauer  in  den  Gewölben  des  Stadion. 


—     57     — 


Gewölbkammer  —  von  etwas  kleineren  Massen  als  die  übrigen  —  ganz  geschlossen  und  von 
Aussen  durch  eine  Thür  zugängig.  Jede  dritte  Gewölbkammer  diente  als  Zugang  zum  Stadion 
mittelst  einer  Thür,  welche  unterhalb  der  Sitzstufen  in  die  erwähnte  Sockelmauer  einge- 
schnitten ist;  durch  diese  Thü- 
ren  gelangten  die  Zuschauer 
auf  das  Niveau  der  Arena,  von 
welcher  sie  vermuthlich  durch 
Schranken  getrennt  waren;  wie 
dieselben  aber  von  dort  aus 
den  um  r93  M.  höher  liegen- 
den Gang  und  aie  Sitze  er- 
reichten, lässt  der  Bau  nicht 
erkennen,  vermuthlich  wurden 
hölzerne  Treppen  benützt.  Am 
nördlichen  Ende  des  Stadions 
konnte  man  den  oberen  Um- 
gang von  Aussen  erreichen,  es 
befinden  sich  daselbst  in  qua- 
dratischen ,  der  Aussenmauer 
vorgelegten  Anbauten  vier  stei- 
nerne Treppen. 

Der  Anzahl  der  Eingangs- 
thüren  in  der  Sockelmauer,  die 
in  Abständen  von  2 1  -60  M.  an- 
gebracht sind,  entspricht  die 
Zahl  der  in  die  Sitzreihen  ein- 
geschnittenen Treppen,  von 
o-6o  M.  Breite. 

Ganz  zerstört  ist  der  Ein- 
gang des  Stadions  am  Südende. 
Wir  fanden  daselbst  Einzel- 
heiten von  einem  reichen  Thor- 
bau, Architrave,  Bogenstücke 
und  den  in  Fig.  41  abgebildeten 
Pfeiler  mit  angearbeiteter  Halb- 
säule. Diese  Werkstücke  sind 
aus  Kalkstein    gearbeitet,  aus 

welchem  Material  auch  die  Sitzstufen  bestehen,  während  für  die  Mauern  und  Gewölbe 
des  Unterbaues  Breccie  gewählt  wurde ;  die  Art  der  Bearbeitung  und  Fügung  der  Quadern 
veranschaulicht  die  Abbildung  Fig.  42,  welche  ein  Stück  Mauerwerk  aus  einer  der  Gewölb- 
kammern  darstellt. 


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Fig.  43.    Thonn  der  Befestiguag  von  Perge. 


-     58     - 


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Fig.  44.    Thurm  der  Befestigung  von  Perge. 


In  Fig.  43  geben  wir  den  Aufriss  und  in  Fig.  44  Ansicht  und  Grundriss  eines  der  Mauer- 
thürme  von  der  Ostseite  der  Stadt,  welche  der  älteren  Befestigung  von  Ferge  angehören. 
Die  Thürme  sind  rechtwinklig  angelegt,  6 — 7  M.  breit,  8  M.  tief  und  vom  Sockel  bis- 

zum  Dachgesimse  13 — 14  M.  hoch;  den 
oberen  Abschluss  bildeten  Satteldächer, 
deren  Giebelgesimse  stellenweise  sich  er- 
halten haben.  Die  Mauern  haben  eine 
Dicke  von  1-26  M.  und  sind  aus  Quadern 
von  etwa  o'öo  M.  Höhe  in  wechselnden 
Binder-  und  Läuferschichten  aufgebaut; 
an  dem  mehrstufigen  Sockel  und  den  un- 
teren Steinschichten  der  Mauern  zeigen 
die  Quadern  den  stehen  gebliebenen  Werk- 
zoll, während  oben,  von  der  sechsten 
Schichte  unterhalb  des  Gurtgesimses  B 
angefangen,  die  Steine  durchwegs  glatte 
Ansichtsflächen  aufweisen.  An  den  drei 
dem  Angriffe  ausgesetzten  Seiten  der 
Thürme  sind  die  Wände  von  Schiess- 
Fig.  45.  Thurm  der  Befestigung  von  Perge.  schartcn  (A)  durchbrochcn.   In  der  Höhe 


—     59     — 

von  9*63  M.  über  dem  Sockel  nimmt  die  Mauerdicke  um  die  Hälfte  ab;  hier  lag,  aussen 
durch  das  Gurtgesimse  gekennzeichnet,  der  Fussboden  eines  Obergeschosses,  welches  nach 
drei  Seiten  Fensteröffnungen  hatte;  diese  Fenster,  zu  dreien  gruppirt,  sind  je  0*85  M.  breit 
und  r57  M.  hoch.  Zu  den  Seiten  eines  jeden  Fensters  befinden  sich  aussen  an  der  Oberkante  C 


Fig.  46.    Das  ältere  Hauptthor  in  Perge. 


der  Sohlbankschichte  Löcher  von  0-70  M.  Breite,  ferner  bei  D  Einkerbungen  längs  der  Ober- 
kante der  Steine,  welche  wohl  im  Zusammenhange  stehen  mit  einer  Verschlussvorrichtung. 
Bei  dem  in  Fig.  43  und  44  gezeichneten  Thurme  machen  wir  aufmerksam  auf  zwei 
Reihen  Balkenlöcher,  welche  aussen  an  der  Südwand  sich  befinden,  sowie  auf  die  zugehöri- 
gen kleineren  Eintiefungen  an  der  Thurmkante  in  der  zweiten,  vierten  und  sechsten  Schichte 
vom  Gurtgesimse  abwärts  gerechnet.  Diese  Balkenlöcher  scheinen  dem  Bauwerke  ursprüng- 
lich anzugehören,  jedenfalls  sind  sie  älter  als  das  Flickwerk,  welches  in  Fig.  47  an  der 
hinteren  Ecke  des  Thurmes  sichtbar   ist  und  die  regelmässige  Schichtung  der  Quadern 


»• 


—     6o     — 

unterbricht.  Fig.  46  veranschaulicht  einen  zweiten  Thurm  von  derselben  Bauart;  derselbe 
liegt  an  der  Westseite  der  Stadt,  er  steht  auf  besonders  hohem  Sockel  und  ist  nur  bis  zum 
Gurtgesimse  erhalten.  Die  hintere  Seite  dieser  Thürme  war  durch  eine  Mauer  von  gerin- 
gerer Stärke  geschlossen;  die  ursprüngliche  Anordnung  in  Bezug  auf  die  Eingänge  und  den 
Anschluss  der  Ringmauer  ist  indessen  schwer  erkennbar,  da  diese  Mauer  zu  verschiedenen 
Zeiten  erneuert  wurde  und  überall  jünger  ist  als  die  Thürme. 

Wenn  diese  Thurmbauten  ein  unverkennbar  hellenistisches  Gepräge  haben,  so  ist  das 
in  noch  höherem  Grade  der  Fall  mit  dem  älteren  jetzt  innerhalb  der  Ringmauer  liegenden 
Südthore,  im  Stadtplane  mit  F  bezeichnet.    Es  ist  ein  Doppelthor,  dessen  äussere  Pforte  zwei 


Fig.  47.    Rundthürme  am  Hauptthore  von  Südwest  gesehen. 


runde  Thürme  flankiren;  der  Bau  scheint  unter  Beibehaltung  der  wesentlichen  Bestandtheile 
in  ein  Prunkthor  umgebaut  worden  zu  sein,  nachdem  durch  Hinausschieben  der  Stadtmauer 
nach  Süden  der  Thorbau  seine  Eigenschaft  als  Theil  der  Befestigung  eingebüsst  hatte;  darauf 
hin  weist  besonders  die  Anordnung  des  dreibogigen  inneren  Thores  D,  welches  mit  den  Um- 
fassungsmauern C  in  keiner  Verbindung  steht.  Dieses  triumphbogenartige  Thor,  dessen  Pfeiler 
etwa  I  M.  hoch  aus  dem  Sumpfboden  hervorragen,  war  auf  beiden  Seiten  mit  Pilastern  und 
Säulen  geschmückt;  Theile  vom  Gebälk,  sowie  Gewölbsteine  mit  Archivolten  und  Cassetten 
liegen  in  unmittelbarer  Nähe.  Die  Umfassungsmauern  C  sind  an  der  Innenseite  durch  Nischen 
belebt,  zwischen  denen  einst  Säulen  standen ;  auch  sieht  man  daselbst  zahlreiche  Nagellöcher, 
welche  zur  Befestigung  von  Verkleidungsplatten  dienten.  Die  Aussenseite  dieser  Mauern 
zeigt  bis  zur  Höhe  von  etwa  5  M.  über  dem  Boden  einfaches  Quadermauerwerk,  dann  folgt 


—     6i     — 

ein  Rücksprung,  der  einen  gegliederten  Aufbau  vermuthen  lässt,  doch  fehlt  dieser  Aufbau 
jetzt  vollständig. 

Der  besterhaltene  Theil  sind  die  Rundthürme,  denn  obwohl  von  beiden  nur  schmale 
Bruchstücke  aufrecht  stehen,  bietet  doch  der  ösdiche  Thurm  Anhaltspunkte  zur  Ergänzung. 
Die  Thürme  haben  einen  Durchmesser  von  i  r7oM.  bei  2*20  M.  Mauerdicke. 

Material  und  Technik  sind  ebenso  wie  bei  den  oben  beschriebenen  rechteckigen  Thürmen ; 
ganz  regelmässig  wechseln  Binder  und  Läufer  von  etwa  0*58  M.  Höhe,  und  zwar  ist  der  Ver- 


Fig.  48.  Rundthürme  vom  Hauptthore  wiederhergestellt. 


band  so  angeordnet,  dass  in  derselben  Schicht  aussen  Binder  und  innen  Läufer  oder  um- 
gekehrt liegen.  Die  Ansichtsfiächen  der  Steine  zeigen  an  den  unteren'Theilen  des  Mauerwerks 
den  stehengebliebenen  Werkzoll ;  oben,  von  der  sechsten  Schichte  unterhalb  des  Gurtgesimses  G 
angefangen,  sind  die  Steine  glatt  bearbeitet,  lieber  dem  Gurtgesimse  folgen  noch  fünf 
Quaderschichten,  deren  unterste  etwas  höher  ist  als  die  übrigen;  auf  der  fünften  Schichte 
liegen  Steine,  welche  an  den  Resten  einer  Tropfenregula  als  Architrave  erkennbar  sind.  Die 
Bekrönung  des  Thurmes  bildete  demnach  ein  dorisches  Gebälk,  dessen  Höhe  annähernd  sich 
bestimmen  lässt;  einzelne  verwitterte  Werksteine  liegen  noch  auf  dem  Architrave  (Fig.  47). 


—       62        — 

Unterhalb  des  Gebälkes  befindet  sich  ein  Fenster,  dessen  Sturz  durch  einen  Architrav- 
block  gebildet  wird;  ein  zweites  Fenster  befand  sich  bei  H;  die  Achsenweite  der  beiden 
Fenster  beträgt  etwa  4*60  M.,  und  da  der  Kreisumfang  des  Thurmes  achtmal  so  gross  ist  als 
diese  Achsenweite,  so  dürfen  wir  eine  regelmässige  Eintheilung  von  acht  Fenstern  rings  um 
den  Thurm  annehmen.  Zwischen  den  Fenstern  waren  Steinplatten  in  die  Mauern  eingelassen, 
deren  eine,  mit  einem  Rundschild  geziert,  noch  an  Ort  und  Stelle  sich  befindet;  für  die  nächst- 


K.-.-M- 


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■ ■    ■    ■ 


■4,15- 
Fiß-  49-    Stadtmauer  von  Perge.    Aufriss,  Querschnitt  und  Grundriss. 


folgende  Relieftafel  ist  bei  K  der  Raum  ausgespart;  endlich  sieht  man  zwischen  den  Fenstern 
und  Relieftafeln  schwach  vorspringende  Pilaster.  Auf  Grund  dieser  durch  photographische 
Aufnahmen  unterstützten  Beobachtungen  wurde  Fig.  48  entworfen;  directe  Messungen 
konnten  an  den  oberen  Theilen  der  Thürme  nicht  vorgenommen  werden. 

In  Fig.  46  ist  ersichtlich,  dass  an  der  Innenseite  des  östlichen  Thurmes  zwei  Gesimse 
übereinander  sich  befinden  (E),  welche  je  aus  einer  vorkragenden  Steinschichte  gebildet 
sind;  sie  dienten  als  Auflager  für  Holzbalken.  Es  befanden  sich  offenbar  in  jedem  Thurme 
drei  Geschosse,  deren  unterstes  durch  schmale  Lichtspalten,  das  zweite  durch  vereinzelte 
Fenster  erleuchtet  wurde,  während  das  Obergemach  als  Wächterzimmer  nach  allen  Seiten 
Oeffnungen  hatte. 

Die  Verbindung  der  einzelnen  Geschosse  mit  einander  war  vermuthlich  durch  Holz- 
treppen hergestellt.    Eingangsthüren  haben  wir  an  der  Ruine  nicht  bemerkt.   Zu  erwähnen 


-     63     - 

ist  noch,  dass  von  dem  zwischen  den  Thürmen  befindlichen  äusseren  Thore  nur  die  untersten 
Quaderschichten  erhalten  sind,  welche  die  Breite  der  Oeffnung,  aber  nicht  die  Art  des  Auf- 
baues erkennen  lassen. 

Fig.  49  veranschaulicht  ein  Stück  der  späteren,  stellenweise  sehr  gut  erhaltenen  Ring- 
mauer von  der  Südostecke  der  Stadt.  Diese  Mauer,  mit  Innen  vorgelegten  Verstärkungs- 
pfeilern versehen,  hat  unten  die  Dicke  von  2  M.  In  der  Höhe  von  etwa  4  M.  über  dem  jetzigen 
Boden  befindef  sich  ein  Wehrgang,  nach  Aussen  durch  eine  mit  Schiessscharten  versehene 
Mauer  von  o*6o  M.  Dicke,  nach  oben  durch  Tonnengewölbe  geschützt.  Zwischen  den  Pfeilern, 
welche  4*  15  M.  von  einander  entfernt  stehen,  ist  der  Raum  für  die  Vertheidiger  i'so  M.  tief; 
in  den  Tonnengewölben  sind  Durchgänge  von  0*60  M.  Breite  und  rgo  M.  Höhe  ausgespart, 
welche  den  fortlaufenden  Gang  herstellen.  Das  Quaderwerk,  sorglos  und  unregelmässig 
gefügt,  ist  in  derselben  Weise  behandelt  wie  beim  Stadion,  die  Pfeiler  haben  ein  Kämpfer- 
gesimse, welches  an  byzantinische  Formen  erinnert;  die  obere  Bekrönung  der  Mauer  fehlt 
durchweg. 


Fig.  50.  Diana  von  Perge. 


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A  befestigte  Strassen. 

B   untere  Befestigungsmauer. 

C    C"  C"  Thor«. 

D  Thurm. 

Dl  D'>   Bastionen. 

E    Reste  antiker  Häuser. 

Fl 

>  hellenistische  Quaderbauten. 

H  Ort  der  grossen  Cisteme. 

Theater. 


'A 


L  Bau  mit  Granitsäulen. 
M    hellenistischer  Tempel. 


N    Ni  antike  Gebäuderestc. 

O    Stoa. 

P   antiker  Palast 

Q   Sudion. 

R    abgestürzter   Febblock    mit  Gebäuderesten. 

S    Grabmal. 

T   Felsinsel. 

V    V,   Quellen. 

a  mittelalterliches  Castell. 

b  byzantinischer  Gewulbebau. 

c  Capclle. 

d  Moschee. 

e  Thurm. 


Die  in  einen  Kreis  eingeschlossenen  Ziffern  bedeuten  Seehöhen  in  Metern. 


Aufgen.  u.  gez.  v.  G.  Niemann. 


Fig.  51.  Planskizze  von  Sillyon. 


Fig.  52.  AkropolU  Sillyon. 


Sillyon. 


war  nicht  direct  überliefert,  aber  aus  dem  Adjectiv  Selyvijys,  welches 
man  auf  älteren  Münzen  der  Stadt,  auch  auf  der  Inschrift  N.  54,  Z.  i 
und  3  findet,  erschlossen'  ist  die  älteste  Form  des  Namens  Selyon, 
dann  Silyon  oder  Siluon,  Sillyon,  davon  die  Bewohner  Sillyeis  hiessen, 
wie  solches  gewöhnlich  auf  den  späteren  Münzen  und  in  der  In- 
schrift 57"  vorkommt,  weiter  wird  dann  Syllion  und  Sylleion  daraus, 
der  Verschreibungen  nicht  zu  gedenken." 

Griechen  gleicher  Abstammung  und  Zunge  wie  in  dem  benachbarten  Aspendos  und 
Perge  haben  hier  gewohnt  als  Ansiedler  neben  Eingebornen  anderer  Abkunft.  In  Münz- 
bildern, Inschriften,  vielleicht  auch  in  Personennamen  finden  wir  Götter  von  Argos  wieder: 
Zeus,  dessen  Adler  auf  der  Burghöhe  uns  manchmal  in  fast  bedrohlicher  Nähe  und  Menge 
umkreist  haben,  Apollon  mit  der  Leier  auf  Münzen  als  Pythios  (?),  in  N.  54,  Z.  25  (?)  und  30 
und  seinen  Priester  in  N.  57,  Hermes  in  Münzbildern  auf  einem  Felsen  sitzend,  Demeters 
Priesterin  in  N.  60.  Auch  den  besonderen  Namen  der  Göttin  von  Perge  Vanassa  in  N.  54, 
Z.  29  wiederzufinden,  kann  das  Vorkommen  des  Personennamens  Vanaxion  oder  Vanaxio 
N.  55  nur  bestärken.  Dass  auch  Tyche  nicht  blos  als  geläufiger  Typus  für  Münzstempel 
von  den  Sillyeern  verwandt  worden,  zeigt  die  Inschrift  58,  die  uns  ihr  Heiligthum  und  Bild 
bezeugt.  Ausser  ihrer  gewöhnlichen  Form  erscheint  dann  auch  noch  die  von  Antiocheia 
entiehnte  auf  dem  Felsen  sitzende  Stadtgöttin,  welcher  in  Sillyon  der'  Felsensitz,  vielleicht 
auch  die  Traube  in  der  Hand  besser  zukommt  als  der  zu  ihren  Füssen  auftauchende  Fluss- 
gott, bei  dem  nur  an  den  Kestros  zu  denken  ist.  Auch  Aphrodite  endlich  und  Herakles 
begegnen  uns  und  der  von  Osten  kommende  Men,  auch  er  in  Personennamen  (N.  58) 
bezeugt. 


'  ^.  Friedländer,  Zeitschr.  f.  Numismatik  V,  S.  297  ff. 

'  S.  Müller,  Geograph!  graeci  minores  I,  S.  yS  zu  Skylax  101. 


—     66     — 

Die  Stadt  wird  zuerst  von  Skylax  erwähnt.  Alexander  war  auf  seinem  Wege  von 
Lykien  an  ihr  vorübergegangen :  erst  auf  dem  Rückweg  von  Side  marschirte  er  gegen 
Sillyon,  , einen  festen  Platz',  wie  es  bei  Arrian  i,  26  heisst,  ,und  mit  einer  Besatzung 
von  fremden  wie  auch  eingebornen  Söldnern  versehen',  einer  Besatzung  des  Perserkönigs 
natürlich  oder  seines  Satrapen.  Da  die  Stadt  durch  einen  Handstreich  nicht  zu  nehmen 
war,  und  die  Aspendier,  als  ihnen  Alexander  kaum  den  Rücken  gedreht  hatte,  ihre  Zu- 
sage brachen,  wandte  er  sich  gegen  diese.  Von  Sillyon  hören  wir  nichts  wieder  in  der  Ge- 
schichte, denn  Polybius  22,  17  und  Livius  38,  14  sprechen  von  einer  anderen  Stadt,  nur 
in  den  geographischen  Verzeichnissen  in  der  Städteliste  des  Hierokles  treffen  wir  sie  und 
als  Bischofssitz  in  den  notitiae  episcopatuum ,  mit  Perge  in  der  Ehre  der  Metropolis  ab- 
wechselnd. 

Von  den  wenigen  Inschriften  ist  mir  die  älteste  und  wichtigste  leider  zu  wenig  verständ- 
lich. Die  späteren,  fast  alle  Ehreninschriften,  keine  einzige  von  einem  Grabe,  zeigen,  dass 
Gymnastik  und  Spiele  auch  hier  in  Schwang  waren.  Der  Sieger,  wenigstens  der  im  Bild  ge- 
weihte, heisst  heilig  —  iapÖQ  (Inschrift  56  und  56°),  Gymnasiarchie  sehen  wir  wie  in  Perge  mit 
Damiurgie  verbunden,  besonders  in  N.  58  ff.,  die  uns  auch  hier  eine  Familie  in  vorwiegen- 
dem Ansehen,  Grundbesitz  und  Reichthum  zeigen,  die  anderen  eher  in  verarmtem  Zustande, 
aber  mit  auffallend  vielfältiger  Zertheilung :  Rathmänner,  Alte,  denen  hier  nicht  Junge  wie 
anderswo  gegenüberstehen,  Ekklesiasten,  Bürger,  Paroiken,  Freigelassene  und  Vindiktarier 
werden  bestimmt  unterschieden,  ohne  dass  freilich  ausgeschlossen  schiene,  dass  eine  voraus- 
genannte Abtheilung  auch  schon  einen  Theil  der  in  einer  folgenden  enthaltenen  mitbegriffen 
habe.  Nach  den  ihnen  zu  Theil  gewordenen  Spenden  stehen  die  ersten  drei  und  wieder  die 
letzten  drei  einander  nahe,  und  die  Bürger,  obwohl  doppelt  so  hoch  bedacht  wie  die  letzteren 
drei,  doch  diesen  näher  als  den  Uebrigen. ' 

Der  älteste  Zeuge  Skylax  rechnet  Perge  noch  zu  Lykien  und  nennt  vom  Meer  her 
aufzählend  erst  Aspendos,  dann  Sillyon,  als  Hafenstadt  dann  Side  &lza  t6\iz  Su)vX[£]iov, 
SXkri  'TcöXtc  SCStj,  keineswegs  damit  Sillyon  zwischen  Side  und  Aspendos  setzend.  Bestimmt 
zwischen  Aspendos  und  Perge  liegt  es  nach  jener  Erzählung  Arrians  vom  Marsche  Ale- 
xanders, legen  es  auch  die  Peutingerische  Tafel  und  Ptolemäus  und  namentlich  Strabo,  der 
es  (der  Name  ist  mit  Sicherheit  hergestellt)  40  Stadien  vom  Meere  Inlands,  vor  dem  See 
Kapria  und  vor  Aspendos,  nach  dem  Kestros  mit  Perge  erwähnt,  hinzufügend,  hochgelegen, 
sei  es  von  diesem  aus  sichtbar.  Das  ist  die  Burg  von  Assarkjöi  in  der  That  und  keine 
Stadt  Pamphyliens  sonst,  auch  ist  keine  so  hoch  gelegen  wie  diese.  Darauf  hin  haben 
Daniell  und  Spratt  (Travels  in  Lycia  II,  S.  20  f.)  hier  Sillyon  angesetzt,  und  die  Inschrift 
N.  54,  Z.  I  bestätigt  den  Ansatz.' 


'  riapeaot  im  Gegensatze  zu  woXtT«  finden  sich  häufig.  Mit  den,  so  viel  ich  sehe,  sonst  nicht  vorkommenden 
Vindiktariern  vergleichen  sich  vielleicht  die  ßfvStxs?  bei  Malalas  O.  II,  1 16.  Fünffache  Gliederung  von  Nichtbürgern 
z.  B.  üittenberger,  Sylloge  n.  253,  44  in  Ephesos. 

^  Das  Dorf  Kiesme,  wo  Paris  und  Radet  J.  57*  gefunden,  kenne  ich  nicht,  so  wenig  wie  Sarinch  (doch 
wohl  nicht  Sachrin?).   Jene  Inschrift  kann  nicht  veranlassen,  Sillyon  zu  verlegen. 


-     67     - 

Nicht  viel  weiter  als  Perge  vom  westlichen  lieg^  Sillyon  vom  östlichen'  Ufer  des  Kestros, 
und  zwar  diesem  Flusse  näher  als  dem  Eurymedon,  auf  einem  isolirten  Stück  der  Tafelfläche. 
So  viel  nördlicher  dieses  ist  als  die  Burgen  von  Aspendos  und  Perge,  so  viel  höher  ragt  es 
da  empor,  wo  die  flache  Tiefebene  zwischen  den  den  Kestros  und  Eurymedon  begleitenden 
Hügeln  sich  weiter  nach  Norden  hineinzieht.  Gerade  nach  Süden  schweift  der  Blick  unge- 
hindert zum  Meere  und  zu  dem  Gürtel  der  Stranddünen.  Aber  nicht  die  schroffwandige 
Akropolis  von  Sillyon  an  sich  ist  so  beträchtlich  viel  höher  als  diejenigen  von  Perge  und 
Aspendos,  sondern  abweichend  von  diesen,  welche  unmittelbar  aus  der  Ebene  aufsteigen, 
hat  die  Burg  von  Sillyon  eine  breite  Basis,  die  im  Süden  und  Osten  rascher,  im  Westen 
mählicher  sich' senkt,  so  dass  hierher  sowohl  der  Verkehr  zwischen  Burg  und  Ebene,  als  auch 
die  von  oben  nach  unten  sich  ziehende  Ansiedlung  gewiesen  war.  Die  Burgfläche  selbst,  in 
Form  eines  Eies,  mit  der  Spitze  gegen  WSW.,  dacht  sich  in  dieser  Richtung  ab,  zuerst  auf 
eine  Länge  von  rund  700  Metern  um  30  Meter,  dann  rascher,  um  zuletzt  noch  etwa  45  Meter 
steil  zur  Bastion  D  abzufallen,  unter  welche  die  kleinere  Bastion  Z)"  um  weitere  50  Meter 
sinkt.  Danach  wird  die  Abdachung  schwächer,  beträgt  aber  bis  zum  Stadion  doch  auf 
150  Meter  noch  ebensoviel  wie  oben  auf  der  Burg  auf  450  Meter.  Das  Stadion,  dessen 
Längenaxe  der  horizontalen  Oueraxe  der  Burg  parallel  ist,  bildet  eine  weitere  Stufe  auf  dem 
Uebergang  zur  Ebene. 

Der  im  frischen  Bruch  weissgelbe,  später  dunkelnde  Kalkstein  der  Burg  spaltet  und 
bricht  leicht,  und  die  Burgfläche  ist  seit  alten  Zeiten  in  beständiger  Veränderung  begriffen. 
Namentlich  längs  der  Südkante  sieht  man  sie  oben  von  klaffenden  Spalten  durchzogen  und 
so  die  zum  nächsten  Absturz  bestimmten  Stücke  bezeichnet.  Von  solchem  Einsturz,  wohl 
durch  besondere  Ursachen  —  etwa  Wasserrinnen  —  vorbereitet,  rührt  augenscheinlich  die 
grosse  halbkreisförmige  Einbuchtung  am  Südrande  her.  Mehr  als  hausgrosse  Klötze  liegen, 
einige  noch  mit  hellfarbiger  Bruchfläche  im  NW.  und  SW.,  nicht  selten  die  Spuren  einstiger 
Gründungen,  Wasserrinnen,  Hausfundamente,  Cisternen  bewahrend.  Gerade  durch  diese  ist 
mehr  als  einmal  der  Bruch  mitten  hindurchgegangen,  so  dass  man  gegen  den  Burgrand  hin- 
aufblickend öfters  von  unten  durch  die  Cisternenmündung  den  Himmel  sieht.  Nicht  fehlen 
die  Vorkehrungen,  die  man  nach  solchen  Katastrophen  oben  zur  Neubefestigung  und  Siche- 
rung getroffen.  Andere  Stücke  sind  schon  viel  früher  abgestürzt,  sind  schon  im  Alterthum 
unten  mit  Gründungen,  namentlich  von  Gräbern  -versehen. 

Trotz  jener  Abstufung  der  Burg  gegen  SW.  war  diese  für  directen  Zugang  zu  steil.  Mit 
Benützung  dieser  Terrasse  ist  der  Aufgang  rampenartig  an  die  Westseite  der  Burg  gelegt, 
zum  Theil  aus  ihr  herausgeschnitten,  und  zwar  doppelt  sowohl  von  Norden  als  auch  von 
Süden  her  ansteigend.  Jene  nördliche  Rampe  geht  von  A,  wo  verschiedene  Strassen  von 
Nord  und  West  her  zusammenlaufen  mochten,  dicht  unter  der  schroffen  Burgkante,  grossen- 
theils,  namentlich  höher  oben,  unter  senkrecht  abgemeisselter  Felswand  hin,  auf  der  anderen 
Seite  von  einer,  allerdings  später  restaurirten  Mauer  eingefasst,  Brüstung  zugleich  und  Zwang 
für  anrückende  Feinde,  dicht  unter  der  beherrschenden  Höhe  zu  bleiben.    Das  alte  Pflaster 


Eine  Ansicht  bei  Trema ux. 


—     68     — 

aus  Polygonen  ist  stellenweise  erhalten.  Etwa  20  Meter  bevor  die  Strasse  zur  Burg  einbiegt, 
wird  sie  durch  einen  Thorbau  gesperrt.  Es  ist  ein  Mauerviereck  von  geringen  Dimensionen, 
6  Meter  im  Quadrat,  mit  doppeltem  Thor,  eines  innen  und  eines  aussen,  jedes  3  Meter  breit 
und  einer  Thür  in  der  Ostwand  zwischen  zwei  Nischen.  Wahrscheinlich  war  es  ein  Thurm- 
thor,  wie  das  freilich  beträchtlich  jüngere,  aber  wohl  erhaltene  der  unteren  Befestigung 
Fig.  53.  Die  alten  Theile  des  Thores  zeigen  sorgfältigen  Steinschnitt  und  Fugung,  die 
Quadern  haben  an  den  Fugen  abgefaste  Kanten.  Die  Pforten,  oder  wenigstens  eine  der- 
selben scheint  überwölbt  gewesen  zu  sein,  der  Bogen  war  von  verjüngten  Anten  mit  zier- 
lichem jonischen  Capital  getragen. 

Etwa  8  Meter  hinter  dem  Thor  ist  an  geglätteter  Felswand  eine  Nische  roh  eingemeisself, 
noch  8  Meter  Weiter  erscheint  das  alte  Pflaster,  wieder  etwa  3  Meter  breit,  zur  Seite  zwischen 
ihm  und  dem  immer  noch  ansteigenden  Burgfelsen  ist  der  Boden  stufenförmig,  wie  in  einem 
Steinbruch  abgearbeitet.  Dann  biegt  der  Weg  ein,  um  bald  rasch  in  die  entgegengesetzte 
Richtung  umzuschlagen,  d.  h.  in  diejenige  der  südlichen  Rampe,  die  allem  Anschein  nach  der 
Hauptaufgang  war,  welcher,  wie  ich  glaube,  hier  in  denselben  Weg  einmündete. 

Auf  einer  nach  Süden  sich  hinziehenden  Bergwurzel  lässt  sich  von  der  Ebene  her  dieser 
südliche  Aufgang  verfolgen,  4 — 5  Meter  breit,  allmälig  steigend,  zwischen  zwei  Mauern, 
deren  östliche  nur  geringe  Reste  hinterlassen  hat,  aber  gleich  der  westlichen  von  aussen  durch 
Strebepfeiler  verstärkt  war.'  Wo  etwa  bei  C  im  Plan  ein  Weg  von  Osten  her  einmündet 
und  möglicherweise  gegen  das  Stadion  hin  durchgegangen  ist,  schienen  Reste  eines  Thurmes 
zu  stehen,  wenn  anders  diese  Mauer  Befestigung  und  nicht  vielmehr  Schutz  gegen  Regen 
und  Sonne  bezweckte,  wie  die  porticus,  qua  in  arcem  eitur  in  Alatri  (Corpus  inscr.  lat. 
X,  5807),  oder  der  Processionsweg  des  Damianos  in  Ephesos  (Philostratus  v.  soph.  II,  2^1, 
2,  Wood,  Discoveries  S.  117),  in  neuerer  Zeit  die  Porticus  zur  Madonna  di  S.  Luca  von 
Bologna. 

Nördlich  von  C  durch  spätere  Bauten  durchbrochen,  ist  der  Aufgang  unterhalb  der 
Bastion  D'  besser  erhalten,  auch  in  photographischer  Aufnahme  kennüich.  Die  Bahn  liegt 
auf  minder  sorgfaltigem  Quaderfundament,  das  stellenweise  mit  Gusswerk  ausgeflickt  ist, 
4  Meter  breit,  rechts  der  Burgfels,  links  eine  sorgfä,ltige  Quadermauer  hellenistisch  von  Aus- 
sehen, deren  Quadern  nicht  wagrecht,  sondern  geneigt,  gleich  der  Bahn  liegen.  Fenster 
von  1-75  Meter  Breite  durchbrechen  die  Mauer,  welche  stellenweise  9 — 10  Quaderschichten 
hoch  erhalten  ist.  Die  Strebepfeiler  aussen  sind  auch  hier  vorhanden.  Kaum  kann  man  sich 
diesen  Aufgang  ungedeckt  denken.  Die  Fenster  allerdings  mochten  auch  des  Ausblickes 
wegen  angebracht  sein,  nicht  blos  der  Erhellung  wegen.  Aber  wenn  bedeckt,  so  war  ja 
damit  die  Annäherung  des  Feindes  erleichtert,  und  dass  dieser  Aufgang,  so  wenig  wie  der 
nördliche,  nicht  schon  innerhalb  der  Befestigung  lag,  beweist  das  grosse  Vorwerk  D',  selbst 
wieder  geschützt  durch  die  darüber  liegende  ummauerte  Fläche  Z)",  zu  welcher  ein  steiler 
Nebenweg,  den  auch  wir  seiner  Kürze  wegen  meistens  einschlugen  —  südlich  von  D'  vom 


'  Dies  ist  die  von  Hirschfeld,  I,  S.  725  erwähnte  Terrasse,  welche  durch  eine  mit  Pfeilern  versehene  Futter- 
mauer gestützt  wird. 


-     69     - 

Hauptwege  abzweigend,  durch  eine  jetzt  verschüttete  Pforte,  die  an  die  Südmauer  von  D" 
anstösst,  geführt  hat.  Wie  diese  flach  gedeckte  Pforte  und  das  anstossende  Mauerwerk,  so 
zeigt  auch  das  Vorwerk  D'  in  den  ursprünglichen  Theilen,  von  einem  später  vorgebauten 
Thurme  abgesehen,  wechselnd  höhere  und  niedere  Quaderschichten. 

Höher  hinauf  ist  jener  stattliche  Hauptaufgang  zu  wenig  erhalten:  nur  die  Richtung  auf 
dieselbe  balconartig  vortretende  Terrasse,  auf  welche  wir  die  nördliche  Rampe  mit  ihrem 
Thurmthor  ausgehen  sahen,  ist  auch  im  Plan  zu  erkennen.  Jetzt  ist  allerdings  der  Zusammen- 
hang unterbrochen,  wie  ich  glaube,  durch  eine  jener  Abrutschungen,  in  Folge  deren  die  ge- 
nannte Terrasse  gegen  die  südliche  Rampe  hin  schroff  abbricht,  und  an  ihrer  Kante  mit, 
Mauerwerk  eingefasst  ist,  in  welches  ausser  anderen  antiken  Werkstücken  auch  ein  Gebälk  (?)- 
stück  umgekehrt  vermauert  ist.  Es  trägt  auf  einer  glatteren  Fläche  in  der  Mitte  die  Buch- 
staben Tl.  Hier  lagen  auch  die  Inschriftbasen  N.  55  f. 

Weiter  südlich  ist  keine  Möglichkeit  des  Eingangs  in  die  Burg:  eine  Schlucht,  welche 
etwa  östlich  von  der  Linie  DB  sich  hinaufzieht  und  zu  erklettern  war,  ist  am  Ausgang  oben 
durch  (spätes)  Gemäuer  gesperrt.  Vermuthlich  war  auch  die  südliche  Rampe  gleich  der 
nördlichen  kurz  vor  der  Terrasse  durch  ein  Thurmthor  gesperrt,  das  mit  hinabgestürzt  ist. 

Von  der  Terrasse,  auf  welcher  also  muthmasslich  beide  Wege  sich  einten,  geht  die 
Strasse,  wie  schon  bemerkt  wurde,  in  der  Richtung  des  südlichen  Aufganges  weiter,  unter 
rechts  aufragenden  Terrassen,  zum  Theil  mit  abgearbeiteten  Felswänden,  hin  bis  da,  wo  hinter 
d  sich  eine  Senkung  vom  Rande  der  Burg  ins  Innere  hineinzieht.  An  deren  Eingang  liegt 
südlich  ein  mittelalterlicher  Bau  d  mit  seinem  umfriedigten  Vorhof.  Aus  altem  Material  er- 
baut, Moschee  oder  Kirche,  steht  derselbe  vielleicht  auf  der  Stelle  des  Heiligthums  der  Tyche, 
welches  in  der  daselbst  am  Eingang  des  Vorhofs  vermauerten  grossen  Basis  N.  58  erwähnt 
wird.  Auf  der  anderen  Seite  nördlich  ist  eine  grössere  Anlage,  ohne  Ausgrabung  nicht  ge- 
nauer zu  erkennen,  vielleicht  ein  Verkaufsmarkt.  Es  stehen  hier  mehrere  Säulen  in  doppelter 
Reihe  in  nordsüdlicher  Richtung  und  südlich  abschliessend  ein  Thorbogen.  Die  Nähe  am 
Thor  spricht  für  eine  Marktanlage  und  weder  eine  Hallenstrasse,  wie  in  Perge  oder  Side,  noch 
eine  Markthalle,  wie  in  Aspendos,  findet  sich  hier  sonst  mit  Sicherheit. 

An  dem  ganzen  Westrand,  dann  weiter  an  der  Südseite  ziehen  sich  die  Fundamente 
alter  Häuser  hin.  Wie  in  Perge  vereinzelt  noch  sichtbar,  wie  in  Athen  auf  dem  Museion 
sind  die  Grundrisse  einfachster  Art,  zwei,  drei  Gemächer  nebeneinander  mit  Thüren,  Treppen- 
stufen in  den  Felsboden  eingeschnitten.  Indem  man  die  Fussböden  der  einzelnen  Räume 
ebnete,  blieb  dazwischen  der  Fels  als  Anfang  der  Scheidewände  stehen.  Auch  flaschen- 
förmige  Cisternen  sind  häufig,  die  Oeffnung  viereckig  oder  halbrund,  mitunter  mit  einem 
Deckelstein  geschlossen,  in  welchem  wieder  eine  kleine  Oeffnung  eingeschnitten  ist,  letztere 
für  das  Wasserschöpfen,  erstere  für  Reinigung;  Einfassungscylinder  (Puteale)  mit  den  Ein- 
schnitten der  Seile  liegen  daneben.  Zu  diesen  Einflusslöchern  führen  in  den  Stein  geschnit- 
tene Rinnen.  Eine  derselben  gibt,  an  der  Kante  jeUt  plötzlich  abbrechend,  einen  deut- 
lichen Beweis,  dass  der  Boden  einst  geebnet  und  mit  Platten  gepflastert  war,  wie  solches 
anderswo  in  den  Strassen  noch  erhalten  ist  und  allerdings  für  die  Leitung  des  Regenwassers 
nothwendig  war.     Solche  in  den  Felsboden  eingeschnittene  Canäle  und  andere  von  dem 


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Hauptcanal  in  der  Gasse  seitwärts  ausgehende  Zweige,  sieht  man  namentlich  auch  auf 
mehreren  herabgestürzten  Stücken  der  alten  Burgfläche.  Ein  Block  unterhalb  des  nördlichen 
Burgaufganges  hat  einen  Canal,  der  in  ein  viereckiges  Senkloch  mündet,  aus  dem  das 
Wasser  in  zwei  Rinnen  weiter  floss,  die  unmittelbar  vor  der  Cisternenmündung  sich  einten. 
Auf  einem  andern  gewaltigen  Brocken  an  der  Südseite  läuft  vor  der  Hausmauer  —  also  wie 
es  scheint  einst  in  der  Gasse  —  ein  sorgfältig  in  den  Fels  geschnittener  Canal,  0*52  M. 
tief,  o*55  M.  breit,  beiderseits  mit  einem  0*20 — 0*22  M.  breiten  Falz  für  0'32  M.  dicke  Deck- 
platten, deren  zwei  gerade  an  einer  stumpfwinkeligen  Biegung  des  Canals  trotz  des  gewal- 
tigen Sturzes  festeingefügt  an  ihrem  Platze  geblieben  sind.  Auf  einem  anliegenden  Stück 
lässt  sich  dieser  Canal  circa  1 7  Meter  weit  verfolgen. 

Gassen  lassen  sich  bestimmt  erkennen,  namentlich  in  der  Verlängerung  des  Burgauf- 
ganges nach  Norden;  von  jener  Mulde  zwischen  d  und  0  ziehen  sich  Linien  von  Schutt- 
haufen theils  in  das  von  oft  undurchdringlichem  Gestrüpp  bedeckte  Innere,  theils  gegen  den 
grossen  Baucomplex  T^G  hin.  Ob  diese  Massen  meist  unbehauener  Steine  auch  eingeschnittene 
Hausplätze  bedecken,  lässt  sich  nicht  sagen.  Ich  habe  dabei  an  spätere  Zeiten  gedacht, 
namentlich  wegen  der  gelegentlich  dazwischen  gestreuten  oder  wieder  benützten  alten  Werk- 
stücke, darunter  auch  eines  Inschriftsteines  (N.  62). 

Südlich  von  dem  byzantinischen  Castell  [a)  ziehen  sich  wieder  Gründungen  der  vorher 
beschriebenen  Art  hin.  Wie  in  Perge  (S.  36)  bemerkt  wurde,  sind  auch  hier  die  Häuser  stellen- 
weise unmittelbar  an  die  Burgkante  gerückt,  so  dass  die  Aussenwände,  zu  einem  Theil  aus 
dem  gewachsenen  Stein  geschnitten,  gleichsam  an  Stelle  der  Burgmauer  treten.  Nur  i'7oM, 
breit,  läuft  eine  solche  Gasse  ziemlich  gegen  Süden,  wird  im  rechten  Winkel  von  einer  an- 
dern, die  von  Osten  kommt,  geschnitten.  Am  Kreuzungspunkt  liegt  ein  grösseres  Haus  mit 
seiner  Cisterne  daneben.  Oberhalb  der  Terrasse  D"  ist  eine  von  Norden  und  eine  von  Osten 
kommende  Gasse  zu  verfolgen  und  hier,  näher  der  südlichen  Kante,  mündete  ein  steiler  zu- 
letzt zwischen  abgeglätteten  Felswänden  aufsteigender  Weg.  Die  östliche  Gasse  läuft  nach 
Nordosten,  so  dass  die  Hauseingänge  gegen  Südosten  liegen.  Hier  in  der  Nähe  ist  auch  die 
von  Hirschfeld  beschriebene  grosse  Cisterne  H,  deren  Decke,  von  15  Steinpfeilern  ge- 
tragen, wahrscheinlich  hier  wie  anderswo  als  Planum  eines  Bauwerkes  diente.' 

Am  Westende  des  Südrandes  liegt  das  Theater;  es  ist  in  den  Abhang  hineingebaut, 
daher  von  der  Burg  her  leicht  zu  übersehen.  Durch  die  Reihen  der  Sitze,  deren  ich  noch  fünf- 
zehn gezählt,  klaffen  drohende  Erdrisse.  Von  der  Skene  ist  nichts  zu  sehen;  die  Stützwand 
des  ösdichen  Cornu,  eine  rohe  Quadermauer,  aussen  durch  eine  sorgfältiger  gefügte  ver- 
kleidet, steht  noch  bis  2 1  Lagen  hoch,  sie  ist  gleich  wie  das  linke  Ende  des  fast  anstossenden 
kleineren  Theaters  später  restaurirt.  Denn  obgleich  in  dem  schutterfüllten  Innern  des  letzteren 
nichts  von  Sitzen  zu  erkennen  ist,  kann  doch  dieser  Bau  seiner  Form,  seiner  dem  grösseren 
Theater  gleichmässigen  und  nahen  Lage  wegen  nur  für  ein  Theater  oder  Odeum  gehalten 


■  Dass  man  selbst  Flüsse  überwölbte,  um  ebene  Flächen  herzustellen,  beweist  Pergamon  (Die  Ergebnisse  der 
Ausgr.  zu  Perg.  S.  119,  Taf.  I,  4)  und  was  in  Falkener's  Description  of  some  important  theatres  u.  s.  w.  von  dem 
grösseren  Theater  von  Gortyna  und  den  überdeckten  Lethaios  dahinter  zu  lesen  ist. 


—     71      — 

werden,  wie  auch  Termessos,  Sagalassos,  Aspendos  ausser  dem  grossen  ein  kleineres  be- 
sassen.  Die  Lage  der  beiden  nahe  beieinander,  wie  in  Pompeji,  wird  ja  von  Vitruv  V,  9 
empfohlen  und  mit  dem  Beispiele  Athens  belegt.  Für  Bedeckung  sprechen  ausser  der  geringen 
Grösse  des. Gebäudes  die  Strebepfeiler  nicht  nur  an  der  gerundeten,  sondern  auch  an  der 
geraden  Südseite  (hier  acht),  diese  alle  gleich  den  Ecken  aus  Quadern,  während  die  Zwischen- 
mauern Ziegel-  und  Gusswerk  sind,  ähnlich  der  Construction  des  Stadions.  Zwischen  den 
acht  Pfeilern  der  Südseite  des  kleinen  Theaters  sieht  man  unten  Endastungsbögen  aus  unförm- 
lichen Hausteinen  gespannt,  darunter,  wenigstens  in  der  Mitte  zwischen  dem  vierten  und 
fünften  Strebepfeiler  jederseits,  eine  von  geradem  Steinbalken  überdeckte,  zum  Theil  ver- 
schüttete Oeffnung.  Vor  diesem  Durchgang  (?)  liegt  ein  grosser  dorischer  Säulenschaft,  poly- 
gen, nicht  cannelirt,  andere  sind  in  den  Erdriss  hinabgefaUen.  Fast  möchte  man  diese  Süd- 
wand einer  inneren  Skenenwand  vergleichen  und  die  im  Plane  sichtbare  Parallelmauer  weiter 
südlich  für  die  zugehörige  äussere  Mauer  der  Skene  halten,  wie  ich  es  an  Ort  und  Stelle  ge- 
than  habe.  Dieselbe  ist  im  Charakter  gleich  der  Blendmauer  des  östlichen  Theatercornu,  nur 
aus  etwas  höheren  Schichten  gebaut.  Zwischen  dieser  Mauer  und  dem  Burgrand,  welcher 
nicht  von  einer  Mauer,  sondern  von  einer  Brüstung,  zwei  Steinlagen  dick,  weiter  nördlich 
stellenweise  aus  dem  Burgfelsen  gehauen, '  eingefasst  wird,  ist  eine  schmale  Fläche,  auch  sie 
von  Rissen  durchzogen.  Dorische  Architekturstücke:  Triglyphen,  ein  Stück  Traufgesims, 
weiterhin  zwei  gegen  3  Meter  lange  Schäfte,  dicht  dabei  drei  andere,  legen  den  Gedanken  an 
eine  Stoa  nahe,  die,  wenn  nicht  schon  hinter  dem  Theater,-  wie  Vitruv  empfiehlt,  so  doch 
aller  Wahrscheinlichkeit  hinter  dem  Odeon,  aber  nach  den  Spuren  eines  Sockels  darüber 
hinaus,  hier  an  dem  Rand  der  Burg  endang  führte,  vermuthlich  mit  freiem  Ausblick  nach 
Süden  und  dem  Seewinde  offen.  Weiterhin  hat  der  gewaltige  Absturz,  auch  hier  wieder  ein- 
mal mitten  durch  eine  Cisterne  schneidend,  den  Zusammenhang  durchbrochen.  Aber  jen- 
seits desselben  geht  der  Weg  nahe  dem  Burgrande  weiter  (s.  Abbildung  N.  55),  an  Quader- 
und  Felsbauten  vorüber,  dann  den  höheren  Boden  auf  felsgehauenen  Treppen  gewinnend, 
links  vorbei  an  dem  S.  77  beschriebenen  Tempel,  welcher,  wie  die  Tempel  in  Akragas  oder 
derjenige  der  Athena  Nike  in  Athen,  hart  an  die  Burgkante  gerückt  ist. 

Im  ganzen  östlichen  Theile  der  Burg  ist  nur  ein  grösserer  Complex  von  antiken  Bauten 
mit  mittelalterlichen  Aenderungen  bei  N,  ein  geringerer  bei  N\  endlich  ein  byzantinischer 
Thurm  bei  e  zu  erwähnen. 

Von  dem  östlichen  Ende  des  Odeons  nördlich  sind  einige  Quadermauem  erhalten.  Auch 
zwei  Granitsäulen  stehen  daneben,  die  eine  umgekehrt  aufgerichtet,  das  dickere  Ende  oben, 
die  Durchmesser  bei  der  einen  unten  0*58  M.,  bei  der  andern  0*52  M.  oben,  dabei  ein 
Epistyl  0"53  M.  dick.  Irgend  eine  Bestimmung  zu  muthmassen  wäre  ohne  andere  Anhalts- 
punkte gewagt. 

Nordnordöstlich  hiervon,  jenseits  eines  ziemlich  trümmerfreien  Feldes,  steht  auf  dem 
ebensten  Theile  der  ganzen  Burgfläche  die  bedeutendste  Bauanlage  des  alten  Sillyons,  einst 
so  ziemlich  das  Centrum  des  bewohnten  Theiles  bildend,  in  byzantini.scher  Zeit  zu  Ein-  und 


Vgl.  Spratt  und  Forbes,  Lycia  II,  19. 


—     72     — 

Anbauten  benützt,  die  wahrscheinlich  nicht  ohne  Zerstörung  anderer  Theile  dieser  wie  anderer 
alten  Bauten  vor  sich  gegangen  sind.  Das  gesammte  Baumaterial  des  grossen,  späteren  Ge- 
wölbebaues b  wie  der  Kirche  c,  auch  des  castellartigen  grossen  Mauerviereckes,  dessen  einer 
Schenkel  über  a  hinaus  bis  an  die  Burgkante  läuft,  ist  anscheinend  älteren  Bauten  entnommen: 
Werksteine  aller  Art  liegen  hier  umher,  nirgends  aber  war  eine  Inschrift  sichtbar.  Weiterhin 
findet  man  Stücke  verschleppt,  die  ihre  Zugehörigkeit  zu  dem  mit  F  bezeichneten  Bauwerke 
verrathen,  so  namentlich  die  an  ganz  verschiedenen  Stellen  auf  und  unter  der  Burg  ange- 
troffenen charakteristischen  Fenstergesimse  von  F,  deren  Form  wohl  weniger  durch  aus  dem 


Fig-  53-    Sillyon:  Thurm  der  unteren  Befestigung. 


Alterthum  fortwirkende  Tradition,  als  vielmehr  durch  moderne  Nachahmung,  und  zwar  in 
Holz,  sich  in  Adalia  wiederfindet.  So  mochten  denn  auch  FG  einst  in  Zusammenhang  stehen, 
wofür  die  gleiche  Orientirung,  sowie  die  gleiche  Dimension  von  F  nordsüdlich  und  von  F  bis 
G  (exclus.)  zu  sprechen  scheint.    (Die  Beschreibung  des  Baues  S.  78). 

Nicht  Raummangel  oben  auf  der  Höhe,  sondern  nur  der  Wunsch  bequemen  Ab-  und 
Zuganges,  sowie  das  Verlangen,  den  Feldern  und  vielleicht  rinnendem  Wasser  näher  zu  sein, 
kann  die  Ansiedlung  und  Befestigung  der  Terrassen  westlich  und  südlich  unter  der  Burg  ver- 
anlasst haben,  wie  ja  auch  in  Perge  und  Aspendos  die  Ausdehnung  der  Stadt  in  die  Niede- 
rung erfolgt  ist.    Die  Befestigung,  um  die  Bastionen  /)'  und  Z)"  herum  und  ihnen  gewisser- 


—     73     — 

massen  parallel  noch  am  besten  zu  verfolgen,  gehört  jüngerer  Zeit  an.  Sie  durchbricht  augen- 
scheinlich die  lange  südliche  Rampe,  und  das  Thor  C,  obgleich  nach  seiner  Lage  schwer- 
lich ohne  Beziehung  zu  ihr,  hat  doch  eine  andere  Axe.  Auch  eine  Anzahl  Gräber  innerhalb 
dieser  Befestigung  dürfte  aus  der  Zeit  stammen,  da  dieser  Theil  noch  ausserhalb  der  Be- 
festigung war. 

Der  untere  Mauerring  setzt  bei  einem  grossen  abgestürzten  Felsklotz  R  an,  auf  dessen 
Oberfläche  Gründungen  zu  erkennen  sind.  Das  Thor  C  mit  dem  halbrunden  Hof  zwischen 
und  hinter  den  Thürmen  erinnert  an  das  Thor  von  Perge,  auch  an  das  Hauptthor  von  Side. 
An  der  Nordostecke  des  östlichen  dieser  beiden  Thürme  liegt  oben  ein  Triglyph,  so  dass  das 
Thor  auch  mit  dorischer  Architektur  verziert  zu  denken  ist,  gleich  dem  von  Perge  und  einem 
von  Selge. 

An  denselben  Thurm  sind  östlich  und  nördlich  Gemächer  undeutlicher  Bestimmung  an- 
gebaut. Nach  der  andern  Seite  läuft  die  Mauer  auf  immer  noch  ziemlich  abschüssigem  Ab- 
hang über  dem  Stadion  hin,  von  der  grossen  auf  das  Stadion  hinabblickenden  Anlage  P  an- 
scheinend später  durchbrochen.  Bei  einem  abgestürzten  Felsblock,  an  dem  sie  beiderseits 
anschliesst,  biegt  die  Mauer  nach  Nordost  um.  Bei  einer  neuen,  rein  östlichen  Biegung  steht 
der  aussen  in  ganzer  Höhe  erhaltene  Thorthurm  (Fig.  53),  innen  mit  überwölbtem,  aussen  mit 
flach  gedecktem  Thor.  So  hoch  die  Mauer  in  den  Thurm  eingebunden  war,  d.  h.  bis  vier 
Schichten  über  dem  Scheitel  des  gewölbten  Thores,  sind  die  Ouaderschichten  alle  gleich  hoch, 
von  da  ab  wechseln  hohe  und  niedere.  In  der  Höhe  der  Mauer  ist  östlich  und  westlich  je  eine 
Thür,  nördlich  und  südlich  ein  kleines  Fenster;  oben  in  der  zweiten  Doppellage  unter  der 
abschliessenden  Deckplatte  auf  jeder  Seite  ein  kleines  Fenster:  also  war  der  Thurm  zwei- 
geschossig. Nach  Analogie  dieses  Thurmthores  sind  auch  an  den  älteren  Aufgängen  (oben 
S.  68  f.)  solche  angenommen.  Weiterhin  ist  der  Gang  der  Mauer,  theils  der  Zerstörung,  theils 
starker  Ueberwachsung  halber,  schwer  zu  erkennen.  Gewiss  aber  ging  sie  gegenüber  von  A 
nach  Norden  und  hatte  in  dieser  Gegend  abermals  ein  Thor,  dessen  geringe  Reste,  namentlich 
die  Anten,  wenn  auch  anders  profiliert,  doch  an  das  obere  Thor  C"  erinnerten,  vielleicht 
wieder  ein  Thurmthor,  wie  von  jenen  vermuthet  ist. 

Ausserhalb  dieser  jüngeren  Befestigung  liegt  das  Stadiom,  wie  schon  gesagt,  der  Quer- 

axe  des  Burgberges  parallel.    Innerhalb  der  Sitzreihen  mass  ich  ungefähr  175  Meter  in  der 

Länge.    Die  Sitze  ruhen  östlich  auf  dem  ansteigenden  Terrain,  südlich  auf  einem  parallel  zur 

Axe  des  Stadions  laufenden  Gewölbe,  das  innen  nicht  zugänglich  ist,  dessen  westliche  Aussen- 

mauer  aus  kleinen  Bruchsteinen  und  behauenen  Quadern  in  wechselnden  Schichten,  zu  oberst 

aus  einer  Ziegelschicht  —  Ziegel  von  0*40  M.  Länge,  0*25  i  M.  Breite,  0"036  M.  Dicke  — 

besteht,  unterhalb  welcher  kleine  Fenster  in  unregelmässigen  Abständen  angebracht  sind  wie 

in  Aspendos.    Die  Mauer  ist  weiter  nördlich  von  abgestuften  Strebepfeilern  in  ungleichem 

Abstände  von  5 — 7  Metern  gestützt.    Neben  einem  grösseren  Pfeiler  führte  eine  Treppe  von 

Westen  her  auf  das  Stadion,  auf  dessen  Höhe  wie  in  Perge  ein  Gang  von  i"95  M.  Breite 

hinter  den  obersten,  mit  Lehnen  versehenen  Sitzen  umläuft.    Die  Tiefe  der  Lehnensitze  mass 

ich  mit  0-43  M.,  die  Dicke  der  Rücklehne  0-13  M.,  die  unteren  Sitze  über  die  Vorderkante 

der  oberen  um  0*40  M.  ungefähr  vorspringend.    Das  Innere  ist  sehr  zerstört. 

10 


—     74     — 

Wenige  Minuten  abwärts  vom  Stadion,  vom  Thorthurm  D  ziemlich  genau  westlich, 
liegen  die  Ruinen  eines  Tempels  (?);  erhalten  sind  nur  ein  Mauerviereck  auf  20°  und  290° 
orientiert,  die  Westmauer  aussen  8*20  M.,  die  nördliche  12  Meter  messend,  aus  Quadern  mit 
stark  gerundeter  Rustica,  0*65  M.  dick,  solid  und  gut  gebaut,  doch  durch  Baum  wurzeln 
und  Erdbeben  im  Gefüge  gelockert.  Im  Osten  steht  die  Mauer  noch  2 — 4  Lagen  hoch, 
im  Süden  und  Westen  i — 5,  im  Norden  4,  die  Nordwestecke  gegen  3  Meter  hoch;  von 
der  Thür  sah  ich  keine  sichere  Spur.  Auf  der  Westmauer,  nahe  der  Südwestecke,  fand 
sich  auf  der  obersten  Quader  eine  Einarbeitung,  von  aussen  nach  innen  sowohl  breiter 
als  tiefer  werdend,  allem  Anschein  nach  für  Beleuchtung  bestimmt,  wonach  das  Erhaltene 
wohl  nur  als  Unterbau  zu  verstehen  wäre.  Nahebei  gegen  Süden  stand  schief  ein  ausge- 
fülltes Cisternenputeal. 

Die  Gräber  innerhalb  dieser  unteren  Befestigung  finden  sich  besonders  auf  in  alter  Zeit 
herabgestürzten  Steinblöcken.  Die  Oberfläche  pflegt  geglättet  zu  sein  mit  einer  stehen  ge- 
lassenen Umrandung,  viereckig  oder  halbrund,  so  dass  man  an  später  verschwundenen  Auf- 
bau denken  könnte.  Eingeschnittene  Stufen  führen  von  der  Seite  oder  von  vorne  hinauf,  ein- 
mal in  der  ganzen  Breite  von  5 — 6  Metern  acht  Stufen;  auch  hebt  sich  wohl  ein  höheres 
Planum  noch  über  einem  niederen  um  ein  paar  Stufen.  Spendelöcher'  finden  sich  am  Ein- 
gang, seitlich  oder  in  der  Mitte.  Die  oblongen  Grablöcher  sind  einfach  in  den  Fels  ge- 
schnitten, bald  nach  Ost,  bald  nach  Nord  orientiert,  parweis  oder  einzeln,  auch  mehrere 
Paare  auf  demselben  Block.  Der  Falz  für  den  Deckel  ist  mitunter  zu  erkennen;  aber  die 
Deckel  fehlen.  Nicht  selten  sieht  man  auch  aus  alten  Quadern  zusammengelegte  Gräber  in 
dieser  Gegend.  Vielleicht  gehörten  auch  mehr  zum  Todten-  als  zum  Göttercult  verschiedene 
in  derselben  Gegend  unterhalb  der  südlichen  Rampe  gefundene  kleine  Altäre,  oben  mit  einer 
Vertiefung,  wie  für  Spenden  oder  Opfergaben;  so  einer  mit  Kränzen  auf  allen  vier  Seiten, 
andere  nur  mit  profilirtem  Kopf  und  Fuss. 

Die  eigentliche  Nekropolis  breitete  sich  aber  offenbar  unten  zu  beiden  Seiten  des  gros- 
sen Aufganges  von  Süden  her,  strassenartig  ostwestlich  gereiht,  aus.  Hier  findet  man  sowohl 
Sarkophagstücke  als  auch  Ruinen  von  Grabbauten:  hohe  Sockel  mit  gewölbten  Kammern, 
oben  mit  rhombischen  Ziegeln  gepflastert;  kein  einziges  zu  einer  Reconstruction  genügend 
erhalten. 

Das  älteste  von  allen  Gräbern  wäre  die  von  Hirschfeld,  I,  S.  726  beschriebene  An- 
lage —  wenn  sie  ein  Grab  wäre.  Gegen  1 18°  von  M,  ungefähr  auf  der  Höhe  von  V„  d.  h. 
etwa  auf  halber  Höhe  der  breiten  Burgbasis,  haben  wir  erst  bei  späterem  Besuch  mit  Hilfe 
eines  Führers  diese  merkwürdige  Stelle  gefunden,  nachdem  ich  allein  sie  früher  vergebens 
gesucht  hatte,  obwohl  nahe  vorbeikommend.^  Noch  steht  der  Thürsturz  der  viereckigen,  wie 
man  an  der  Hinterwand  sieht,  einst  dachartig  durch  vorkragende  Steinschichten  überdeckten 
Kammer  A  Fig.  54,  in  deren  Hinterwand  über  hoch  verschüttetem  Boden  sich  der  schmale 
Gang  öffnet,  der  nur  den  Schmächtigeren  von  uns  Raum  gab,  seitwärts,  die  Kerze  zur  Seite 


'  Vgl.  Reisen  in  Lykien,  Milyas  und  Kibyratis,  S.  177. 

*  Der  von  Hirschfeld  erwähnte  heimliche  Pfad  kann  nur  der  oben  S.  68  f.  erwähnte  sein. 


—     75     — 


J49--» 


haltend,  den  schmalen  Gang  21  "50  M.  tief  in  den  Berg  hineinzugehen,  bis  zur  Kammer  D, 
die  durch  zwei  Thüren  mit  C  verbünden  ist,   wie  diese  durch  eine  obere  und  eine  untere 
Oeffnung  mit  dem  Räume  B,  aus  welchem  wiederum  ein  enger  Ausgang  auf  den  schmalen 
Gang  zurückführt,   während  eine  breitere  Oeffnung,   gleichwie  der  Anfang  einer  weiteren 
Kammer,  in  den  Berg  abführt.  Diese  Kammern  konnten  aller- 
dings den  Gedanken  an  ein  Grab  nahelegen,  aber  weder  die 
doppelte  Oeffnung  von  D  nach  C  noch  die  Schmalheit  und 
Länge  des  Zuganges  von  A  her  gestatten  diese  Annahme. 
Der  Boden  des  schmalen  Ganges  ist  eine  flache  Rinne,  welche 
das  Ganze  erklärt.  Die  Kammern  BCD  sind  Wasserkammern, 
um  das  durchsickernde  Wasser  möglichst  reichlich  zu  sam- 
meln," vielleicht  erst  nacheinander  angelegt.  Von  einer  letz- 
ten Reinigung  oder  einem  Versuch,  der  etwa  durch  Erdbe- 
ben —  wie  auch  jetzt  —  versiegten  Quelle  wieder  habhaft  zu 
werden,  zeugen  die  Erde  und  Steine,  welche  in  der  Kammer 
D  an  der  Ostwand  entlang  aufgehäuft  lagen,  eine  Masse,  der 
man  noch  anzusehen  glaubte,  dass  sie  in  feuchtem,  breiartigem 
Zustande  dort  aufgeschüttet  wurde.  Ein  Anzeichen  wenigstens 
noch  der  Wasserader  war  nicht  blos  der  gerade  unterhalb 
dieser  Anlage  gegen  Süden  den  Berg  hinab  sich  ziehende  auf- 
fallende Vegetationsstreif,  sondern  mehr  noch,  eine  etwas  un- 
terhalb der  Kammer  A  befindliche  Wasserpfütze,  welche  sowohl  damals,  wie  auch  früher, 
als  ich  vergeblich  das  Grab  suchend  dort  vorbei  gekommen  war,  mir  auffiel,  da  es  doch 
beide  Male  schon  länger  nicht  geregnet  hatte.  Eine  Ausgrabung  würde  vermuthlich  den  hin- 
teren Theil  von  A  als  Bassin  erkennen  lassen. 

Auch  die  Art  der  Ueberdachung,  sowohl  der  äusseren,  wie  der  inneren  Kammern  hat 
jedenfalls  in  Quellenbauten,  wie  dem  Quellhaus  von  Tusculum  oder  der  Burinna  von  Kos 
eher  als  in  Gräbern  ihres  Gleichen,^  und  schliesslich  ist  die  Inschrift  N.  63,  wenn  ich  sie 
recht  verstehe,  als  eine  Art  Hoch  auf  den  regierenden  Herrscher  in  einem  Brunnenhause, 
gewiss  besser  am  Platze  als  in  einer  Grabkammer. 


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-  -j,j 


F'g-  54- 
Sillyon:  Unterirdisches  Qoellhaos. 


'  Vgl.  Frontinus,  I,  i  7  und  Lanciani,  Topografia  di  Roma  antica  S.  331,  S.  9  f.,  Tav.  I,  I.  2.  Fabricius, 
Athen.  Mittheilungen  IX.  S.  i65,  171,  Taf.  VIII. 

'  Canino,  L'antico  Tusculo  S.  125;  die  Burinna  s.  Arch.  Zeitung  i85o,  S.  241,  Taf.  XXII. 


in» 


-     76     — 


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Fig.  55.  Gebäudegruppe  am  Südiande  des  Burgfelsens  von  Sillyon. 


—     77     — 


-064  •» 


Unter  den  hellenistischen  Bauwerken  von  Sillyon  heben  wir  die  am  Südrande  des  Burg- 
felsens gelegene  Gruppe  hervor,  welche  in  Fig.  55  dargestellt  ist.  Sie  ist  vorzugsweise  ge- 
eignet, von  den  örtlichen  und  baulichen  Besonderheiten  dieser  Stadt  ein  Bild  zu  geben.  Eine 
gewisse  Vornehmheit  der  Raumverhältnisse  zeichnet  den  Platz  aus,  dessen  Anlagen  ursprüng- 
lich dem  schroffen  Abhänge  der  Felsen  nicht  so  nahe  waren  wie  jetzt;  durch  Abrutschen 
grösserer  Felsmassen  an  allen  Seiten  der  Akropolis  wird  ihr  Umfang  stetig  verringert  und 
auch  an  dieser  Stelle  sind  Theile  des  Gesteins  und  darauf  stehende  Mauern  hinabgestürzt, 
während  klaffende  Risse,  dem  hier  Wandelnden  gefährlich,  auch  das  noch  Bestehende  in  nicht 
ferner  Zeit  mit  dem  Untergange  bedrohen  (siehe  Seite  67). 

Besonders  hat  durch  den  Absturz  einer  Seitenmauer  das  Hauptgebäude  der  Gruppe  ge- 
litten, ein  kleiner  Tempel,  welcher  in  unserem  Bilde  im  Hintergrunde  steht  und  auf  dem  bei- 
gefügten Grundrisse  mit  D,  auf  dem  Stadtplane  aber  mit  M  bezeichnet  ist;  die  stehen- 
gebliebenen Mauern  der  Nord-  und  Westseite,  die  Stufen  an  der  Ostseite  und 
der  Fussboden  von  Steinplatten  lassen  erkennen,  dass  der  Tempel  ein  vier- 
säuliger  Frostylos  war;  die  Breite  der  Cella  betrug  7'/,  Meter,  ihre  Tiefe 
6-70  M.;  die  Tiefe  des  Pronaos  4*80  M.  Die  Umfassungsmauern,  0*64  M.  dick, 
sind  von  ganz  vorzüglicher  Fügung  und  aus  Kalksteinquadern  mit  glatt  ge- 
arbeiteter Ansichtsfläche  ohne  Anwendung  von  Eisenverklammerung  so  her- 
gestellt, dass  eine  durchgreifende  Binderschichte  von  0*25  M.  Höhe  mit  zwei 
Läufer  schichten  von  zusammen  1*60  M.  Höhe  abwechselt  (Fig.  56).  Vom  Ge- 
bälke  oder  von  anderen  Formstücken  ist  nichts  gefunden,  ausser  einem  Säulen- 
schafte von  etwa  0*54  M.  Durchmesser.  Der  Bau  steht  auf  einem  über  die 
nächste  Umgebung  etwas  emporragenden  Felsstücke,  welches  hinter  dem 
Tempel  eine  kleine  Plattform  bildet,  zu  der  eine  Treppe  hinaufführt,  während 
an  der  Ostseite  der  Stufenunterbau  des  Tempels  den  Höhenunterschied  aus- 
gleicht 

Aehnliche  Erhöhungen,  durch  schmale,  in  das  Gestein  geschnittene  Gäss- 
chen  getrennt,  liegen  auf  der  anderen  Seite  der  Strasse,  die  in  ostwestlicher 
Richtung  am  Tempel  vorbei  über  Felstreppen  zu  dem  tiefer  liegenden  Platze 
im  Vordergrunde  unseres  Bildes  hinabführt.    Der  Platz  ist  an  zwei  Seiten  von 
senkrecht  abgearbeiteten,  etwa  4  Meter  hohen  Felsenwänden  eingefasst.    Von  den  hier  lie 
genden,  je  ein  Gemach  enthaltenden  Häuschen  ist  das  eine  (C)  an  zwei  Seiten  von  den  Fels 
wänden  begrenzt;  auch  die  vordere  Wand  besteht,  soweit  sie  er- 
halten ist,  aus  gewachsenem  Fels,  doch  zeigt  ein  auf  derselben  noch 
am  Ort  liegender  Stein,  dass  zu  dem  oberen  Theile  behauene  Qua- 
dern verwendet  wurden.   In  dieser  Südwand  sind  eine  Thür  und  ein 
Fenster  angebracht;  die  vierte  Abschlusswand  des  Gemaches  C  be- 
steht ganz  aus  Quadern;  der  Raum  ist  ii*20  M.  lang  und  6'65  M. 
tief.     Bei  dem  zweiten  Gemache  (B),   welches  8  Meter  lang  und 

6  Meter  breit  ist,  sind  alle  drei  freistehenden  Wände  aus  Quaderwerk  hergestellt,  und  zwar 
in  gifeichen  Schichten  von  etwa  o*6o  M.  Höhe ;  vorne  befindet  sich  eine  Thür  von  i  "90  M. 


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Fig.  56. 

Qaerschnitt 

durch   die   Maner 

des  Tempels. 


^>8-  57-  Stufen  des  Tempels. 


-     78     - 


o,68 


FG. 


Fig.  58. 
Querschnitt  eines  Thürpfostens, 


Breite.  Das  nächste  Haus  ist  ganz  zerstört,  in  um  so  besserem  Zustande  aber  das  vierte  (A), 
welches  ganz  als  Freibau  ausgeführt  ist  und  auch  einige  Meter  von  der  Felswand  entfernt 
steht;  dasselbe  ist  nicht  ganz  rechtwinklig,  hinten  i  r6o  M.  lang,  an  der  Westseite  i  rio  M. 
breit;  die  Mauern  sind  wie  bei  dem  oben  beschriebenen  Tempel  in  wechselnden  Binder-  und 
Läuferschichten  ausgeführt,  sie  sind  von  derselben  Stärke  und  von  gleich  guter  Arbeit  wie 
jene.    In  der  obersten  der  noch  am  Ort  befindlichen  Schichten  der  Westmauer  liegen  zwei 

Fenstersohlbänke,   deren  Oberfläche    die  Stellung  der  Fenster- 
pfosten, erkennen  lässt.  Von  einem  der  Pfosten  ist  ein  Bruchstück 
vorhanden;  die  Fenster  waren  im  Lichten  1*70  M.  breit.    In  der 
Ostmauer  befand  sich  eine  Thür  von  2*60  M.  Breite,  von  der  ein 
Pfosten  aufrecht  steht;  er  misst  vom  jetzigen  Boden  bis  zur  lager- 
haft bearbeiteten   oberen  Fläche  rund  4  Meter  und  hat  die  in 
Fig.  58  gezeichnete  Querschnittform.    Innerhalb  des  Raumes  lie- 
gen einige  Säulentrommeln  von  0*55  M.  Durchmesser;  sie  sind 
von  Kalkstein  und  ohne  Canneluren;  an  der  Ober-  und  Unterseite 
der  Trommeln  ist  der  Rand  auf  o*  1 5  M.  Breite  als  Lagerfläche 
bearbeitet;  inmitten  der  etwas  eingesenkten  Fläche  befindet  sich 
ein  quadratisches  Zapfenloch  von  0'i3  M.  Seitenlänge  und  0*8  M.  Tiefe.   Auffallend  schien 
uns  eine  grosse  ovale  Grube  innerhalb  des  Gemaches  A,  doch  wurde  dieselbe  nicht  näher 
untersucht. 

Am  Ostende  der  in  Fig.  55  zur  Anschauung  gebrachten  Baugruppe  liegen  noch  einige 
Felskammern,  im  Grundrisse  mit  F  bezeichnet,  und  eine  Cisternenanlage  E  mit  mehreren  in 

einer   Reihe   liegenden   Oeffhungen   von 
2-50  M.  Länge  und  1*50  M.  Breite. 

Hellenistischen  Ursprungs  sind  ausser 
der  beschriebenen  Gruppe  noch  die  im 
Stadtplane  mit  F  und  G  bezeichneten 
Ruinen;  auch  das  Thor  C"  gehört  hier- 
her. Die  ersten  beiden  Gebäude  sind  in 
Fig.  60  auf  einem  Blatte  vereinigt.  A  ist 
der  Aufriss,  C  der  Grundriss  einer  später 
in  einen  Capellenbau  einbezogenen  Mauer 
aus  Kalksteinquadern  von  zum  Theil  sehr 
bedeutenden  Massen ;  sie  ist  in  der  glei- 
chen Weise  ausgeführt  wie  die  oben  be- 
schriebenen Tempelmauern,  jedoch  in  un- 
regelmässigem Wechsel  der  Binder-  und  Läuferschichten.  Zwei  Thüren,  deren  Schwellen  ver- 
schüttet sind,  und  zwei  kleine  hochliegende  Fenster  sind  in  der  Mauer  angebracht;  beide 
Thüren  sind  durch  die  Formen  der  Einfassung  und  den  Fugenschnitt,  die  grössere  auch 
durch  eine  in  der  Leibung  angebrachte  Inschrift  (N.  54)  bemerkenswerth.  Die  grössere  der 
Thüren  (Fig.  60  £'und  F),  deren  Hchte  Weite  1-586  M.  beträgt,  ist  von  einer  architravirten 


Fig.  59.  Thürumrahraung. 


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Einfassung  von  0-67  M.  Breite  mit  seitlich  angebrachten,  befremdlichen  Schneckenverzie- 
rungen umrahmt  und  von  einer  Verdachung  bekrönt;  den  Sturz  bildet  ein  Stein  von  0*97  M. 
Höhe  und  4*25  M.  Länge.  In  umstehender  Fig.  59  ist  der  eigenartige  Fugenschnitt  des- 
selben veranschaulicht.  In  der  Aussenansicht  der  Thür  läuft  die  Fuge  zwischen  Sturz  und 
Pfosten  diagonal;  dennoch  ist  die  Lagerfläche  wagrecht  und  es  sind  nur  zwei  Ausschnitte  A 
in  den  Sturz  auf  0-15  M.  Tiefe  eingearbeitet,  in  welche  entsprechende  Theile  B  der  Pfosten 
eingreifen.  Die  Arbeit  ist  so  genau  ausgeführt,  dass  trotz  dieser  gewagten  Anordnung  nur 
an  einem  der  Pfosten  die  scharfkantige  Endigung  eine  geringe  Beschädigung  erlitten  hat; 
derselbe  Fugenschnitt  wiederholt  sich  an  der  kleineren  Thür.  Noch  ist  zu  bemerken,  dass 
beide  Thüren  keinen  Anschlag  haben"  und  auch  sonst  keine  Vorrichtungen  zum  Verschlusse 
derselben  zu  bemerken  sind.  Die  Einarbeitung  im  rechten  Thürpfosten  (Fig.  £)  ist  nicht  ur- 
sprünglich, da  durch  dieselbe  die  Inschrift  beschädigt  wurde.  Das  zweite  auf  Seite  79  ab- 
gebildete Bauwerk  ist  im  Plane  der  Akropolis  mit  F  bezeichnet.  Wir  geben  in  Fig.  B  den 
Aufriss,  in  D  den  Grundriss  desselben  und  in  G  die  Zeichnung  eines  der  Fenster.  Die  bis 
zur  Höhe  von  6  Metern  aufrecht  stehende  westliche  Hauptmauer  ist  mehr  als 
54  Meter  lang,  die  östliche  Langmauer  misst  etwa  37  Meter,  die  Schmalseite 
rund  7  Meter.  Diese  Mauern  sind  0*56  M.  dick,  sie  sind  ohne  Eisenverbindung 
gefügt  und  von  gleicher  Schichtung  wie  bei  dem  oben  beschriebenen  Tempel 
(Fig.  56).  Die  Ansichtsflächen  der  Quadern  sind  ringsum  mit  0*035  M.  breitem 
Saumschlag  versehen ;  der  schwach  vortretende  Spiegel  ist  etwas  weniger 
glatt  bearbeitet  als  der  Rand.  Die  Fugen  sind  durch  Abschrägen  der  Kanten 
zur  Wirkung  gebracht.  (Siehe  Fig.  61.)  An  Genauigkeit  der  Arbeit  steht 
dieses  Quaderwerk  von  hartem  Kalkstein  den  besten  attischen  Marmorbauten 
keineswegs  nach. 

In  den  Langwänden  dieses  Gebäudes  befinden  sich  zahlreiche  Oeffnungen ; 
in  der  Südmauer  nur  eine  solche,  aber  von  grösserer  Breite  als  alle  übrigen. 
Von  den  zehn  Oeffnungen  der  Westwand  (in  dem  Aufriss  B  ist  das  linke  Ende  der  Mauer 
nicht  mitgezeichnet)  liegen  drei  etwas  höher  als  die  übrigen  und  unterscheiden  sich  von 
jenen  auch  durch  die  Bildung  des  Sturzes  und  der  Sohlbank  oder  Schwelle.  Die  Fenster 
sind-2"ö85  M.  im  Lichten  hoch  und  unten  1-15  M.  breit,  die  nach  oben  verjüngten  Pfosten, 
unten  0*02  M.,  oben  O'Oig  M.  breit,  sind  gegen  einander  geneigt;  der  Sturz  besteht  aus  zwei 
parallel  liegenden  Quadern,  an  deren  vorderem  der  entsprechende  Theil  der  Umrahmung 
und  die  Verdachung  angearbeitet  sind ;  bemerkenswerth  ist  die  Ausschweifung  der  Ein- 
fassung an  den  Ecken  und  die  Magerkeit  der  Verdachung.    (Siehe  Fig.  62.) 

An  einem  Fenster  der  Westmauer,  bei  welchem  Sohlbank,  Pfosten  und  Sturz  erhalten 
sind,  beobachteten  wir  die  folgenden,  auf  eine  Verschlussvorrichtung  hinweisenden  Merkmale. 
Das  Fenster  hat  an  beiden  Pfosten,  sowie  oben  und  unten  einen  Anschlag  von  0'o6  M.  Breite; 
in  der  Sohlbank  und  im  Sturze  befinden  sich  je  vier  Zapfenlöcher  (a),  demnach  der  Verschluss- 
laden aus  vier  nach  Innen  aufgehenden  Flügeln  bestand,  welche  die  ganze  Höhe  des  Fensters 
hatten,  eine  Anordnung,  welche  einen  Mittelpfosten  voraussetzt.  Die  Zapfenlöcher,  sowohl 
die  unteren  als  die  oberen,  sind  rechteckig,  5  Cm.  breit,  6  Cm.  lang,  2  Cm.  tief,  also  zur 


Fig.  61. 

Quaderfuge 

in  Naturgrösse. 


—     8i     — 


Fig.  62.  Fenstenrerdaclrnng. 


Aufnahme  von  Metallhülsen  bestimmt.    Die  Befestigung  der  geschlossenen  Fensterläden 
wurde  an  der  Innenseite  durch  zwei  metallene  Vorlegstangen  bewerkstelligt,  welche  beider- 
seits in  die  steinernen  Pfosten  eingriffen.    Die  betreffenden  Löcher  sind  in  der  Zeichnung 
des  Querschnittes  mit  b  bezeichnet ;  sie  sind  5  Cm.  breit, 
3   Cm.    tief   und    mit    bogenförmiger    Einfuhr    versehen. 
Durch    die  Stellung  dieser  Löcher,   5  Cm.  von  der  An- 
schlagfläche entfernt,   ist  die  Holzstärke  der  Verschluss- 
läden gegeben. 

Wenn  die  Zapfenlöcher  a  und  die  mit  b  bezeich- 
neten Einarbeitungen  uns  über  ihre  Bedeutung  nicht  im 
Zweifel  lassen,  so  ist  dagegen  eine  ganze  Reihe  von  Be- 
sonderheiten zu  verzeichnen,  für  welche  ich  nach  einer  Er- 
klärung im  Einzelnen  vergeblich  suche. 

Die  mittleren  beiden  Zapfenlöcher  der  Sohlbank  sind 
durch  eine  10  bis  12  Cm.  breite  Erhöhung  getrennt,  welche 
die  Sohlbank  der  Quere  nach  durchsetzt.    Auf  dieser  Er- 
höhung stand  der  Mittelpfosten.    Ein  ebensolcher  Ansatz  ist  auch  an  der  Unterfläche  des 
Sturzes  bemerkbar,  hier  jedoch  bei  e  eine  Lücke  lassend  von  etwa  15  Cm.  Breite.    Femer 
befinden  sich  an  der  Sohlbank   bei  /  Schlitze,   eingearbeitet  in  den  ausserhalb   des  Ver- 
schlussladens befindlichen  Theil  der  Sohlbank; 
zu  beiden  Seiten  dieser  Schlitze  aber  sind  die  in 
Fig.  63  mit  g  bezeichneten  Löcher  eingearbeitet. 
Dieselben  sind  5  Cm.  tief,  3  Cm.  lang  und  2  Cm. 
breit ;  es  entsprechen  diesen  vier  Löchern  ganz 
gleiche  an  der  Unterfläche  des  Sturzes.    Endlich 
befinden  sich  in  den  Laibungsflächen  der  Pfosten, 
in  halber  Höhe  derselben,  wiederum  ausserhalb 
des  Verschlussladens,  zwei  einander  gegenüber- 
liegende Löcher  h,  welche  3  Cm.  tief,  3  Cm.  hoch 
und  1 7,  Cm.  breit  sind. 

Die  sonstigen  Ueberbleibsel  hellenistischer 
Bauten  sind  von  geringerer  Bedeutung;  so  die 

durch  spätere  Zuthaten  verbauten  Reste  eines  kleinen  Kalksteintempels,  am  Ostende  der 
Akropolis  (im  Plane  mit  A^,  bezeichnet).  Das  Bauwerk  Hess  bei  flüchtigem  Ueberblick  nebst 
den  seitlichen  Cellamauern  zwei  Anten  erkennen,  welche  7*65  M.  weit  auseinander  stehen  und 
079  M.  breit  sind.  Es  war  ein  viersäuliger  Prostylos  oder  ein  Antentempel.  Auch  fanden  sich 
einige  nicht  cannelirte  Säulentrommeln  von  0*74  bis  076  M.  Durchmesser,  sowie  das  nach- 
stehend abgebildete  Gesimse  und  das  Säulencapitell  Fig.  64. 

Derselben  Epoche  gehört  das  Aufgangsthor  bei  C"  an,  wo  zwei  Pfeiler  und  der  Ansatz 
des  beide  einst  verbindenden  Bogens  erhalten  sind;  die  Form  des  Kämpfergesimses  zeigt 
umstehende  Fig.  65. 

11 


Fig.  63.  Fenstersohlbank. 


—       82       — 


Von  geringerer  Arbeit,  aber  gleichfalls  dorischen  Stils  ist  der  etwas  jüngere  Bau  einer 
Säulenhalle  im  Punkte  0  des  Stadtplanes.  Diese  Halle,  mit  einem  Bogenthor  beginnend,  läuft 
in  südnördlicher  Richtung  und  bestand  aus  einer  Doppelreihe  von  Säulen,  welche  wir  etwa 


Fig.  64.  Säulencapitell  und  Gesims  aus  Sillyon. 


36  M.  weit  verfolgen  konnten,  da,  im  Gestrüpp  versteckt,  einzelne  am  Orte  befindliche  Säulen- 
stümpfe aus  dem  Boden  hervorragen.    Wir  geben  auf  Seite  83  in  Fig.  66  Querschnitt  und 
Ansicht  des  Thores  und  der  Halle,  sowie  die  Zeichnung  des  Gebälkes  und  der  Capitelle. 
Auch  dieser  Bau  ist  in  Kalkstein  ausgeführt. 

Unter  den  Ruinen  auf  der  Akropolis  erwähnen  wir  noch  die  Gruppe  N 
des  Stadtplanes ,  deren  Bedeutung  und  ursprüngliche  Form  wir  ohne  Aus- 
grabung um  so  weniger  erkennen  konnten,  da  hier  Mauerwerk  aus  verschie- 
denen Zeiten  durcheinander  gemengt  ist  und  üppiges  Gestrüpp  und  Erde 
Vieles  verdeckt.  Es  fanden  sich  Marmorschäfte  aus  einem  Stücke,  4*  1 1  jVL 
in  der  Länge  messend,  unten  von  0*54,  oben  0*48  M.  Durchmesser.  Ferner 
cannelirte  Säulentrommeln  aus  Kalkstein,  0"68  M.  dick,  auch  Eckpfeiler  von 
0'65  M.  Breite,  mit  zwei  angearbeiteten  Halbsäulen,  einem  Atrium  ange- 
hörend ;  endlich  an  der  Westseite  der  Ruinengruppe,  halb  mit  Erde  bedeckt, 
Theile  eines  reichen  korinthischen  Gebälkes  von  Marmor.  Es  gehörte,  wie 
aus  dem  Fugenschnitte  und  der  Länge  der  Architravblöcke  hervorgeht,  einer 
viersäuligen  Forticus  an,  deren  Gesammtbreite,  aussen  gemessen,  etwa 
7*30  M.  betrug.  Das  Gebälk  ist  auf  Tafel  XV  abgebildet;  es  zeigt  etwas  kleinhche  Zier- 
formen an  dem  Consolengesimse,  aber  flotte  Behandlung.  Das  Gebälk  ist  bezeichnend  für  die 
Formenbildung  der  spätantiken  Kunst  in  Famphylien  und  Pisidien.  Wir  fanden  gleiche,  selbst 
in  den  Massen  übereinstimmende  Gebälke  an  verschiedenen  Funkten  dieser  Provinzen.  In 
Sillyon  selbst  ist  es  nicht  das  einzige  Beispiel;  ein  gleiches  Gebälk  liegt  unter  den  Trümmern 
der  Grabmäler  in  der  Ebene,  südöstlich  von  der  Akropolis,  bei  einem  der  grösseren  Grab- 
bauten. Wir  fanden  hier  einige  stark  verwitterte  Kalksteinwerkstücke,  und  zwar  Architrave 
von  0'5oM.  Breite  der  unteren  Fläche,  drei  Giebelecken  und  einige  gebogene  Cassettenplatten. 
Die  Neigung  der  Giebellinie  beträgt  3  zu  8,  die  Breite  des  dazugehörigen,  theilweise  aufrecht 
stehenden  Unterbaues  beträgt  7*40.   Der  Oberbau  war  vermuthlich  ein  viersäuliger  Prostyl os. 


Fig.  65. 
Kämpfergesims. 


-     83     - 

Von  einem  zweiten  benachbarten  Grabtempel  steht  ein  grösserer  Theil  des  Unterbaues  auf- 
recht; er  bildet  ein  Rechteck  von  lO'O  M.  Länge  und  6"50  M.  Breite  und  ist  aus  hoch- 
gestellten Quadern,  die  mit  schwalbenschwaazförmigen  Klammern  verbunden  waren,  er- 
richtet, mit  Fussgesims  und  Stufen,  aber  ohne  Deckplatte,  etwa  2*0  M.  hoch.  Vom  Oberbau 
lag  nur  ein  Antenquader  mit  angearbeiteter  attischer  Basis  in  der  Nähe;  die  Ante  ist  an  der 
Stirnfläche  0'56  M.  breit. 


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Fig.  66.  Dorische  Säulenhalle. 


In-  das  Verzeichniss  der  antiken  Gebäude  zu  Sillyon  gehört  auch  der  oberhalb  des 
Stadions  gelegene,  im  Stadtplane  mit  P  bezeichnete  palastartige  Stockwerkbau,  welcher  auf 
Seite  84  durch  Grundplan  und  Aufriss  veranschaulicht  ist;  femer  die  am  Südrande  des  Burg- 
felsens nebeneinander  liegenden  zwei  Theater.  Der  halbkreisförmige  Zuschauerraum  des  grös- 
seren Theaters  hat  63  M.  Durchmesser;  die  Sitzreihen,  deren  wir  15  zählen  konnten,  sind 

11» 


-     84     - 

grösstentheils  aus  dem  gewachsenen  Felsboden  gearbeitet  und  die  Lücken  durch  einzelne 
Stücke  ergänzt;  die  Stufen  sind  0-44  M.  hoch  und  0*67  M.  breit;  nur  eine  Treppe  sah  ich  und 
zwar  in  der  Mitte  des  Halbkreises.  Die  Breite  derselben  beträgt  0"8o  M.  Quer  durch  den 
ganzen  Zuschauerraum  klafft  ein  breiter  Spalt ;  das  Bühnengebäude  aber,  durch  einen  Felssturz 


hinweggerissen,  ist  ganz  verschwunden.  Das  kleinere  Theater  hat  31  M.  Durchmesser  und 
ist  von  einer  Mauer  umgeben,  welche  theils  aus  Quadern,  theils  aus  Ziegeln  besteht  und  aussen 
durch  Strebepfeiler  verstärkt  war.  Eine  eingehendere  Untersuchung,  welcher  die  Hinweg- 
räumung von  Schutt  und  Pflanzendickicht  hätte  vorausgehen  müssen,  hat  nicht  stattgefunden. 


Fig.  68.  Nympheum  und  Ba-silika  am  Forum  zu  Aspendos. 


Aspendos. 


ie  Stadt,  welche  schon  Thukydides  und  Xenophon  Aspendos 
nennen,  die  griechischen  Bewohner  selbst  aber  gewiss  noch  lange 
Estvedys  —  so  ist  wieder  aus  dem  adjectivischen  Estvedijys  der 
Münzen  zu  schliessen'  —  wird  ausdrücklich  als  Colonie  von  Argos  be- 
zeichnet.' Am  Eurymedon  gelegen,  da,  wo  der  schöne  Fluss  mit  licht- 
grünem Wasser  aus  den  Bergen  in  die  Küstenebene  eintritt,  war  sie  im 
Alterthum  Hafen  und  Handelsplatz,  wozu  der  Fluss  mit  versandeter  Mündung  heute  nicht  mehr 
verhelfen  könnte.^  Auch  weiter  aufwärts,  wo  neben  den  Ruinen  der  alten  Brücke  eine  neue 
den  Fluss  überspannt  (Tafel  XXVIII),  ist  durch  Steingeröll  das  hier  sehr  breite  Bett  unfahrbar. 
Aber  beim  Dorfe  Balkys  ist  er  nur  zeitenweise  zu  durchwaten.  Einen  unmittelbaren  Beweis 
von  Aspendos'  Handelsmacht  hat  man  mit  Recht  in  dem  schönen  Silbergeld  gefunden,  welches 
diese  Stadt  schon  im  fünften  Jahrhundert  reichlich  geprägt.  Mit  obgenannter  Aufschrift  und 
dem  bekannten  Typus  zweier  Ringer  oder  eines  Schleuderers  oder  eines  Reiters,  trägt  es  die 
angestammte  Lust  an  gymnastischer  Uebung  zur  Schau  wie  die  Wehrhaftigkeit  der  Bewohner, 
mochte  dieselbe  auch  vielleicht  theilweise  auf  angeworbenen  Einheimischen,  nicht  allein  auf 
eigenen  Bürgern  beruhen.  Wenigstens  den  Schleuderer,*  den  man  als  Anspielung  auf  den 
Namen  der  Stadt  eher  noch  sich  gefallen  lassen  könnte,  wenn  letzterer  nicht  eben  dabei- 


'  8.  Friedländer,  Zeitschr.  f.  Numism.  IV,  S.  297,  und  Bczzenberger  N.  125g. 
»  Strabo  XIV,  S.  667,  Mela  i,  78. 
^  Beaufort,  Karamania,  S.  143. 

♦  Appian,  Syr,  32  zählt  in.^ntiochos  Heer  XiO:ß5).oi,  Ts^otai,  öxornTtatt,  TcXtasrat  lauter  LcichtbewaflFnctc  aus 
Phrygien,  Lykien,  Pamphylien,  Pisidien,  Kreta  auf. 


—      86     — 

geschrieben  wäre,  wird  man  für  einen  Söldner  halten,  wie  Leute  aus  Lykien,  Pamphylien,  Pi- 
sidien  vielfach  fremde  Dienste  nahmen.  Ja,  wenn  es  bei  Xenophon  in  der  Anabasis  1,2,  12 
heisst,  dass  die  Fürstin  von  KiHkien,  die  Gattin  des  Syennesis,  mit  kilikischen  und  aspen- 
dischen  Leibwächtern  ins  Lager  des  jüngeren  Kyros  kam,  oder  bei  Nepos  Datames  c.  8,  dass 
Autophradates  mit  kappadokischen,  paphlagonischen,  phrygischen,  lydischen,  aspen- 
dischen,  kilikischen  Söldnern  gegen  Datames  marschirt,  so  scheint  Aspendos  Werbe-  und 
Sammelplatz  für  ganz  Pamphylien  gewesen  zu  sein,  und  ein  hervorragendes  Beispiel  aspen- 
dischen  Söldnerthums  ist  der  Andromachos  bei  Polybius  5,  64,  eng  verbunden  daselbst  mit 
einem  stammverwandten  Argiver. 

Quellen  des  Reichthums  der  Aspendier  und  Gegenstände  ihres  Handels  waren  wohl  das 
Salz  ihrer  grossen,  von  Plinius  N.  H.  31,  73  wegen  ihrer  Unerschöpflichkeit  gerühmten 
Saline,  das  Oel  der  nach  Norden  hin  ziehenden  Höhen,  die  Strabo  olivenbepflanzt  nennt,  die 
pamphylische,  wild  wachsende  „Wolle"  Ipcov,  von  der  Philostratos  im  Leben  des  Apollonios 
3,  15  spricht,  und  aus  der  vielleicht  die  ebenda  erwähnte  pamphylische  weisse  nicht  weiche 
Kleidung  gefertigt  wurde  (8,  7),  und  namentlich  Korn,  das  wohl  meist  aus  dem  Inneren  kam. 
Apollonios  von  Tyana  fand  nach  Philostrats  Erzählung  (Vita  Apoll,  i,  15.)  die  Menge  in 
Aspendos  hungernd  und  in  Erbitterung  gegen  die  Kornspeculanten ,  die  dann  durch  den 
Wundermann  bewogen  wurden,  ihre  Speicher  zu  öffnen  und  den  Markt  zu  füllen.  Wie  die 
Handelsverbindungen  der  Aspendier  den  Eurymedon  hinaufreichen,  zeigt  die  Silbermünze  von 
Selge,  welche  die  aspendische  copirt,'  während  von  Verbindung  nach  der  entgegengesetzten 
Seite,  vielleicht  aber  auch  nur  von  einem  Söldnerquartier,  der  Name  Aspendia  Zeugniss 
ablegt,  welcher  zur  Zeit  Euergetes  11.  einer  Strasse  oder  einem  Stadttheil  von  Alexandreia 
beigelegt  wird  (nach  Athenaeüs  4,  S.  1 74  d).  Vielleicht  war  es  auch  nur  Handelsconcurrenz, 
welche  die  Feindseligkeit  zwischen  Aspendos  und  Side  nährte  (Polyb.  5,  72). 

Die  Schiffbarkeit  des  Eurymedon  aufwärts  bis  Aspendos  wird  von  Skylax  loi  und 
Strabo  XIV,  S.  667  angegeben.  Vor  der  grossen  Schlacht  am  Eurymedon  war  sogar  die 
ganze  persische  Flotte,  mehrere  hundert  Kriegsschiffe  in  den  Eurymedon  eingelaufen,  und  im 
zwanzigsten  Jahre  des  peloponnesischen  Krieges  lagen  nach  Thukydides  8,  87  (vergl.  81, 
88,  99,  108)  nicht  weniger  als  147  Trieren,  während  Isokrates  16,  18  nur  90  nennt,  bei 
Aspendos.  Da  sie  längere  Zeit  dort  lagen,  und,  wie  es  hiess,  die  Mannschaften  in  Aspendos 
abgelohnt  werden  sollten,  auch  der  Satrap  Tissaphernes  selbst  dahin  kam,  wird  das  sv 
'AoTCSvSq)  wohl  „bei  Aspendos",  im  engeren  Sinne,  nicht  etwa  blos  „aussen,  in  der  Nähe  von 
Aspendos"  bedeuten.  Auch  Thrasybul  ankerte,  wie  Xenophon  Hellen.  4,  8,  30  und,  ihm 
folgend,  Diodor  14,  99  sagt,  im  Eurymedon  (opiJLcaaro  stc  xov  EüpU(JL£§ovxa  itoTa[JL6v,  als  er 
nicht  viel  später,  im  Jahre  390,  Contribution  von  griechischen  Städten  beitreibend,  auch  nach 
Aspendos  kam.  Die  Aspendier  hatten  auch  schon  gezahlt,  aber  über  Plünderung  der  athe- 
nischen Truppen  erbittert  —  so  haben  wohl  die  Aspendier  berichtet  —  brachen  sie  Nachts 
hervor  und  erschlugen  den  Befreier  Athens  in  seinem  Zelt.  Etwas  anders  Nepos,  Thrasyb.  4, 
welcher  mit  den  Barbaren,  die  den  Ausfall  machten,  wohl  nur  die  Aspendier,  nicht  etwa  ihre 


'    S.  Friedländer,  Zeitschr.  f.  Numism.  IV,  298  f. 


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Söldner  meint.  Klar  aber  ist  bei  allen  Zeugen,  dass  Thrasybul  nicht  in  die  Stadt  eingelassen 
wurde.  Dass  sie  befestigt  war,  versteht  sich  freilich  von  selbst;  wir  erfahren  es  dann  noch  be- 
stimmter bei  Alexanders  Auftreten.  Als  derselbe  von  Perge  her  anrückte,  boten  die  Aspendier 
Unterwerfung  an,  wollten  auch  die  geforderten  50  Talente  zahlen  und  die  als  Naturalleistung 
für  den  Perserkönig  gezogenen  Pferde  ausliefern,  nur  keine  Besatzung  einnehmen.  Ihnen 
trauend,  war  Alexander,  gewiss  im  Wesentlichen  auf  der  heutigen  Strasse,  südlich  an  Aspen- 
dos vorbei,  nach  Side  marschirt,  auch  schon,  von  da  zurückkommend,  gegen  Sillyon  auf 
dem  Marsch  oder  vielmehr  schon  vor  Sillyon  angekommen,  als  er  erfuhr,  dass  die  Aspendier, 
statt  Geld  und  Pferde  zu  geben,  vielmehr  sich  auf  eine  Belagerung  einrichteten,  ihre  Hab- 
seligkeiten vom  Lande  in  die  Stadt  schafften,  die  Thore  geschlossen  hätten  und  die  schadhaften 
Theile  der  Mauern  ausbesserten.  Der  Hauptsache  nach,  sag^  Arian  i,  27,  lag  es  auf  fester, 
schroffer  Höhe,  dicht  am  Eurymedon  xat  icap'  aun^v  nfjV  ävtpav  ö  E'jpu{JL£5a)V  xoTaiioc  pet,  aber 
auch  in  der  Niederung  um  die  Burg  waren  nicht  wenig  Wohnungen  von  einer  nicht  grossen 
Mauer  umgeben.  Diesen  Theil  räumten  die  Bewohner  indessen  sogleich  und  flüchteten  in  die 
Burg,  während  Alexander  sich  mit  seinem  Heere  in  der  verlassenen  Unterstadt  einquartierte. 
Jedoch  den  Aspendiern  sank  bald  der  Muth,  und  da  auch  Alexander  nicht  durch  eine  längere 
Belagerung  des  festen  Platzes  aufgehalten  sein  wollte,  nahm  er  die  Ergebung  der  Aspendier 
an.  Ausser  den  Pferden  und  100  statt  50  Talenten  hatten  sie  Geiseln  zu  stellen,  jährliche  Ab- 
gabe zu  leisten  und  dem  von  Alexander  bestellten  Statthalter  zu  gehorchen. 

Wie  damals,  haben  sie  mit  der  ganzen  Landschaft  noch  öfter  den  Herrn  gewechselt. 
Noch  waren  sie  unter  Herrschaft  der  Seleukiden  oder  des  Achaios,  als  sie  im  Jahre  2 1 8  v.  Chr., 
an  einer  Nachbarfehde  theilnehmend,  mit  dem  von  Achaios  gesandten  Garsyeris  und  den 
Etenneern  den  Pednelissiern  gegen  die  Seigier  zu  Hilfe  zogen,  die  Etenneer  mit  8000,  die 
Aspendier  mit  4000  Mann,  während  Side  hauptsächlich  aus  Hass  gegen  Aspendos  fernblieb. 
Dreissig  Jahre  später  war  Antiochos  III.  besiegt,'  und  mit  den  anderen  Städten  Pamphyliens 
unterwarf  sich  dann  Aspendos,  nicht  ungern  wohl,  dem  römischen  Consul,  zahlte  wieder  50  Ta- 
lente, um  darnach  zunächst,  wie  es  scheint,  als  Verbündete  Pergamons  selbstständig  zu  sein, 
bis  es  als  römische  Provinzialstadt  kaum  mehr  hervortritt,  ausser  bei  der  Heimsuchung  durch 
Verres,  den  Quästor  des  Statthalters  Dolabella.  In  der  Klageschrift  (in  Verrem  actio  ü, 
I,  20)  setzt  Cicero  bei  seinen  Hörern  oder  Lesern  die  Bekanntschaft  der  altberühmten  Stadt 
Aspendos  voraus,  die  voll  von  den  besten  Statuen  gewesen,  von  denen  Verres  keine  dort 
gelassen,  er  habe  sie  auf  Wagen  entführt,  darunter  auch  einen  allbekannten  Kitharvirtuosen 
aus  Aspendos,  der  durch  eine  gewisse  technische  Virtuosität  sprichwörtlich  geworden  war, 
aber  seinen  Eigennamen  verloren  hat.  Bei  dem  schon  nach  Philostratos  erzählten  Brotkrawall 
in  Aspendos  werden  nur  die  Kaiserbildnisse  desTiberius  erwähnt. 

Wenn  auch  von  der  Mündung  des  Eurymedon  heute  mehr  als  60  Stadien  bis  zum  Dorfe 
Balkys  (Bolkas  bei  Spratt)  sind,  so  ist  doch  die  steile  Höhe,  an  der  das  Dorf  liegt,  unzweifel- 
haft Aspendos,  von  dessen  Ruinen  einige  noch  weit  sichtbar  auf  der  Höhe  emporragen.  Wie 


'  Eine  seiner  Flotten,  von  Hannibal  geführt,  wurde  ungefähr  an  der  Stelle  des  grossen  kimonischen  Seesieges 
von  den  Rhodiern  geschlagen,  die  vorher  am  Eurymedon  (ad  Eurymedontem  amnem  adpulsa  classe,  Liviusjy,  23) 
von  den  Aspendiern  die  Stellung  des  Feindes  erfahren  hatten. 


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die  Mündung  des  Flusses  in  sumpfigem  Alluvialboden  sich  weiter  hinausgeschoben,  so  hat  sich 
vielleicht  auch  bei  Aspendos,  wo  er  jetzt  nicht,  wie  Arrian  sagt,  unmittelbar  an  der  Burg  hin- 
fliesst,  sondern  im  Gegentheil  mit  einer  Krümmung  von  ihr  abweicht,  sein  Lauf  verändert. 
In  der  seichten  Niederung  ist  das  anzunehmen  gewiss  möglich.  Vermuthlich  war  ein  Theil 
dieser  Niederung  einst  Hafen. 

Nicht  eine  Höhe  allerdings  ist  es  strenggenommen,  sondern  zwei,  an  Grösse  sehr  un- 
gleiche, sind  es,  in  welche  die  ursprünglich  ungetheilte  durch  Senkungen  wie  auseinander- 
gerissen erscheint.  Auf  der  gemeinsamen  Basis  sich  erhebend,  mussten  beide  Theile,  als  noch 
die  Senkung  am  südlichen  und  nördlichen  Ausgang  durch  eine  Mauer  geschlossen  war,  durch- 
aus als  eine  sich  darstellen.  In  dieser  Gesammtheit  hat  der  Umriss  der  Burg  in  Form  und  Aus- 
dehnung die  grösste  Aehnlichkeit  mit  Sillyon,  nur  dass  die  Eiform  hier  nahezu  die  entgegen- 
gesetzte Lage  hat,  und  nicht  solche  Abdachung  der  Fläche  vorhanden  ist.  Während  die 
äusseren  Ränder,  sowohl  der  kleinen  Ost-  wie  der  grossen  Westhöhe  ziemlich  in  gleichmäs- 
siger  Schroffheit  und,  ausser  bei  C,  ohne  stärkere  Einschnitte  verlaufen,  ziehen  sich  gegen 
jene  die  beiden  Burghälften  trennende  Senkung  sowohl  von  der  einen,  wie  von  der  anderen 
Höhe  Schluchten  hinab,  drei  (ursprünglich  vier)  von  der  westlichen,  eine  von  der  östHchen, 
in  denen  man  allmälig  die  Höhe  ersteigen  kann. 

Auf  dieser  Höhe  war  Aspendos,  durch  die  Nähe  des  schiffbaren  Flusses  ausserordentlich, 
durch  die  geringere  Höhe  über  der  Ebene  und  die  grössere  Zugänglichkeit  nicht  wenig  bevor- 
zugt, doch  kaum  viel  weniger  fest  als  Sillyon.  Steigt  schon  die  Basis  ringsum  ziemlich  steil  1 5 
bis  20  M.  an,  so  heben  sich  darüber  die  fast  senkrechten  Wände  noch  gegen  loM.;  hoch  genug, 
um  weiterer  Befestigung  kaum  zu  bedürfen.  In  der  That  finden  sich  Reste  der  Mauern  fast 
nur  in  und  nahe  bei  jenen  natürlichen  Eingängen,  südHch  bei^,  östlich  beiß  und  nördlich 
bei  C.  Der  südliche  Eingang  zunächst  wird  durch  eine  Mauer  gesperrt,  welche,  von  der  Ost-, 
höhe  auslaufend  und  abgestürzte  Brocken  benützend,  anfangs  nach  SW.  läuft,  in  compacter 
Masse  thurmartig  gegen  die  Schlucht  vortritt,  dann  sich  NW.  wendet,  grossentheils  aus 
Breccia  bestehend,  wie  alle  ältesten  Theile.  Zuletzt  nach  Norden  biegend,  bildet  sie  eine  etwa 
5  bis  6  Meter  breite  Thorgasse  mit  dem  westlich  davon  stehenden  Thurm.'  Von  diesem  unge- 
fähr zieht  sich  dann  eine  Brecciamauer  aussen  aus  gewaltigen  Quadern,  dahinter  mit  Mörtel- 
werk und  eingebauten  antiken  Werkstücken  verstärkt,  gerade  auf  die  fast  isolirte  SO. -Klippe 
der  Westhöhe,  auf  welcher  weiterhin  weniger  von  Mauer  als  von  Absturz  der  Kanten  Spuren 
zu  sehen  sind.^ 

Durch  das  Gestrüpp  im  östlichen  Eingange  (B)  ist  die  Mauer  weniger  sicher  zu  verfolgen, 
und  was  von  ihr  da  ist,  hat  wenig  ursprüngliches  Aussehen.  Aber  von  der  Burgecke  gegen- 
über nördlich,  wo  zunächst  ein  Rund  aus  Brecciaquadern  steht,  von  1*20  M.  innerem  Durch- 
messer, für  einen  Thurm  allerdings  zu  klein,  lassen  sich  Mauerzüge  an  der  brüchigen  und,  wie 
auf  dem  Plane  zu  erkennen  ist,  etwas  stärker  abgedachten  Ostkante  verfolgen.  Das  best- 
erhaltene und  einheitlichste  Stück  der  alten  Befestigung  ist  eine  mit  dem  fallenden  Terrain 
stufenweise  absteigende  Mauer  am  Nordende,  welche  an  einem  grossen  Riss  plötzhch  ab- 

'   Die  Aufnahme  im  Plan  ist  unabhängig  von  meinen  etwas  abweichenden  Beobachtungen. 
^  Thurm-  und  Thorbau  werden  in  den  Inschriften  Nr.  64  und  64  *  erwähnt. 


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bricht,  dort  zieht  sich  eine  Schlucht  steil  gegen  O.  und  SO.  die  Burg  hinauf,  dem  Ansehen 
nach  eher  ein  späterer  Einbruch  als  ein  alter  Eingang.  Ein  solcher  ist  vielmehr  bei  C  besser 
erhalten  als  bei  B  und  auch  bei  A,  aber  schwerlich  in  ursprünglicher  Form.  Es  ist  ein  stark 
verschütteter  Thorgang  zwischen  zwei  oben  mit  einem  Gesims  abschliessenden  Mauern,  von 
denen  drei  niedrige  und  zwei  hohe  Schichten  über  dem  Boden  stehen.  Zwischen  zwei  Anten 
mit  einfachstem  Capital  verengt  sich  das  jetzt  nur  gebückt  zu  passirende  Thor  bis  auf  circa 
3  M.,  horizontal  überwölbt.  Aussen  springt  links,  also  zur  Rechten  des  Eintretenden,  die 
Mauer  thurmartig  vor,  auf  der  anderen  Seite  steigt  über  geglätteter  Felswand  das  vorher 
erwähnte  alte  Mauerstück  an. 

Noch  einen  Eingang  glaube  ich  erkannt  zu  haben,  gerade  westlich  gegenüber  der 
von  B  her  gegen  0  hinaufführenden  Schlucht,  wo  der  Plan  nur  eine  Rutschung  mar- 
kirt,  und  allerdings  später  der  Zugang  gesperrt  zu  sein  scheint.  Unterhalb  der  Burg- 
mauer, von  der  nur  die  Füllung  stehen  geblieben,  die  Verkleidung  heruntergefallen  ist, 
glaubte  ich  noch  vier  hinter  einander  liegende  parallele  Mauerzüge  zu  erkennen,  als  Stütz- 
mauern einer  in  Serpentinen  aufsteigenden  Rampe.  Dieses,  fast  in  einer  Linie  mit  dem 
Hauptstück  der  grossen  Wasserleitung  liegenden,  Eingangs  werden  wir  uns  weiterhin  er- 
innern. Etwas  nördlich  ist  noch  die  antike  Untermauerung  eines  stark  überhängenden 
Theiles  des  Burgfelsens  bemerkenswerth.  Mit  einer  5  M.  dicken  Brecciamauer  hat  man 
diesen  F«lsklotz  unterstützt,  der  trotzdem  sich  gelöst  und  jene  Mauer  theilweise  zusammen- 
gequetscht hat. 

Da,  wo  westlich  von  dem  Südeingange  A  an  die  schroffen  Wände  des  Burgfelsens  eine 
Anzahl  Bauten,  wohl  erst  in  Zeiten  allgemeinen  Friedens,  sich  angelehnt  haben,  finden  sich 
jetzt  stellenweise  Treppen,  gemauert  oder  in  den  Fels  geschnitten,  die  innerhalb  solcher 
Gebäude  auf  die  Burg  hinaufführten. 

Fassen  wir  nun  die  weitere  Umgebung  von  Aspendos  ins  Auge :  den  Sumpfsee  im  Westen 
und  Norden  und  jenseits  im  Norden  die  nahen  Berge,  den  Fluss  ganz  nahe  im  Osten,  dagegen 
im  Süden  das  Meer,  die  Mündung  des  Eurymedon  und,  unfern  vorüberführend,  auch  im 
Alterthum,  wie  Alexanders  Rückmarsch  von  Side  nach  Sillyon  erkennen  Hess,  die  grosse 
Strasse  von  Perge  nach  Side,  von  welcher  auch  der  Weg  nach  Selge  erst  jenseits  des  Flusses 
sich  abzweigte,  so  kann  man  nicht  zweifeln,  welches  von  den  vier  Thoren  von  Aspendos 
das  wichtigste  gewesen  ist.  Darf  man  überhaupt  die  einförmige  Westseite  als  die  Rückseite 
der  Stadt  bezeichnen,  die  entwickelte  Ostseite  als  das  Angesicht,  so  kommen  die  angeführten 
Vortheile  dem  Südthore  entschieden  in  höherem  Masse  zu  als  dem  Ostthore.  Dem  Flusse  und 
dem  vorausgesetzten  Hafenbassin  mochte  dieses,  gewissermassen  das  Hafenthor,  so  nahe  sein 
wie  jenes;  richtiger  vielleicht  könnte  man  das  Ostthor  als  Festthor  ansehen,  da  es  gerade  in  der 
Mitte  zwischen  Theater  und  Stadion  ausgeht.  Der  Vorzug  des  Südthores  aber  leuchtet  aus 
verschiedenen  Umständen  hervor.  Vor  diesem  liegen,  wie  das  heutige  Dorf  Balkys,  so  auch 
die  bedeutendsten  Ruinen  der  Unterstadt  X  Yc  d  e.  Keines  der  anderen  Thore  scheint  so 
stark  befestigt  gewesen  zu  sein.  Zur  hervorragenden  Ausstattung  oder  soll  man  sagen  Be- 
festigung dieses  Thores  gehörte  gewiss  auch  der  Tempel,  dessen  deutliche  Ruine  unmittelbar 
hinter  dem  Thurme  links  vom  Eingang  liegt,  das  Fundament  aus  sorgfaltig  geschichteten, 

IS 


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einst  verklammerten  Brecciaqi' ädern,  orientirt  gegen  ONO.,  mit  7  zu  1 1  M.,  vor  einer  kleineren 
Cella  eine  etwas  grössere  Vorhalle.  Im  Westen  liegt  noch  eine  Stufe  aus  Kalkstein,  Säulen- 
stücke von  phrygischem  (?)  Marmor  theils  im  Osten,  theils  in  der  Nähe  westlich;  auch 
ein  ganzer  Schaft  mit  unterem  und  oberem  Ablauf  von  2*27  M.  Länge  und  circa  0*50  M. 
unterem  Durchmesser. 

Gleich  nördlich  neben  dem  Tempel  bemerkt  man,  auch  auf  dem  Plane  angegeben,  ein 
grosses,  kreisförmiges  Brecciafundament  (/?),  eine  gerundete  Terrasse  einfassend,  die  an  die 
athenische  „Pnyx"  und  eine  Orchestra  erinnern  kann.  Eben  hier  nun  theilt  sich  der  Weg  in 
vier  Strassen,  heute  freilich  meist  durch  Gestrüpp  unwegsam:  zwei  links,  in  den  nächsten 
beiden  Schluchten  auf  die  Westhöhe  führend,  eine  rechts  in  ähnlicher  Schlucht  auf  die  Ost- 
höhe; die  vierte  geradeaus  folgt  der  Senkung  und  geht  zum  Ostthore  wieder  hinaus. 

Den  besten  Beweis  für  den  Vorrang  des  Südthores  gibt  aber  die  im  nächsten  Abschnitt 
ausführlich  behandelte  Marktanlage  i^  Auf  diesen  Platz  führen,  wie  der  Plan  zeigt,  sowohl 
die  nördliche  Schlucht  vom  Ostthore  B  her,  als  die  mittlere  vom  Südthore  und  dem  Tempel  Q 
her,  aber  jene  zur  Rückseite  von  hinten  auf  den  Markt,  diese  zur  Vorderseite,  denn  südlich 
war  der  Markt  allem  Anscheine  nach  offen.  An  dem  Rande  jener  südlichen  Schlucht  finden 
sich  keine  Ruinen  ausser  bei  M,  am  Eingange  der  Südstrasse,  Trümmer  eines  säulen- 
geschmückten Baues,  vielleicht  eines  Marktthores.  An  allen  anderen  Seiten  war  der  Markt 
dagegen  eingeschlossen:  von  der  gesäulten  Markthalle  im  Westen,  von  der  Basilika,  welcher 
vielleicht,  dem  Markte  entlang,  noch  eineStoa  vorlag,  im  Osten,  beides  mit  antiker,  vonVitruv 
gelehrter  Theorie,  wie  mit  der  in  Pergamon  beobachteten,  für  Megalopolis,  Elis,  Athen  und 
so  viele  andere  alte  Städte  bezeugten  Praxis  im  Einklang.  Den  Norden  aber  nahm,  wie  in 
Kremna,  Sagalassos,  die  prunkende  Fa^ade  eines  Nympheions  ein.  Und  auch  wenn  dies 
das  jüngste  Stück  in  der  prächtigen  Ausstattung  dieses  Marktes  war,  und  derselbe  vor. 
Erbauung  des  Nympheions  weiter  nach  Norden  reichte,  was  die  über  das  Nympheion  hinaus- 
gehende Ausdehnung  sowohl  der  Markthalle  als  der  Basilika  zu  beweisen  scheint,  so  sind 
dahinter  eben  andere  Bauten,  wie  L,  anscheinend  ein  Odeon  oder  gedecktes  Theater,  vielleicht, 
wie  anderswo,  Theil  eines  Gymnasion;  und  wenn  diese  Bauten  auch  wieder  jünger  sein 
sollten  als  das  Nympheion,  so  ist  doch  nichts,  was  zur  Annahme  drängte,  die  Front  des 
Marktes  wäre  jemals  nach  Norden  statt  nach  Süden  gekehrt  gewesen. 

Endlich  ist  der  südliche  Aufgang  zum  Markte  von  dem  nördlichen  noch  ausgezeichnet 
durch  den  halbrunden  Ziegelbau  N,  fast  Rücken  an  Rücken  mit  der  Absis  der  grossen  Ba- 
sihka,  aber  bedeutend  tiefer  gelegen.  Ich  wüsste  nicht,  was  diese  grosse,  gegen  Süden  offene, 
überwölbte  Koncha  mit  ihren  fünf  Nischen  Anderes  gewesen  sein  könnte  als  auch  ein  Nym- 
pheion, in  welchem,  der  tieferen  Lage  wegen,  die  bei  dem  oberen  ausfliessenden  Wasser 
zum  zweiten  Male  spielen  konnten.  Von  Wasserleitung  und  Mündungen  war  allerdings  nichts 
sichtbar. 

Von  anderen  Bauten  auf  der  Burg  ist  nichts  zu  sagen.  Abglättung  des  Felsens  für  Haus- 
bau, Cisternen,  Mosaikfussböden,  auch  Quaderfundamente  finden  sich  sowohl  auf  der  Ost- 
wie  auf  der  Westhöhe,  besonders  am  Rande  hin,  freilich  hier  auch  leichter  kenntlich  und 
zugänglich  als  in  dem  fast  überall  dicht  bewachsenen  Inneren. 


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Von  den  Ruinen  der  Unterstadt  reicht  offenbar  keine  in  die  Zeit  Alexanders  hinauf,  ist 
vielmehr  wohl  keine,  die  nicht  ungefähr  ein  halbes  Jahrtausend  jünger  wäre  als  sein  Erscheinen 
vor  Aspendos.  Ist  doch  auch  von  der  damals  erwähnten  Befestigung  der  Unterstadt,  die 
vermuthlich  auch  den  südlich  anliegenden  Theil  umfasste,  nichts  mehr  zu  finden.  Der  einzige 
Bau  hier  unten,  dessen  Zeit  durch  Inschriften  hat  bestimmt  werden  können,  ist  das  Theater. 
Als  Architekt  desselben  wird  uns  Zenon,  Theodoros'  Sohn,  wie  es  scheint,  aus  Aspendos, 
genannt  (Nr.  64  efg),  welcher  sonst  nicht  bekannt  ist.  Die  Kosten  aber,  sei  es  des  ganzen 
Theaters,  sei  es  des  Bühnengebäudes,  haben  A.  Curtius  Crispinus  Arruntianus  und 
A.  Curtius  Auspicatus  Titinnianus  nach  dem  Testamente  des  A.  Curtius  Crispinus 
bestritten  (Nr.  64  b  c  d)  und  es  den  heimischen  Göttern  und  dem  Kaiserhause  geweiht.  Das 
haben  sie  in  den  gleichlautenden  Inschriften,  welche  sie  in  beiden  Sprachen,  lateinisch  und 
griechisch,  je  sowohl  über  der  nördlichen  wie  über  der  südlichen  Thür  zur  Parodos  von 
Osten  her  anbringen  Hessen,  ausgesprochen,  während  die  kürzere  Inschrift  auf  dem  Sockel 
der  oberen  Säulenstellung  an  der  Bühnenwand  nur  die  beiden  Erbauer  nennt  (64  0).  Den 
ersteren  dieser  beiden  Männer  hat  Henzen  in  einer  Inschrift  von  Praeneste  nachgewiesen'  und 
darnach  in  die  Zeit  des  Antoninus  Pius  gesetzt,  also  eben  die  Zeit,  der  die  meisten  Monumente 
dieser  Gegenden  angehören.  Vergleicht  man  die  Ornamentik  des  Hadriansthores  von  Attaleia 
mit  derjenigen  der  Skene  des  aspendischen  Theaters,  so  scheint  mir  bei  dem  letzteren  die 
fortgeschrittene  Ausartung  in  derThat  ersichtlich,  namentlich  in  der  grösseren  Stillosigkeit 
des  Friesrankenwerks  und  der  Zeichnung  der  Palm etten,  deren  sorglose  Ausführung  allenfalls 
in  dem  grossen  Abstände  vom  Auge  des  Beschauers  Entschuldigung  finden  könnte. 

Das  weiter  nördlich  liegende  Stadion  ist  stark  zerstört  und  namentlich  die  südliche  Grenze 
völlig  unsicher.  Am  nördlichen,  gerundeten  Ende  laufen  gegen  Osten  drei  parallele  Mauern 
herum,  deren  beide  äussere  ein  Tonnengewölbe  tragen,  das  hier  wie  in  Sillyon  und  Selge 
concentrisch ,  nicht  radial  gerichtet,  die  Sitzreihen  trug,  während  an  der  Westseite  kleine 
Gewölbe  senkrecht  zur  Längsachse  flache  Nischen  bilden,  in  deren  Hinterwand  an  der  Grenze 
des  Quaderbaues  und  des  Mörtelwerks  kleine  Fenster  angebracht  sind,  doch  wohl  auch  noch 
ein  Längengewölbe  zu  erleuchten.  Eine  dritte  innere  Mauer  scheint  eine  Schranke  gebildet 
zu  haben.  Innerhalb  dieser  Schranke  mass  ich  eine  Breite  von  28*50  M.,  während  ich  die 
Länge  nur  abschreitend  bei  221  Sehr.  (=  154  M.)  an  Gemäuer  kam,  bei  280  auf  freies, 
ebenes  Feld. 

Der  in  der  Inschrift  6^eg  erwähnte  Hippodrom  war  vielleicht  nur  ein  zum  Rennen  zeit- 
weilig benutztes  Feld  wie  in  Athen  und  Olympia;  von  einem  dazu  bestimmten  Bauwerke 
haben  wir  wenigstens  nichts  gefunden. 

Weiter  südlich  vom  Theater  sind  namentlich  zwei  grössere  Anlagen,  welche  sowohl  an 
Bauten  von  Sillyon  und  Perge  erinnern ,  als  auch  unter  sich  eine  unverkennbare  Aehnlichkeit 
der  Raumanlage  haben,  ein  kleinerer  näher  am  Südthor  gelegen,  der  andere,  etwa  doppelt 
so  gross,  etwas  ferner,  beide,  wie  es  scheint,  an  der  grossen  Linie  der  vom  Thore  aus  nach 
Süden  führenden  Haupistrasse.  Die  Orientirung  ist  nicht  dieselbe,  aber  doch  so  weit  überein- 


■  Annali  dell'  Inst.  i852,  S.  164.  Vergl.  Corpus  inscript.  lat.  XIV  3030,  III  231. 


—       92 


M  FIARTEL 


Fig.  69.  Aspendos:  Grosse  Thermen  (?.) 


Stimmend,  dass  die  NW.-Seite  der  kleineren 
Anlage  der  Nordseite  der  grösseren  entspricht, 
und  darf  man  diese,  welche  der  Vorausgesetz-, 
ten  Strasse  zugekehrt  ist,  als  die  \'orderseite 
bezeichnen,  obgleich  sie  in  den  vorstehenden 
gleichgelegten  Grundrissen  Fig.  69  und  70  dem 
Leser  als  die  Hinterseite  erscheint.  Ueberein- 
stimmend  ist  vor  Allem  die  Art,  wie  die  Räume 
aneinandergelegt  sind,  und  zwar  Räume  von 
im  grossen  Ganzen  gleichen  Verhältnissen  und 
gleicher  Anzahl,  und  diese  Zahl  derjenigen 
der  Haupttheile  einer  Thermenanlage :  Vorraum, 
Apodyterium,  Frigidarium,  Tepidarium,  Cal- 
darium  entsprechend.  Allerdings  fehlt  in  der 
kleineren  Anlage  in  der  SO. -Ecke  der  eineTheil 
des  auch  in  Perge  (0'  im  Plan)  an  gleicher  Stelle  vorhandenen  Doppelgemaches,  während 
an  der  Nordseite  umgekehrt  das  quadrate  Gemach,  welches  an  der  kleineren  Anlage  dem 
Nischenzimmer  am  grossen  Säulenbau  von  Side  {N  im  Plan,  unten  mit  den  Frigidarien  der 
pompejanischen  Thermen  verglichen)  erinnert,  bei  der  grösseren  fehlt  oder  durch  ein  vorge- 
legtes Gemach  ersetzt  wird,  das  mir  den  Eindruck  eines  Anbaues  machte.  Uebereinstimmend 


M  HARTEL 


Fig.  70.  Aspendos:  Kleine  Thermen. 


—     93     — 

in  beiden  Anlagen  ist  endlich  namentlich  der  grosse  Saal  in  der  SW.-,  beziehungsweise 
S.-Ecke  und  die  zwischen  ihm  und  den  nördlichen  Räumen  zwischenliegenden  kleineren  Ab- 
theilungen.' 

Da  bestimmte  Kennzeichen  eines  Bades  zu  Tage  liegend  nicht  gefunden  sind,  kann  der 
Gedanke  an  Bäder  allerdings  nur  frageweise  sich  äussern  und  auch  eine  Beziehung  beider 
oder  des  näheren  grösseren  zu  dem  im  Winkel  zwischen  ihnen  liegenden  umfangreichen  Mauer- 
viereck der  Art,  dass  hier  etwa  die  Palästra  und  Säulenhallen  gewesen  seien,  nur  vermuthet 
werden.  Nur  darauf  soll  noch  hingewiesen  werden,  dass  beide  Anlagen  auch  in  einer  Linie 
mit  dem  unteren  (?)  und  oberen  Nympheion  und  der  Wasserleitung  Hegen. 

lieber  die  grosse  Wasserleitung  ist  weiter  unten  genauer  gehandelt.  Ihren  Lauf  nördlich 
an  den  Bergen  weiter  zu  verfolgen,  wollte  nicht  gelingen.  Gewiss  war  das  grossartige  Werk 
ursprünglich  gleichmässig  aus  Quadern  hergestellt,  und  zwar  als  Druckleitung;  das  Flick- 
werk mit  wechselnden  Schichten  von  kleinen  Bruchsteinen  in  Mörtel  mit  Ziegellagen,  welches 
die  Regelmässigkeit  des  ursprünglichen  Baues  verletzt,  gehört  späterer  Restauration  an,  die 
den  beiden  hohen  Wasserthürmen  nöthig  geworden  war.  Der  Quaderbau  passt  sehr  wohl 
ins  erste  Jahrhundert  n.  Chr.,  in  das  nach  Schrift  und  Namen  die  Inschrift  64  h  gehört,  welche 
dem  Ti.  Klaudios  Erymneus  ausser  anderen  Ehren  und  Verdiensten  namentlich  die  Bei- 
steuer von  so  und  so  viel  (die  Zahl  ist  verloren,  ein  2!  kaum  wahrscheinlich)  zehntausend  De- 
naren zur  Wasserleitung  nachrühmt.  Die  Zeit,  der  Ausdruck  zi;,a-^(a'^'ip  toö  oSaroc,  die  Höhe 
der  Summe,  Alles  verbietet  hier,  an  etwas  anderes  als  an  den  ersten  Bau  zu  denken.  Ob 
Aspendos  vorher  ohne  Leitung  gewesen  und  nur  mit  dem  Flusswasser  sich  geholfen,  können 
wir  nicht  sagen;  jedenfalls  finden  sich  nicht  so  viel  Cisternen  wie  in  Sillyon.  Dass  der  grosse 
Bau  aber  mit  seinem  mittleren,  niederen  Theile  nicht  blos  Aquäduct,  sondern  auch  Viaduct 
gewesen  ist,  wird  weiter  unten  ausgeführt.  Beweis  dafür  ist  auch  der  Charakter  der  über- 
brückten Niederung,  die,  noch  heute  versumpft,  im  Alterthume  wahrscheinlich  ein  Theil  des 
Kapriasees  war  und  die  Stadt  in  der  That  isolirte.  Wie  und  wo  allerdings  die  Strasse,  na- 
mentlich am  südlichen  Ende  von  dem  Viaduct,  abging,  kann  man  jetzt  nicht  sehen,  doch 
schien  mir  eine  Terrassenmauer  aus  Brecciaquadern,  die  eine  Rampe  gebildet  haben  könnte, 
von  dem  Nördthor  auf  die  Mitte  zwischen  dem  Burgfelsen  und  dem  südlichen  Wasserthurm 
zugeführt  zu  haben.  Dass  das  Hauptstück  der  Leitung  ziemlich  geradlinig  auf  den  Westein- 
gang der  Burg  zuführt,  ist  oben  S.  89  bemerkt.  Von  den  weiter  unten  beschriebenen  durch- 
lochten Wasserleitungsquadern,  wie  ich  sie  ähnlich  früher  in  Kibyra  und  Oinoanda  gesehen, 
sind  sehr  viele  später  zum  Bau  der  Eurymedonbrücke  verschleppt.  Einen,  der  bei  der  Leitung 
geblieben,  sah  ich  im  Innern  etwa  ""/^  von  Sinter  gefüllt,  der  gleich  'den  Jahresringen  eines 
Baumes  in  feinen,  abblätternden  Lagen  ineinander  lag,  als  ob  die  Versinterung  nicht  stetig 
gewesen  wäre,  sondern  periodisch  ab-  und  zugenommen  hätte.    Die  zuletzt  gebliebene  Oeff- 


•  Wie  sich  die  pompejanischen  Thermen  mit  ihren  mehr  nebeneinander  und  in  einer  Reihe  liegenden  Ruinen 
zu  den  zusammengeschlossenen  Räumen  des  Bades  von  Caerwent  (s.  Marquardt,  Privatalterthümer  der  Römer*, 
S.  293)  verhalten,  so  der  Südbau  O  in  Perge  und  die  entsprechenden  Anlagen  von  Sillyon  und  Side  im  Plan  N 
zu  dem  Nordbau  O,  von  Perge  und  den  zwei  aspendischen. 


—     94     — 

nung  war  übrigens  im  Querschnitt  nicht  rund,  sondern  gleich  einem  Dreieck  mit  gerundeten 
Ecken  und  eingezogenen  Seiten. 

Es  versteht  sich,  dass  die  Strasse,  welche  von  Norden  (von  Sillyon)  her  kam  und  nach 
Süden  zur  Brücke  über  den  Eurymedon  und  zur  grossen  ostwestlichen  Strasse  führte,  nicht 
blos  durch  die  Stadt  Aspendos  führte,  sondern  auch,  in  der  Ebene  bleibend,  sie  umging.  Ver- 
muthlich  ging  wie  heute  ein  Weg  sowohl  westlich  wie  östlich  unter  der  Burg  hin.  Kenntlich 
ist  ein  solcher  an  Gräbern  nur  auf  der  Ostseite,  die  ja  als  die  bevorzugte  schon  früher  er- 
schien. Hier  findet  man  Quaderfundamente  für  Grabbauten  oder  Sarkophage,  deren  Marmor- 


Fig.  71.  Aspendos:  Weibliches  Standbild. 


Fig.  72.  Aspendos:  Männliches  Standbild. 


bruchstücke  dabei  liegen,  einmal  einen  Felsblock  für  sechs  Sarkophage  hergerichtet,  auch  in 
den  Felsboden  eingeschnittene  Grablöcher.  Unfern  des  Stadions  ist  ein  Felsblock,  wie  nach- 
stehende Ansicht  zeigt,  zu  einem  Grabhause  verarbeitet,  dessen  Kammer  2  M.  breit,  2-60  M. 
lang,  1-55  M.  hoch  bis  zum  Scheitel  der  wie  ein  Tonnengewölbe  gerundeten  Decke.  An  der 
Westseite  aussen  steht  ein  grosser  Sarkophag.  Näher  beim  Stadion  ist  der  Grabbau.  dessen 
Thürsturzinschrift  (Nr.  103)  einen  T.  Kl.  Otakili[os]  als  Erbauer  nennt.  Die  Kammer  ist 
5-80  M.  tief,  davon  hinten  1-55  M.  mit  um  070  M.  höherem  Fussboden,  4-55  M.  breit,  mit 
einem  Vorraum  von  2-35  M.  Tiefe.  Die  Ostmauer  ist  durch  starke  Strebepfeiler  verstärkt,  um 


—     95     — 

das  aus  Ziegeln  und  kleinen  Bruchsteinen  gebaute  Gewölbe  zu  tragen,  während  die  Westmauer, 
über  dem  ansteigenden  Erdreich  um  i  bis  2  M.  weniger  hoch,  solcher  Strebepfeiler  entbehrt. 
Auch  südlich  vom  Stadion,  etwas  gegen  Osten  gerückt,  liegt  die  Ruine  eines  Heroons  (?),  im 
O.  und  W.  offen,  S.  und  N.  mit  sehr  starken  Mauern  aus  wechselnden  Ziegel-  und  Bruchstein- 
lagen aufgebaut;  Cassettenplatten  mit  Gorgoneion  und  ein  Giebeleckstück  liegen  daneben. 

An  dieser  Gräberstrasse  fanden  sich  vereinzelt  auch  Bruchstücke  der  kleinen  Grab- 
stelen, wie  wir  sie  theils  auf  einem  türkischen  Friedhof,  etwa  20  Minuten  südlich  von  der  Burg 
gegen  die  Eurymedonbrücke  hin,  und  auf  einem  zweiten,  etwas  NO.  vom  N.-Ende  der  Wasser- 
leitung gegen  den  Fluss  hin  in  grösserer  Zahl  aufs  Neue  verwendet  gefunden  haben,  während 
andere  uns  von  den  Türken  ins  Lager  getragen  wurden.  Beide  Friedhöfe  liegen  an  oder 
nicht  weit  ab  von  der  Strassenlinie.  Die  Form  der  Stelen,  der  Namen  und  der  Buchstaben 
(s.  die  Inschriften  65 — 96)  zeigt,  dass  diese  Grabmonumente  bis  etwa  in  das  zweite  Jahr- 
hundert V.  Chr.,  wenn  nicht  noch  höher  hinaufgehen.  Die  Stelen,  meist  zwischen  0-46  M. 
und  0*58  M.  hoch  und,  wenn  mit  Giebel,  etwa  halb  so  breit,  sonst  etwas  breiter,  haben  grie- 
chische Form.  Mit  und  ohne  Giebel  sind  sie  unterschiedslos  für  beide  Geschlechter  verwandt. 
Im  flachen  Giebel  ein  kleines  Rund  (Schale?  Rosette?),  unter  dem  Giebel  ein  Kyma,  der  Schaft 
durch  einen  Leisten  in  einen  kleineren  oberen  und  einen  grösseren  unteren  Theil  zerlegt. 

Auch  die  Einfachheit  der  Benennung  und  die  Kürze  der  Aufschrift,  meist  ein  Name  und 
Vatersname,  ist  ein  Beweis  des  höheren  Alters;  ein  paar  jüngere  stechen  sofort  ab.  Die 
schwankende  Schreibung  derselben  Nominativ-  und  Genetivendungen  —  andere  Formen 
liegen  ja  in  diesen  Grabinschriften  nicht  vor  —  lässt  unmittelbar  den  Process  des  Ueber- 
ganges  zum  Gemeingriechischen  erkennen,  das  in  den  jüngeren  Stelen  schon  durchgedrungen 
erscheint.  Dies  zeigt  sich  namenüich  an  einer  Stele,  welche,  später  zum  zweiten  Male  be- 
nützt, auf  dem  Fusse  die  Inschrift  Nr.  97  trägt. 

Von  Sculpturwerken  haben  wir  ausser  den  architektonischen  nur  die  zwei  im  Jahre  1 884 
von  F.  V.  Luschan  hinter  der  grossen  Exhedra  /  gefundenen,  in  Stücke  gebrochenen  un- 
vollständigen Statuen  (Fig.  71  und  72)  zu  verzeichnen,  eines  Mannes  im  Harnisch  und  einer 
Frau,  beide  vielleicht  Personen  des  kaiserlichen  Hauses  darstellend,  aber  jetzt  nicht  mehr 
zu  bestimmen. 


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Fig.  73.  Aspendos:  Felsgrab. 


96 


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Fig.  74.  Theater  zu  Aspendos. 


Auf  dem  Burghüg-el  von  Aspendos  gewinnt  man  ein  anschauliches  Bild  von  dem  Forum 
einer  bescheidenen  Provinzialstadt.  Der  regelmässige  Platz  ist  eine  Neuschöpfung  aus  der 
Zeit  der  römischen  Herrschaft,  und  die  Bauhchkeiten,  welche  ihn  begrenzen,  sind  vermuthhch 
ziemlich  gleichzeitig  entstanden. 

An  der  Westseite  stehen  die  Mauern  der  Markthalle,  eines  Gebäudes  von  70  M.  Länge, 
welches  15  nebeneinanderliegende  Einzelkammern  von  je  4*20  M.  Breite  und  9  M.  Tiefe 
enthält;  sie  sind,  soweit  sich  das  noch  erkennen  lässt,  ohne  Verbindung  untereinander,  noch 
mit  dem  längs  der  Rückseite  derselben  laufenden  7  M.  breiten  Gange.  In  einigen  der  Zwischen- 
mauern sieht  man  in  zwei  Reihen  übereinander  Balkenlöcher,  welche  auf  die  Anordnung 
mehrerer  Stockwerke  hinweisen.  Der  vorderen,  dem  Markte  zugekehrten  Seite  des  Gebäudes 
war  eine  Säulenhalle  vorgebaut;  es  deuten  darauf  die  Reste  von  Stufen,  deren  Fluchtlinie  von 
der  Stirne  der  Zwischenmauern  7-20  M.  entfernt  liegt.  Das  Mauerwerk  dieser  Markthalle  ist 
gut  gefügt,  in  wechselnden  hohen  und  niederen  Schichten.  Das  Material  ist  Breccia.  Ge- 
bälkstücke oder  Säulen  haben  wir  nicht  gefunden. 

Auf  der  gegenüberliegenden  Ostseite  des  Forums  lag  eine  Basilika,  für  welche  der 
nothwendige  Raum  theilweise  erst  durch  Ueberbrückung  eines  Thaleinschnittes  (bei  Z  im 
Stadtplane)  gewonnen  wurde.  Die  Ueberbrückung  geschah  mittelst  dreier  Tonnengewölbe 
von  bedeutender  Höhe  imd  Weite.  Während  von  der  Basilika  selbst  fast  nicnts  über  dem 
Erdboden  sichtbar  ist,  ragen  dagegen  die  Umfassungsmauern  eines  an  das  Nordende  sich 
anschhessenden  abgesonderten  Raumes,  den  wir  wohl  am  ehesten  als  Vestibulum  bezeichnen 
dürfen,  noch  mehr  als  16  M.  hoch  empor.    (Tafel  XVII.) 

Dieses  Vestibulum,  sichtbar  in  Fig.  68  (^  in  nachstehendem  Plane),  bildet  im  Grund- 
riss  ein  Rechteck  von  25*90  M.  Länge  und  I9'86  M.  Breite,  an  der  Nordseite  befindet 
sich  ein  Eingang,  an  der  Südseite  deren  drei,  und  zwar  haben  die  beiden  in  der  Haupt- 
axe   der   Basilika  liegenden   Oeffnungen  mehr  als  9  M.  Weite.     Die  West-   und   Ostseite 


—     97     — 


^ig-  75-  Querschnitt  der  Basilika. 


sind  geschlossen ; 
hier  sind  im  Innern 
an  Stelle  der  Thü- 
ren  Nischen  ange- 
bracht. An  allen 
vier  Seiten  aber 
sieht  man  hochlie- 
gende Fenster,  wel- 
che beweisen,  dass 
der  Raum  gedeckt 
war;  da  die  Dicke 
der  Mauern  nur 
rSoM.  beträgt  und 
auch  die  aussen  an- 
gebrachten Strebe- 
pfeiler nicht  sehr 
stark  sind,   so  ist 

an  eine  hölzerne  Ueberdachung,  nicht  aber  an  Ueberwölbung  zu 
denken. 

Im  Innern  erblickt  man  heute  die  vier  nackten  Mauern ;  der 
Boden  ist  hoch  mit  Trümmern  und  Buschwerk  bedeckt ;  hier  so- 
wohl wie  ausserhalb  des  Raumes  finden  sich  zahlreiche  Marmor- 
scherben. Es  sind  meist  Stücke  von  dünnen  Platten  (2  Cm.  stark) 
eines  weissen,  buntgeäderten  Marmors,  mit  denen  einst  die  Mauern 
belegt  waren. 

Die  Südwand  des  Vestibulums  gibt  durch  eine  Reihe  von 
Merkmalen  Aufschluss  über  den  Querschnitt  der  anstossenden 
Basilika.  Zu  beiden  Seiten  der  grossen  Mittelöffnung  ragen  an 
der  Aussenseite  der  Südwand  in  Kämpferhöhe  des  Bogens  zwei 
Kragsteine  hervor  (ß)  und  darüber  befinden  sich  Vertiefungen 
von  i-8o  M.  Höhe,  in  welche  die  Enden  von  rechtwinklig  zur 
Wand  laufenden,  einseitig  profilirten  Gebälken  (A)  eingriffen. 
Femer  befinden  sich  bei  D  Löcher  zur  Aufnahme  von  Holz- 
balken. Diese  Löcher  im  Zusammenhange  mit  den  über  den 
Seitenöffnungen  in  einer  nach  aussen  schräg  abfallenden  Linie 
angebrachten  kleineren  und  sehr  flachen  Löchern  E  (jederseits 
elf  an  Zahl)  beweisen,  dass  hier  die  Dächer  der  Seitenschiffe 
an  die  Mauer  stiessen,  deren  mögliche  Construction  durch  Ein- 
zeichnen eines  Sparrens,  der  bei  D  auf  einer  Pfette  ruht,  ange- 
deutet ist.  Die  Aussenmauern  der  Seitenschiffe  stiessen  gegen 
die  Verstärkungspfeiler  an  den  Ecken  der  Vorhalle. 


Fig.  76.  Plan  der  Basilika. 
13 


-     98     - 

Auf  dem  Gebälk  A  stand  eine  Reihe  von  Pfeilern,  welche  ein  zweites  Gebälk  und  das 
Dach  des  Mittelschiffes  trugen,  denn  es  befindet  sich  bei  c  jederseits  wiederum  ein  Kragstein, 
dessen  Oberkante  etwa  7  M.  hoch  über  dem  unteren  Kragsteine  liegt  und  oberhalb  dessen 
die  Vertiefung  zur  Aufnahme  des  oberen  Gebälkes  angebracht  ist.  Die  Form  der  Vertiefungen 
zeigt,  dass  dieses  obere  Gebälk  beiderseits  Ausladungen  hatte.  Anhaltspunkte  für  die  Con- 
struction  des  Mittelschiffdaches  sind  nicht  vorhanden. 

Wenn  sich  somit  der  Querschnitt  der  Basilika  aus  den  beschriebenen  Spuren  an  der 
Wand  des  Vestibulums  nachweisen  lässt,  so  stimmen  damit  die  vorhandenen  Mauerreste  der 
Basilika  überein.  Den  Breitenverhältnissen  der  Schiffe,  wie  sie  sich  aus  der  obigen  Betrach- 
tung ergeben,  entspricht  die  Lage  der  vier  parallelen  Grundmauern,  welche  noch  strecken- 
weise auch  ohne  Ausgrabungen  zu  verfolgen  sind. 

Der  Bau  hatte  die  bedeutende  Länge  von  105  "48  M. ;  in  der  Zeichnung  des  Grundrisses 
(Fig.  76)  entspricht  die  Linie  a  b  der  Grenze  der  oben  erwähnten  unterwölbten  Terrasse.  Die 
Reste  der  östlichen  Langmauer  sind  grösstentheils  unter  Gestrüpp  versteckt,  den  Unterbau  der 
westlichen  Mauer /bildet  eine  lange  Reihe  engstehender,  durch  Bögen  verbundener  Pfeiler, 
welche  jetzt  am  nördlichen  Ende  eine  mittelalterliche  Mauer  tragen.  An  das  westliche  Seitenschiff 
lehnt  sich  längs  des  Forums  eine  Halle  oder  ein  viertes  Schiff  d,  dessen  Aussenmauer  e  einige 
Fuss  hoch  erhalten  ist.  Am  südlichen  Ende  der  Basilika  waren,  wie  es  scheint,  die  Seiten- 
schiffe um  das  Mittelschiff  herumgeführt,  den  Abschluss  bildet  hier  eine  halbkreisförmige 
Exhedra,  deren  Durchmesser  grösser  ist  als  die  Breite  des  Mittelschiffes.  Auffallend  ist  der 
Umstand,  dass  am  Nordende  die  Pfeilerreihen  bis  zur  Abschlusswand  der  Südmauer  der 
Vorhalle  sich  fortsetzen,  gleichwie  dieses  bei  christlichen  Basiliken  der  Fall  ist.  Die  Pfeiler 
selbst,  von  denen  wir  einige  Bruchstücke  umherliegen  sahen,  sind  rechteckig,  mit  angear- 
beiteten Halbsäulen. 

Das  Forum  ist  an  der  Nordseite  begrenzt  durch  eine  Mauer  von  35'5o  M.  Länge,  15  M. 
Höhe  und  i'5oM.  Dicke.  Während  die  Hinterseite  dieser  Mauer  keine  architektonische  Aus- 
bildung aufweist,  ist  die  dem  Forum  zugekehrte  Wand  durch  ein  Gebälk  und  durch  zwei 
Reihen  von  je  fünf  Nischen  in  zwei  Stockwerke  gegliedert.  Das  Gebälk  folgt  als  Kämpfer- 
gesims der  Rundung  der  hohen  Mittelnische  und  setzt  sich  mit  Unterbrechungen  fort  über 
den  vier  seitlichen  Nischen  der  unteren  Reihe.  An  beiden  Enden  der  Wand  ragen  abge- 
brochene Gebälkstücke,  eingefalzte  Cassettenplatten  tragend,  aus  der  Mauer  (Fig.  77  bei  X). 
Vertiefungen,  in  welche  gleiche  Gebälktheile  ehemals  eingriffen,  sieht  man  längs  der  Mauer 
den  Achsen  der  Nischen  entsprechend  vertheilt.  Weitere  Anhaltspunkte  zur  Ergänzung  des 
Fehlenden  bilden  die  breiten  Postamente,  welche  am  Fusse  der  Mauer  zwischen  den  Nischen 
stehen. 

So  weit  die  sicheren  Merkmale  reichen,  ist  die  Ergänzung  auf  Tafel  XIX  durchgeführt. 
Zwischen  den  Nischen  stand  auf  den  erwähnten  Postamenten  je  ein  Säulenpaar,  an  den  Enden 
der  Wand  auf  den  hier  weiter  vorspringenden  Postamenten  je  zwei  Säulenpaare  hinterein- 
ander. Ueber  diesen  gekuppelten  Säulen  war  das  längs  der  Wand  laufende  Gebälk  verkröpft. 
Das  Gesimse  bildete  zu  den  Seiten  der  Hauptnische  einseitige  Giebel,  wie  aus  der  Form 
der  hier  sichtbaren  Vertiefungen  und  aus  dem  Umstände  hervorgeht,  dass  dem  Gesimse  in 


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Fig.  78.  Gebälke  von  der  Wand  des  Nympheums. 


der  grossen  Nische  der  Rinnleisten  fehlt.  Der  Fugenschnitt  und  die  Formen  des  marmornen 
Wandgebälkes  sind  in  Fig.  yS  A  veranschaulicht;  die  Fugen  sind  theils  rechtwinklig,  theils 
diagonal  geschnitten.  Der  beigefügte  Querschnitt  B  entspricht  den  freitragenden  Architraven, 
deren  Unterfläche  mit  schmalem,  eingesenktem  Streifen  verziert  und  deren  Rückseite  schmuck- 


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los  profilirt  und  mit  einem  Auflager  für  die  innerhalb  der  Verkröpfung  liegenden  Cassetten- 
platten  versehen  ist. 

Am  Fusse  der  Wand  fanden  wir  Bruchstücke  des  zweiten  Gebälkes,  offenbar  einer  oberen 
Ordnung  angehörend  (Fig.  78  C  und  Fig.  79).  Die  Hinterfläche  des  hier  gefundenen  Archi- 
traves  ist  rauh,  die  Unterseite 
als  Lagerfläche  bearbeitet ; 
im  Fugenschnitt  sowie  seiner 
Länge  nach  (2-15  M.)  ent- 
spricht das  Stück  dem  Wand- 
gebälk der  unteren  Ordnung; 
es  wiederholte  sich  demnach 
oben  die  Anordnung  der  unte- 
ren Säulenstellung  mit  den  Ge- 
bälkverkröpfungen. Die  Ge- 
staltung des  milderen  Theiles 
der  Wand  ist  indessen  fraglich, 
da  auf  den  Giebeln,  welche 
die  Hauptnische  zwischen  sich 
fassen,  unmöglich  Säulen  ste- 
hen konnten. 

Noch  sind  folgende  Ein- 
zelheiten  zu   erwähnen :   Auf 

dem  rechten  Eckpostamente  fand  sich  ein  Stück  des  Deckgesimses  und  einer  darauf  lagern- 
den Platte,  beide  von  Marmor  und  am  Ort  liegend  (Fig.  80).    Die  Unterfläche  des  Deck- 
gesimses B  ragt  über  die  seidiche  Fläche  des  aus  Brecciaquadern  bestehenden  Postament- 
kernes C  um  0'i45  M.  hinaus,  woraus  zu  schliessen,  dass  der  Kern 
mit  Marmorplatten  von  etwa  o- 1 4  M.  Stärke  umkleidet  war.  Die  Platte 
A,  welche  nach  unten  in  zwei  Absätzen  etwas  eingezogen  ist,  0'30  M. 
stark,  diente  den  daraufstehenden  Säulen  als  gemeinsamer  Stilobat. 
Die  Höhe  der  Säulen,  gleich  dem  Abstände  der  Architravunterkante 
von  der  Stilobatplatte,  betrug  rund  5  M.    Wir  fanden  am  Boden 
liegend  einige  Bruchstücke  von  Granitschäften,  darunter  eines  von 
3-36  M.  Länge,  oben  0-477  M.,  unten  0-538  M.  dick,  demnach  waren 
die  Säulen  etwa  9  Durchmesser  hoch,  Capitelle  und  Basen  fehlen. 

Ferner  ist  zu  bemerken,  dass  in  den  Wölbungen  der  Nischen  sich 
die  Reste  eines  Mörtelüberzuges  befinden  und  in  diesem  Mörtel  die 
Abdrücke  kleiner,  sechsseitiger  Platten,  mit  denen  also  die  Nischengewölbe  bekleidet  waren. 

Wir  betrachten  die  beschriebene  Mauer  als  Hauptbestandtheil  eines  Nympheum,  haupt- 
sächlich auf  Grund  der  Aehnlichkeit  dieser  Anlage  mit  dem  Nympheum  zu  Side,  welches  auf 
Tafel  XXX  abgebildet  ist.  Von  einem  Wasserbecken  wie  dort  ist  freilich  in  Aspendos  über 
dem  Boden  nichts  sichtbar;  auch  die  Verbindung  mit  der  Wasserleitung  ist  nicht  nachweisbar. 


Fig.  79.  Bruchstücke  vom  Gesims  der  oberen  Ordnnng  am  Njrmpheani. 


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jedoch  wahrscheinlich,  da  der  Lauf  des  vorhandenen  Aquäductes  die  Richtung  nach  dem 
Forum  nimmt.  Die  Annahme  eines  Nympheums  wird  immerhin  unterstützt  durch  den  Fund 
eines  Delphinkopfes  von  Marmor  mit  durchbohrtem  Maul  und  einige  Stücke  von  Thonröhren. 
Auch  ist  zu  bemerken,  dass  in  einem  der  grossen  Gewölbe  unter  der  Basilika  ein  Canal  mün- 
det von  etwa  2  M.  Höhe  und  i  M.  Breite,  welcher  als  Entwässerungscanal  mit  dem  Nympheum 
in  Verbindung  gestanden  haben  dürfte;  wir  verfolgten  denselben  einige  20  Schritte  weit 
gegen  Westen. 

Das  bedeutendste  Bauwerk  in  Aspendos  ist  das  Theater.  Es  liegt  am  Ostabhange  der 
Akropolis,  von  deren  steil  abfallendem  Rande  aus  man  dasselbe  überblickt.  Das  Gebäude 
schneidet  tief  in  den  Berg  hinein  und  ist  deshalb  von  unten  nur  theilweise  sichtbar.  Es 
erhebt  sich  24  M.  hoch  über  der  Ebene,  und  weithin  macht  sich  die  palastartige  Aussen- 
seite  des  Bühnengebäudes  geltend. 

Dieses  Theater  ist  das  einzige  Bauwerk  Pamphyliens,  welches  bereits  eine  Ver- 
öffentlichung erfahren  hat."  Doch  schien  es  uns  nicht  überflüssig,  dasselbe  von  Neuem  aufzu- 
nehmen und  dem  vorliegenden  Werke  einzuverleiben,  da  mancherlei  Einzelheiten  früher  nicht 
eingehend  behandelt  wurden  und  seine  ungewöhnlich  gute  Erhaltung  diesem  Gebäude  eine 
hervorragende  Stellung  in  der  Geschichte  der  Baukunst  anweist. 

Die  Tafeln  XXI  —  XXVII  sind  das  Ergebniss  der  Aufnahmen,  welche  im  October 
1884  ausgeführt  wurden.  Wir  geben  die  Erläuterung  derselben  wie  folgt:  Der  Grundriss 
des  Zuschauerraumes  hat  die  Form  eines  durch  Tangenten  verlängerten  Halbkreises  von 

95*48  M.  grösstem  Durchmesser.  Derselbe  bildet  nicht  ein  vom 
Bühnenhause  getrenntes  Gebäude  für  sich,  sondern  eine  und  die- 
selbe Mauer  umschliesst  beide  Theile  des  Theaters.  Die  Orchestra, 
welche  von  den  Sitzreihen  durch  eine  Schranke  geschieden  war,  hat 
einen  Durchmesser  von  23*88  M.  Die  Zahl  der  Sitzreihen  beträgt 
40 ;  sie  sind  durch  den  Gang  A  (Diazoma)  in  zwei  Abschnitte  zer- 
legt, deren  oberer  19  Sitzstufen  enthält,  der  untere  20  Stufen  und 
eine  Reihe  frei  auf  dem  Diazoma  stehender  Bänke  (Fig.  81).  Die 
Zahl  der  radialen  Treppen  ist  in  der  unteren  Abtheilung  10,  in  der 
oberen  21.  Von  dem  Gürtelgange  A  führen  sechs  kleine  Doppel- 
treppen zu  der  um  2*20  M.  höher  liegenden  oberen  Abtheilung.  Der 
Abschluss  oberhalb  der  höchsten  Sitzstufe  wird  durch  einen  rings- 
um laufenden  Bogengang  gebildet.  Der  Zuschauerraum  enthält,  die 
Sitzbreite  zu  0*50  M.  gerechnet,  ohne  die  Orchestra  7000  Plätze,  während  die  Orchestra 
selbst  für  etwa  500  Personen  Raum  bietet. 

Das  Bühnenhaus  ist  ein  Stockwerkbau  von  62-48  M.  Länge  und  im  Lichten  4-10  M.  Tiefe, 
mit  zwei  gegen  den  Zuschauerraum  vorspringenden  Flügeln,  welche  die  Bühne  umfassen.  An 
den  Enden  des  Bühnenhauses  liegen  Treppen  zur  Verbindung  der  einzelnen  Stockwerke  des- 
selben. 


Fig.  81. 


Description  de  l'Asie  mineure  par  Charles  Texier.   Paris  1849. 


—     I03     — 

Das  Material  des  Bauwerkes  ist  für  alles  Mauerwerk  das  an  den  Abhängen  der  Akropolis 
gewonnene,  sehr  grobe  Conglomeratgestein.  Im  Zuschauerräume  ist  für  die  Sitzstufen,  die 
Fussböden  und  für  die  Verkleidung  der  Eingänge  D,  sowie  der  Wand  des  Diazoma  ein  feiner 
Kalkstein  gewählt;  ebenso  für  die  Thür-  und  Fenstereinfassungen  an  der  Aussenseite  des 
Bühnenhauses.  Nur  an  der  gegen  die  Zuschauer  gerichteten  Bühnenhinterwand  wurde  Mar- 
mor verwendet. 


Fig.  82.  Theil  der  oberen   Rangordnung  im  Zuschauerraum. 


Eine  eingehende  Beschreibung  erfordern  die  Einzelheiten  des  Bauwerkes,  sein  Bau- 
zustand und  die  Anhaltspunkte  für  eine  Ergänzung  des  Fehlenden.  Der  Zuschauerraum  hat 
durch  Setzungen  und  Verschiebungen  der  Stufen  mehr  gelitten,  als  es  beim  ersten  Anblick 
der  Fall  zu  sein  scheint,  so  dass  eine  ganz  genaue  Bestimmung  der  ursprünglichen  Masse, 
z.  B.  des  Durchmessers  der  Orchestra,  nicht  wohl  möglich  ist.  Die  Verschiebungen  der  Sitz- 
stufen kommen  besonders  in  der  unteren  Abtheilung  vor,  während  die  oberen  Reihen  eine 
grössere  Festigkeit  erhielten  durch  den  gewölbten  Gang  B,  welcher  concentrisch  mit  dem 


—     I04     — 

Diazoma  ringsum  läuft  und  der,  durch  Thüren  mit  diesem  verbunden,  fast  lichtlos  und  ohne 
Ausgänge  an  den  Enden,  hauptsächlich  den  Zweck  hat,  die  Untermauerung  der  Sitzstufen, 
welche  aus  kleinen  Bruchsteinen  besteht,  zu  stützen. 

Als  ein  späterer,  jedoch  noch  antiker  Umbau  erweist  sich  der  Bogengang,  welcher  den 
Zuschauerraum  oben  abschliesst  und  dessen  Pfeiler  im  Grundrisse  nur  auf  der  einen  Seite 
eingezeichnet  sind.  Den  Beweis,  dass  dieser  Bogengang  nicht  dem  ursprünglichen  Baue 
angehört  liefert  der  Umstand,  dass  die  in  der  Aussenwand  befindlichen  Fensteröffnungen,  an 
jedem  Ende  des  Halbkreises  sieben,  vermauert  wurden,  da  sie  mit  der  Achsentheilung  des 
Bogenganges  nicht  stimmten;  dass  sich  aber  stets  ein  gedeckter  Gang  hier  befand,  geht 
hervor  aus  dem  Vorhandensein  von  Abflussrohren,  welche  aussen,  in  der  zweiten  Quader- 
schichte von  oben  sichtbar  sind  und  bestimmt  waren,  das  Regenwasser  von  dem  nach  aussen 
geneigten  Dache  des  Umganges  abzuführen.  Zudem  befinden  sich  an  beiden  Enden  des 
Zuschauerraumes  in  der  Abschlussmauer  selbst  schmale  Treppen ,  mittelst  welcher  man  auf 
die  Gewölbe  und  ehemals  auf  das  Dach  gelangte.  Theile  des  jetzigen  Bogenganges  sind  in 
Fig.  82  und  Fig.  83  abgebildet;  die  Pfeiler,  schmal  und  tief,  sind  aus  Kalksteinquadern  auf- 
gebaut und  mit  vorgelegten  Halbsäulen  versehen.  An  vielen  Pfeilern  sind  diese  Halbsäulen 
zerstört  und  aus  Formziegeln  ergänzt,  und  zwar  in  der  Weise,  dass  man  die  Stirnfläche  der 
Pfeiler  cylindrisch  aushöhlte  und  eine  volle  runde  Säule  aus  Ziegeln  herstellte,  welche  zur 
Hälfte  in  die  Höhlung  hineingreift.  Die  Pfeiler  sind  mit  einem  Gesimse  gekrönt,  welches  als 
Kämpfer  für  die  Wölbung  dient;  den  vorgelegten  Halbsäulen  fehlt  dieses  Gesimse,  diese 
haben  auch  weder  Capitell  noch  Basis.  Dagegen  ist  der  Beginn  der  Wölbung  gekennzeichnet 
durch  Kragsteine,  über  denen  die  Archivolten  ansetzen.  Die  letzteren  haben  das  übliche 
dreigetheilte  Profil  ohne  Verzierung  der  Glieder.  Bei  zweien  der  Gewölbeansätze  ist  jedoch 
an  der  Archivolte,  soweit  sie  vorhanden  ist,  ein  Zierat  byzantinisch -arabischen  Stiles  ein- 
gemeisselt;  so  über  dem  dritten  Pfeiler  in  Fig.  83. 

Man  gelangt  in  den  Zuschauerraum  von  unten  durch  die  breiten  Gänge,  welche  an  den 
Enden  des  Halbkreises  beiderseits  unter  den  oberen  Sitzstufen  durchgeführt  sind  und  bei  D 
münden.  Zwei  Nebeneingänge  F,  welche  sich  ganz  oben  in  der  kreisförmigen  Aussenmauer 
befinden,  ermöglichten  auch  den  Zugang  von  der  Höhe  der  Akropolis  aus.  Auch  vom  Bühnen- 
hause aus  kann  der  Zuschauerraum  betreten  werden :  erstens  durch  die  mit  E  bezeichneten 
Thüren,  welche  auf  das  Diazoma  münden,  und  zweitens  durch  die  mit  G  bezeichneten  Thüren, 
welche  den  obersten  Umgang  durch  schmale,  auf  den  Stirnmauern  hinführende  Gänge  mit 
den  Treppenhäusern  in  Verbindung  setzen.  Nur  vom  Bühnenhause  aus  sind  die  beiden  Pro- 
skeniumslogen  /  zugängig,  welche  beiderseits  über  den  Haupteingängen  D  liegen. 

Ein  Pflaster  von  Steinplatten  bedeckt  den  Raum  der  Orchestra  und  erstreckt  sich  bis  an 
den  Fuss  der  Bühnenhinterwand,  sowie  seitwärts  bis  zu  den  gewölbten  Haupteingängen;  er 
ist  leicht  mit  Erde  bedeckt,  welche  wir  an  einigen  Stellen  entfernten,  um  die  Höhenlage  des 
nicht  mehr  ebenen  Pflasters  zu  bestimmen.  Die  Orchestra  ist  im  Halbkreise  begrenzt  durch 
einen  stellenweise  erhaltenen  Sockel  von  0-59  M.  Höhe,  auf  welchem  die  unterste  Sitzstufe 
ruht.  I  'og  M.  von  diesem  Sockel  entfernt  findet  sich  die  in  den  Stein  gearbeitete  Standspur 
einer  Schranke.  Das  Vorhandensein  dieser  Standspur,  welche  in  einer  Einkerbung  {A  Fig.  84) 


—     I05 


Fig.  83.  Bogengang  im  Zaschauerraome, 


von  0-25  M.  Breite  und  0-04  M.  Tiefe  besteht,  wurde  an  einer  Stelle,  etwa  im  Scheitel  dej 
Halbkreises,  nachgewiesen.  Es  lief  also  ein  Gang  C  (siehe  den  Grundriss  Tafel  XXII)  von 
I  "og  M.  Breite  rings  um  die  Orchestra,  ähnlich  wie  das  beim  Dionysostheater  in  Athen  und 
an  anderen  Orten  der  Fall  ist.  Die  Anordnung  der  untersten  Sitzstufe  auf  einem  Sockel 
ist  dadurch  begründet,  dass  die  hier  sitzenden  Zuschauer  über  die  Köpfe  derjenigen  hin- 
wegsehen mussten,  welche  in  der  Orchestra  sassen.    Fraglich  ist  es  indessen,  wie  die  Zu- 

14 


Fig.  84.  Sitzstufen  und  Sockel  nächst  der  Orchestra. 


106       — 

schauer,  welche  von  unten  aus  ihre  Plätze  erreichen  mussten,  auf  die  erste  Stufe  der  Radial- 
treppen gelangten,  welche  in  die  unterste  Sitzstufe  und  nicht  in  den  Sockel  eingeschnitten 
ist.  Da  dieser  Sockel  an  den  beiden  Enden  des  Halbkreises  zerstört  ist,  bleibt  die  Frage 
offen,   ob  nicht  eben  an  den  Enden  Stufen  zu  dem  schmalen  Gange  auf  der  Fläche  des 

Sockels  hinaufführten;  da  in- 
dessen diese  Fläche  nur  et- 
wa 0*30  M.  breit  ist,  so  kann 
dieselbe  als  ein  Gang  wohl 
kaum  betrachtet  werden.' 

Es  erscheint  angesichts 
der  Thatsache,  dass  die  an- 
geführten Nebeneingänge  E 
und  F  für  den  Verkehr  nur  eine 
untergeordnete,  der  Gang  bei 
C  aber  gar  keine  Bedeutung 
haben  und  die  Masse  der  Zu- 
schauer durch  die  zwei  seit- 
lichen Eingänge  D  in  der  Mitte  des  Theaters  zusammenströmte,  kaum  begreiflich,  wie  die 
nach  Tausenden  zählende  Volksmenge  ohne  schwere  Ordnungsstörungen  die  Sitzplätze  er- 
reichte und  auf  demselben  Wege  wieder  verliess. 

Die  Ausdehnung  der  Bühne,  des  Logeion,  ist  genau  festzustellen ;  sie  war  von  Holz  und 
ihre  Höhe  ist  gegeben  durch  die  Oberkante  des  Unterbaues  {K  Tafel  XXIV),  über  welchem 
die  Bühnenhinterwand  sich  erhebt;  die  Höhe  über  der  Orchestra  beträgt  i*6o  M.,  das  bei  K 
vorspringende  Gesimse  diente  als  Auflager  für  die  den  Fussboden  tragenden  Balken ;  die 
Bühne  war  7  M.  tief,  sie  reichte  vom  Fusse  der  Skenenwand  bis  zu  dem  mit  L  bezeichneten 
Punkte  beim  Kämpfergesimse  des  Einganges,  wo  ein  Theil  der  Mauer,  welcher  von  dem 
hölzernen  Bühnenvorbau  verdeckt  wurde,  nicht  von  Kalkstein,  sondern  von  dem  weniger 
kostbaren  Conglomeratstein  ausgeführt  ist.  (In  der  Zeichnung  durch  dunklere  Farbe  her- 
vorgehoben.) 

Der  in  der  Zeichnung  sichtbare  Höhenunterschied  zwischen  der  Schwelle  der  Bühnen- 
thüren  und  der  betreffenden  Fuge  bei  L  dürfte  eine  Folge  von  Setzungen  sein. 

Die  hölzerne  Bühne,  unter  welche  der  Steinfussboden  sich  erstreckte,  verdeckte  auch 
den  unteren  Theil  jener  Thüren  H,  welche  beiderseits  aus  den  Flügeln  des  Bühnenhauses  in 
das  Theater  führen  und  deren  Schwellen  in  der  Höhe  der  Orchestra  liegen.  In  der  Wieder- 
herstellung der  Bühne,  welche  ich  auf  Tafel  XXVH  versucht  habe,  ist  die  Vorderwand  der 
Bühne  (Hyposkenienwand)  mit  fünf  Thüren  versehen,  nach  dem  Vorbilde  des  Theaters  in 
Termessus,  welches  im  zweiten  Bande  dieses  Werkes  beschrieben  werden  soll. 

Der  wichtigste  Theil  des  Theaters  in  Aspendos  ist  das  Bühnenhaus,  dessen  Inneres  nur 
durch  niedere,  später  eingebaute  Quermauern  getheilt,  im  Uebrigen  jetzt  einen  einzigen  hohen 


•   Texier's  Zeichnung  Bd.  III,  Tafel  232  und  238  ist  an  dieser  Stelle  unrichtig. 


—     I07     — 

und  engen  Raum  bildet,  ohne  alle  horizontale  Theilungen, '  und  dessen  Stiegenräumen  die 
Stufen  fehlen,  während  seiner  Aussenseite,  die  auf  Tafel  XXÜ  und  in  Fig.  74  abgebildet  ist, 
nichts  mangelt  als  das  bekrönende  Hauptgesimse.  Diese  Aussenseite  ist  ein  in  seiner  Art 
einzig  dastehendes  Beispiel  antiker  Fensterarchitektur.  Die  Mauern  bestehen  aus  grossen 
Brecciaquadern,  nur  die  Einfassungen  der  Thüren  und  Fenster,  sowie  die  wenigen  sonstigen 
Gliederungen  sind  von  Kalkstein,  welcher  gegen  die  dunkleren  Wandflächen  hell  absticht. 

Die  Wirkung  der  Fa^ade  wird  nur  wenig  beeinträchtigt  durch  kleine  Beschädigungen, 
auch  durch  das  im  Mittelalter  ausgeführte  Verstreichen  der  Fugen  und  einige  Zubauten; 
diese  bestehen  in  einem  Fortalbau  vor  der  Mittelthür  und  Strebepfeilern  nebst  Bogen 
vor  den  Stirnmauern  des  Zuschauerraumes.  Auf  Tafel  XXII  sind  diese  Zubauten  in  der  Mtte 
und  am  rechten  Ende  weggelassen  und  ist  nur  der  linke  Flügel  im  jetzigen  Zustande  gezeichnet. 
An  diesem  Bau,  der  von  schmucklosester  Einfachheit  ist,  kommt  bereits  jener  Grundsatz  zur 
Geltung,  welchen  der  Palastbau  der  Renaissance  sich  zu  eigen  macht,  nämlich  durch  Hervor- 
heben eines  Hauptgeschosses  mit  besonders  grossen  Oeffnungen  und  Unterordnung  der 
übrigen  Stockwerke  die  Massen  zu  gliedern;  es  folgt  hier  über  einem  hohen  Unterbau,  welcher 
fünf  Thüren  und  wenige  kleine  Fenster  enthält,  ein  Hauptgeschoss,  dessen  2  Meter  hohe 
Fenster,  um  sie  zu  grösserer  Wirkung  zu  bringen,  in  fast  doppelt  so  hohen  Blendnischen 
liegen ;  darüber  folgen  noch  zwei  Reihen  von  Oeffnungen ;  die  Zahl  der  Fenster  beträgt  im 
Hauptgeschoss  und  dem  darüber  liegenden  zweiten  Stockwerke  je  9.  Alle  diese  Fenster, 
auch  die  abgesondert  angebrachten,  zur  Beleuchtung  der  Treppen  dienenden  Fenster  haben 
Einfassungen  von  Kalkstein,  deren  einzelne  Stücke  in  unregelmässiger  Weise  in  die  Mauer- 
fläche eingreifen.  Ganz  oben  folgt  aber  eine  Reihe  von  17  Oeffnungen  ohne  Kalkstein- 
einfassungen, aufweiche  ich  später  zurückkomme.  Unter  und  über  diesen  letzteren  Oeffnungen 
sitzen  Kragsteine ;  sie  sind  zum  Tragen  von  Masten  bestimmt,  an  denen  das  über  den 
Zuschauerraum  gespannte  Zelt  befestigt  wurde.  Solche  Kragsteine,  etwa  0*65  M.  breit  und 
0*50  M.  hoch,  finden  sich  ringsum  an  der  Aussenseite  des  ganzen  Theaters,  stets  zwei  über- 
einander ;  der  obere  Stein  enthält  ein  Loch  zum  Durchstecken  des  Mastbaumes,  der  untere 
ein  kleineres  Loch  für  einen  Zapfen. 

In  den  Stirnmauern  des  Zuschauerraumes,  welche  die  Fortsetzimg  der  Facjade  des 
Bühnenhauses  bilden,  sind  jederseits  zwei  breite  Thüren  angebracht,  welche  als  Haupteingänge 
für  das  Volk  zu  betrachten  sind,  darüber  sieht  man  die  grossen  Inschrifttafeln,  deren  Inhalt 
weiter  unten  mitgetheilt  ist. 

Ich  komme  nun  zur  Beschreibung  der  gegen  den  Zuschauerraum  gerichteten  inneren  Seite 
des  Bühnenhauses,  der  Skenenwajid.  Einen  Theil  dieser  Mauer  zeigen  in  ihrem  jetzigen 
Zustande  Tafel  XXV,  sowie  Fig.  85;  eine  theilweise  Ergänzung,  nur  soweit  sie  allein  die 
Säulenordnungen  betrifft,  ist  in  Tafel  XXTV  durchgeführt,  eine  vollständige  Wiederherstellung 
auf  Tafel  XXVE. 


'  Leider  sind  wir  nicht  im  Stande,  die  genaue  Höhenlage  der  Thüren  anzugeben,  welche  in  den  einzelnen 
Stockwerken  aus  den  Stiegenhäusern  in  das  Bühnenhaus  führten,  es  fehlen  diese  Thüren  in  der  Zeichnung  des 
Durchschnittes  auf  Tafel  XXIV. 

14» 


—     io8     — 

Die  Wand  war  einst  mit  40  Säulen  geschmückt,  welche  in  zwei  Ordnungen  übereinander 
standen ;  sie  trugen,  zu  zweien  gekuppelt,  die  weit  vorspringenden  Gebälke,  welche  in  der 
oberen  Ordnung  mit  Giebeln  abschliessen.  Zwischen  den  unteren  Säulenpaaren,  die  auf  hohen 
Sockeln  standen ,  sind  fünf  Thüren  vertheilt  und  ausserdem  in  beiden  Geschossen  zahlreiche 
Nischen,  deren  Verdachungen  gleichfalls  von  Säulen  oder  vielleicht  von  Karyatiden  ge- 
tragen wurden. 

Von  allem  Schmucke,  welcher  an  der  Skenenwand  angebracht  war,  sind  nur  die  in  die 
Mauer  eingreifenden  Theile  erhalten ;  es  sind  dieses  die  Wandgebälke  beider  Ordnungen  und, 
der  Säulenzahl  entsprechend,  unten  und  oben  je  18  vorspringende  Gebälksstücke  (über  den 
Säulen  in  der  Ecke  ist  die  Anordnung  der  Werksteine  nicht  dieselbe),  ferner  Gesimsplatten, 
Giebelecken  und  Nischenverdachungen.  Nebst  den  übrigen  Stücken  der  Gebälke,  allen 
Säulen  und  sonstigem  Schmucke  verschwand  auch  die  Bekleidung  der  Mauer,  welche  jetzt  den 
nackten  Stein  und  stellenweise  später  aufgetragenen  Mörtel  zeigt;  es  verschwand  ebenso  die 
Marmorkleidung  der  Sockel,  auf  denen  die  unteren  Säulen  standen,  sowie  die  Gewände  der 
Thüren. 

Nur  ganz  geringe  Reste  des  Fehlenden  haben  sich  innerhalb  und  ausserhalb  des  Theaters 
gefunden;  diese  Reste  sind  die  Bruchstücke  einer  Säule  von  Marmor  und  einer  zweiten  von 
Granit,  ferner  eine  attische  Säulenbasis.  Diese  Stücke  liegen  rechts  am  Fusse  der  Skenen- 
wand. '  Einige  kleine  Bruchstücke  vom  Gebälk  der  oberen  Ordnung  sind  in  eine  Thür  der 
Aussenwand  vermauert.  Im  Innern  des  Theaters  können  in  der  dünnen  Erdschicht,  welche 
das  Plattenpflaster  der  Orchestra  bedeckt,  keine  Trümmer  vorhanden  sein ;  ob  ausserhalb  des 
Theaters  durch  Ausgrabungen  etwas  zu  finden  ist,  scheint  mir  zweifelhaft. 

Die  an  der  Bühnenwand  noch  fest  sitzenden  Ueberreste  der  früheren  Architektur  genügen, 
um  das  Fehlende  zu  ergänzen. 

Ueber  die  einstige  Bekleidung  der  grossen  Postamente,  welche  zwischen  den  Bühnen- 
thüren  sich  befindet,  geben  die  entsprechenden  Bruchstücke  von  der  oben  beschriebenen 
Brunnenwand  Aufschluss.  (Seite  loi,  Fig.  80.)  Nehmen  wir  an,  dass  so  wie  dort  auch  in  dem 
Theater  auf  den  Postamenten  eine  Deckplatte  von  etwa  0*20  M.  Dicke  lag,  so  ergibt  sich 
daraus  auch  die  Höhe  der  Säulen,  welche  auf  den  Postamenten  standen;  sie  betrug  5-50  M. 

Es  entspricht  dieser  Säulenhöhe  der  unteren  Ordnung  der  schon  erwähnte  gebrochene 
Schaft  von  Marmor,  dessen  Länge  2*50  M.  beträgt  und  welcher  am  unteren,  mit  Ablauf  ver- 
sehenen Ende  0-65  7  M.  dick  ist ;  es  würde  dies  ein  Höhenverhältniss  der  Säule  von  mehr  als 
8  Durchmessern  ergeben.  Capitelle  und  hieher  gehörige  Basen  wurden  nicht  gefunden,  die 
Annahme  jonischer  Capitelle  ist  naheliegend. 
VI.  Das    Gebälk  ist  über  je  zwei   nebeneinander  stehenden   Säulen  verkröpft  und  läuft 

dazwischen  an  der  Wand  fort.  Der  Architrav  mit  angearbeitetem  niederen  Fries  bestand  bei 
einer  jeden  Verkröpfung  aus  drei  Stücken ;  zwei  greifen  mit  einem  Ende  in  die  Mauer  ein, 
der  dritte  Stein,  parallel  zur  Wand  liegend  und  nur  von  den  Säulen  gestützt,  musste  fallen. 


■  Schönborn  (»Die  Skene  der  Hellenen«)  sah  in  der  rechten  Ecke  eine  Säule  aufrecht  stehen.    Texier 
spricht  von  zahlreichen  Bruchstücken. 


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Fig.  86.  Gebälk  der  unteren  Ordnung  an  der  Bühnenwand. 


Fig.  87.  Gebilk  der  oberen  Onlnun);  an  der  Bühncnwantl. 


112       — 


sobald  diese  entfernt  wurden.  Tafel  XXVI  zeigt  die  Anordnung  und  den  Fugenschnitt  der 
Verkröpfungen  und  Fig.  86  in  geometrischer  Zeichnung  die  Verhältnisse  des  Gebälkes  der 
unteren  Ordnung.  Griechische  Ueberlieferung  ist  die  bedeutende  Höhe  des  kräftig  geglie- 
derten Architravs ;  der  schmale  Fries  ist  mit  Stierschädeln,  Rosetten  und  Blumengewinden 
in  stark  vorspringendem  Relief  geschmückt ;  die  Zahnschnitte  sind  gross ;  die  Hängeplatte 
glatt,  alle  Zwischengliederungen  sowie  der  Rinnleisten  verziert.  Diese  Verzierungen  sind  unge- 
wöhnlich tief  unterarbeitet ;  das  gilt  besonders  von  den  Eierstäben  und  den  Perlschnüren  am 
Architrav ;  bei  den  letzteren  liegen  die  Schnüre  selbst,  kaum  einen  Millimeter  stark,  vollständig 
frei ;  die  Zeichnung  des  Ornamentes  am  Rinnleisten  ist  im  Einzelnen  nicht  überall  gleich.  Auf 
Tafel  XXVI  ist  ersichtlich,  dass  die  Architrave  an  der  Innenseite  der  kastenartigen  Ver- 
kröpfungen einfacher  behandelt  sind  als  aussen ;  die  Unterflächen  der  Architrave  sind  mit 
schmalen  eingesenkten  Zierstreifen  von  verschiedener  Zeichnung  versehen  und  an  entspre- 
chender Stelle  Löcher  angebracht  zur  Verdübelung  der  Architrave  mit  den  Säulencapitellen. 
In  der  Unterfläche  der  Gesimsplatten  befinden  sich  Cassetten.  (Vergleiche  den  Grundriss 
in  Fig.  89.)  Auf  dem  Gebälke  der  unteren  Ordnung  liegt  der  niedere  Stilobat  der  oberen 
Säulenstellung,  in  seiner  Oberfläche  sieht  man  die  Zapfenlöcher  zur  Befestigung  der  Säulen- 
basen; die  Löcher  messen  0*035  M.  im  Quadrat,  sind  o*o6  M.  tief  und  etwa  0-36  M.  vom 
Rande  des  Sockels  entfernt.  Der  Stilobat  ist  in  gleicher  Weise  verkröpft  wie  das  Gebälk, 
welches  ihn  trägt,  nur  über  dem  mittelsten  Säulenzwischenraume  geht  er  in  gerader  Linie 
durch  und  hier  ist  in  die  Ansichtsfläche  desselben  die  Widmungsinschrift  (64  a)  eingemeisselt. 
Das  Mittelstück  dieser  Inschriftsteine  fehlt  jetzt,  doch  zeigt  der  Fugenschnitt  der  beiden  End- 
stücke ebenso  wie  die  Inschrift  selbst,  dass  es  vorhanden  war.  (Fig.  89.) 

Die  obere  Säulenstellung  ist  in  derselben  Weise  angeordnet  wie  die  untere;  die  Säulen- 
höhe beträgt  hier  4-97  M.  Es  passt  hierher  ein  vorgefundenes  Säulenbruchstück  von  Granit, 

welches  am  unteren  Ende 
0-524  M.  dick  ist;  die  Säu- 
len waren  demnach  etwa  g'/^ 
Durchmesser  hoch.  Zu  diesen 
Granitsäulen  gehört  die  oben 
erwähnte  marmorne  Basis, 
welche  hieneben  in  Fig.  88  ab- 
gebildet ist.  Capitelle  fehlen. 
Das  Gebälk  der  oberen  Ord- 
nung geben  wir  in  Fig.  87. 
Auch  hier  ist  der  Architrav 
hoch,  der  Fries,  mit  fort- 
laufendem Rankenwerk  ver- 
ziert, dagegen  niedrig.  Unter 
der  Hängeplatte  sitzen  Consolen,  darunter  ein  doppeltes  Kymation,  aber  keine  Zahn- 
schnitte. Die  Verkröpfung  der  Gebälke  wiederholt  sich  bei  der  oberen  Ordnung,  statt  des 
horizontalen  Gesimses  aber  trugen  je  zwei  Säulen  einen  Giebel.     Spitzgiebel  wechseln  mit 


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Fig.  88.  Säulenbasis  der  oberen  Ordnung. 


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kreisförmigen,  die  Säulenpaare  an  den  Enden  der  Bühnenwand  aber  trugen  einen  ein- 
seitigen Giebel.  Es  ist  dieses  am  linken  Ende  deutlich  sichtbar,  wo  die  Giebelecke  und  die 
Giebelfüllung,  mit  einem  von  unten  nur  halbwegs  erkennbaren  leichten  Rankenwerk  ver- 
ziert, erhalten  ist.  An  dieser  Stelle  ist  auch  der  Architrav  ganz  vorhanden,  und  durch  die 
an  der  Unterfläche  sichtbaren  Zapfenlöcher  ist  die  Stellung  der  letzten  Säule  bestimmt. 
(Fig.  91). 

lieber  den  mittleren  zwei  Säulenpaaren  baut  sich  ein  Hauptgiebel  auf,  dessen  Ecken 
verkröpft  sind;  eine  Anordnung,  welche  sich  dem  Ganzen  wohlgefällig  einfügt.  Das  mit  der 
Mauerfläche  bündig  liegende  Giebelmittelfeld  ist  mit  einem  Relief  geschmückt. 

Fig.  89  zeigt  den  Giebel  an  der  linken  Seite  ergänzt,  an  der  rechten  im  jetzigen  Zustande. 
An  dieser  Seite  ist  an  Ort  und  Stelle  die  .mit  B  bezeichnete  Grenzlinie  des  verzierten  Giebel- 
feldes deutlich  sichtbar.  Ungewöhnlich  ist  die  Richtungsänderung  der  ansteigenden  Giebel- 
linie, welche  bei  A  am  Eierstabe  deutlich  zu  sehen  ist.  Auf  Tafel  XXV  (Facsimile  einer  vor  der 
Natur  ausgeführten  Skizze)  ist  der  Giebel  ohne  Berücksichtigung  dieser  Eigenthümlichkeit  ge- 
zeichnet, da  ich  anfangs  die  Einbiegung  für  eine  Folge  von  Setzungen  und  Verschiebungen 
im  Mauerwerk  hielt,  wobei  bemerkt  werden  muss,  dass  eine  Untersuchung  des  Giebels  in 
greifbarer  Nähe  wegen  der  Höhe  desselben  über  dem  Erdboden  ausgeschlossen  war.  Unsere 
8  M.  langen  Leitern  erlaubten  nur,  auf  das  untere  Gebälk  zu  gelangen  und  von  hier  aus  mit 
der  Messlatte  die  Hauptmasse  der  oberen  Ordnung  zu  nehmen.  Erst  an  den  zum  Zwecke 
weiterer  Untersuchung  aufgenommenen  Photographien  konnte  ich  manche  Einzelheiten  näher 
ins  Auge  fassen  und  war  in  der  Lage,  bei  einem  zweiten  Besuche  in  Aspendos  die  Beob- 
achtungen zu  ergänzen. 

Das  mit  dem  Wandgebälk  in  gleicher  Fläche  liegende  Giebelmittelfeld,  mit  einer  Bacchus- 
figur zwischen  Rankenwerk  verziert,  besteht  aus  mehreren  in  die  Wand  eingelassenen  Platten. 
Der  obere  Theil  des  Feldes  ist  aus  einem  Stücke  gearbeitet  mit  der  Giebelspitze.  Oberhalb 
der  Linie  C  (Fig.  89)  liegt  die  Ansichtsfläche  dieses  Steines  bündig  mit  der  Mauer,  während 
der  untere  Theil  um  etwa  o'io  M.,  nämlich  ebensoviel  wie  der  Wandarchitrav  und  das  Giebel- 
feld, vor  die  Mauer  heraustritt. 

Eine  Sonderbarkeit  ist  die  unsymmetrische  Theilung  des  Ornamentes  im  Friese  unter 
dem  Giebelfelde,  ganz  unverständlich  aber  der  an  sämmtlichen  Giebelecken  sichtbare  Ein- 
schnitt in  der  ansteigenden  Hängplatte. 

In  Fig.  90  ist  die  Giebelverdachung  einer  der  unteren  Nischen  dargestellt.  Diese  aus 
einem  Stücke  gearbeiteten  Verdachungen  bieten  eines  der  eigenthümlichsten  Beispiele  freier 
Behandlung  des  herkömmlichen  Gebälkschemas,  und  trotz  einzelner  Missverhältnisse  (ist 
doch  z.  B.  der  Eierstab  der  Hängplatte  viel  zu  klein  im  Vergleich  mit  dem  Ornamente  und 
der  Perlschnur  am  Finnleisten)  ist  das  Ganze  von  feiner  Empfindung.  Besonders  auffallend 
ist  der  niedere,  mit  durchbrochenem  Ornamente  bedeckte  Fries  und  die  Anordnung  des 
Giebelfeldes  mit  blosser  Andeutung  der  schräg  laufenden  Hängplatte.  An  der  verzierten 
Unterfläche  der  Verdachungen  befinden  sich  Zapfenlöcher  und  Gusscanäle  zur  Befestigung 
von  Stützen.  Die  letzteren  ruhten  auf  vorspringenden  Sohlbänken,  welche,  aus  einem  Quader 
bestehend,  wahrscheinHch  mit  Marmorplatten  bekleidet  waren.    Diese  Sohlbänke  fehlen  bei 


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Fi|j.  oo.  NiüchcnverdachanK  von  der  Bühncnwand. 


16» 


—      ii6     — 

der  oberen  Nischenreihe;  ich  glaube,  dass  sie  weggehauen  wurden.    Spuren,  welche  darauf 
hindeuten,  sind  bei  einigen  der  Nischen  bemerkbar. 

Ich  komme  nun  zu  den  Thüren  und  der  Wandbekleidung.  Vermuthlich  waren  Gewände 
und  Sturz  der  fünf  Skenenthüren  in  die  Maueröffnungen  eingebaut,  so  dass  diese  Oeffnungen 
bedeutend  kleiner  wurden,  als  sie  jetzt  sind,  und  die  Thüren  mitsammt  der  Verkleidung 
zwischen  den  vorspringenden  Deckplatten  der  Säulenpostamente  Platz  fanden.  Hinter  den 
Säulen  standen  die  zugehörigen  Pilaster.  Der  Vorsprung  der  Wandarchitrave  und  dem- 
nach auch  der  Pilastet  vor  der  Mauerfläche  beträgt  loCm.  Die  Pilaster  können  aus  Marmor- 
platten, welche  der  Mauer  angeheftet  wurden,  bestanden  haben,  wenngleich  Nagellöcher 
zur  Befestigung  derselben  nicht  vorhanden  sind;  es  werden  dagegen  jene  Vertiefungen, 
welche  in  etwa  halber  Säulenhöhe  unter  jedem  der  vorspringenden  Architrave  sich  in  der 
Wand  befinden  (siehe  Tafel  XXV,  sowie  Fig.  85  und  Fig.  91),  zur  Befestigung  der  Platten 
gedient  haben,  indem  inmitten  eines  jeden  Pilasters  ein  stärkerer  Stein  in  die  Mauer  ein- 
griff. Diese  Löcher  sind  jetzt  zum  Theile  mit  kleinen  Steinen  und  Mörtel  ausgefüllt,  theils 
stecken  in  ihnen  Stücke  von  Marmor-  und  Kalksteinplatten,  welche  mehr  oder  weniger  heraus- 
ragen. 

Die  Frage  nach  der  Bekleidung  der  Wandflächen  zwischen  den  Marmorwerkstücken 
ist  mit  Sicherheit  nicht  zu  beantworten.  Entschiedene  Merkmale,  dass  diese  Flächen  mit 
Marmorplatten  bekleidet  waren,  fanden  wir  nicht,  dagegen  entdeckten  wir  in  einer  der 
oberen  Nischen  eine  kaum  handgrosse  Fläche  mit  glasirten  Fliesen  bedeckt,  welche  wir 
loslösten.  Es  sind  drei  kleine  Platten  von  2  Cm.  Dicke,  mit  blauem  Farbenüberzuge.  Zwei 
derselben  zeigen  die  Spuren  eines  schwarzen  Ornamentes  von  mehr  orientalischer  als  grie- 
chischer Zeichnung.  Da  diese  Fliesen  orientalischen  Ursprunges  sind  und  dergleichen  an 
griechisch-römischen  Gebäuden  bisher  nicht  beobachtet  wurden,  so  wird  die  Bühnen- 
wand entweder  in  späterer  Zeit  durch  orientalische  Künstler  einen  neuen  Ueberzug  er- 
halten haben,  der  sich  vielleicht  auf  die  Nischen  beschränkte,  oder  es  benützte  bereits 
Zenon,  der  Erbauer  des  Theaters,  diese  Erzeugnisse  asiatischer  Werkstätten.  Die  letz- 
tere Annahme  wird  anscheinend  unterstützt  durch  den  oben  (S.  loi)  erwähnten  Umstand, 
dass  auch  an  den  Nischen  des  Nympheums  die  Spuren  der  Plattenverkleidung  vorhanden 
sind. ' 

Zur  weiteren  Ausschmückung  der  Bühnenwand,  welche  auf  Tafel  XXVII  zur  Darstellung 
gebracht  ist,  gehören  noch  die  Bildwerke  in  den  Nischen  und  auf  den  Giebelecken,  sowie 
das  Gemälde,  welches  ich  unterhalb  des  Mittelgiebels  angenommen  habe.  Statuen  in  den 
Nischen  sind  beinahe  selbstverständlich,  die  Aufstellung  anderer  auf  den  Giebeln  findet  ihre 


■>  Nach  dem  Ausspruche  des  Prof.  Otto  Donner  v.  Richter,  welcher  die  Güte  hatte,  die  am  Theater  zu 
Aspendos  gefundenen  kleinen  Platten  zu  untersuchen,  sind  dieselben  asiatische  Fliesen  von  besonders  schöner,  durch 
Beimischung  von  Kupferoxyd  hergestellter  Färbung  und  vorzüglicher  Ausführung  der  Email-  oder  Glasflussdecke. 
Die  schwarze  Farbe  des  Ornamentes  liegt  unter  der  oberen  Glasur  ;  die  Masse,  aus  welcher  die  Fliesen  bestehen, 
ist  auffallend  leicht  und  porös,  hergestellt  durch  Mischung  von  Thonerde  mit  Bimssteinpulver,  sowie  mit  verbrennbaren 
Stoffen,  welche  nach  dem  Brennen  leere  Räume  in  der  Masse  zurückliessen ;  das  geringe  Gewicht  und  die  Zerreib- 
barkeit  des  Materials  ist  sehr  auffallend  neben  der  Härte  des  Kalkmörtels,  welcher  zum  Einsetzen  der  Fliesen  ver- 
wendet wurde  und  dessen  Spuren  an  denselben  sich  finden. 


117 


Begründung  in  der  Grösse  der  postamentartigen  Ansätze  auf  den  Giebelecken,  das  Gemälde 
aber  in  dem  Umstände,  dass  diese  Hauptstelle  der  ganzen  Bühnenwand  kaum  ohne  hervor- 
ragenden Schmuck  geblieben  sein  kann,  während  hier  jetzt  nur  glatte  Quadermauer  zu  sehen 
ist,  keinerlei  Spuren  aber  einer  plastischen  Verzierung. 


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Fig.  91.  Theil  der  Paraskenienwand  und  Gebälke  der  oberen  Ordnong. 


In  auffallendem  Gegensatze  zu  dem  Reichthum  der  Bühnenhinterwand  steht  die  Schmuck- 
losigkeit der  Flügelmauern  und  der  daranstossenden  Stirnwände  des  Zuschauerraumes.  An 
den  Paraskenienwänden  bilden  ausser  den  Thür-  und  Fensteröffnungen,  welche  jetzt  der 
Einfassung  entbehren,  kleine  Kragsteine  aus  Kalkstein  den  einzigen  Schmuck.  (Siehe  oben- 
stehende Fig.  91.)   Diese  Steine  sind  0*24  M.  hoch,  0"20  M.  breit  und  springen  etwa  o'io  M. 


—     ii8     — 

vor;  es  sind  keine  tragfahigen  Consolen,  sondern  ein  Schmuck,  wie  er  sich  öfter  an  spätantiken 
Bauten  findet.' 

Einen  wichtigen  Theil  der  Bühnenausstattung  bildet  der  dachartige  Schalldeckel,  welcher 
das  Logeion  seiner  ganzen  Länge  und  Breite  nach  überspannte.  An  beiden  Paraskenienwänden 
sieht  man  ganz  oben  eine  schwache  geradlinige  Einkerbung,  welche,  nach  der  Bühnenwand 
geneigt,  quer  durch  die  drei  oberen  Quaderschichten  läuft  (siehe  Tafel  XXIV);  es  hat  den 
Anschein,  als  entspreche  diese  Linie  {a  b  in  Fig.  92)  der  Neigung  eines  Daches,  welches  beider- 
seits an  die  Paraskenienwände  anstiess  und  dessen  Deckung  einige  Centimeter  tief  in  die 
Mauer  eingriff;  diese  Einkerbung  ist  das  einzige  Anzeichen,  dass  ein  Dach  über  der  Bühne 
sich  befand,  denn  die  verschiedenen  Löcher,  welche  im  oberen  Theile  der  Bühnenwand  zu 
sehen  sind,  haben  damit  nichts  zu  thun.  Die  untere  Reihe  schmaler,  dicht  aneinander  ge- 
drängter und  zum  Theil  mit  Mörtel  ausgefüllter  Löcher  konnte  erst  eingearbeitet  werden, 
nachdem  die  nicht  in  die  Mauer  eingreifenden  Mittelstücke   der  Giebel  hinuntergeworfen 

waren ;  auch  die  oben  in  den  Pfeilern  befind- 
lichen, nicht  in  einer  Höhe  liegenden,  etwa  0"25  M. 
tiefen  Löcher  halte  ich  für  späteren  Ursprungs. ' 
Mehr  noch  als  die  erwähnte  Einkerbung  in 
den  Paraskenienwänden  veranlasste  mich  das  Bei- 
spiel des  Theaters  zu  Orange,  bei  welchem  ge- 
rade dieser  Theil  gut  erhalten  ist,  zur  Annahme 
eines  Skenendaches.  ^ 

In  Aspendos  reicht  die  Bühnenmauer  etwa 
o*2oM.  über  die  Spitze  des  Mittelgiebels  hinaus; 
dann  folgt  eine  Reihe  von  17  nicht  ganz  regel-. 
massig  gestellten  Pfeilern  von  3*50  M.  Höhe. 
Nur  der  untere  Theil  dieser  Pfeiler,  i'75  M.  hoch, 
ist  aus  Quadern  regelmässig  gefügt,  der  obere, 
aus  gemischtem  Mauerwerk  von  Ziegeln  und  Stei- 
nen, ist  spätere  Zuthat;  ich  nehme  an,  dass 
die  Haupttragbalken  des  Bühnendaches  bis  zur 
Aussenmauer  reichten,  auf  jenen  Pfeilern  der  Innenwand  aber  einen  Stützpunkt  fanden ;  die 
Lage  dieser  Balken  ist  in  Fig.  92  durch  die  Linie  a  b  c  angedeutet,  die  hölzerne  Decke  aber 
durch  die  Linie  a  d,  denn  nur  im  Punkte  d,  unmittelbar  über  der  Spitze  des  Mittelgiebels 
kann  diese  Decke  ansetzen.  Ich  halte  es  nicht  für  unmöglich,  dass  der  Wasserabfluss  von 
diesem  Dache  durch  die  obersten  fensterartigen  Oeffnungen  in  der  Aussenmauer  stattfand, 


Fig.  92.  Querschnitt  durch  den  oberen  Theil 
des  Bühnengebäudes. 


'   Syrie  centrale  par  le  Comte  de  Vogue  I,  pl.  6  und  i  5. 

*  Texier  (Description  de  l'Asie  mineure  III,  pl.  239)  zeichnet  die  gedachten  Löcher  nicht  dem  Thatbestande 
gemäss ;  seine  Wiederherstellung  des  Daches  ist  schon  deshalb  unmöglich,  weil  ein  7  M.  weit  frei  vorspringendes 
schweres  Holzdach  nicht  in  den  schwachen  Pfeilern,  welche  die  obere  Endigung  der  Bühnenmauer  bilden,  seinen 
einzigen  Halt  finden  konnte. 

3  Monuments  antiques  ä  Orange  par  Auguste  Caristie,  Paris  1856. 


—     119     — 

welche,  wie  oben  erwähnt,  von  den  eigentlichen  Fenstern  durch  das  Fehlen  der  Kalkstein- 
einfassungen sich  unterscheiden  und  deren  Sohlbänke  stark  zerfressen  sind.  Sie  mochten 
ausserdem  als  Aussteigöfifnungen  dienen  für  die  bei  den  Zeltmasten  beschäftigten  Arbeiter. 
Bauliche  Merkmale,  welche  diese  Annahme  unterstützen,  kann  ich  nicht  anführen;  die  Höhe 
der  Mauer  machte  eine  Untersuchung  in  der  Nähe  unmöglich. 

Fig.  93  zeigt  den  Grundriss  des  Bühnenhauses  in  der  Dachhöhe;  nur  die  Bedachung  der 
Paraskenien  (/)  ist  mit  Sicherheit  nachzuweisen;  sie  waren  mit  einem  Pultdache  überdeckt, 
was  aus  der  tiefen  Lage  des  noch  vorhandenen  Traufgesimses  hervorgeht  (vergleiche  auch 

Fig.  74)- 

Wenn  wir  oben  die  Möglichkeit  einer  Wiederherstellung  der  Bühnenwand  durch  asia- 
tische Künstler  ins  Auge  fassten,  auf  welche  der  Fund  von  Fliesen  hinwies,  so  gibt  es  auch 
noch  andere  Anzeichen 
mittelalterlicher      oder       ^ 

neuerer  Benützung  des       flBBBJHIBDik — "■■" 

Gebäudes.       Zunächst  |  *    | 

sind  die  Köpfe,  welche  ^^| 

am  Mittelgiebel  auf  der  gi^jB^^H^^^^^HHi^^^^^^ 

rauhen  Bruchfläche  des 

abß'eSDrunS'enenGesim-  ^'^'  ^^'  Gnmdriss  des  Bühnenhauses  in  der  Dachhöhe. 

ses  ausgemeisselt  wur- 
den (an  der  linken  Seite  sind  drei,  an  der  rechten  ist  ein  Kopf  sichtbar,  Fig.  85),  höchst 
wahrscheinlich  Heiligenköpfe  byzantinischen  Ursprunges.  Aus  viel  späterer  Zeit  stammt  der 
Bewurf,  welcher  einem  grossen  Theile  der  Bühnenwand  heute  noch  anhaftet  und  auch  solche 
Theile  bedeckt,  welche  wie  die  Kanten  der  Nischen  und  die  Sockel  ursprünglich  keinen  Mörtel- 
überzug haben  konnten.  Stellenweise  ist  der  Bewurf  mit  einem  grossen  Zickzack-Ornament  in 
rother  Farbe  bemalt,  welches  auch  an  der  Aussenwand  des  Bühnenhauses  auftritt;  das  Orna- 
ment, sowie  der  schwache  Rest  eines  gemalten  Wappens  an  der  nördlichen  Paraskenienwand 
deuten  auf  das  spätere  Mittelalter. 

Wir  erwähnen  ferner  die  Zubauten  an  der  Aussenseite  der  Stirnwände  des  Zuschauer- 
raumes (Tafel  XXII) '  und  endlich  diejenigen  Zeichen  von  Benützung  des  Gebäudes,  welche 
der  neueren  Zeit  angehören.  Zu  den  letzteren  gehören  die  schon  früher  erwähnten  schmalen 
enggestellten  Löcher  unmittelbar  über  dem  Gebälk  der  oberen  Ordnung  und  die  drei  Ver- 
tiefungen, welche  das  Giebelfeld  verunzieren,  dann  die  Löcher  in  den  auf  der  Bühnenwand 
stehenden  Pfeilern ;  sie  alle  deuten  auf  ein  in  roher  Weise  hergestelltes  Dach.  Femer  sind 
einige  der  Zwischenräume,  welche  durch  die  vorspringenden  Gebälke  der  unteren  Ordnung 
gebildet  werden,  durch  dünne  Steintafeln  überbrückt,  zur  Herstellung  eines  fortlaufenden 
Ganges.  Endlich  erwähnen  wir  am  Zuschauerräume  die  Reste  einer  Brustwehr  auf  der  kreis- 
förmigen Aussenmauer.  (Tafel  XX.) 


'    Die  von  Texier  gezeichneten  Vorbauten  an  den  Portalen  des  Bühnenhauses  sind  gleichfalls  späteren 
Ursprungs. 


I20      

Zum  Schlüsse  muss  besonders  betont  werden,  dass  an  dem  Bühnenhause  in  Aspendos 
keine  Spur  einer  Vorrichtung  sich  befindet  für  die  Befestigung  beweglicher  Decorationen. 
Es  Hesse  sich  auch  nicht  leicht  Etwas  denken,  was  dem  Anbringen  von  hölzernen  Gerüsten 
und  bemalten  Leinwanden  grossen  Massstabes  so  sehr  im  Wege  stünde  als  die  vorhandene 
Architektur  mit  den  weit  ausladenden  Gesimsen. 

Unter  dem  unmittelbaren  Eindrucke  dieser  auch  in  ihrer  Zerstörung  noch  gewaltig 
wirkenden  Bühnenwand  schwindet  jeder  Gedanke  an  die  Möglichkeit  des  vollständigen  Ver- 
steckens derselben  während  der  Theatervorstellung,  und  welcher  Art  auch  die  Skenenaus- 
stattung  der  Alten  gewesen  sein  mag,  man  begreift,  dass  das  auch  unter  dem  Zeltdache  noch 
stattfindende  Spiel  von  Sonnenlicht  und  Schlagschatten,  welches  der  plastischen  Architektur 
ihren  Reiz  verleiht,  jeden  Versuch,  durch  täuschende  Malerei  auf  die  Einbilduingskraft  der 
Zuschauer  wirken  zu  wollen,  von  vorneherein  hätte  vereiteln  müssen. 


Zu  den  Besonderheiten  des  Gesammtbildes  von  Aspendos  gehört  der  Aquäduct,  welcher 
von  den  nordwärts  gelegenen  Bergen  das  Wasser  der  Akropolis  zuführte. 

Dieses  Bauwerk  ist  derart  angeordnet,  dass  das  Wasser  in  geschlossenen  Steinröhren 
von  den  Hügelabhängen  in  das  Thal  hinabfloss  und  bei  der  Akropolis  wieder  hinauf;  nur 
die  tiefste  Stelle  des  Thaies,  eine  etwa  850  M.  breite  Niederung,  wurde  auf  einer  Brücke 
übersetzt.  Auf  dem  Rande  dieser  Niederung  erheben  sich  beiderseits  hydraulische  Thürme, 
welche  der  Wasserfaden  auf  allmälig  höher  steigenden  Gewölben  erklimmen  musste,  um  an 
der  anderen  Seite  wieder  hinabzufliessen.  (Fig.  96  A.) 

Diese  Anordnung  der  Leitung  nach  dem  Grundsatze  der  communicirenden  Röhren 
ersparte  den  Bau  von  mehreren  übereinanderstehenden  Bogenreihen,  welche  nöthig  wurden; 
sobald  das  Wasser  in  stetigem  Falle  über  das  Thal  hätte  hinweggeführt  werden  sollen.  Der 
Zweck  der  hydraulischen  Thürme  aber  ist  die  Entfernung  der  Luft  aus  der  geschlossenen 
Rohrleitung  und  die  Verminderung  der  Reibung  in  derselben ;  denn  diese  Thürme  trugen 
kleine  offene  Behälter,  in  denen  das  Wasser  zu  Tage  trat. ' 


'  Wasserleitungen  nach  dem  Grundsatze  der  communicirenden  Röhren  beschreibt  Vitruv 
im  6.  Capitel  des  7.  Buches;  doch  erwähnt  er  nicht  der  hydraulischen  Thürme;  die  Reste  einer 
Leitung  in  geschlossenen  Röhren  sah  Texier  bei  Patara  in  Lykien ;  eine  solche  antike 
Leitung  befindet  sich  auch  bei  Lyon.  Das  wichtigste  Beispiel  einer  Druckleitung,  ähnlich  der- 
jenigen von  Aspendos,  ist  aber  der  ältere  Aquäduct  zu  Pergamon,  wo  Berggipfel  die  Stelle 
der  Thürme  vertreten. 

Nach  demselben  System  wie  der  Aquäduct  zu  Aspendos  ist  die  Mehrzahl  der  Wasser- 
leitungen von  Constantinopel  ausgeführt,  Bauwerke,  welche  zum  Theil  schon  von  den  griechi- 
schen Kaisern  begonnen  wurden.  Hier  folgt  das  Wasser  der  Quellen  oder  Sammelteiche  (Bend) 
in  Bleiröhren  den  Senkungen  derThäler.  In  Entfernungen  von  einigen  hundert  Metern  sind  Pyra- 
miden errichtet,  Suterasi  (Wasserwaagen)  genannt,  auf  deren  Spitze  ein  kleiner  Behälter  sich 
befindet.  An  dieser  Pyramide  wird  das  Rohr  hinaufgeführt,  das  Wasser  tritt  in  den  Behälter 
und  tliesst  an  der  anderen  Seite  in  einer  Röhre  wieder  hinab.  Der  Behälter  im  Suterasi  dient 
dazu,  das  Wasser  mit  der  Luft  in  Berührung  zu  bring-  ,  ausserdem  aber  zur  regelmässigen  Vertheilung  des 
Wassers,  welches  in  Röhren  von  bestimmtem  Durchmesser  seitwärts  abgeleitet  werden  kann. 


121 


Die  beiden  hydraulischen  Thürme  zu  Aspendos  erheben  sich  etwa  30  M.  hoch  über  dem 
Boden,  oben  sind  sie  zerstört;  ihre  Breite  beträgt  5*45  M,;  im  Innern  führen  Treppen  hinauf; 
unmittelbar  an  die  Thürme  schliessen  sich  die  Bogen,  welche  die  Rohrleitung  trugen.  (Fig.  95 
und  Fig.  96  B.) 


Fig.  95.  Die  Wasserleitung  Ton  der  Akropolis  aus  gesehen. 


Diese  beiden  Thurmbauten  stehen  924  M.  weit  auseinander ;  zwischen  ihnen  übersetzte 
die  Leitung  in  gerader  Linie  das  Thal  auf  einer  Brücke,  von  welcher  noch  29  vollständige 
Bogen  und  eine  Anzahl  gebrochener  Pfeiler  erhalten  sind.  Die  Brücke  ist  5*50  M.  breit,  sie 
diente  also  nicht  blos  als  Trägerin  des  Wasserrohres,  sondern  als  gangbare  \'erbindung 
der  Thalränder. 

Die  hydraulischen  Thürme  bilden  Knotenpunkte,  bei  denen  die  Richtungslinie  der  Leitung 
sich  ändert ;  der  Grund  dieser  Richtungsänderung  ist,  dass  man  beim  Bau  der  Brücke  eine 
seichte  Stelle  des  Thaies  zu  benützen  trachtete.  Beim  südlichen  Thürme  beträgt  der  Winkel 
etwa  125°;  dieser  Thurm,  welcher  von  dem  Rande  der  Akropolis  etwa  130  M.  entfernt  steht, 
ist  mit  derselben  noch  jetzt  durch  eine  Reihe  von  Pfeilern  verbunden ;  dagegen  ist  der  Anfang 
der  Leitung,  nämlich  die  Verbindung  des  nördlichen  Thurmes  mit  dem  Gebirge,  nur  auf  eine 
kurze  Strecke  und  nicht  mit  Sicherheit  zu  verfolgen ;  möglicherweise  lief  hier  das  Wasser 
in  unterirdischen  Canälen. 

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Der  ganze  Bau  ist  von  vorzüglicher  Ausführung ;  das  Material  ist  zum  grössten  Theile 
Breccia,  theils  aber  Ziegel;  die  Abmessungen  im  Einzelnen  sind  nicht  unbedeutend.  Bei  der 
Brücke  über  die  Thalniederung  beträgt  die  Spannweite  der  Bogen  etwa  7  M.;  die  Scheitel- 
höhe an  der  tiefsten  Stelle  des  Thaies  etwa  14  M.  (Fig.  96  C);  die  Pfeiler  sind  hier  5-50  M. 
dick  und  3*60  M.  breit.  Zunächst  den  hydraulischen  Thürmen  ist  die  Stärke  der  Pfeiler  und 
die  Spannweite  der  Bogen  geringer.  SämmtUche  Pfeiler  sind  mit  weitausladendem  Kämpfer- 
gesimse versehen ;  bei  den  Pfeilern  der  Brücke  ist  dieses  Gesimse  nur  unter  der  Bogenlaibung 
vorhanden ;  es  ist  hier  nicht  als  Zierform,  sondern  allein  als  Träger  des  Lehrgerüstes  für  den 
Bogen  zu  betrachten. 

Die  oberen  Theile  der  Thürme  und  die  daran  stossenden  oberen  Bogen  sind,  vermuthlich 
bei  einer  Erneuerung,  in  vorzüglichem  Ziegelmauerwerk  ausgeführt,  ein  Theil  der  Mauern 
aus  Bruchstein  mit  Ziegelschichten  wechselnd.  Auffallend  sind  die  geringen  Abmessungen 
jenes  Theiles  des  Aquäductes,  welcher  sich  unmittelbar  an  die  Akropolis  anschliesst. 

Die  Wasserleitungsrohre  selbst  sind  aus  Kalkstein  gearbeitet;  wir  fanden  mehrere 
Stücke  derselben,  Steinwürfel  von  o-86  M.  Seitenlänge  mit  angearbeitetem  Falz.  Die  lichte 
Weite  des  Rohres  beträgt  0*28  M.  An  einem  der  Stücke  bemerkte  ich  die  Hälfte  einer 
winkelrecht  zum  Rohre  eingearbeiteten  Oeffnung  (A)  von  o"i6  M.  Durchmesser.  (Fig.  98.) 


Fig.  98.  Wasserleitungsrohr. 


Wir  beschliessen  die  Reihe  der  Bauwerke  zu  Aspendos  mit  der  Abbildung  der  Brücke, 
welche  eine  halbe  Stunde  südlich  von  der  Akropolis  den  Eurymedon  überspannt  und  welche, 
merkwürdig  dadurch,  dass  sie  nicht  in  gerader,  sondern  in  zweimal  gebrochener  Linie  den 
Fluss  übersetzt,  eine  besondere  Bedeutung  beansprucht  als  einzige  Brücke  innerhalb  des  fluss- 
reichen pamphylischen  Gebietes.  Die  Ausführung  dieser  kühn  gespannten  Bogen  dürfte  gleich 
den  mohammedanischen  Bauten  von  Adalia  auf  persische  Baumeister  zurückzuführen  sein. 

Ein  ungleich  gewaltigeres  Werk  als  die  jetzt  bestehende  Brücke  war  der  Römerbau,  den 
sie  ersetzt  und  von  welchem  am  rechten  Flussufer  (links  im  Bilde)  der  Brückenkopf  mit  einer 
spitzbogigen  Wölbung  erhalten  ist. 


F>g-  99-  Strand  bei  Side. 


S  i  (1  e. 


ährend  die  Mündung  des  Eurymedon  von  Sümpfen  umgeben  ist, 
zieht  sich  weiter  östlich  sandiger,  mit  Dünen  besetzter  Strand  in 
langer,  einförmiger  Linie  hin.  Erst  eine  Stunde  wesüich  von  der 
Mündung  des  nächsten  Flusses  oder,  wenn  ich  den  von  Beaufort 
(Karamania  S.  1 45)  beobachteten  mitzähle,  des  zweitnächsten,  des 
langsam  fliessenden  und  heute  befahrenen  Manaw-gat-Su,  d.i.  des 
alten  Melas,  wird  die  einförmige  Küstenlinie  von  einer  kleinen  flachen  Halbinsel  unterbrochen, 
die,  nur  300  M.  breit,  etwa  800  M.  sich  gegen  WSW.  vorstreckt,  das  promunturium  quod 
ab  Sida  prominet  in  altum,  wie  Livius  37,  23  sagt.  Der  felsige  Unterbau  dieser  Landzunge 
aus  harter  Breccia,  die  ja  auch  westlich  am  Eurymedon  bei  Aspendos  und  weiter  aufwärts 
an  diesem  Flusse  um  Selge  offenliegt,  zeigt  sich  nur  an  den  zackigen,  vom  Meere  bespülten 
und  ausgewaschenen  Rändern.  Oben  liegt  überall  sandiger,  stellenweise  versumpfter  Boden, 
versumpft  trotz  des  Mangels  an  quellendem  oder  fliessendem  Wasser.  Auch  den  Einheimischen 
ist  nur  ein  Quell  hier  bekannt,  nahe  bei  dem  innersten  Winkel  der  südlichen  Bucht  (bei  X  im 
Plan),  kaum  einen  oder  zwei  Meter  von  der  Grenzlinie  des  ruhigen  Meeres  entfernt  und  mit 
der  See  fast  in  gleicher  Höhe.  Da  scharren  sie  ein  Loch  in  den  Sand,  um  dies  alsbald  mit 
süssem  Wasser  sich  füllen  zu  sehen,  und  ein  noch  daneben  liegendes  Stück  von  einem  Puteal 
zeigt,  dass  man  auch  vor  Alters  hier  Wasser  zu  schöpfen  verstand.  Als  ich  im  Herbste  des 
Jahres  1884  erst  in  W.  v.  Hartel's  Gesellschaft,  dann  allein  mit  einem  alten  Diener  hier  einige 
Tage  verbrachte,  war  dies  Wasser  anfangs  ganz  befriedigend;  bald  aber  setzte  bewegte  See 
ihm  so  viel  Salzwasser  zu,  dass  die  damit  bereiteten  Speisen  kaum  noch  geniessbar  waren, 
und  als  wir  1885  in  grösserer  Zahl  etwas  über  eine  Woche  hier  verbrachten,  musste  das 
Wasser  alle  Tage  von  dem  eine  Stunde  weit  entfernten  Manaw-gat  beschafft  werden.  Der 
Wasserlosigkeit  half  im  Alterthum  eine  grossartige  Leitung  vom  Gebirge  her  ab;  heute  ist 
der  Platz  unbewohnt.  Die  völlige  Einsamkeit  in  der  grossartigen  Umgebung  des  weiten 
herrlichen  Meeres  im  Süden,  der  im  Norden  nahe  hinter  mannigfach  bewegtem  Vordergrunde 


—        126       — 

aufsteigenden,  östlich  und  westlich  in  dunstiger  Ferne  verschwindenden  Berglinien  verlieh 
diesem  Aufenthalte  einen  wunderbaren  Reiz.  Ein  gegen  die  Nordseite  immer  dichter  wer- 
dendes, ja  an  den  meisten  Stellen  völlig  undurchdringliches  Dickicht  von  Myrthen  und  Lor- 
bern bedeckt  die  Halbinsel,  deren  sich  selbst  überlassene,  immer  treibende,  immer  ver- 
gehende Vegetation  in  dichtem  Schatten  unter  sengender  Sonne  Fieberdünste  haucht,  die  dem 
wackeren  Daniell  die  tödtlich  endende  Krankheit  brachten,  auch  der  Unseren  einen  bald  krank 
den  Ort  zu  meiden  nöthigten.  Ob  schon  in  unvordenklicher  Zeit  einmal  Dünensand  die  felsige 
Landzunge  überzogen,  weiss  ich  nicht.  Die  jetzt  von  Südosten  her,  wie  auf  dem  Plane  zu 
sehen,  landeinwärts  rückende  Düne  muss  ihre  Wanderung  zu  einer  bestimmten  Zeit  einmal  an- 
gefangen haben.  Mehr  als  5  M.  hoch  ist  die  ebene  Decke  des  feinen  weissen  Sandes,  welche, 
westlich  noch  durch  die  Stadtmauer  gehemmt,  nördlich  schon  die  halbe  Breite  der  Halbinsel 
verschüttet  und  abgesperrt  hat.  Von  dem  südlichen  Strande  her  fegt  der  Südostwind  den  Staub- 
sand die  Düne  hinauf  über  die  glatte  Fläche  hin,  über  grünendes  Leben  unmittelbar  die  weisse 
Todesdecke  legend,  bis  an  dem  scharf  abfallenden  nördlichen  Rande  der  Sand  niederrutscht. 

Nicht  also  reichliches  Quellwasser  war  es,  noch  natursicherer  Ankerplatz,  in  der  nur 
halb  geschützten  nördlichen  und  der  fast  ungeschützten  südlichen  Bucht,  was  griechische 
Ansiedler  hierher  locken  konnte:  die  Ursache,  dass  Aioler  von  Kyme,  wie  Strabo  gewiss 
nach  Ephoros  meldet,  sich  hier  niederliessen ,  war  die  leicht  abzusperrende  Landzunge, 
mit  weiter  Ebene  und  ins  Innere  des  Landes  führenden  Thälern  im  Rücken  und  einer  reichen, 
früh  zu  einem  Mittelpunkte  des  Völkerverkehres  gewordenen  Insel  fast  im  Angesicht. 

Von  der  Geschichte  der  Stadt  erfahren  wir  wenig;  fast  Alles  bezieht  sich  auf  ihre  Be- 
deutung als  Hafen-  und  Handelsplatz.  Sie  prägte  reichlich  schon  seit  dem  sechsten  Jahr- 
hundert, griechisch  im  Bilde  der  Athena,  ungriechisch  in  der  Legende  (s.  oben  S.  3,  2).  Dass 
die  Sideten  indessen  auch  in  der  Zeit  Alexanders  des  Grossen  das  Griechische  nicht  so  gänz- 
lich verlernt  hatten,  wie  Arrian  I,  26  berichtet,  zeigt  die  Inschrift  Nr.  106. 

Der  Besuch  Alexanders,  von  welchem  wir  nichts  weiter  vernehmen,  als  dass  er  hier  um- 
kehrte, galt  gewiss  der  Seestadt,  deren  Macht,  wenn  nicht  schon  damals,  spätestens  unter  den 
Seleukiden  durch  die  starke  Befestigung  gesichert  wurde.  Ihrer  Rivalität  mit  dem  benach- 
barten Aspendos  ist  bei  diesem  schon  gedacht  worden,  ihre  Seetüchtigkeit  rühmt  Livius 
(Polybios)  35,  48,  wo  er  erwähnt,  dass  ihre  Schiffe  den  rechten  Flügel  der  von  Hannibal  be- 
fehligten, von  den  Rhodiern  bei  Side  geschlagenen  Flotte  Antiochos'  III.  innehatten.'  Schon 
damals,  wie  später,  mag  Side  als  Sclavenmarkt  bedeutend  und  berüchtigt  gewesen  sein. 

Die  Ruinen  von  Side  sind  allein  von  Beaufort,  Karamania^  S.  147 — 162,  genauer 
beschrieben,  der  auch  zu  S.  147  einen  Plan  gegeben  hat.  Fellows,  Asia  minor,  S.  2o3,  leiht 
nur  der  Enttäuschung  Worte.  Daniell  bei  Spratt  und  Forbes,  Lycia  U,  S.  34,  fand  in  flüchti- 
gem Besuche  Beaufort's  Beschreibung  correcter,  und  auch  Hirschfeld  11,  S.  1 25,  fügt  kaum 
etwas  Wesentliches  hinzu.  Die  bei  meiner  Recognoscirung  im  Jahre  1884  empfundene  Freude 
an  dem  Orte  stellte  sich  im  nächsten  Jahre  nicht  wieder  ein.   Erneute  Erkrankung  Niemann's 


'  Später  bei  Appian,  Libyke  123,  5,  segeln  die  Schiffe  der  Sideten  fiXia  Sxretwvoc  mit  den  Römern  gegen  die 
Karthager. 


—       127       — 

war  von  Anfang  an  störend,  entzog  der  Untersuchung  alles  Architektonischen  die  beste  Kraft 
und  nöthig^e  auch  uns  Andere,  hier  vorzeitig  abzubrechen. 

Nicht  da,  wo  die  Halbinsel  sich  zuerst  eng  zusammenzieht,  hat  das  alte  Side,  wenn 
nicht  etwa  das  älteste,  von  dem  keine  Spur  vorhanden  ist,  seine  Landmauer  gezogen;  erst 
spätere  Zeit  begnügte  sich  mit  so  viel  kleinerem  Raum  und  baute  hier,  vom  Theater  aus- 
gehend, nach  beiden  Seiten  seine  Mauer  aus  altem  Baumaterial.  Die  alte  Stadt  nahm  ungefähr 
den  doppelten  Raum  ein  und  reichte  mit  nicht  wenigen  Gebäuden,  deren  Ziegelmauern  und 
Gewölbe  man  noch  aus  dem  Gebüsch  aufragen  sieht,  über  den  Mauerring  hinaus  ins  Land. 
Ja,  die  oben  S.  125  angeführten  Worte  des  Livius  klingen,  als  ob  die  Stadt  der  Hauptsache 
nach  nicht  auf  der  Halbinsel  gelegen  hätte.  Mauern  umgaben  dieselbe  ringsum.  Auf  dem 
schmäleren  Theile  der  Halbinsel  läuft  die  Mauer  am  Küstenrande,  der  südlich  klippiger, 
nördlich  —  jetzt  wenigstens  —  sandiger  ist,  hin,  so  nahe,  dass  man  nur  streckenweise  aussen 
daran  entlang  gehen  kann.  Breiterer  Strand  umsäumt  sie  von  da  an,  wo  Stadt  und  Halb- 
insel sich  verbreitern;  doch  mag  das,  wie  namentlich  an  der  Südseite  deutlich  ist,  erst  seit 
dem  Alterthume  eingetretene  Versandung  sein.  Nur  an  wenigen  Stellen  hat  sich  auf  der  Süd- 
seite, etwas  mehr  an  der  Nordseite,  namentlich  bei  Ai  von  der  ursprünglichen  Mauer  erhalten. 
Diese  besteht  auch  hier  aus  starken  Brecciaquadern,  näher  am  Wasser  aus  Travertin,  aber 
in  geringerer  Dicke.  Nördlich  bei  A,  wo  die  Mauer,  auf  tieferem  Strande,  nur  auf  niedriger 
Felsbasis  aufsetzt,  springt  sie  zweimal  stufenartig  zurück,  über  der  oberen  Stufe  an  einer 
Stelle  noch  neun  Quaderschichten  hoch.  Nur  einen  Thurm  hat  diese  Mauer,  an  der  Südspitze. 
Hier  tritt  ein  etwa  10  M.  breiter,  15  M.  langer  Ausbau  südlich  abgerundet  nach  aussen 
vor,  von  dem  allerdings  nur  die  unterste,  für  sehr  hohen  Aufbau  nicht  hinreichend  starke 
Quaderschichte  erhalten  ist.  Mit  den  Thürmen  der  Landmauer  hat  dieser  die  Quermauer 
gemein,  welche  von  dem  grösseren  halbrunden  Hauptraum  einen  kleineren  viereckigen  Vor- 
raum abtheilt.  Der  Thurm  ist  gerade  zwischen  einer  kleinen,  hafenartigen  Einbuchtung 
und  einer  breiten  und  länger  hinausgezogenen,  von  der  Mauer  ausgeschlossenen  Felszunge 
angelegt;  er  sollte  gewiss  den  zu  diesem  natürlichen  Molo  führenden  Ausgang  decken,  der, 
etwa  3'/'j  M.  breit,  im  Plane  fehlend,  an  der  Ostseite  des  Thurmes  liegt. 

Weit  an  den  meisten  Stellen  ist  die  Strandmauer  nur  in  vielfältig  restaurirtem  Zustande 
erhalten,  an  manchen  herabgefallen  oder  zerstört.  Unklar  blieb  mir  die  Sachlage  namendich 
bei  E,  offenbar  einem  hervorstechenden  Punkte.  In  die  mit  einer  gewissen  Symmetrie  zweimal 
zurückspringende  Mauerlinie  scheint  sich  ein  Säulenbau  zu  fügen,  der  an  seinem  südlichen 
Stylobat  die  Standspuren  von  1 3  Säulen  aufweist.  Vermuthlich  war  es  die  Langseite  eines 
umsäulten  Tempels  mit  Sechssäulenfront  (hexastylos  peripteros).  Die  Tempelwand  kann 
nun  nicht,  wie  im  Plan,  die  Mauer  gebildet  haben,  zumal  weiter  südlich  die  Spuren  einer 
Mauer  zu  sehen  sind.  Von  der  Ecke  südlich  von  P  nämlich  läuft  eine  Brecciamauer  auf 
die  fast  meergleiche  Felszunge  hinaus  nach  Süden,  eine  andere  von  gewaltiger  Festig- 
keit hinüber  nach  Westen.  Quadern  von  mehr  als  2  M.  Länge,  ineinander  gefalzt,  um 
dem  Andrang  des  Meeres  Stand  zu  halten,  bilden  mit  einer  dahinterliegenden  0*70  M.  breiten 
Schicht  ein  Fundament  von  fast  3  M.  Stärke,  das  hier  schwerlich  als  Hafenschluss  oder  Quai- 
mauer, eher,  wie  mir  scheint,  als  Fundament  der  Umfassungsmauer  zu  verstehen  ist. 


—        128       — 

Weiter  westlich  hören  die  sicheren  Spuren  der  Mauer  am  Strande  auf.  Von  der  Südwest- 
ecke sieht  man  in  langer  Linie  durch  das  Wasser  hin  jetzt  vereinzelte  Steine  aufragen,  immer 
aber  noch  so  weit  zusammenschliessend,  dass  sich  die  breite  Mündung  in  der  Mitte  des  ersten 
Theiles  deutlich  abhebt.  Während  die  Zeichnung  Beaufort's  offenbar  mehr  die  nach  unten 
auf  dem  Meeresgrunde  ausgebreiteten  Steinmassen  wiedergibt,  stellt  die  unsere  den  über 
dem  Meeresspiegel  aufragenden  Hafenschluss  dar.  Dass  dieser  Hafenschluss  nicht  blos  ein 
Steindamm,  sondern  zugleich  die  Fortsetzung  der  Stadtmauer  gewesen,  dies  anzunehmen, 
hindert,  soweit  man,  vom  Lande  aus  schauend,  urtheilen  kann,  nichts,  empfiehlt  dagegen  die 
einfache  Wahrnehmung,  dass  dies  die  kürzeste  Linie  war,  und  dass  die  Mauer,  hier  gezogen, 
ja  auch  den  Hafen  schützte.  Der  wie  eine  nachträgliche  Erweiterung  aussehende  Theil  D 
mochte  freilich  nur  von  einem  Damm  umschlossen  sein.  Es  kommt  hinzu,  dass  auf  der  ganzen 
Innenseite  des  Hafens  von  der  Stadtmauer  nir-gends  genügende  Spuren  zu  sehen  sind. 

Unser  Plan  nun  lässt  auf  den  ersten  Blick  erkennen,  dass  wir  den  Hafen  nicht  blos  ein 
Geringes  über  den  jetzigen  Ufersaum  hinaus,  etwa  bis  an  die  hinter  diesem  liegende  Düne 
reichend,  annehmen,  wie  es  die  Meinung  de^  Früheren  gewesen  zu  sein  scheint,  da  sie  über 
die  Ausdehnung  nichts  weiter  sagen.  Es  ist  mir  nämlich  an  Ort  und  Stelle  völlig  zweifellos 
gewesen,  dass  auch  das  Gebiet  C  innerhalb  des  Dünenwalles  einst  zum  Hafen  gehörte  und 
vom  Meere  bedeckt  war.  Von  der  Düne  abgesehen,  ist  das  ganze  Gebiet  eine  völlig  ebene, 
wenig  über  den  Meeresspiegel  sich  erhebende  Fläche,  sandig  und  fast  frei  von  Vegetation, 
aber,  von  ein  paar  oben  aufliegenden,  hingeschleppten  Stücken  abgesehen,  auch  stein-  und 
trümmerfrei,  wie  es  auf  einem  an  den  alten  Hafen  anstossenden  Stadtgebiet  unmöglich  sein 
könnte.  Rings  am  Rande  dagegen  steigt  das  Terrain  sofort  an,  und  an  der  Grenze  sind  Reste 
von  Ummauerung,  und  zwar  von  Quaimauern  nach  mühsamem  Suchen  gefunden  worden. 
Denn  das  alte  Hafenbassin  ist  zunächst  in  bezeichnender  Weise  von  einem  dichten  Gürtel 
hoher  Canna,  weiter  von  dichtestem  Gestrüpp  umsäumt. 

Die  ganze  Halbinsel  hat  nun  allerdings  nicht  das  Aussehen,  als  wäre  dieser  Einschnitt 
ein  ganz  natürlicher.  Die  geradlinigen  Abschnitte  wenigstens  können  nicht  anders  als  künstlich 
sein ;  aber  wo  könnte  man  auch  besser  und  leichter  das  Material  für  die  Mauern  der  Stadt 
und  namentlich  für  die  Hafensperre,  soweit  es  ßreccia  war,  gewonnen  haben,  als  bei  Er- 
weiterung und  Austiefung  dieses  Hafenbassins. 

In  der  Umgebung  desselben  würden  sich  sicherlich  Reste  von  Gebäuden,  wie  sie  in 
antiken  Häfen  angelegt  wurden,  Stoen  u.  s.  w.  finden;'  für  die  schwierige  Nachforschung  in 
dem  Dickicht  hat  die  Zeit  gefehlt.  Der  bei  Y  über  die  Hafendammlinie  vorspringende  Quader- 
bau mit  einer  antiken  Cisterne  ist  nicht  näher  zu  bestimmen.  Von  den  grossen  Anlagen 
zwischen  C  und  A'' auf  der  Südwestecke  der  Halbinsel  wird  nachher  zu  sprechen  sein.  Zunächst 
bleibt  noch  die  Landmauer  zu  betrachten.'' 


'  Die  Münze  Galliens  (Donaldson,  Architectura  numismatica  S.  342,  N.  91)  zeigt  den  Hafen  rings  von  Ar- 
kaden umgeben. 

2  Die  kurze,  durch  eine  Abbildung  Karamania  S.  i  39  unterstützte  Beschreibung  Beaufort's  lässt  doch  wesent- 
liche Dinge  aus. 


—       129      — 

^on  dem  Südosttheil  dieser  Mauer  abgesehen,  welcher  in  der  Düne  grösstentheils 
b^aben,  stellenweise  nicht  einmal  sichtbar  ist  und  stärkere  Veränderung  erlitten  zu  haben 
s/eint,  hat  das  Uebrige  einen  einheitlichen  Charakter  und  ist  hie  und  da  über  lo  M.  hoch 
/halten.  Der  von  m  an  geradlinige  Verlauf,  nur  bei  d  im  stumpfen  Winkel  gebrochen,  zeigt, 
iass  Terrainbeschafifenheit  für  den  Lauf  nicht  massgebend  war.  Der  Boden  ist  in  der  That 
fast  eben,  nur  von  g  an  nach  Norden  steigend,  die  Steigung  in  der  Mauer  sich  wieder- 
holend. 

Die  Mauer,  ursprünglich  aus  Breccia  von  einer  gröberen,  seltener  dazwischen  von  einer 
feineren  Art  erbaut,  später  mit  Mörtel,  Ziegeln  u.  s.  w.  geflickt,  ist  an  sich  o*6o  M.  dick.  Die 
Quadern,  im  Durchschnitt  0*50  M.  hoch,  sind,  nicht  ganz  regelmässig  wechselnd,  als  I^ufer 
und  Binder  gelegt.  Zwischen  den  Thürmen^  und/ zählte  ich  von  aussen  sehend  über  13  Lagen 
eine  vierzehnte,  deren  untere  Hälfte  als  Gurtgesims  vorkragt,  darüber  die  dritte  mit  der  oberen 
Hälfte  vorkragend,  darüber  weitere  drei  Lagen  mit  einem  dritten  Gurtgesims,  worauf  Zinnen 
folgten.  Wo  die  Mauer  zwischen  den  Thürmen  g  und  /  stufenweise  ansteigt,  springen  auch 
die  Gurtgesimse;  zwei  solcher  Stufen,  5  M.  auseinander,  habe  ich  angemerkt.  Ungefähr, 
aber,  so  viel  ich  sehe,  nicht  ganz,  entsprechen  die  unteren  Gesimse  den  Mauereingängen 
innen.  Hier  ist  nämUch  die  Mauer  unten  durch  Pfeiler  in  axialem  Abstände  von  5  M.  ver- 
stärkt. Die  beiden  obersten  Ouaderschichten  der  Pfeiler  kragen  nach  drei  Seiten  vor 
und  die  darauffolgende  Steinschichte  bildet  längs  der  Mauer  einen  Wehrgang  von  i-'jo  M. 
Breite.  Oberhalb  der  den  Gang  bildenden  Schichte  ist  die  Mauer  wieder  durch  Pfeiler  ver- 
stärkt, welche  im  halben  Abstände  jener  unteren  angebracht  sind  und  nuro-6oM.  Breite  haben. 
Sie  tragen  einen  zweiten  Wehrgang,  von  welchem  aus  man,  durch  Zinnen  gedeckt,  die  An- 
greifer beschiessen  konnte,  während  für  die  auf  dem  unteren  Wehrgange  Stehenden  zwischen 
je  zwei  Pfeilern  zwei  Schiessscharten  angebracht  waren,  und  zwar  eine  durch  zwei  Lagen 
reichende  von  rio  M.  Höhe  und  o-io  M.  Breite  gerade  in  der  Mitte  und  eine  kleinere  von 
halber  Höhe  und  Breite,  welche  in  der  Ecke  am  Pfeiler  sitzt  und  durch  jene  auffallendere 
gewissermassen  maskirt  ist.  Ausserdem  habe  ich,  allerdings  nur  zwischen  g  und  /,  Schiess- 
scharten auch  unterhalb  des  unteren  Gurtgesimses  angemerkt  und  meine  dieselben  auf  einer 
Photographie  wiederzuerkennen,  allerdings  in  einer  Höhe,  die  mir  den  Zweck  räthselhaft 
erscheinen  lässt,  es  sei  denn,  dass  die  Mauer  innen  durch  Aufschüttung  minder  hoch  wäre. 
Die  Pfeiler  sind  an  den  beschriebenen  Stellen  stark  zerstört,  und  das  mag  schon  im  Alter- 
thume  veranlasst  haben,  die  flachen  Gewölbe  in  etwa  7  M.  axialem  Abstand  vorzulegen,  die 
nun  einen  um  2  M.  breiteren  Umgang  gewährten.  Diese  Gewölbe,  die  ich,  von  Süden  her 
der  Mauer  nachgehend,  zuerst  zwischen  Thurm  i  und  h,  dann  sehr  wohl  erhalten  zwischen  h 
und g' bemerkt  habe,  finden  sich  in  Beaufort's  Abbildung  als  normaler  und  ursprünglich 
zugehöriger  Bestandtheil,  während  ich  nicht  nur  stellenweise  nichts  von  ihnen  bemerkt  und 
anderswo  ausdrücklich  ihr  Nichtvorhandensein  beobachtet,  sondern  aut.h  einmal  ausdrücklich 
die  Thatsache  ihrer  späteren  Zufügung  notirt  habe. 

Die  Thürme,  welche  durchaus  nicht  gleich  sind,  weder  in  der  Form  —  es  finden  sich 
ganz  und  halbrunde,  sowie  viereckige  — ,  noch  an  Grösse  —  die  meisten  haben  7 — 10  M. 
Seitenlänge  — ,  noch  in  Bezug  auf  den  Abstand  von  einander,  welcher  dem  Plane  nach 

17 


—     I30     — 

zwischen  35   und  65  M.  schwankt,  haben  2  M.  starke  Mauern,  und  innen  eine  ThtJune, 
welche  durch  eine  der  Hauptmauer  parallele  Zwischenmauer  bewirkt  wird. 

Thore  und  Pforten  hat  Beaufort  ausser  dem  Hauptthor  noch  zwei  angegeben:  enes 
der  Molenanlage  bei  /^entsprechend,  ein  zweites  nördlich  von  Xetwa  in  der  Richtung  von  ai- 
richtig  vielleicht,  obgleich  von  wirklich  antiken  Thorbauten  hier  nichts  zu  sehen  ist.  M,t 
gleichem  oder  grösserem  Rechte  ist  der  deutlich  erkennbaren  langen  Gasse  entsprechend 
bei  0  ein  Ausgang  anzusetzen;  ferner  hei  p  und  q,  wo  auch  jetzt  Eingänge  sind,  bei  p  aller- 
dings ohne  alles  antike  Aussehen,  bei  q  dagegen  in  der  Maueranlage  gegeben.  Das  Theater 
und  die  grossen  Anlagen  L  M  mit  der  sie  verbindenden  Strasse  scheinen  auch  von  Aussen 
her  Zugang  zu  heischen.  Von  allen  das  wichtigste  ist  ohne  Zweifel  das  Landthor  n  ge- 
wesen, auf  welches  die  beiden  Hauptstrassen  der  Stadt  zuführten,  und  dem  gegenüber 
das  prächtige  Nympheum  liegt.  Der  im  Plane  gegebene  Grundriss  des  Thores,  ohne 
Hilfe  eines  Architekten  gemacht,  auch  ohne  Ausgrabung  und  Abholzung  des  dichten  Ge- 
büsches, das  den  Bau  umgibt  und  theilweise  bedeckt,  kann,  zumal  bei  der  starken  Zerstö- 
rung, nur  als  annähernd  richtig  gelten.  Nicht  zu  zweifeln  ist  an  den  flankirenden  Thür- 
men  e  und/,  an  dem  halbkreisförmigen  Thorhof  hinter  ihnen  und  an  den  an  der  Stadtseite 
angebrachten,  etwa  3  M.  von  einander  stehenden  Strebepfeilern.  Ausser  der  Verstärkung 
der  Mauer  mochten  diese  Strebepfeiler,  falls  der  Thorhof  oben  offen  war,  auch  den  an- 
deren Zweck  haben,  einen  Wehrgang  zu  tragen,  wie  dieses  bei  der  Mauer  der  Fall  ist. 
Für  die  Verengung  des  Einganges  durch  zwei  kleine  Nebenthürme  und  einen  Mittelpfeiler 
ist  wenigstens  in  drei  parallelen,  nordöstlich  gerichteten  kurzen  Mauerstücken  und  bei 
dem  südlichen  auch  in  einer  Verbindungsmauer  ein  Anhaltspunkt  gegeben.  Die  Durch- 
lässe des  Halbrundes  habe  auch  ich  in  der  Wirklichkeit  nicht  zu  erkennen  vermocht.  Im 
Grossen  und  Ganzen  hat  das  Thor  mit  denen  von  Perge  und  Sillyon  bedeutende  Aehn- 
lichkeit. 

Innerhalb  des  Thores  liegt  zunächst  ein  freier  Platz,  jetzt  allerdings  zum  Theil  von 
Trümmern  bedeckt.  Auf  diesen  münden,  auffallenderweise  nicht  genau  auf  die  Hauptachse 
des  Thores  zugehend,  zwei  grosse,  hier  zusammentreffende  Hallenstrassen,  deren  innere 
Säulenreihen  zusammenstossen,  derart,  dass  die  Sockel  in  abgestumpftem  spitzen  Winkel  sich 
vereinigen.  Der  Lauf  beider  Strassen  lässt  sich  verfolgen,  die  NS.-liche  weniger  sicher  als  die 
andere;  nur  an  einer  Stelle  derselben  habe  ich  einige  Masse  nehmen  können.  Die  Gassenbreite 
beträgt  gegen  9  M.  von  Säulensockel  zu  Säulensockel.  Den  Sockel  fand  ich  an  der  Ostseite  der 
Strasse  erhalten,  dahinter  eine  hochgestellte  Platte,  einen  niederen  und  einen  höheren  Gang 
scheidend  durch  eine  Art  Bank,  die  mit  einer  beiderseits  profilirten  Platte  noch  etwas  über 
den  höheren  Gang  aufragt;  der  niedere  Gang  0-89  M.,  der  höhere  r24M.,  die  Bank  ohne 
die  Ausladung  von  oto  M.  der  Platte  0-31  M.  breit.  Hinter  der  Säulenreihe  lief  eine  Mauer 
mit  Thüren,  welche  circa  5  M.  auseinander  standen;  hinter  dieser  eine  zweite  Mauer,  etwa 
5  M.  von  der  ersten  entfernt.  Säulenstandspuren  habe  ich  hier  nicht  gesehen,  wohl  aber  an 
einer  Stelle  nahe  bei  einander  vier  korinthische  Marmorcapitelle,  0-52  M.  hoch  und  unten 
0-46  M.  im  Durchmesser.  Auch  eine  attische  Basis  lag  beim  nördlichen  Anfang  der  Strasse 
und  bei  einer  Fundamentecke  die  Ecke  eines  Dachgesimses  mit  Zahnschnitten  und  wulstig 


—      131      — 

profilirtem  Rankenfries.  Es  ist  mir  zweifelhaft,  ob  diese  Hallenstrasse  bis  zur  Quergasse  /, 
wie  im  Plane,  sich  fortgesetzt  hat.  Ich  habe  sie  durch  das  Gebüsch  hindurch  bis  etwa  zu  dem 
Punkte  verfolgt,  wo  im  Plane  ein  G  steht  und  wo  unter  spitzem  Winkel  eine  andere,  lo  M. 
breite  Strasse,  erkennbar  an  Resten  des  Sockels,  abzweigt.  Von  hier  weiter  nach  Süden 
fand  ich  den  Boden  mehr  trümmerfrei. 

Die  zweite  der  beiden  am  Thore  mündenden  Hallenstrassen  lässt  sich  dagegen  in  völlig 
sicherer  Continuität  durch  das  Gebüsch  hin  bis  an  einen  freien  Platz  nahe  der  Küste  ver- 
folgen, geradlinig  erst  gegen  WSW.,  dann  gegen  SSW.,  zu  dieser  Biegung  augenscheinlich 
durch  das  Theater  veranlasst.  An  Breite  ist  diese  Strasse  wohl  der  anderen  gleich;  ich  mass 
hier  genauer  9'30 — 9'5o  M.  Die  Axweite  der  Säulen  war  an  mehreren  Stellen,  wo  zwei  oder 
drei  Basen  in  situ  sich  befanden,  genau  zu  bestimmen:  225  M.,  2*40  M.,  und  einmal  mass  ich 
zwei  Intercolumnien  zusammen  mit  470  M.  Ich  fand  Stufen  von  grauem  Kalkstein,  zwei  über- 
einander, auf  der  oberen  einmal  den  Scamillus  für  die  Säulenbasis  0*7 1  M.  im  Durchmesser; 
ferner  Schäfte  aus  grauem  Marmor  und  rothem  Granit  —  letztere  in  der  Nähe  des  Theaters 
—  von  0-64  M.  Durchmesser.  Von  dem  Oberbau  habe  ich  nichts  gefunden,  wie  auch  die 
hinter  den  Hallen  natürlich  vorhandenen  Verkaufsbuden  hier  nicht  genauer  constatirt  werden 
konnten.  Am  südlichen  Ufer,  bei  Ohart  über  dem  Meere,  befindet  sich  jener  S.  127  erwähnte 
Stylobat.  Es  liegen  noch  25  Platten,  die  erste  und  dritte  tragen  noch  jetzt  je  eine  attische 
Basis,  weiterhin  zeigt  jede  zweite  bis  zur  letzten  ein  Dübelloch  in  der  Mitte.  Axweiten  mass 
ich  von  Westen  her:  1:2-31  M.,  2  :  2-33  M.,  3  und  4  :  4"66  M.,  5  :  2*47  M.,  6  :  2*39  M.,  7  :  2-33  M. 
Es  fanden  sich  ein  glatter  Schaft  und  ein  Epistyl  aus  weissblauem  Marmor.  Alles  spricht 
dafür,  dass  die  Reihe  der  Platten  nicht  länger  war  als  jetzt,  und  dass  sie  den  Stylobat  der 
südlichen  Säulenhalle  eines  sechssäuligen  ionischen  oder  korinthischen  Tempels  bildete.  Seine 
Grösse,  seine  ausgezeichnete  Lage,  auf  das  Meer  hinausschauend  —  denn  wenn  auch  unten 
südlich,  wie  oben  angenommen  ist,  die  Stadtmauer  lief,  so  konnte  diese  kaum  hoch  genug 
sein,  um  den  gewiss  20 — 30  Fuss  höher  gelegenen  Tempel  zu  verdecken  —  berechtigt,  hier 
den  Tempel  der  Athena  anzusetzen,  dessen  Strabo  gedenkt  äjäi  S'Aötjväc  ispov,  umsomehr, 
wenn  man  in  einem  der  Reliefs  am  Nympheum  (siehe  unten)  Athena  als  eine  über  das  Meer 
gekommene  Göttin,  die  sie  ja  wohl  auch  war,  erkennen  darf. 

An  der  Ostseite  des  Platzes  liegt  ein  kleines  Heiligthum  ungewöhnlicher  Form,  die  trotz 
aller  Hinderung  durch  das  die  Ruine  ganz  ausfüllende  Dickicht  und  trotz  fehlender  Hilfe  des 
Architekten  der  Hauptsache  nach  klar  geworden  ist :  eine  im  Osten  halbkreisförmig  ge- 
schlossene Cella,  innen  etwa  10  M.  tief  und  14-30  M.  breit,  mit  einer  4-14  M.  tiefen  Vorhalle. 
Die  Mauern  waren  von  Breccia,  mit  Travertin platten  verkleidet.  Von  den  Säulen  fanden  wir 
nichts,  aber  eine  attische  Basis  von  weissem  Marmor  lag  rechts  von  dem  Mitteleingange  an 
ihrem  Platze.  Ob  nun  das  Heiligthum  zwei  Säulen  hatte  zwischen  Anten  oder  vier  Säulen 
vor  der  Front,  blieb  mir  ungewiss.  Wir  fanden  ein  korinthisches  Capitell  von  0-52  M.  Durch- 
messer und  0-54  M.  Höhe,  ohne  Deckplatte.  Zwei  Stufen  waren  sichtbar,  eine  obere  mit 
0-58  M.,  eine  untere  mit  0-45  M.  Auftritt,  jene  0*25  M.  hoch.  Wahrscheinlich  sind  weitere 
Stufen  unter  dem  Schutt  und  Gestrüpp  verborgen,  da  der  ganze  Bau  auf  hohem  Sockel  zu 
liegen  scheint  und  die  Cella  unterwölbt  ist.  Ein  Marmorthürsturz :  drei  Fascien,  je  mit  PerKstab, 

17« 


132       — 

zwei  lesbische  Kymatia,  Fries,  Perl-  und  Eierstab,  ist  2-55  M.  lang,  0-70  M.  hoch.  Das  Epistyl 
ist  ionisch  mit  zwei  Fascien,  darüber  Rankenfries,  Hängeplatte  mit  Zahnschnitt.  Wir  fanden 
ferner  Cassettenplatten,  ein  Stück  ri8  M.,  ein  anderes  i'75  M.  breit  und  3*50  M.  lang;  dann 
ein  linkes  und  ein  rechtes  Giebeleckstück,  ein  ganzes,  3*60  M.  langes  Tympanum  mit  einem 
Menschenkopf  in  der  Mitte.  Ein  ähnliches  Tympanoii,  welches  ich  in  Kremna  gefunden,  mit 
dem  verschlissenen  Brustbild  eines  Mannes  (?)  mit  spitzer  Mütze  und  der  Mondsichel  hinter 
den  Schultern,  macht  mich  glauben,  dass  auch  dieses  Heiligthum  in  Side  dem  Men  gegolten, 
für  den  die  halbrunde  Form  des  Grundrisses,  wie  die  Orientirung  gegen  Westen  (295  °) 
passend  scheint  und  der  sein  Ansehen  in  diesen  Gegenden  in  zahlreichen  von  ihm  hergeleiteten 
Eigennamen  wie  in  Münzbildern'  bekundet. 

Die  grösste  Bauanlage  liegt  westlich  von  jenem  freien  Platz,  dem  kleinen  Heiligthume 
des  Men  (?)  gegenüber.  Hier  ist  der  glänzendste  Bau  des  alten  Side,  ein  grosser  Marmorbau, 
anscheinend  in  einen  späteren  einverleibt.  Antik  sind  die  Plinthen,  Basenstücke,  eine  Anzahl 
Säulenschäfte  mit  angefangener  Cannelirung,  auch  Theile  von  Gebälk  und  Giebel;  die  Lage 
der  Plinthen  zu  einander  und  zu  den  deutlichen  Theilen  des  Stereobat  zeigt,  dass  jene  meist 
ihren  ursprünglichen  Platz  behaupten.  Eingeschlossen  wird  diese  grosse  Area  nördlich  von 
einer  ausgedehnten  Anlage  g' ^,  deren  kleine  Innenräume  mich  an  eine  spätere  Bäderanlage 
denken  Hessen  und  der  im  Süden  Nischen  bildende  Arkaden  vorgebaut  sind.  Der  benach- 
barte viereckige  Raum  mit  einem  leider  nicht  zugänglichen  runden  Treppenthurm  dahinter, 
gehört  schon  in  den  Bereich  einer  Basilika//,  deren  nördliches  Seitenschiff  westlich  durch 
eine  grosse  Marmorthür  sich  öffnete;  diese  liegt  in  der  von  dem  Rundthurme  herkommenden 
Mauer,  daher  öffnet  sich  das  viereckige  Gemach  mit  zwei  kleineren  und  einem  grösseren 
Bogen  auf  dasselbe  Seitenschiff.  Südlich  grenzen  an  die  „Basilika"  mit  ihr  verbunden  zu- 
nächst ein  oblonges  Gemach,  aus  dem  wieder  ein  breiter  Durchgang  in  den  letzten  quadraten- 
Raum  führt,  der  von  zierlicher  Raumdisposition  und  von  einer  Kuppel  über  dem  centralen 
Quadrat  überwölbt  ist.  Die  Absis  der  Basilika  liegt  zwischen  zwei  quadraten  Gemächern, 
Nebenräumen  des  Sanctuariums,  welche  in  den  Axen  der  Seitenschiffe  liegen. 

So  gewiss  nun  hier  verschiedene  Zeiten  nacheinander  und  ineinander  gebaut  haben,  so 
schwierig  ist  es,  die  späteren  Zuthaten  von  dem  früher  Vorhandenen  zu  scheiden.  Mir  ist  es, 
allein,  wie  ich  war,  in  knapper  Zeit,  bei  der  Unmöglichkeit  freier  Bewegung  in  der  trümmer- 
vollen Basilika  und  des  Ueberblickes  über  das  innerhalb  und  ausserhalb  derselben  Befindliche, 
nicht  möglich  gewesen,  eine  klare  Vorstellung  zu  gewinnen.  In  der  Basilika  stehen  rechts 
und  links  von  der  Absis  zwei  Säulenbasen  von  denselben  Massen  wie  die  draussen  befindlichen, 
dazu  passende  Schäfte  liegen  weiterhin  in  einer  Reihe  mit  der  nördlichen  dieser  Basen.  Sie 
haben  dieselben  Masse  wie  jene  anderen,  welche  nördlich  von  der  grossen  Säulenarea  liegen. 
Sind  diese  Säulen  verschleppt  zum  Bau  der  Basilika  oder  hat  diese  sich  in  einen  Theil  des 
Säulenbaues  eingefügt  ?  Das  erstere  schien  mir,  namentlich  wegen  der  hohen  Aufstellung 
zweier  Basen  bei  der  Absis  wahrscheinlicher.  Ich  weiss  nicht,  ob  die  links  von  der  Arkaden- 
mauer in  einer  Fluchtlinie  und  in  ziemlich  gleichen  Abständen  liegenden  sieben  Säulenschäfte, 


Mionnet,  Suppl.  VII  Side,  N.  226.  Sillyon  N.  253,  264  f. 


—     133     — 

etwa  dort  liegen,  wo  sie  ihren  Standplatz  hatten;  und  schliesslich  kann  ich  auch  die  von  mir, 
so  gut  als  ich  es  vermochte,  aufgemessenen,  noch  in  situ  befindlichen  Basen  nicht  in  ein  System 
bringen.  Von  dem  Aufbau  fand  ich  an  der  Südwestecke  ein  rechtes  Giebeleckstück,  nicht  weit 
davon  ein  Frieseckstück  und  eine  Vase  aus  Stein,  gewiss  das  Akroterion,  welches  einst  auf 
jenem  Gesimseckstücke  stand.  Das  Material  dieser  und  aller  folgenden  Theile,  ausgenommen 
das  Akroterion,  ist  weisser  Marmor.  Das  Capitell  ist  korinthisch,  die  etwa  9  M.  langen 
Säulen  sind  unfertig.  Von  Architraven  habe  ich  nichts  gesehen.  Der  Fries,  0-45  M.  hoch,  ist 
mit  maskenartigen  Gorgoneien  verziert,  die  getrennt  sind  durch  triglyphenartig  geschlitzte 
Consolen.  Die  Gorgonen  haben  Flügel  und  an  den  schmalen  Wangen  herabhängende  Haare, 
den  Mund  maskenartig  geöffnet.  Am  Gesims  folgen  von  unten  nach  oben:  Zahnschnitt,  Astra- 
gal,  lesbisches  Kyma,  Platte,  Eierstab,  Palmetten  mit  Löwenköpfen.  Am  Giebeleckstück  hat 
das  gerade  Geison  0*235  M.,  das  schräge  0*25  M.  Höhe.  Die  Vase,  die  ich  für  ein  Akroterion 
halte,  ist  aus  dunklem,  porösem  (Lava?)  Stein,  0*94  M.  hoch,  der  Sockel  0*82  M.,  das  Gefäss 
selbst  an  dickster  Stelle  i  M.  im  Durchmesser  und  hier  mit  emporgerichteten  Lotosblüthen 
und  Knospen  verziert.  Aelter  als  das  zweite  Jahrhundert  n.  Chr.  dürfte  der  Bau  kaum  sein. 
Gehen  wir  die  der  einen  Hafenseite  fast  parallele  Hallenstrasse,  vom  Athenatempel  (?)  her, 
gegen  Norden,  so  lassen  wir  in  einigem  Abstände  links  und  rechts  spätrömische  oder  byzan- 
tinische Ruinen  liegen.  Weiterhin  zweigt  westlich  eine  Strasse  ab,  nach  dem  Umstände,  dass 
hier  viele  Säulen  liegen,  zu  schliessen,  auch  eine  Hallenstrasse.  Beim  Theater  schlägt  dann 
die  Hauptstrasse  eine  andere  Richtung  ein.  Hier  liegen  namentlich  Granitsäulen,'  den  Lauf 
beider  Hallen  bezeichnend.  Nicht  wenige  derselben  sind  in  verschiedenen  Stadien  der  Ver- 
arbeitung zu  grossen  Geschützkugeln  liegen  geblieben.  Diese  Granitsäulenreihe  reicht  bis  zu 
einem  mittelalterlichen  Thor  nordwestlich  vom  Theater;  in  dieses  Thor  ist  als  horizontaler  Sturz 
unterhalb  des  offenen  Bogens  ein  3 — 4M.  langer  Steinbalken  eingelegt,  der  einst  als  Pfosten 
(vertical  stehend)  diente,  mit  der  Inschrift  Nr.  107".  An  dieser  Stelle  ist  ringsum,  namentiich 
südlich  und  nördlich,  ein  undurchdringliches  Dickicht  zwischen  allerlei  Ruinen  aufgeschossen, 
besonders  um  ein  kleines  Castell,  das  zwischen  cc  und  B  im  Plane  steht.  An  dessen  Südseite 
lagen  umgeworfen  zwei  niedrige  Säulen  auf  achteckigen  Postamenten.  An  denselben  befand 
sich  je  eine  Inschrifttafel,  eingefasst  von  Reliefdarstellungen,  letztere  waren  nur  zu  einem 
Theile,  die  Inschrift  aber  fast  gar  nicht  mehr  sichtbar.  Nur  MOAE  las  ich  auf  der  ersten  Tafel, 
gegen  die  von  links  eine  Löwin  anspringt,  während  unter  der  Tafel  drei  Gladiatoren  mit 
grossen  Schilden  nach  rechts  sich  bewegen,  ohne  dass  das  Einzelne  der  Bewaffnung  deut- 
lich wäre.  Bei  der  Tafel  der  zweiten  Säule  sieht  man  rechts  einen  sitzenden  Löwen,  dar- 
unter sind  die  unförmlichen  Gestalten  zweier  Gladiatoren,  von  denen  der  rechts  stehende 
sein  Messer  dem  andern  in  den  Unterleib  stösst.  Dieser  hat  die  Beine  mit  einem  netzartigen 
Stoff  umwunden  und  hält  dem  Ersteren  etwas  wie  einen  Panzer  entgegen.  Diese  Säulen  von 
verschiedener  Grösse,  die  eine  2*  13  M.,  die  andere  i'8i  M.  hoch,  scheinen  darnach  als 
Einzelsäulen  zum  Andenken  an  [Jiovo|Jia)^tat  und  m.OYfiyiaia.,  die  ja  öfter  genannt  werden,  ge- 
setzt zu  sein. 


'  Von  dieser  Halle  oder  der  für  die  Strasse  W  angenommenen  stammen  wohl  viele  der  Granitsäulen,  welche 
unter  der  nördlichen  Strandmauer  am  Wasser  liegen. 


—      134     — 

Dass  von  q  her,  wie  im  Mittelalter,  so  auch  im  Alterthum  eine  Strasse  herkam  und  hier 
die  Hallenstrasse  kreuzte,  ist  schon  gesagt.  Sie  musste  auf  den  viereckigen  Platz  nordöstlich 
unter  dem  Theater  führen,  wie  auf  der  entgegengesetzten  Seite  a  a,  von  M  herkommend,  auch 
im  Plan  angezeigt  ist.  Dieser  nicht  ganz  quadratische,  sondern,  wie  wiederholte  Messungen 
ergaben,  etwas  schiefwinkelige  Raum  war  zunächst,  auf  drei  Seiten  wenigstens  (Nord,  Ost 
und  Süd),  von  Säulenhallen  umgeben.  An  der  Südseite  liegen  einige  Säulen  von  Granit, 
wie  sie  gefallen  sind,  am  Boden,  zum  Theile  neben  ihren  Basen,  mit  sechsseitiger  Plinthe,  deren 
zwei,  die  zweite  und  dritte,  die  ich,  nach  Osten  hin  suchend,  fand,  in  situ  liegen;  die  Axweite 
beträgt  2-65  M.  Die  Granitsäule  daneben  misst  im  oberen  Durchmesser  0*59,  bei  5*54  M. 
Länge  vom  oberen  zum  unteren  Ablauf.  An  der  Ostseite  des  Platzes  ist  an  einer  Stelle  auch 
der  Säulensockel  sichtbar,  darauf  noch  eine  Basis  wie  die  eben  beschriebenen,  eine  Granit- 
säule daneben.  An  der  Nordseite  läuft  wieder  die  Säulenschwelle  gerade  auf  die  Mitte  des 
nördlichen  Caveaabschlusses  zu,  und  gegen  das  Theater  hin  wird  sogar  noch  eine  zweite  Stufe 
sichtbar;  hier  liegt  zuletzt  Säule  bei  Säule.  Ob  die  Säulenstellung,  gegen  Süden  umbiegend, 
auch  am  Theater  entlang  lief,  konnte  ich  nicht  erkennen,  hauptsächlich  wegen  der  vom  Theater 
abgestürzten  Steinmassen.  An  sich  wäre  die  Herumführung  der  Stoa  an  dieser  vierten  Seite 
nicht  unwahrscheinlich.  Hinter  jenen  Säulenreihen  habe  ich  im  Süden  und  Osten  Mauerpfeiler 
gefunden:  an  der  Südseite  nur  drei,  östlich,  wie  mir  über  das  Gebüsch  hin  schien,  in  gleichen 
Abständen  sieben.  Auch  diese  stehen  vorne  auf  einer  Schwelle  von  gleichem  Material  wie 
die  Säulenschwelle;  und  dass  sie  zu  den  Säulen  in  Beziehung  standen,  schliesse  ich  daraus, 
dass  neben  einem  der  Pfeiler  ein  Kalksteinquader  lag,  welcher  dem  Aufbau  eines  Pfeilers 
mit  vorgelegter  Halbsäule  angehört  hatte.  Selbstverständlich  mussten  längs  einer  Seite  dieses 
Platzes  weit  mehr  Säulen  stehen  als  sieben.'  Die  aus  dem  Plane  berechneten  Masse  würden 
ziemlich  genau  hundert  Säulen  ringsum  ergeben.  Erinnert  man  sich  der  zweihundertsäuligen 
Bauwerke,  die,  nach  Pausanias,  Hadrian  den  Athenern  gebaut  hatte,  deren  eines  eine 
Bibliothek  umschloss,  das  andere  ein  Gymnasium  genannt  wird  und  von  welchen  eines 
kürzlich  von  der  archäologischen  Gesellschaft  in  Athen  erforscht  wurde,  so  wird  man  immer- 
hin fragen  dürfen,  ob  vielleicht  auch  der  Bau  hinter  dem  Theater  in  Side  ein  Gymnasium  ge- 
wesen sei,  was  zunächst  der  grosse  viereckige  Säulenhof  wie  in  Olympia  (vergl.  die  Palästra 
des  Cornutus  in  Perge,  S.  41)  wahrscheinlich  macht. 

War  man,  wie  Vitruv  5,  9  angibt,  im  Alterthum  darauf  bedacht,  hinter  den  Theatern 
Säulenhallen  anzubringen,-  so  musste  es  nahe  liegen,  auch  ein  Gymnasium  mit  seiner  Säulen- 


■  Eine  Menge  Säulen  sind  zum  Bau  der  mittelalterlichen  Befestigung,  sowohl  östlich  wie  westlich  von  dem 
Thurme  a  a,  benützt,  also  wahrscheinlich  von  jenem  grossen  Säulenhofe  hergeholt. 

*  Vergl.  die  „Gladiatorenkaseme"  hinter  dem  grossen  Theater  von  Pompeji  und  was  Overbeck,  Pompeji'*, 
S.  197,  über  die  einst  andere  Bestimmung  der  Anlage  sagt.  Hinter  dem  Theater  des  Pompeius  ein  hecatostylum 
Jordan  forma  urbis,  IV,  p.  30  ff.  Zahlreiche  Beispiele  von  Theatern  mit  von  Hallen  umgebenen  Höfen  hinter  dem 
Bühnenhause  in  kretischen  Städten,  wie  in  Hieropytna,  ein  grosses  und  ein  kleines  in  Chersonesos,  Gortyna  wieder 
ein  kleines  und  grosses,  letzteres  allerdings  nur  mit  wahrscheinlich  vorauszusetzendem  Porticus,  lernt  man  aus 
Falkener,  Description  of  some  important  theatres  an  other  remains  in  Crete,  Lond.  1854,  kennen.  Die  eumenische 
Stoa  in  Athen  sucht  jetzt  allerdings  Dörpfeld,  Athen.  Mitth.,  XIII,  nicht  hinter  der  Scaena,  wo  indessen  eine 
andere  Reste  hinterlassen  hat. 


—     135      — 

halle  so  anzubringen,  zumal  das  Gymnasium  und  die  Schule  zum  Theater,  am  meisten  aller- 
dings zum  gedeckten  Theater  auch  eine  innere  Beziehung  hat.  Die  Lehrvorträge  verlangten 
Hörsäle,  und  je  mehr  die  Kunst  der  Beredsamkeit  in  nachchrisdicher  Zeit  der  Schauspielkunst 
sich  näherte,  desto  mehr  werden  auch  Lehrsaal  und  Theater  eins.  Theatron  Agrippeion  hiess 
der  Vortragssaal,  wo  Herodes  Attikos  in  Athen  dem  Alexandros  Philoplaton  begegnete 
(Philostratos  V.,  S.  580).  Theater  in  Gymnasien  gibt  es  in  Pergamon  (Die  Ergebn.  d.  Ausgr., 
S.  loi)  und,  wie  es  scheint,  in  Ephesos  (Falkener,  Ephesus,  S.  106),  ein  Gymnasium  zwischen 
Theater  und  Odeion  in  Termessos.  Hörsäle  und  Exedren,  wie  sie  Vitruv  vorschreibt  und  der 
athenische  Hadriansbau  aufweist,  scheinen  auch  hinter  den  Säulenhallen  der  Sidetischen  Anlage 
zwischen  den  Pfeilern  sich  geöffnet  zu  haben.  Erhalten  sind:  eine  Exedra,  wie  wir  sagen 
dürfen,  am  Südende  der  Ostseite,  zu  welcher  die  Südhalle  hingeführt  zu  haben  scheint,  eine 
Koncha  aus  gutem  Kalksteinmaterial,  4*10  M.  weit,  232  M.  tief,  eine  zweite  am  Südende 
der  Westhalle,  in  eigenthümlicher  Weise  in  das  Theater  hineingebaut.  Nachdem  ich  diese, 
welche  Beaufort  nicht  gefunden,  erst  nach  mühsamem  Klettern  über  die  Theatertrümmer 
entdeckt,  glaubte  ich,  bei  der  Symmetrie  der  ganzen  Anlage,  auch  an  dem  andern  Ende 
des  Theaters  eine  entsprechende  Exedra  suchen  zu  müssen.  Ich  habe  sie  nicht  gefunden, 
bin  aber  von  ihrer  Nichtexistenz  keineswegs  überzeugt,  da  Zerstörung  wie  Umbau  an  dieser 
Seite  klar  zu  sehen  nicht  gestatteten.  Uebrigens  scheint  die  ganze  zu  dem  „Gymnasium" 
gehörige  Nordfront  des  Theaters  eine  spätere  Zuthat  zu  sein,  ähnlich  wie  die  grosse  Nischen- 
wand am  Theater  zu  Perge  (oben  S.  54).  Hatte  nun  die  Theaterseite  an  jedem  Ende  eine 
Exedra,  so  wird  auch  die  gegenüberliegende  Osthalle  an  dem  nördlichen  Ende  so  gut  wie 
am  südlichen  eine  kleinere  Nische  oder  Exedra  gehabt  haben. 

Nicht  genau  in  der  Mitte  des  Platzes,  sondern  etwas  weiter  nach  Norden  liegen  Fun- 
dament und  Trümmer  eines  Rundbaues  X  Von  Beaufort,  S.  155,  sind  nur  einige  Platten 
einer  Deckenwölbung,  auf  denen  er  richtig  Zodiakalbilder  erkannte,  beschrieben.  Mit  einer 
Klärung  des  Terrains  und  geringer  Grabung  würde  sich  das  Material  zu  einer  exacten  Her- 
stellung ohne  Zweifel  ergeben.  Das  hier  Gebotene  genügt  nur  für  eine  annähernde  Vorstellung. 
Es  war  ein  Rundbau  aus  weissem  Marmor,  rings  von  korinthischen  Säulen  umstellt,  die  eine 
cassettirte  Marmordecke  trugen.  Auf  der  dem  Theater  zugekehrten  Seite  führte  eine  Thür 
in  dieCella,  deren  flachgewölbte  Decke  mit  den  Zeichen  des  Thierkreises  im  Relief  geschmückt 
war.  Also  ein  Rundbau  von  Säulen  umgeben,  wie  ihn  pompeianische  Wandgemälde  nicht 
selten  sehen  lassen. 

Der  rundliche  Schutthaufen  und  ein  Travertinfundament  in  einigem  Abstände  gestatteten 
mir  nicht.  Umfang  oder  Durchmesser  zu  constatiren.  Die  Cella  hatte  einen  Sockel  0*90  M. 
hoch,  o"30 — 0*40  M.  dick,  ohne  Kopf  und  Fuss.  Ich  vermag  nicht  zu  sagen,  ob,  wie  wahr- 
scheinlich, die  (korinthischen)  Wandpilaster  mit  attischer  Basis  erst  darauf  aufsetzten.  Von 
solchen  Pilastern  sah  ich  ein  Stück  mit  vier  Canälen  von  0*29  M.  Breite,  ein  anderes  mit 
sieben  Canälen  von  0*5 5 5  M.  Breite.  Es  fanden  sich  gebogene  Architrave,  mit  dem  Fries 
aus  einem  Stück  gearbeitet,  von  denen  zwei  von  2-20  M.  Länge  auf  den  Säulen  der  Ringhalle 
gelegen  haben  werden,  ein  kürzerer  aber  von  124  M.  Länge  auf  der  Cellamauer.  Ob  etwa 
Fenster  in  der  Wand  waren,  weiss  ich  nicht.  Von  Wandquadem  habe  ich  nichts  gesehen.  Im 


-      136     - 

Allgemeinen  hat  die  in  dem  am  Meere  bequem  gelegenen,  mit  Brennmaterial  gut  versehenen 
Side  schwunghaft  betriebene  Kalkbrennerei,  von  der  zahlreiche  Kalköfen  Zeugniss  ablegen, 
die  kleineren  Marmorstücke  verzehrt,  nur  die  grösseren  verschont.  So  habe  ich  denn  die  drei 
Blöcke  der  Gewölbdecke,  die  Beaufort  nebst  den  Fragmenten  eines  vierten  sah,  wieder- 
gefunden. (Dieselben  Werkstücke  bildeten  zugleich  die  Decke  und  das  kegelförmige  Dach.) 
Beaufort  meinte,  es  seien  im  Ganzen  fünf  nöthig  gewesen,  um  den  Kreis  zu  füllen,  da  aber 
zwei  von  ihnen  Viertelkreise  sind,  mit  je  drei  Zeichen  des  Thierkreises,  so  dürfen  auch  die 
anderen  zwei,  mit  nur  je  zwei  theilweise  erhaltenen  Zeichen,  jedes  noch  mit  einem  dritten  zu 
einem  Viertelkreis  vervollständigt  werden.  Alle  lagen  auf  dem  Rücken,  so  dass  ich  die  Dach- 
seite nicht  habe  sehen  können  und  theils  die  Lage,  theils  der  Erhaltungszustand,  theils  die 
technischen  Eigenthümlichkeiten  müssen  die  Mangelhaftigkeit  meiner  mit  wenig  Müsse  ge- 
machten Angaben  entschuldigen.  Im  Scheitel  der  Wölbung  befand  sich  ein  etwas  erhabenes 
Feld,  nicht  kreisrund,  sondern  eher  viereckig,  mit  abgerundeten  Ecken,  etwa  0*40  M.  breit. 
Von  da  bis  zum  sehr  beschädigten  Rande  mass  ich  die  flache  Wölbung  im  Bogen  mit  0-72  M, 
und  die  Pfeilhöhe  des  Bogens  mit  0'2 1  M.  Aus  den  übrigen  Messungen  wurde  mir  klar,  dass 
die  Kuppel  zwar  im  Inneren  einen  Kreis  bildete,  aussen  aber  ein  Zwölfeck.  Dagegen  bin  ich 
über  die  Form  der  Dachfläche  und  den  Anschluss  der  Gewölbsteine  an  die  Mauern  um  so 
weniger  zur  Gewissheit  gelangt,  als  mir  das  Gewölbe  einen  zu  geringen  Durchmesser  zu 
haben  schien,  sowohl  für  die  vorhandenen  Theile  der  Cella  selbst,  als  auch  für  die  der  an- 
stossenden  Decke  der  die  Cella  umgebenden  Säulenhallen.  Mit  mehr  Sicherheit  Hess  sich  die 
Anordnung  des  Gebälkes  und  der  Decke  dieser  Säulenhalle  bestimmen.  Die  Säulen,  zwölf 
an  der  Zahl  (wenn  ich  aus  den  Architravlängen  und  ihrer  Krümmung  den  Umfang  richtig 
berechnet  habe),  trugen  einen  Architrav  nebst  darangearbeitetem  Fries  mit  Rankenwerk  von 
0"76M.  Höhe;  darauf  ruhten  die  Platten  der  Cassettendecke,  welche  andererseits  auf  der  Cella^ 
mauer,  beziehungsweise  auf  dem  Wandgebälke  auflagen.  Das  nach  aussen  vorspringende 
Kranzgesimse  (Hängeplatte  und  Zahnschnitte)  ist  an  die  Cassettenplatten  angearbeitet.  Die 
Breite  einer  solchen  wohlerhaltenen  Platte  mass  ich  mit  2-76  M.  vom  inneren  bis  zum  äusseren 
Rande.  Zwischen  zwei  glatten  Streifen,  welche  das  Auflager  bildeten,  0-62  M.  am  inneren, 
0-77  M.  am  äusseren  Rande  breit,  befanden  sich  an  dieser  Platte  zwei  concentrische  Reihen 
von  je  vier  Cassetten,  deren  Masse  mit  der  Bogenlänge  der  vorgefundenen  Architrave  derart 
übereinstimmen,  dass  zwölf  solcher  Cassettenplatten  die  Decke  gebildet  haben  müssen.  In  den 
Cassetten  sah  ich  Blumen,  einen  Kuhkopf  und  Anderes.  Mit  der  Axweite  der  Säulen  stimmt 
die  Länge  des  überladenen,  aber  nicht  schlecht  gearbeiteten  Thürsturzes  von  2-65  M.  Ein 
Säulenschaft,  weder  oben  noch  unten  ganz  vollständig,  hatte  noch  eine  Länge  von  5-17  M. 
Auch  die  Cassettenplatten  habe  ich  nur  von  der  Unterseite  sehen  können.  Das  Dach  muss 
im  Ganzen  von  einer  sehr  geschweiften  Form  gewesen  sein. 

In  der  Kuppel  waren  die  zwölf  Zeichen  des  Thierkreises  in  Reliet  dargestellt.  Auf  einem 
Kreisviertel  waren  Fische  (nur  am  Schwänze  noch  kenntlich),  Widder,  sich  umblickend,  Stier 
als  Buckelochs.  Wie  diese,  erkannte  Beaufort  auch  auf  dem  nächsten  die  Zwillinge;  links 
ist  ein  Jüngling  noch  kenntlich,  neben  einem  Pfeiler  stehend,  rechts,  minder  deutlich,  ein 
zweiter  Pfeiler  und  eine  zweite  Figur,  jetzt  breiter  erscheinend.    Der  Krebs  ist  noch  jetzt 


—      137     — 

deutlich,'  von  dem  Löwen  glaubte  ich  den  Schweif  und  Rückencontour  zu  erkennen.  Der 
Kuppeltheil  mit  Jungfrau,  Wage,  Skorpion  fehlt  ganz:  die  Leier,  die  Bea  ufert  auf  einem 
Stück  unsicher  zu  sehen  glaubte,  wird  etwas  Anderes  gewesen  sein.  Vom  letzten  Steine  end- 
lich ist  der  Schütze  verschwunden,  aber  Steinbock  und  Wassermann  erhalten. 
Was  Beaufort  auf  verkehrt  liegendem  Steine  für  einen  Schwan  hielt,  ist,  wie  bei- 
stehende Skizze  erkennen  lässt,  der  Steinbock  in  der  üblichen  Form  mit  dem  Fisch- 
schwanz. In  derselben  Stellung  folgt  dann  der  Wassermann,  ein  Jüngling,  nackt,  im 
Schema  des  einschenkenden  Satyrs,  die  Rechte  hochhaltend  mit  einem  Gefass, 
wie  es  scheint,  die  Linke  gesenkt  mit  Gewand  (?). ' 

Vielleicht  war  dieser  Rundbau  ein  Horologion  wie  das  Oktogon  des  Andro- 
nikos,  der  Thurm  der  Winde,  in  Athen,  in  dessen  nächster  Nähe  im  Nordwesten 
die  Spuren  einer  ähnlichen  Exedra  zu  erkennen  sind  wie  die  an  der  NW.- Ecke        ^'k-  '*'• 

TM  o-  /-v  •  Zeichen  dei 

jenes  Platzes  von  Side.  Ob  Gymnasium  oder  Markt,  würde  der  grosse  Säulenhof     xhierkreise». 
mit  einem  Horologion  passend  verziert  erscheinen.' 

Die  Gasse  aa,  deren  Spuren  namentlich  beim  Ausgang  aus  dem  Gymnasium  am  Süd- 
cornu  des  Theaters  deutlich  sind,  führte  hin  auf  die  NO. -Ecke  einer  nahen  grossen  An- 
lage ähnlicher  Art,  um  an  dieser  Ecke  vermuthlich  sich  zu  gabeln.  Einer  der  Wege  führte 
wohl  an  der  Westseite  hin  zu  dem  vermutheten  Thore  bei  p,  wahrscheinlich  schon  als  Fort- 
setzung der  auch  von  Norden  her  kommenden  Strasse.  Eine  andere  an  der  Nordseite  hin 
bis  nahe  zur  Mauer,  und  zwar  in  einer  Breite  von  7-85  M.  Die  Strasse  ist  stellenweise  mess- 
bar, beim  Nordende  von  Af  mit  einem  unter  der  Mitte  hinlaufenden  0*35  M.  breiten,  0*75  M. 
tiefen  Kanal  versehen. 

Das  grosse  Rechteck  M  nun  zwischen  jenen  Gassen  hat  wieder  die  Hauptzüge  mit  / 
gemein ;  ein  Hof  mit  Säulenhallen  und  dahinterliegenden  Gemächern,  die  letzteren  allerdings 
jetzt  schwerer  zu  const^tiren  und  von  späterem  Um-  und  Einbau  zu  scheiden  als  die  Hallen, 
deren  Stylobat  mit  wenigstens  noch  einer  vorliegenden  Stufe  namentlich  an  der  Südseite  vor- 
handen ist.  Jede  zweite  Platte  trug  eine  Säule,  und  Säulen  liegen,  nach  Norden  gefallen, 
zum  Theil  noch  eine  bei  der  andern;  monolithe  Schäfte  aus  grauem  Marmor,  4-75  M.  lang, 
uncannelirt.  Die  Plattenbreite  mass  ich  1-05  M.  bis  1-15  M.,  also  die  Axweite  durchschnitt- 
lich 2'20  M.  In  Bezug  auf  die  umliegenden  Räume  muss  ich  mich  begnügen  zu  sagen,  dass 
sie  im  Norden  und  Westen  sehr  zerstört  sind.  Im  Norden  glaubte  ich  etwa  6  M.  hinter  der 
Säulenschwelle  die  Mauerspur  zu  finden,  westlich  circa  7  M.,  südlich  gegen  9  M.  entfernt. 
Symmetrisch  schien  die  Anlage  im  Osten,  ein  grosses  Mittelgemach,  dessen  hinten  über  die 
Flucht  der  alten  Mauer  ausspringender  Theil  überwölbt  ist.  Ob  der  Stylobat  hier  vor  dem 
Mittelgemach  ausspringt,  wie  im  Plane  angedeutet  ist,  habe  ich  nicht  sicher  erkennen  können, 


'  Steinbock  und  Wassermann  ähnlich  auf  dem  Mosaik  von  Sentinum  Arch.  Zeitung  1877,  Taf.  3;  der  Wasser- 
mann noch  übereinstimmender  auf  Münzen,  unter  Antoninus  Pius  in  Alexandria  geschlagen,  von  De  Witte,  Gazette 
archeologique  1877,  S.  84  beschrieben:  in  der  Luft  mit  beiden  Händen  eine  umgekehrte  .Amphora  haltend. 

2  In  der  Mitte  der  oben  mit  der  ganzen  Anlage  hier  verglichenen  pompejanischen  Gladiatorenkaseme  wurde 
eine  Sonnenuhr  gefunden,  nach  Fiorelli,  Pompejanarum  antiquitatum  historia  I,  1 ,  S.  248. 

18 


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zuletzt  für  nicht  wahrscheinlich  gehalten.    Das  grosse  Mittelgemach  scheint  mit  dem  süd- 
lichen Nebengemach  durch  eine  Thür  verbunden. 

Auch  in  diesem  Säulenhof  liegt,  genau  orientiert,  soweit  ich  habe  messen  können,  ein 
quadrater  Sockel  mit  einem  runden  Aufbau,  allerdings  nur  ein  massiver  Kegel,  später  Con- 
struction,  ohne  besondere  Merkmale. 

Es  bleiben  innerhalb  der  Stadt  noch  zwei  Säulenhallen  zu  erwähnen,  beide  ganz  im 
Norden  längs  der  Strandmauer  liegend,  eine  dorische  bei  Q,  eine  jonische  bei  R.  Die  do- 
rischen Säulen  namentlich  stehen  sehr  nahe  an  der  hier  wenig  antiken  Mauer  und  sind  durch 
Bogen  mit  einander  verbunden.  Sie  sind  meist  des  Gestrüppes  wegen  unnahbar.  Von  Sücjen 
her  zählend  sah  ich  die  i.  halb  noch  stehend,  2  und  3  mit  Capitell  und  Abacus  noch  2-50  M. 
etwa  über  dem  Boden,  4  liegend,  5  vollständig  aufrecht,  6  und  7  (?)  liegend,  8  in  der  Mauer 
steckend,  9  noch  halb  und  2 '73  M.  davon  weiter  nördlich  eine  Ante  circa  i'04  M.  breit.  Bei 
der  vierten  Säule,  welche  mitsammt  dem  Bogen  umgefallen  war,  constatirte  ich  unterwärts 
zwanzig  Kanäle  oder  vielmehr  Facetten,  am  Hypotrachelion  als  Kanäle  gehöhlt,  gut  aus- 
geführt, wie  das  Capitell  mit  drei  Ringen  und  steilem,  nicht  geradlinigem,  oben  noch  ein 
wenig  eingezogenem  Echinos.  Die  Seitenlänge  des  Abacus  mass  circa  0*70  M.,  die  Axweite 
der  Säulen  annähernd  3*45  M.  Auch  weiter  südlich  von  der  ersten  gezählten  Säule  liegen 
dorische  Capitelle,  sowohl  grössere  der  beschriebenen  Art,  als  auch  kleinere,  mit  nur  zwei 
Ringen  und  auch  im  Hypotrachelium  polygon  ohne  Kanäle.  Thürstürze,  die  an  mehreren 
Stellen,  namentlich  zwei,  etwa  bei  s  stehend,  gehören  nach  ihrer  Orientirung  (77°)  wohl 
kaum  dazu.  Die  Länge  der  Säulenflucht,  die  Orientirung  und  die  verschiedene  Grösse  der 
Säulen  lassen  vielleicht  eher  an  eine  Markt-  oder  Hafenhalle  denken  als  an  einen  Tempel. 

Neben  einer  der  nördlichsten  dorischen  Säulen  lag  auch  schon  eines  der  Capitelle  von 
der  jonischen  Säulenreihe  ü,  weiter  nördlich  auch  dazugehörige  Säulenschäfte.  Der  Stand-, 
punkt  der  ersten  Säule,  von  Norden  her  gezählt,  ist  durch  einen  rechtwinkelig  zur  Mauer 
liegenden  Block  gekennzeichnet.  Im  Abstände  von  2-50  M.  fand  ich  eine  Säule,  eine  zweite 
im  Dickicht,  3  mit  verschobenem  Capitell,  4  mit  Capitell,  von  5  nur  den  unteren  Theil  des 
Schaftes  mit  aufgestülptem  Capitell  derselben  Art.  Die  Voluten  (Durchmesser  0*35  M.),  seit- 
lich stark  zusammengeschnürt,  sind  einfach,  aber  sorgfältig  ausgeführt  (von  Auge  zu  Auge 
0"8o  M.,  Halsdurchmesser  0-70  M.).  Die  Eier  des  Kymas  mit  einer  Umrandung,  deren 
äussere  Linie  sich  unten  etwas  herzförmig  zuspitzt.  Die  zwanzig  Kanäle  des  Schaftes  sind 
unten  durch  einen  Stab  ausgefüllt.  Die  gleiche  Axweite  der  jonischen  und  der  dorischen 
Säulenstellung,  das  Nebeneinander  von  Stücken  beider  Ordnungen,  endlich  die  zwei  Arten 
dorischer  Capitelle  legen  Vermuthungen  nahe,  die  zu  äussern  doch  nutzlos  wären. 

Ehe  wir  die  Stadt  verlassen,  ist  noch  der  Wasserleitung  zu  gedenken.  Hirschfeld 
(im  n.  Berichte  der  Sitzungsber.  1876,  S.  129)  hat  neben  jeder  der  zwei  Brücken,  welche  den 
nächsten  westlichen  Nebenfluss  des  Melas,  den  Aksu  überbrücken,  mehrere  Bögen  der  gross- 
artigen Wasserleitung  gefunden  und  mehr  als  vierzig  Bögen  gar  fünf  Stunden  nordöstlich 
von  Side  ein  kleines  Seitenthal  übersetzend.  Diese  Wasserleitung  scheint  demnach  vom 
Karadagh  herzukommen ;  sie  erreicht  etwas  westlich  vom  Thurirc  c  die  Stadtmauer  und  ist 
hier  vermuthlich  schon  vorhandener  Strassenzüge  wc.yen  nicht  direct  in  gleicher  Richtung 


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fortgeführt,  sondern  lief  zunächst  auf  der  Stadtmauer  hin.  Auf  dem  Umgange  der  Mauer, 
welcher  hier  durch  2  M.  breite  vorgebaute  Gewölbe  verbreitert  ist  (früher  bei  der  Ostmauer 
beschrieben),  liegt  der  im  Lichten  0-57  M.  breite  und  0*54  M.  tiefe  Kanal.  An  der  SW.-Ecke 
des  letzten  viereckigen  Thurmes  geht  die  Leitung  von  der  Mauer  ab,  eine  lange  Strecke 
mit  der  Hafenmauer  und  jenen  jonischen  und  dorischen  Säulenhallen  parallel  gegen  das 
Theater  hin. 

Treten  wir  nun  aus  dem  grossen  Thore  gegen  NO.  aus  der  Stadt  heraus,  so  haben  wir 
gerade  vor  uns  eine  bedeutende  Ruine,  bei  der  Beaufort  an  Bäder  dachte,  die  Hirschfeld 
1876,  S.  126,  als  Chäteau  d'eau  erkannte,  und  die  als  solches  auch  schon  in  Tr^maux'  un- 
vollständig gebliebenem  Werke  und  in  Schreiber's  Culturhistorischem  Bilderatias,  Taf.  LVIII, 
I  und  2  abgebildet  ist.  Im  Drange  der  letzten  Tage  unseres  Aufenthaltes  von  Rausch  nur 
theilweise  aufgenommen,  hat  es  auch  durch  Niemann  keine  alle  vorhandenen  Elemente  be- 
nützende endgiltige  Herstellung  (Taf.  XXX)  erhalten  können.  Wesentliche  Dinge  traten  leider 
erst  ganz  zuletzt  zu  Tage,  als  auch  der  Photograph  bereits  abgegangen  war.  Trotzdem  ist  es 
vielleicht  das  besterhaltene  Beispiel  einer  noch  kaum  beachteten'  Classe  von  Gebäuden,  die, 
seit  lange  in  einfacheren  Formen  bestehend,  im  zweiten  nachchristlichen  Jahrhundert  zu  be- 
sonderer Pracht  sich  entfalteten  und  so  sehr  zum  regelmässigen  Schmuck  einer  Stadt  wurden, 
dass  wir  sowohl  in  Perge  wie  in  Aspendos  deren  gefunden  und  dabei  auf  Side  verwiesen 
haben.  Andere  Beispiele  werden  wir  in  Kremna,  Sagalasses  und  vielleicht  Selge  antreffen. 
Die  Beschreibung  des  späten  Prunkbaues  mit  seinen  Nischen  und  Säulen  siehe  unten.  Ich 
habe  indessen  keine  anderen  Säulenschäfte  gesehen  als  eine  Vs  -  Säule  mit  Spiralkanälen  an 
einen  profilierten  Pfeiler  angearbeitet,  ferner  ein  aus  drei  Halbsäulen  bestehendes  Säulen- 
bündel, die  Säulen  durch  profilirte  Leisten  getrennt.  Vielleicht  aber  gehörten  diese  leider 
nicht  gemessenen  Stücke  der  oberen  Ordnung  an,  für  die  ausser  anderen  Beweisen,  die  noch 
zu  erwähnen  sein  werden,  auch  korinthische  Capitelle  von  zwei  Grössen,  eines  von  0-35  M., 
das  andere  von  0-56  M.  unterem  Durchmesser  sprechen.  Auf  den  aus  der  Wand  aussprin- 
genden Architraven  liegen  noch  einige  Cassettenplatten  mit  Fischen  verziert.  Oberhalb  dieser 
Cassettenplatten  waren  wieder  Steinbalken  eingebunden,  die  keinen  anderen  Zweck  gehabt 
haben  können,  als  den  Sockel  für  eine  höhere  Säulenstellung  zu  bilden.  Diese  reichen  bis 
eine  Lage  unterhalb  der  kleinen  Oeffnungen,  die  ich  an  Ort  und  Stelle  für  Thüren  gehalten 
habe,  welche  auf  diesen  oberen,  wenn  auch  schmalen  Umgang  (?)  vielleicht  nur  zu  praktischen 
Zwecken  herauszutreten  verstatteten.  Jene  Oeffnungen,  die  symmetrisch  angelegt  zu  sein 
scheinen,  erleuchten  einen  der  Länge  nach  durch  den  Oberbau  gehenden  schmalen,  wag- 
recht überdeckten  Gang.  Zwischen  der  Nord-  und  Mittelnische  erweitert  sich  dieser  Gang 
zu  einem  Gemach,  welches  nach  Osten  ein  Bogenfenster  hat.  Den  Aufgang  zu  diesen  Räu- 
men im  Oberstock  bildet  eine  Treppe,  neben  einer  Mörtelmauer  angelegt,  welche  von  Norden 
her  an  den  Bau  herangeführt  ist.    Ist  die  architektonische  Decoration  des  unteren  Theiles 


'  Vergl.  Durm,  Baukunst  der  Römer,  S.  358.  Die  römischen  Archäologen  haben  sie, besser  beobachtet, 
wie  Lanciani,  Topografia  di  Roma  antica,  S.  365,  Visconti  im  Bulletino  comunale,  1875,  133;  1877,  5g;  1882, 
63;  1884,  48;  1886,  31  und  341  ;  1887,  93.  Doch  hatte  z.B.  Lanciani  a.a.O.  S.  173  ru  enge  Vorstellung  von 
den  Formen  der  im  alten  Rom  so  zahlreichen  Nympheen. 

18* 


—     140     — 

schon  in  manchen  Stücken  unsicher,  so  ist  diejenige  des  oberen  Theiles  völlig  dunkel.  Von 
ihr  dürfte  ein  mir  räthselhaftes  Gebälkstück  herrühren,  welches  das  ganze  Profil  des  unteren 
Epistyls  und  Frieses  mitsammt  der  über  Zahnschnitt  ausladenden  Hängeplatte  wiederholte, 
aber  gekrümmt,  und  zwar,  wenn  ich  recht  gesehen  und  recht  notirt,  Gebälk  und  Fries  in 
verticaler,  die  Hängeplatte  in  horizontaler  Krümmung,  beide  Krümmungen  links  glatt  durch- 
schnitten. 

Die  Bestimmung  dieser  Fac^ade  ohne  Tiefe  erhellt  zunächst  aus  den  grossen  Ausfluss- 
kanälen, deren  drei  in  jeder  Nische  1*85  M.  oberhalb  des  Sockels  aus  der  Wand  über 
dem  Sockel  herausragen.  Der  mittlere  Kanal  ist  jedesmal  breiter  als  die  beiden  seitlichen 
1*50  M.  gegen  roö  M.,  die  Seitenwände  etwa  0*22  M.  dick.  An  der  Rückseite  des  Baues 
sieht  man  diesen  Ausgüssen  entsprechend  neun  überwölbte  Oefifnungen,  drei  schmälere 
gerade  durchgehend  zu  den  Mittelansflüssen,  sechs  breitere,  von  denen  aus  schmälere 
zu  den  Seitenausflüssen  schräg  durch  die  Mauer  gehen.  (Siehe  Tafel  XXX.)  Aber  kein 
Leitungskanal  ist  jetzt  vorhanden,  wie  er  ohne  Zweifel  einst  an  jener  Mörtelmauer  von 
der  grossen  Leitung  hergeführt  war,  welche  westlich  vom  grossen  Thore  die  Stadtmauer 
übersetzt. 

Also  neun  Wasserströme,  so  viel  wie  in  der  athenischen  Enneakrunos  ergossen  sich 
hier  —  natürlich  in  ein  grosses  Bassin,  dessen  seidiche  Grenzen  ohne  Weiteres  sichtbar 
waren.  Der  Säulensockel  sprang  an  beiden  Enden  des  Baues  in  einer  Breite  von  2*27  M. 
um  9 '60  M.  vor,  in  seiner  Mitte  nach  aussen  mit  einem  viereckigen,  nach  innen  mit  einem 
gerundeten,  4*08  M.  weiten  Ausschnitt.  Zwischen  diesen  Flügeln  fanden  sich  bei  Abholzung 
des  dicht  überwachsenen  Terrains  die  deutlichen  Reste  der  vorderen  Grenze  des  400  bis  500 
Quadratmeter  grossen  Bassins.  Vermuthlich  über  Stufen,  die  nur  durch  eine  Grabung  zu 
finden  gewesen  wären,  erhob  sich  etwa  i*io  M.  hoch,  am  rechten  Ende  noch  etwas  erhalten,- 
eine  Schranke,  zusammengesetzt  aus  fast  quadraten  Reliefplatten  wechselnd  mit  Schöpf- 
gefassen,  zwischen  je  zwei  kleinen  Filastern,  in  welche  die  dünneren  Reliefplatten  eingefalzt 
sind.  Ich  mass  eine  Platte  i*og  M.  und  das  Gefäss  bis  zum  nächsten  ReHeffalz  i"8o5  M., 
zusammen  rund  2*90  M.  Obgleich  die  meisten  Reliefplatten  fehlten  und  die  Vasen  grössten- 
theils  zerstört  sind,  glaubte  ich  an  der  Linie  entlang  die  Spur  von  dreizehn  Vasen  zu  er- 
kennen ;  aber  erst  vierzehn  Vasen  und  fünfzehn  Reliefs  würden  mit  einem  ich  weiss  nicht 
wie  ausgefüllten  Raum  von  je  i  M.  vom  letzten  Relief  bis  zu  den  Flügeln  die  nöthige  Länge 
von  rund  50  M.  ergeben.  Unter  den  Reliefs  wie  den  Vasen  lief  ein  Sockel  hin.  Die  Form 
der  Vasen  war  in  einem  Exemplare  noch  als  bauchiges  Henkelgefäss  zu  erkennen,  deren 
oberer  Rand,  0*37  M.  unter  dem  Rande  der  Schranke  liegend,  von  da  noch  eine  Tiefe  der 
Höhlung  von  0'35  M.  messen  Hess.  In  diese  Schöpfgefasse  muss  das  Wasser  über  den  Rand 
des  Bassins  abgeflossen  sein.  Ob  einige  grosse  Stücke  einer  Balustrade  oder  eines  Rahmens 
(2'30  M.  lang),  die  ich  in  der  Nähe  bei  dem  südlichen  Seitenflügel  gesehen  zu  haben  mich 
erinnere,  hier  vorne  am  Bassin  oder  seitlich  oder  an  der  Fa^ade  ihren  Platz  gehabt  haben 
zwischen  den  Säulen,  kann  ich  nicht  sagen. 

Von  den  Reliefs  stand  das  erste  südlich  noch  an  seinem  Platze,  dies  wie  das  fol- 
gende offenbar  von  Beaufort  nicht  gesehen,   der  das  weiter  gegen  die  Mitte  gelegene 


—     141 


Fig.  loi.  Relief  Totn  Njrmpheum. 


dritte  der  beschriebenen  und  ein  anderes  von  uns  nicht  gefundenes  erwähnt. '     Es  stellt 
die  Ueberraschung  der  Amymone  dar :  Poseidon,  um  die  Beine  den  wehenden  Mantel,  in 
der  Linken  einen  Stab  (Dreizack?),  eilt  von  rechts  herbei,  die  Rechte  ausstreckend.    Vor 
ihm  links  kniet  nach  links  Amymone,  nackt,  nur  über  das 
rechte  Knie  und  den  linken  gegen  Poseidon  wie  bittend 
erhobenen  Arm  ein  Gewandstück.  Sie  wendet  auch  den 
Kopf  gegen  Poseidon  zurück,  während  sie  den  rechten 
Arm  auf  das  rechte  Knie  stützt.    Zwischen  ihr  und  Po- 
seidon fliegt  Eros,  Poseidon  führend,  die  Rechte  gegen 
seinen,  die  Linke  gegen  Amymones  Kopf  ausstreckend. 
Unter  ihm  werden  auf  dem  Reliefgrund  die  parallelen 
Hinterbeine  von  vier  Pferden  sichtbar,  deren  Köpfe  un- 
deutlich links  neben  Eros  Kopf  erscheinen.    Links  neben  dem  Kopf  der  Amymone  schien 
mir  der  Kopf  eines  riesigen  Delphins  sichtbar ;  höher  ein  Platanenblatt  (?).    Die  Erwartung, 
an  der  Schranke  des  grossen  Bassins  lauter  Meeresmythen  dargestellt  zu  sehen,  wurde  gleich 
beim  zweiten  Relief  hinfallig.  Denn  hier  war  in  bekannter 
Gruppe  rechts  Ares,  links  Aphrodite  dargestellt,  er  in 
Vorderansicht,  nur  den  Kopf  nach  links  gegen  die  Göttin 
gewandt,  die,  in  Stand  und  Kleidung  der  Melischen  gleich, 
den  linken  Arm  um  den  Nacken  des  Geliebten  legt,  die 
Rechte   an   seine  rechte  Schulter,   unterstützt  in   ihren 
Bitten  von  dem  kleinen  nackten  Eros,  der  links  auf  einer 
Erhöhung  (der  Kline  ?)  heranschreitet,  die  Linke  gegen 
die  Gruppe  erhebend.    Aber  Ares  steht  wie  widerstre- 
bend, die  Rechte  gesenkt  (ob  leer?),  die  Linke,  den  grossen  Rundschild  am  Arme,  auf  die 
Lanze  gestützt.  Was  eine  Erhebung  des  Reliefgrundes  in  der  rechten  Ecke  unten  neben  Ares 
mit  gerader  Endigung  seitlich  und  oben  zu  bedeuten  hätte,  blieb  mir  verborgen. 

Zwischen  dem  siebenten  und  achten  gezählten  Ge- 
fdss  lag  die  Platte,  auf  welche  oben  beim  Athenatempel 
schon  hingewiesen  wurde.  Links  steht  eine  männliche 
Figur  im  Mantel  nach  rechts,  ebenso  vor  ihr  zwei  weib- 
liche. Die  vorderste  von  diesen  mehr  schreitend  hebt  in 
der  Linken  einen  undeutlichen  Gegenstand,  während  sie 
mit  der  Rechten  gerade  oberhalb  eines  kleinen  Altars, 
der  einer  Säule  mit  gewundenem  Schaft  gleicht,  die  dar- 
gebotene Rechte  der  jenseits  des  Altars  stehenden  Athena 
am  Gelenk  umfasste.  Die  Göttin  scheint  die  Tracht  der  Parthenos  zu  haben,  hält  in  der  ge- 
senkten Linken  die  Lanze  geschultert  und  ist  ausserdem  an  der  Aegis  kenntlich.    Hinter  ihr 


Fig.  102.  Relief  vom  Nympheam. 


Fig.  103.  Relief  vom  Nympheum. 


'  An  sich  wäre  es  allenfalls  denkbar,  dass  Beaufort  bei  dem  verschlifFenen  Zustande  des  Reliefs  den  laing- 
bekleideten  Poseidon  für  Selene  gehalten,  aber  sollte  er  dann  nicht  die  Bestimmung  der  SchranWr  imH  H».<s  Bassins 
erkannt  haben? 


142 


ist  ein  kleines  Schiff  mit  grossem  Knauf  (Korb?)  auf  dem  Mast  und  geblähtem  Segel  (ob 
auch  mit  einem  grossen  Schilde  am  Rumpf?)  sichtbar.  Darnach  scheint  es  nicht  zweifelhaft, 
dass  Athenas  Ankunft  und  Einsetzung  in  ihre  Cultusehren  dargestellt  sein  soll,  eben  derjenige 
Vorgang,  welchen  das  in  vier  Inschriften  {loy  k  bis  q)  von  Side  bezeugte  Fest  des  Epi- 
baterios  (Agon,  Themis)  feierte.  Ich  glaube  daher,  dass  die  die  Athena  bewillkommnende 
Frau  die  Tyche  von  Side  darstellt,  welche  der  neugekommenen  Göttin  den  Granatapfel,  das 
von  den  Münzen  Sides'  genugsam  bekannte  Symbol  und  Wappen  der  Stadt  übergibt.  Jene 
Inschriften  nennen  allerdings  das  Fest  als  Athena  und  Apollon  gemeinsam.  Vielleicht  war 
also  auf  dem  nächsten  Relief  weiter  nördlich  Apollon  dargestellt :  von  fünfzehn  Relieftafeln 
müssten  die  achte  (Athena)  und  neunte  (vorausgesetzt :  Apollo)  die  mittelsten  sein,  die  den 
so  hervorragenden  Göttern  nicht  ohne  Absicht  in  diesem  Pantheon  gegeben  sein  könnten. 

Hinter  der  eilften  (oder  zwölften)  Vase  folgte  eine  Darstellung  Demeters,  wie  sie  auf 
dem  Schlangenwagen  dahinfährt  nach  links,  eine  brennende  Fackel  in  der  Rechten  vor- 
streckend, eine  andere  in  der  Linken  haltend,  in  leidenschaftlicher  Bewegung  vorgebeugt 
und  mit  dem  rechten  Fuss  auf  den  kleinen  Wagen  tretend.  Gleicherweise  weit  ausschrei- 
tend eilt  vor  dem  Wagen  auf  dem  Boden  übernatür- 
lich gross  und  mit  geflissentlicher  Deutlichkeit  ausge- 
führte Gersten-  oder  Weizenähren,  die  mit  kurzem  Halm 
wie  eben  dem  Boden  entsprossen  erscheinen,  eine  stark 
vorgeneigte  und  sich  umwendende  Gestalt  daher.  Wegen 
der  Tracht  —  auch  die  Chlamys  hat  sie  zum  Chiton  —  we- 
gen des  kurzen  krausen  Haares  und  Unbärtigkeit  dachte 
ich  an  Hermes,  obgleich  ich  den  Stab  in  der  Linken  nicht 
deutlich  sah.  Die  auf  dem  eingebogenen  rechten  Arm- 
liegende  Masse  schien  mir  die  Chlamys.  Dass  es  Hades  wäre,  der  ja  öfter  die  geraubte  Kora 
ähnlich  über  den  Arm  geworfen  trägt,  schien  mir  ausgeschlossen.  Dann  ist  es  aber  so  gut 
wie  gewiss,  dass  auf  einer  folgenden  Tafel  der  Räuber  mit  der  Tochter  dargestellt  war,  mag 
nun  Beaufort,  wenn  er  unter  den  hier  gesehenen  Darstellungen  ausdrücklich  „the  rape  of 
Proserpina "  nennt,  ungenau  von  unserer  oder,  was  doch  wahrscheinlicher,  genau  von  einer 
anderen,  eben  der  vorausgesetzten,  Platte  gesprochen  haben. 

Beaufort  erwähnt  auch  noch  Diana  und  Endymion,  durchaus  wahrscheinlich,  da  ja 
alle  Hauptgötter  wenigstens  einmal  und  vorzugsweise  in  Liebesbegegnung  dargestellt  zu 
sein  scheinen.  Zu  einer  ähnlichen  Darstellung  gehörte  wohl  auch  ein  kleines  unfern  der  nörd- 
lichen Nische  gefundenes  Fragment :  das  Mittelstück  einer  nackten  Frau  nach  rechts  stehend, 
aber  vielleicht  mit  dem  Oberkörper  nach  links  sich  umwendend,  wo  ein  mir  unverständlicher 
Gegenstand  (Unterende  einer  Schwertscheide?)  noch  in  ziemlich  scharfem  Relief  erhalten  war. 
Die  fehlenden  Darstellungen  wird  man  nicht  errathen  wollen,  aber  Zeus  und  die  übrigen 
Hauptgötter  in  ähnlichen  Scenen  dargestellt  voraussetzen  dürfen. 


Fig.  104.  Relief  vom  Nympheum. 


■  Vergl.  die  Münzen  von  Side,  die  schon  vom  Ausgang  des  sechsten  Jahrhunderts  an  das  Bild  Athenas  zeigen. 
Imhoof-Blumer,  Zeitschr.  f.  Numism.  III,  S.  329  ff.  Benndorf,  Das  Cultbild  der  Athena  Nike,  Taf.  I.  Head, 
Hist.  num.,  S.  587. 


—     143     — 

Beaufort  erwähnt  auch  noch  einer  Kriegerstatue  und  einer  überlebensgrossen  Frauen- 
statue, von  denen  ich  nichts  mehr  gefunden  habe.  Aber  noch  mehr  Statuen  müssen  schon 
früher  verschwunden  sein,  denn  ein  so  gross  angelegtes,  so  reich,  wenn  auch  im  Geschmack 
später  Zeit  ausgeführtes  Bauwerk  wird  zwischen  den  Säulen  und  auf  den  vorspringenden 
Flügeln  nicht  statuarischen  Schmuckes  entbehrt  haben,  der  für  verwandte  Bauten  genügend 

bezeugt  ist. 

Eine  Inschrift  habe  ich  unter  den  Ruinen  vergebens  gesucht,  aber  als  ich  eine  Basis, 
welche  auf  dem  freien  Platze  innerhalb  des  grossen  Thores  gerade  vor  dem  spitzen  Winkel 
der  zwei  Hallenstrassen  lag,  umdrehen  Hess,  fand  ich  darauf  die  Inschrift  Nr.  107.  Der 
Mann,  welcher  in  dieser  Inschrift  genannt  wird  und  dessen  Bild  auf  dieser  Basis  stand,  war 
auch  schon  in  einer  andern  Basisinschrift  zu  Ehren  seiner  Frau  (Nr.  107  d)  gelesen. 

Es  ist  nicht  uninteressant,  dass  sich  diese  andere  Inschrift  der  Kyreinia  Patra  in  der  öst- 
lichen Hallenstrasse  wiedergefunden  hat.  Bryonianos  Lollianos  hat  in  der  neuen  Inschrift 
dieselben  Titel,  aber  sein  Bild  hat,  wenn  ich  richtig  ergänze,  die  Phyle  der  Megalopoliten 
errichtet.  Phylen  haben  wir  auch  in  Perge,  Sillyon  und  Aspendos  nachweisen  können,  von 
einem  Gott  oder  einem  Vorsteher  (Heros  ?)  benannt.  Hier,  wo  die  Basis  auf  einem  so  aus- 
gezeichneten, also  vermuthlich  ihrem  ursprünglichen  Platze  gefunden  ist  und  dieser  Platz  so- 
nach im  Angesicht  des  grossen  Thores  sich  befindet,  wird  man  wohl  nicht  zweifeln  können, 
dass  die  Phyle  der  Megalopoliten  von  dem  grossen  Thore  ihren  Namen  erhalten  hat,  zumal 
im  zweiten  Verse  des  nachfolgenden,  kaum  jüngeren  Epigramms  die  Leiter  des  (grossen) 
Thores  gewiss  nichts  Anderes  sind  als  die  dichterisch  umschriebenen  Vorsteher  der  Phyle, 
welche  das  grosse  Thor  hiess. 

Wichtiger  noch  ist  das  Epigramm  wegen  seiner  Beziehung  zu  dem  eben  vorher  be- 
schriebenen Wasserbau  ausserhalb  des  Thores.    Uebersetzt  lauten  diese  Verse  etwa : 

Nahe  beim  Tempel  der  Nymphen,  da  Hessen  errichten  dein  Bildniss 
Stifter!  die  Häupter  des  Thores,  welches  das  grosse  genannt, 
Freuend  dich  hier  an  den  Strömen  des  himmelentsprungenen  Flusses. 
Denn  hochherzigen  Sinnes  erbautest  auf  eigene  Kosten 
Du  von  den  Quellen  daher  unermesslichen  Fluss. 

Die  letzten  Verse  besagen  genau  genommen  (öXxoc  gleich  ä'(io'(6z  genommen'  und  ä::etp£3ioc 
von  der  Länge  der  Leitung  verstanden),  dass  Lollianos  die  grosse  Wasserleitung  von  Side 
aus  den  Bergen  her  gebaut.  Aber  dieses  grossartige  Werk  muss  älter  sein  und  ist  augen- 
scheinlich ursprünglich  gar  nicht  für  das  Nympheum  berechnet  gewesen.  Lollianos  muss  die 
Leitung  zum  Nympheum  gebaut  haben,  und  da  diese  nur  eine  Abzweigung  von  jener  grossen 
Hauptleitung  ist,  auch  das  Nympheum  von  seiner  Leitung  nicht  zu  trennen  ist,  darf  man  viel- 
leicht Leitung  und  Nympheum  demselben  Manne  zuschreiben.  Und  wenn  ein  Verehrer  seiner 
Gattin  unter  die  Ehreninschrift  ihrer  Basis  £üt6)^£i  Ilr^Y^^^  schrieb,  so  war  dies  wohl  weniger 


'  Vergl.  Malalas,  S.  278  von  Hadrian  er5(r,C£  Se  xai  to  ßXü^Iov  öBwp  rr,^  Xe^ojisv»;^  Xof  3|Axvva{  w,y^;  5i'  iXxsü  e^tsvai 
xarix.x-w6ai  st;  aÜTÖv  tcv  t^;  •ktjY^;  bhvh-i  cv  tu  OiarptStu  ts  ex  tsü  vaoJ  sjtsv  üSwp  ev  Sta^Sjisi;  -/eCipurei  sivte  u.  s.  w. 


—     144     — 

ihr  ständiger  Beiname,  der  als  solcher  gewiss  mit  dem  üblichen  7J  t/xx  in  die  Inschrift  selbst 
eingesetzt  wäre,  als  ein  improvisirter.  Pegasis  ist  der  Name  einer  Nymphe,  und  dass  dieser 
Name  nicht  bei  Hesiod,  sondern  in  Quintus  Posthomerica  3,  301  vorkommt,  macht  es 
nur  wahrscheinlicher,  dass  die  Gattin  des  Mannes,  welcher  das  Nympheion  erbaut  oder  es 
wenigstens  mit  Wasser  versehen  hatte,  damit  als  Nymphe  gefeiert  werden  sollte:  ein  Wort 
statt  eines  Gedichtes,  wie  es  dem  Manne  gewidmet  wurde. 

Nympheum,  denn  hiervon  ist  der  virjoc  Nu{ircd(ov,  der  Nymphentempel,  wie  in  der  in 
vorhergehender  Anmerkung  ausgeschriebenen  Stelle  des  Malalas,  offenbar  nur  eine  Um- 
schreibung. Wir  hätten  hier  also  ein  Nympheum  sozusagen  mit  Namensbeischrift.  Dies 
sidetische  „Nympheum"  hat  aber  zugleich  so  auffallende  Uebereinstimmung  der  Form  mit 
einem  zeitnahen  Prachtbau  Roms,  dem  Septizonium  des  Severus,  dass  man  auch  dieses  für 
ein  Nympheum  zu  erklären  und  zum  Vergleich  heranzuziehen  berechtigt  ist.'  Auch  dieses  ein 
blosser  Facjadenbau,  eine  kolossale  Decorationswand  mit  zwei  vorspringenden  Flügeln  mit 
drei  grossen  Nischen,  mit  drei  Säulenstellungen  übereinander,  mit  engen,  im  Innern  entlang 
führenden  Gängen^  mit  Statuenschmuck  und  auf  dem  capitolinischen  Stadtplan  nicht  undeut- 
licher Grenze  des  Bassins  vorne.  Zwei  andere  bis  jetzt  bekannte  Septizonien,  ein  zweites 
römisches  und  eines  in  Lambaesis  in  Afrika,  verbinden  sogar  bezeugtermassen  Septizonium 
und  Nympheum.  In  Lambaesis  nennt  die  ältere  Inschrift  der  grande  et  belle  fontaine  das 
Septizonium,  die  jüngere  das  Nymphaei  opus,^  bei  dem  zweiten  römischen  fügte  der  Kaiser 
Marius  ambitiosi  operis  nymphaeum  hinzu  nach  Ammianus  15,  7,  3.  Scheint  es  hier  nöthig, 
Septizonium,  ein  Name,  dessen  Bedeutung  noch  dunkel,  von  der  Decorationswand,  dem 
Scheinpalast,  zu  verstehen,  Nympheum  von  dem  Bassin,  dem  Lacus,  so  ist  doch  nicht 
zweifelhaft,  dass  das  Bassin  wohl  nachträglich  vergrössert  und  verschönert  werden  konnte, 
aber  doch  schon  von  Anfang  an  dabei  sein  musste,  und  zweitens,  dass  jeder  der  beiden  Nanren 
Septizonium  und  noch  mehr  Nympheum  das  Ganze  bedeuten  konnte,  sowohl  die  Fa9ade 
wie  das  Bassin  davor,  mit  dem  Unterschiede,  dass  Nympheum  allgemeiner  jeden  Brunnenbau, 
Septizonium  nur  die  prunkvollste  Ausgestaltung  desselben  bezeichnet. 

Es  ist  nicht  dieses  Ortes,  auszuführen,  wie  sich  die  Entwicklung  des  Nympheums  von 
einfacher  Nymphengrotte  zu  solchen  Scheinpalästen  vollzogen,  wie  in  Griechenland  schon  das 
sechste  Jahrhundert  v.  Chr.  die  Gabe  der  Nymphen  aus  gesäulten  Fa^aden,  mochten  sie  nun 
mehr  gedehnt  Portiken  oder  kürzer  Tempelchen  gleichen,  niederrinhen  sah,  wie  daneben  aus 
der  natürlichen  Grotte  sich  die  künsthch  gewölbte  Nische  entwickelt  und  beide  Formen,  ver- 
bunden mit  mehrfacher  Wiederholung  in  der  Breite  und  Höhe,  zuletzt  die  Septizonien  ergaben. 
Auch  das  kann  hier  nur  angedeutet  werden,  dass  die  namentlich  in  Aspendos  auffallende 
Verwandtschaft  der  grossen  Nympheumsfa^aden  mit  Theaterskenen  eine  Einwirkung  sowohl 
der  nachgeahmten  Palastfa9ade  des  Theaters  als  der  wirklichen  ahnen  lässt,  eine  Einwirkung, 


'  S.  H.  Jordan,  Forma  urbis  Romae,  S.  37.  Chr.  Hülsen,  Das  Septizonium  des  Septimius  Severus.  Den 
Versuch,  ein  astronomisches  Observatorium  daraus  zu  machen,  kann  man  auf  sich  beruhen  lassen.  Der  Gedanke 
an  einen Wasserthurm  kam  dem  Richtigen  ja  schon  beträchtlich  näher.  Vergl.  Römische  Mittheilungen  1887,  S.  295. 

'  S.  Hülsen,  Das  Septizonium  des  Septimius  Severus,  S.  14  und  20. 

^  C.  J.  L.  VIII,  2657  die  ältere,  2658  die  jüngere  Inschrift. 


—     145     — 

die  in  Antiochia  am  Orontes  mit  Händen  zu  greifen  scheint.  Hier  hatte  das  grosse  Theater 
über  der  Mittelthür'  ein  Nympheum,  in  welches  Trajan,  sei  es,  dass  er  dies  Nympheum  schon 
vorgefunden  oder  erst  angelegt,  die  Tyche  von  Antiochia  mit  dem  Flussgott  zu  ihren  Füssen 
eingestellt.  In  derselben  Stadt  dann  oder  genauer  in  dem  nahen  Daphne  unter  Hadrian'  ein 
ösatpov  (6catpt5iov)  zm  tct^yäv,  wie  Malalas  sagt,  oder  wie  er  auch  sagt,  vao;  tö)V  rrrf(öiy  oder 
vaöc  r(MV  Nu|i.(p(i)V,  letzteres  also  ganz  wie  in  Side.  Kann  man  zweifeln,  dass  hier  das  Bassin, 
gerundet  auf  einer  Seite  wie  beim  Nympheum  Alexandri  Severi  in  Rom,'  oder  wie  gewiss 
bei  einem  andern  Nympheum  Antiochias,  welches  man  das  aiYIA0iro£i5sc  nannte,  das  „sigma- 
förmige"  von  der  späten  Form  des  Buchstabens  C,  sich  der  Orchestra  eines  Theaters  ver- 
glich, mochte  man  in  weiterem  Phantasiespiel  bei  den  springenden,  wirbelnden  Wassern  an 
Nymphenreigen  denken  oder  nicht?  Wie  hinter  der  Orchestra  die  palastartige  Skene  sich 
erhob,  so  hinter  dem  Wasserbassin  das  Haus,  der  Tempel  der  Nymphen,  aus  dem  die  Göttinnen 
heraussprangen;  selbst  die  fünf  Wasserpforten  dieses  Nympheums  von  Antiochia  mögen  den 
fünf  Thüren  einer  Theaterskene  gleichgesetzt  werden.  Endlich,  wie  im  Theater,  die  schauens- 
frohe  Menge  um  das  Wasserrund  des  Nympheentheaters  stehend  oder  sitzend,  denn  Sitze 
werden  bei  Nympheen  so  oft  erwähnt,  dass  wir  sie  z.  B.  auch  in  Side  wie  in  Antiochia  am 
Bassin  voraussetzen  dürfen.  Nur  an  freien  Plätzen  haben  solche  Wasserschlösser  Sinn,  besser 
noch  zugleich  einer  grossen  Strasse  zugekehrt,  schon  von  Weitem  die  Blicke  der  Heran- 
kommenden auf  sich  ziehend.  So  lag  das  Septizonium  des  Septimius  Severus  an  einem  freien 
Platze,  auch  das  von  Marcus  Aurelius  vergrösserte ,  sowie  das  noch  theilweise  erhaltene 
Nympheum  Alexandri  Severi  und  die  kleinen  Nachbildungen  berühmter  Muster  in  Kremna, 
Sagalassos,  Aspendos,  Perge,  so  endlich  auch  das  Nympheum  von  Side;  die  meisten  von 
ihnen,  schwerlich  zufällig,  möglichst  der  Sonne  zugekehrt  gegen  Süden.  So  in  Aspendo?, 
Kremna,  Sagalassos  gegen  Süden,  in  Side  gegen  Südwesten,  in  Perge  gegen  Osten;  nur 
vielleicht  in  Selge  gegen  Norden.  Besonders  nahe  zu  dem  Nympheion  von  Side  stellt  sich 
auch,  in  Bezug  auf  seine  Lage,  das  Trinymphon  von  Antiochia,  gebaut  oder,  wie  O.  Müller 
meinte,  hergestellt  unter  Gaius  Caesar,  beschrieben  von  Libanius,*  dass  man  an  das 
Nympheion  von  Side  oder  eher  noch  an  ein  römisches  Septizonium  denken  muss,  obgleich 
es  Nympheion  genannt  wird.  Himmelhoch  (oupavopuQxsc),  durch  den  Glanz  der  verschie- 
denen Steine  (Marmorarten)  und  die  Farben  seiner  Säulen,  den  Schimmer  der  Malerei  (Mo- 
saik?) und  den  Reichthum  der  Wasser,  alle  Augen  auf  sich  ziehend,  kehrte  es  seine  Front  — 
der  Name  Trinymphon  legt  es  nahe,  sie  durch  drei  Nischen  gegliedert  zu  denken  —  nach 
Süden,  wie  es  scheint,  von  wo  eine  der  Hauptstrassen  der  neueren  Stadt  gerade  darauf  zu- 
führte. 


'  Malalas,  S.  270  Nieb.;  O.  Müller,  De  antiquitatibus  Antiochenis  I,  c.  28. 

'  Malalas,  S.  278  Nieb.  Hier  ist  O.  Müller's  Erklärung  II,  9  nicht  anzunehmen.  Das  srflAorrosiJi;  bei  Ma- 
lalas, S.  302  Nieb.  und  O.  Müller  II,  10. 

3  Piranesi,  Del  castel'o  dell'acqua  Giulia,  gibt  das  heut  sichtbare  Rund  nicht,  auch  Reber,  Ruinen  Roms*, 
S.  483  nicht.    Vergl.  Donaldson,  Architectura  numismatica,  S.  270,  Nr.  LXX. 

+  Libanios  im  Antiochikos  S.  339  R.  Dass  das  Trinymphon  bei  Malalas  S.  244  davon  nicht  verschieden 
sein  möge,  hat  O.'Müller,  Ant.  Antioch.  II,  S.  22  ausgesprochen. 

19 


—     146     — 

Den  freien  Platz  zwischen  dem  grossen  Thor  von  Side  und  dem  Nympheion  sieht  man, 
wo  er  nicht  von  Trümmern  bedeckt  ist,  gepflastert.  Schien  es  mir,  dass  das  Pflaster  nicht 
die  Richtung  auf  das  Thor  nähme,  so  ist  vielleicht,  falls  ich  mich  nicht  getäuscht  habe,  anzu- 
nehmen, dass  eine  Fortsetzung  der  Strasse,  die  ja  nicht  gerade  auf  das  Thor  zukommen 
konnte,  sondern  jedenfalls  ein  Stück  an  der  Mauer  entlang  gehen  musste,  auch  weiter  an  der 
Mauer  aussen  herum  lief.  Ob  hier  Gräber  sich  finden,  weiss  ich  nicht  zu  sagen.  Das  Terrain 
ausserhalb  der  Stadtmauer  abzusuchen,  hat  die  Zeit  ganz  und  gar  gefehlt. 


mm0m 


_i.     / 


JU^CU' 


Fig.  105.  Von  der  Ruine  des  Nymphenm. 


—      147     — 


Fig.  106.  Zuschauerraum  des  Theaters  zu  Side. 


Wie  sich  in  Side  unserer  Aufnahme  der  Bauwerke  mehr  als  an  anderen  Punkten  Pam- 
phyliens  Hindernisse  allgemeiner  und  persönlicher  Natur  entgegenstellten,  ist  oben  erwähnt 
worden.  Während  einerseits  ein  ganz  ungewöhnlich  massiges,  kaum  zu  beseitigendes  Pflanzen- 
dickicht Alles  überwuchert  und  die  Arbeiten  erschwert,  zwangen  uns  andererseits  üble  Ge- 
sundheitsverhältnisse, den  Aufenthalt  an  diesem  Platze  in  unvorhergesehener  Weise  abzu- 
kürzen. Diesen  Umständen  ist  es  zuzuschreiben,  wenn  ich  nur  von  den  beiden  grossartigsten 
aufrechtstehenden  Bauwerken,  dem  Theater  und  dem  Nympheum,  und  auch  von  diesen  nur 
unvollkommene  Abbildungen  und  Beschreibungen  mitzutheilen  im  Stande  bin. 

Die  Ruine  des  Theaters  besteht  aus  dem  ziemlich  wohlerhaltenen  Zuschauergebäude 
und  einem  gewaltigen  Haufen  übereinandergestürzter  Werkstücke,  unter  welchem  die  stehen- 
gebliebenen Theile  des  Bühnenhauses  fast  ganz  versteckt  liegen. 

Das  Theater  unterscheidet  sich  von  den  übrigen  bekannten  Schauspielhäusern  Klein- 
asiens dadurch,  dass  der  Zuschauerraum  nicht  an  einem  Bergabhange  liegt,  sondern  einen  auf 
fast  ebenem  Boden  errichteten  freistehenden  Stockwerkbau  bildet  von  einst  mehr  als  20  M. 
Höhe.  Nur  die  Orchestra  mit  einem  Theile  der  Sitzreihen  liegt  tiefer  als  das  Terrain,  welches 
den  Bau  umgibt.  Der  Grundriss  des  Zuschauerraumes  bildet  nach  unseren  Messungen  ein 
Kreisstück  von  11870  M.  äusserem  Durchmesser;'  wir  zählten  in  demselben  48  Sitzreihen, 
welche  durch  den  Gürtelgang  A  (Diazoma,  Fig.  107)  in  zwei  Abtheilungen  zerlegt  sind; 


'  Beaufort  (Karamania)  gibt  den  Durchmesser  an  auf  409  englische  Fuss  =  124'66  M. 


19* 


148 


die  untere  Rangordnung  enthält  26,  die 
obere  22  Sitzreihen,  dazu  kommt  noch 
eine  Reihe  freistehender  Bänke  mit 
Rücklehnen,  welche  auf  dem  Diazoma 
aufgestellt  waren.  Das  Profil  der  Sitz- 
stufen zeigt  Fig.  108. 

Die  Zahl  der  in  die  Sitzstufen 
eingeschnittenen  radialen  Treppen  be- 
trägt in  der  oberen  Abtheilung  24;  in 
der  unteren  zählten  wir  10  nicht  ganz 
regelmässig  eingetheilte  Treppen;  die 
Breite  derselben  beträgt  0*65  M. 

Die  Orchestra  liegt  7 — 8  M.  tiefer 
als  die  Umgebung  des  Theaters.  Die 
ursprüngliche  Grösse  derselben  ist  aus 
dem  Grunde  nicht  zu  bestimmen,  weil 


Fig.  107.  Schnitte  durch  den  Zuschauerraum  des  Theaters. 


•  0,62 


%i^ 


jetzt  eine  niedere  Mauer  (H)  von  2  M.  Dicke  den  Raum  der  Orchestra  umgibt  und  wahr- 
scheinlich die  untersten  Stufen  verdeckt;  das  durch  die  jetzt  sichtbare  unterste  Sitzreihe 
m^m77i^MM^}^7?ys>!^  gebildete  Kreisstück  hat  einen  Durchmesser  von  18  M. 
SIDn  ^.  Während  also  die  Orchestra  und  ein  Theil  der  unteren 

Rangordnung  in  den  Boden  eingesenkt  sind,  liegt  der 
Gürtelgang  3 — 4  M.  höher  als  die  Umgebung  des  Zu- 
schauerraumes, und  die  obere  Rangordnung  erhebt  sich 
mit  ihren  Unterwölbungen  frei  über  dem  Boden. 

Gleichwie  bei  anderen  in  der  Ebene  als  Freibauten 
errichteten  römischen  Theatern  umziehen  auch  hier  zwei 
übereinanderliegende  gewölbte  Gänge  aussen  den  Zu- 
schauerraum; der  untere  (D),  aus  22,  Bogen  bestehend,  ist  ringsum  erhalten,  der  andere 
mitsammt  den  darauf  lagernden  letzten  Sitzstufen  ist  vollständig  zerstört.  Ein  innerer  Rund- 
gang £  umschliesst  das  Diazoma  und  ist  jetzt  ganz  offen  gegen  dasselbe,  vermuthlich  war 


Fig.  108.  Profil  der  Sitzstufen. 


—     149     — 


er  durch  eine  Wand  mit  Thüren  geschlossen ;  diese  Verkleidungswand  fehlt  jetzt  und  mit  ihr 
der  oberhalb  derselben  vorhanden  gewesene  zweite  schmälere  Gürtelgang,  so  dass  die  erste 


Fig.  109.   Aeusserer  Bogengang  im  Theater  zu  Side. 


Sitzstufe  der  oberen  Ordnung  zum  Theil  in  der  Luft  schwebt.    Das  Diazoma  war  demnach 
auch  schmäler,  als  es  jetzt  erscheint.  (Vergleiche  die  Theater  von  Perge  und  Aspendos.) 

Die  Volksmenge,  welche  rings  um  das  Theater  herbeiströmte  und  den  äusseren  Gang 
betrat,  gelangte  von  da  durch  die  im  Plane  mit  B  bezeichneten  Eingänge  zu  dem  inneren 
Gange  und  auf  das  wenig  höher  liegende  Diazoma,  um  von  hier  aus  aufwärts  und  abwärts 


—     ISO 


steigend  die  Sitzplätze  zu  erreichen.  Es  war  demnach  hier  für  den  Verkehr  der  Zuschauer 
weit  besser  gesorgt  als  in  allen  jenen  Theatern,  welche,  an  einen  Abhang  gelehnt,  den  Zu- 
gang nur  an  wenigen  Punkten  gestatten.  Von  dem  inneren  Gange  aus  erstieg  man  auch  auf 
schmalen,  in  dem  Mauerwerk  der  Pfeiler  angebrachten  Treppen  fCJ  den  oberen  Aussengang, 
welcher  indessen  mit  dem  Zuschauerräume  in  keiner  Verbindung  stand. 

In  der  Zeichnung  des  Querschnittes  vom  Zuschauerräume  (Fig.  107)  ist  ersichtlich  ge- 
macht, dass  in  der  oberen  Abtheilung  die  letzten  Sitzreihen  fehlen.  Ich  nehme  an,  dass  diese 
Abtheilung  25  Sitzstufen  zählte,  es  bleibt  alsdann  noch  eine  Breite  von  6  M.  frei  für  einen 
oberen  Umgang  und  für  die  äussere  Abschlussmauer.  Auf  diesen  25  Sitzreihen  fanden 
7750  Personen  Platz,  die  Sitzbreite  zu  0*50  M.  gerechnet;  auf  den  mindestens  27  Reihen  der 

unteren  Rangordnung  aber  —  die  jetzt  fehlenden  Bänke  auf  dem 
Diazoma  eingerechnet  —  sassen  4500  Menschen,  in  der  Orchestra 
endlich  gegen  1000;  das  Theater  fasste  also  mehr  als  13.000  Per- 
sonen. 

Der  freistehende  Bau  des  Zuschauerraumes  mit  seinen  Ge- 
wölben ist  aus  Brecciaquadern  errichtet.  Die  Anordnung  des  noch 
bestehenden  äusseren  Rundganges  mit  seinen  starken  Pfeilern, 
über  deren  rohen  Kämpfergesimsen  halbkreisförmige  Tonnen- 
gewölbe mit  Stichkappen  ansetzen,  veranschaulicht  Fig.  log. 
Die  hohen  und  weiten  Eingänge  zum  Innern  des  Theaters  waren 
gesperrt  durch  Einbauten,  welche  unterhalb  des  Kämpfergesimses 
mit  einem  Gebälke,  das  wahrscheinlich  von  Holz  war,  horizontal 
abschlössen;  man  sieht  in  den  Laibungsflächen  die  Stellen,  wo 
dieses  Balkenwerk  in  den  Stein  eingriff  (Fig.  109  und  Fig.  i  10 
bei  A). 

Nicht  jedem  der  23  Bogen  des  äusseren  Rundganges  ent- 
spricht ein  Eingang  in  das  Innere.  Es  blieben  zwischen  diesen 
Eingängen  Gewölbekammern  F  zur  Benützung  als  Magazine  oder 
Verkaufsläden  verwendbar. 

Ziemlich  ungewiss  blieben  wir  über  die  Form  des  Bühnen- 
hauses und  den  Anschluss  derselben  an  den  Zuschauerraum ;  einer 
gründlicheren  Aufnahme  des  Theaters  und  besonders  dieser  Theile  desselben  müsste  die  voll- 
ständige Beseitigung  des  Waldes  von  Lorbeer  und  Schlingpflanzen  vorausgehen,  welche 
das  gewaltige  Bauwerk  einhüllt  und  demselben  von  Ferne  das  Aussehen  einer  Akropole  mit 
bewachsenen  Abhängen  verleiht. 

Am  nördlichen  Ende  des  Bühnenhauses  fanden  wir  eine  Exhedra  (G),  bestehend  in  einer 
kreisförmigen  Nische  und  hinter  derselben  herumführendem  concentrischen  Gänge  von  4*60  M. 
Breite.  In  diesem  Umgange  befinden  sich  längs  der  Wand  Stützen  für  eine  fortlaufende  Sitz- 
bank, und  davor  ist,  etwa  einen  Meter  von  der  Wand  entfernt,  in  den  Steinfussboden  eine 
offene  Rinne  eingearbeitet.  Die  Aussenseite  und  den  Querschnitt  dieser  Exhedra  zeigt  die 
Fig.  III. 


Fig. 


—     151     — 

Vermuthlich  bestand  am  südlichen  Ende  des  Bühnenhauses  dieselbe  Vorrichtung,  denn 
die  Anlage  der  Säulenhallen,  welche  mit  dem  Gebäude  in  Verbindung  standen,  lassen  eine 
symmetrische  Anordnung  voraussetzen.  Unter  den  Trümmern  dieser  Halle,  welche  auf  dem 
Plane  der  Stadt  eingezeichnet  ist,  fand  ich  granitene  Säulenschäfte  von  0*65  M.  Durchmesser, 
ferner  korinthische  Capitelle  und  attische  Basen. 


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"*l0Nf 

Fig.  III.  Exhedra  am  nördlichen  Ende  des  Bühnenhauses. 


Das  Nympheum,  welches  sich  ausserhalb  der  Stadtmauern,  dem  ösüichen  Hauptthore 
gerade  gegenüber,  befindet,  nahm  unter  den  Prachtbauten,  mit  welchen  die  spätere  Kaiserzeit 
Side  schmückte,  ohne  Zweifel  einen  hervorragenden  Platz  ein.  Ein  reiner  Zierbau  von  be- 
deutenden Abmessungen,  ist  dieses  Gebäude  als  Nympheum 
durch  unzweideutige  Vorrichtungen  für  fliessendes  Wasser 
gekennzeichnet.  Er  besteht  im  Wesentlichen  aus  einer  hohen 
Abschlusswand  mit  drei  Nischen  und  einem  vor  denselben  be- 
findlichen Teiche.  Die  Längenausdehnung  der  Wand  beträgt 
50-20  M.,  die  Dicke  der  Mauer  4-20  M.,  der  Durchmesser  der 
halbkreisförmigen  Nischen  6'30  M.,  die  Länge  der  Wand- 
flächen zwischen  den  Nischen  je  9*65  M.,  diejenige  an  den  En- 
den rund  6  M.  Der  Höhe  nach  ist  von  diesem  Bauwerke  gerade 
so  viel  erhalten,  um  die  Form  der  Nischenwölbungen  erkennen 
zu  lassen.  Der  Schmuck  der  dem  Stadtthore  zugewendeten 
Vorderseite,  soweit  sich  derselbe  nachweisen  lässt,  bestand  in 
einer  Säulenordnung,  deren  Gebälk  in  der  Höhe  der  Gewölb- 
ansätze längs  der  ganzen  Mauer  und  innerhalb  der  Nischen 
hinläuft.    Den  Querschnitt  dieses  Gebälkes  gibt  Fig.  112. 

Die  Säulen  standen  auf  einem  gemeinsamen,  weit  vor- 
springenden niederen  Sockel,  welcher  die  Einfassung  des 
Teiches  bildet;  sie  waren  derart  vertheilt,  dass  je  sechs  Säulen, 
gemeinsam  das  fortlaufende  Gebälk  tragend,  vor  der  Mauer  zwischen  den  Nischen  standen; 
vier  aber,  ebenso  angeordnet,  an  den  Enden  des  Bauwerkes,  und  zwar  einen  Meter  von  der 
Mauer  entfernt.   Zwei  in  den  Nischen  stehende  Säulen  aber  waren  dicht  an  die  Wand  gerückt 


Fig.  1 1 3.  Gebtlk  roin  Njrmpheum  in  Side. 


—     152     — 

und  über  denselben  das  Gebälk  verkröpft;  diese  ganze  Anordnung  ist  aus  den  Resten  deutlich 
erkennbar,  denn  die  Architrave,  welche  von  der  Wand  zu  jeder  einzelnen  Säule  hinüberreichten, 
stecken  noch  in  der  Mauer,  während  die  parallel  zur  Wand  von  Säule  zu  Säule  gelegten 
Gebälkstücke  ebenso  wie  die  Säulen,  welche  sie  stützten,  fehlen;  an  einigen  Stellen  liegen 
auch  noch  die  Deckplatten  mit  eingetieften  Cassetten  am  Ort,  welche  die  einzelnen  Felder 
zwischen  den  Steinbalken  ausfüllten.  (Siehe  auch  Fig.  105.) 

In  unserer  Abbildung  Tafel  XXX  ist  auf  der  linken  Seite  die  Säulenordnung  ergänzt,  auf 
der  rechten  annähernd  dem  jetzigen  Zustande  entsprechend  gezeichnet.  Den  Erhaltungs- 
zustand im  Einzelnen  veranschaulicht  die  auf  Tafel  XXXI  wiedergegebene  Zeichnung  einer 
der  Nischen;  die  Mauern  und  Gewölbe  bestehen  aus  Brecciaquadern  und  hatten  offenbar 
eine  Verkleidung  von  Marmor.  Von  Marmor  ist  das  Gebälk,  sowie  die  breiten  Wasserausgüsse, 
welche  sich  zu  dreien  in  jeder  Nische  befinden. 

Wie  im  Grundrisse  zu  sehen  ist,  münden  die  zwei  seitlichen  Ausgüsse  einer  jeden  Nische 
in  kleinen  Kammern,  welche  in  dem  Mauerwerke  ausgespart  sind.  Aehnliche  Kammern 
befinden  sich  auch  in  den  oberen  Theilen  der  Mauern,  und  es  sind  diese  letzteren  unter- 
einander durch  schmale  Gänge  verbunden  und  mit  Fensteröffnungen  versehen,  deren  zwei 
am  südlichen  Ende,  wo  die  Mauer  noch  höher  hinaufreicht,  sich  erhalten  haben.  Die  archi- 
tektonische Durchbildung  der  Wand  oberhalb  der  Säulenstellung  ist  ganz  fraglich;  wir  konnten 
keinerlei  Anhaltspunkte  für  eine  Wiederherstellung  gewinnen. 

Einen  wichtigen  Bestandtheil  des  Nympheums  bildet  der  längs  der  ganzen  Mauer  sich 
erstreckende  Teich,  welchen  im  Einzelnen  zu  untersuchen  uns  nicht  vergönnt  war ;  die  Breite 
desselben  beträgt  etwa  8  M.  Der  Wasserspiegel  reichte,  wie  die  Linie  der  Randeinfassung, 
auf  welcher  die  Säulen  standen,  erkennen  lässt,  in  die  Nischen  hinein.  (Vergleiche  oben 
Petersen's  eingehende  Beschreibung  des  Bauwerkes.) 


Inschriften. 


LJie  nachfolgenden  Inschriften  sind  zum  grössten  Theile  bisher  nicht  veröffentlicht.  Wie 
viele  davon  G.  Hirschfeld  abgeschrieben  hatte,  weiss  ich  nicht,  da  (vergl.  S.  6)  seine  nicht 
veröffentlichten  Abschriften  sich  verloren  haben.  Einige  mit  Seh.  und  St.  bezeichnete  verdanke 
ich  R.  V.  Schneider  und  Fr.  Studniczka,  welche  sie  1882  in  Adalia  copirten  (siehe  S.  6).  Die- 
jenigen Inschriften,  welche  ich  nur  vollständiger  als  Andere  vor  mir  gelesen  habe,  sind  in  Mi- 
nuskeln gegeben,  neue  oder  bessere  Lesung  durch  Majuskel  hervorgehoben.  Sonst  habe  ich 
die  früher  veröffentlichten  in  Anmerkungen  je  zu  den  nächstverwandten  aufgeführt,  solche,  auf 
deren  Text  in  diesem  Werke  zu  verweisen  war,  wohl  auch  ausgeschrieben.  Facsimiles,  von  mir 
nach  Papierabdrücken  angefertigt  und  zinkographisch  reproducirt,  habe  ich  nur  dann  gegeben, 
wenn  der  Schriftcharakter  von  Belang  war.    Von  oft  gebrauchten  Abkürzungen  bedeuten : 

CIG  das  Corpus  inscriptionum  graecarum 

CIL  das  Corpus  inscriptionum  latinarum 

LW  Le  Bas-Waddington,  Inscriptions  (Bd.  III,  Asie  mineure) 

BCH  das  Bulletin  de  correspondance  hell^nique. 


A  1 1  a  I  e  i  a. 


„Nahe    dem   Boden    des    Schanzgrabens    links    vom   Hadriansthor   verkehrt    eingemauert; 
1.  circa  066  M.,   h.  oSo  M."    St(udniczka)  und  Sch(neider). 


////////// NAYTO   glatt 

//////////////  A  Z  E  B  A  :^ 

/////////////H-eiiMANr^ 

///////////// AHMOI 

?  KXoüStoJv  ouTO- 
xpätopja  2£ßa[(i- 
T3V    r]  e  [p]  |xavi- 


'   i^  BCH  VIT,  S.  258,  I,  lateinisch:  Kaiser  Claudius  mit  vollerer  Titulatur;  Strassenbessening  betreffend. 
Claudius  wohl  auch  in  der  folgenden  Inschrift. 

SO 


—     154 


2. 


Zwischen  dem  runden  Thurm  A-  und  dem  nächsten  gegen  Osten  verkehrt  eingemauertes 

Epistyl,  etwa  r5o  M.  1.: 

o]  E  B  A  Z  T  il  I  [y]  E  [p]  M  [a]  N  I  [x]  Sl  I 


Etwas  weiter  östlich  eingemauert  ein  Fragment  von  anderer  Form: 

■» 

N  K  A  II 
D  YAN  .. 


4-' 
Das  Hadriansthor  sah  schon  Beaufort  im  Jahre  1812  „walled  up"  und  über  dem  Gebälk, 
welches  auf  den  vier  Säulen  lag:  „on  their  entablature  are  some  large  stones  with  inscriptions, 
which  are  now  misplaced  and  inverted,  but  they  appear  to  have  belonged  originally  to  a  com- 
plete  course  along  the  whole  front".  Die  Abschrift  des  von  ihm  mit  dem  Fernglase  gelesenen 
Fragments  wird  controlirt  durch  die  unabhängigen  Copien  von  Falkener  (Annali  d.  Inst.  i852, 
S.  193,  II)  und  die  genauere  von  Borrel  bei  LW  iSSg  bis.  Nach  der  übereinstimmenden 
Zeilentheilung  —  nur  hat  Beaufort  die  letzte  Zeile,  vermuthlich  der  Länge  wegen,  gebrochen  — 
war  die  über  mehrere  Steine  weglaufende  Inschrift  dreizeilig,  etwa  neunmal  so  lang  als  hoch, 
ein  Verhältniss,  welches  kaum  verstattet,  sie' über  die  ganze  Breite  des  Dreibogenthores  aus- 
gedehnt zu  denken.  Selbst  in  Buchstaben  von  gleicher  Grösse  wie  die  folgende  (5)  würde 
diese  Inschrift  nur  eine  Länge  von  etwa  5  M.  haben. 


'  4"   CIG  4339^,  S.  1157;    LW  1359:    Basis  einer  Statue  des  Hadrian,  circa   i'20  M.  h.,  0*70  M.  br.,  in 

einen  Thurm  der  Ostmauer  verbaut.    Z.  5  ist  uiwviv  deutlich. 
4"^    CIG  4340  und  S.  II  57;  LW  1360:  lulia  Sankta  weiht  ein  Bild  der  Paulina,  Schwester  des  Kaisers 

Hadrian,  vergl.  S.  13.    Ein  lulios  Sanktos  in  Sagalassos  BCH  XI,  S.  221,   16. 
/\P    CIG  4340Ä,  S.  1159:  Dieselbe  lulia  Sankta  erbaut  einen  Thurm,  vergl.  S.  11. 
4<*    BCH  X,  S.  i55,  2:  Basis  des  Antoninos  Pius. 
4'    Ebd.  VII,  S.  205,  6:  Basis  des  Petronios  Phirmos. 
4*^    Ebd.  S.  263,  5:  Basis  des  Kalp.  Diodoros.     Die  erste  ganz,  wie  die  zweite  halb  zerstörte  Zeile  sind 

aber  nach  Abschriften  von  St.  und  Seh.  vielmehr  zu  lesen : 

['H  ßsuAYj  xat  6  S^jj.0?  eT£i'ii.r,jev] 
äpyJlEPia  [t](J5[v  SJsßaarüv  KAt  xtX. 

48   Ebd.  X,  S.  148,  i:  Basis  des  M.  Gavios  Gallikos. 

4''  Ebd.  IX,  S.  436,  nahe  dem  S.  16  beschriebenen  Sarkophag:  Basis  des  P.  Ail.  Brutt[ios]  Lukianos. 
Z.  5   rEr[ovsTa]? 

4'    Ebd.  III,  S.  345,  27:  Fragment. 

4''    Ebd.  S.  346,  29:  Weihung  an  den  Sozon,  vergl.  S.  16. 

4'    Ebd.  S.  346,  28 :  Weihung  an  Herakles. 

4"  Ebd.  VII,  S.  260:  Bestimmung  einer  Panegyris. 

4"  (Barth)  Hirschfeld  I,  zu  S.716;  Kaibel,  Hermes  X,  S.  193  und  Epigrammata  graeca,  S.454:  Orakel- 
inschrift, deren  berichtigte  Lesungen  im  II.  Bande  zu  einem  vollständigeren  Exemplare  aus  Termessos 
mitgetheilt  werden  sollen. 


—     '55     — 

Die  auch  bei  Dürr,  Die  Reisen  des  Kaisers  Hadrian,  S.  121,  i3o  abgedruckte   Inschrift 
wird  hier  nur  wegen  der  Beziehung  zu  5  wiederholt : 

AuToxpaTopt  Kaf9]ap(,   Ssou  TpatocvoO  (lapO'.xoü  ulü,  [Öesü  NEpo6a  uuimi, 

TpaVavü  'ASpiovw  2eßa]aT<i),  'OXu|xic{(i),  äp)^t[ep]eT  (xsy''"'^»  2ll*«PZ'*'i?  [t^ouaia^  tö  .  ., 

üxaTW  19  [y',  ::aTpt  zaTpfSo?],  awrijpc  t^?  oivwuixävr;;  1^  ßsoXi)  xal  [i  2ii|M<. 


5- 
Jedesfalls  von  der  vorigen  verschieden  ist  die  zur  Zeit  Beaufort's  und  Borrel's  nicht 
sichtbare,  erst  kurz  vor  dem  Jahre  1882  (vergl.  Ramsay,  BCH  VII,  S.  258)  beim  Abbruch  einer 
türkischen  Vormauer  zum  Vorschein  gekommene  Inschrift  von  vergoldeten  Bronzebuchstaben, 
welche  in  einer  Zeile  auf  der  oberen  Fascia  des  Gebälks  über  allen  drei  Bögen  des  Hadrians- 
thores  hinlief  Die  Buchstaben  zerstreuten  sich  bald.  Im  Jahre  i885  wurden  auf  unsere  Nach- 
frage im  Schutte  des  abgebrannten  Konaks  von  den  beistehend  abgebildeten  Buchstaben 


10 


1 1 


12 


r^ 


L^ 


i3 


n   r? 


Kig.  106. 

die  Nummern  2,  3,  9,  10,  11,  12  wieder  aufgegraben  und  uns  gezeigt.  Von  ihnen  sind  jetzt 
2  in  Berlin,  9  in  Wien.  Von  den  übrigen,  welche- Niemann  aufgespürt  hat,  sind  i  (dreimal), 
4,  6,  7,  1 3,  auch  3,  8,  9  in  Oxford,  Ashmolean  Museum,  3,  5,  8  in  Berlin  und  Wien  in  Privatbesitz. 
Ein  Wort,  -das  erste  der  Inschrift,  setzt  sich  daraus  zum  grösseren  Theile  zusammen.  Wichtiger  ist 


-     156     - 

die  Copie,  welche  Col.  Stuart  von  einem  Theile  der  Inschrift  —  wie  es  scheint,  vor  Freilegung 
der  ganzen  —  angefertigt,  und  welche  A.  Evans  die  Güte  hatte  Neubauer,  und  dieser  wieder 
H.  Schenkl  mitzutheilen.     Dieselbe  gibt: 

AYTOKPATOPlKAIIAPITPAIANCjaANAPIANCJÜ' 

und  ihre  Treue  wird  durch  die  ungewöhnliche,  namentlich  auch  von  der  anderen  Inschrift  des- 
selben Thores  (4)  abweichende  Form  des  CD  verbürgt.  Ueberdies  gab  mir  der  Gouverneur  von 
Adalia,  Turchan  Bey,  im  Jahre  1885  dieselben  vier  Worte  als  Anfang  der  Bronzeinschrift  an. 
Endlich  liegt  der  Architrav,  welcher  die  Inschrift  trug,  mit  Ausnahme  des  mittelsten  der  neun 
Steinbalken,  labe,  IIa  (b)  c,  III  a  b  c,  noch  an  seinem  Platze  und  bewahrt  wenigstens  die 
Krampenlöcher,  in  welchen  die  Buchstaben  mittelst  der  an  ihrer  Hinterseite  angebrachten 
Zapfen  —  und  bei  einigen  der  erhaltenen  Buchstaben,  Fig.  106,  2,  3,  5,  6,  8,  9,  kann,  man  die 
Krampen  selbst  vergleichen  —  in  Bleiverguss  befestigt  waren.  Eine  Skizze  dieser  Löcher,  die 
ich  von  unten  her  gemacht,  ist  selbstverständlich  in  den  Formen,  Lagen  und  Abständen  nicht 
so  genau,  wie  zu  wünschen  wäre,  aber  die  vorhandenen  Photographien  haben  für  die  unten- 
stehende Wiedergabe  doch  nur  geringe  Berichtigungen  geliefert.  In  das  erste  Drittel  dieser 
Zeichnung  fügte  sich,  mit  Ergänzung  von  zwei  Buchstabenlöchern,  die  ich  übersprungen  hatte 
(6  und  7  von  links:  PA),  jenes  von  Stuart  abgeschriebene  Stück  der  Inschrift  ohne  allen  Zwang, 
so  dass  man  erkennt,  wie  dieselben  Buchstaben  meistens,  aber  nicht  immer  (wie  auch  die  Form 
nicht  immer  gleich  ist),    die  Krampen  an  gleicher  Stelle  hatten.     Dass  die  Buchstaben,  welche 


l)l!UiiUli>^iiOiiuiOiOiiUiiL«;i(UiiUiiUiiUiiUii\JHiiiUiiUiiO'i'Jiil'iiU' 


n 


a 

b 

^        -2             2 

• 

•     •     0 

\   '.:■■/': 
..... .  ,■  . 

» 

m    ■ 

(.    ,r 

'.   -    '.^■■.;:^:^^:-:- 

Fig.  107. 


ich  in  die  vorstehende  Skizze  mit  Einschiebung  der  beiden  übersprungenen  eingezeichnet  habe, 
vorn  gedrängter,  hinten  weitläufiger  stehen,  ist  natürlich  nur  durch  meine  mangelhafte  Schätzung 
der  Abstände  verursacht.  Leider  sind  die  Krampenlöcher  in  IIa  und  III  nicht  so  scharf  er- 
halten wie  z.  B.  in  IIb,  wo  gar  kein  Zweifel  bleibt. 

Die  Uebereinstimmung  mit  der  oberen,  nur  in  der  Titulatur  vollständigeren,  Inschrift  im 
Anfang  treibt  zu  dem  Versuch,  auch  den  Rest  derselben,  wenn  auch  zusammengezogen,  in  II 
und  III  anzubringen.  Aber  macht  schon  SEßacrw,  was  zu  Anfang  von  II  kaum  gefehlt  haben 
kann,  Schwierigkeit,  so  hat  mir  im  Folgenden  keine  zu  den  Krampenlöchern  passende  Combi- 
nation  gelingen  wollen.  Auch  YnATO)  TO  r,  was  mir  anfangs  auf  II c  möglich  schien,  ist  es 
nicht,    und  am  Anfang  von  III   will  weder   nATPlRATPlAOI  noch  ZCüTHPI   u.  s.  w.  passen. 


'  Das  N  an  siebentletzter  Stelle  ist  offenbar  Schreibfehler.  Derselbe  Fehler  findet  sich  in  einer  Abschrift, 
welche  ohne  Angabe  des  Monuments  ein  Grieche  von  Adalia  im  Jahre  1882  zugleich  mit  Copien  von  4,  4^,  4"^ 
an  R.  V.  Schneider  gab,  und  dieser  mir  überliess. 


—     157     — 

Hier  sind  namentlich  die  Einschnitte,  welche  für  die  zu  langen  Hasten  der  Buchstaben  im 
oberen  Leisten  gemacht  und  meist  in  der  Photographie  völlig  deutlich  sind,  für  Wahl  oder 
Ausschluss  von  Buchstaben  bestimmend.  Stand  -aber  auf  II  c,  wie  mir  nach  der  gerade  hier 
weniger  vieldeutigen  Stellung  der  Krampenlöcher  allein  möglich  scheint,  T]  HP  AT  PI  AI,  dann 
wäre  auch  dies  Prachtthor,  wie  der  Thurm  nebenan  und  wie  die  meisten  Bauten  dieses  Landes 
(siehe  S.  12  f.),  ein  Werk  privater  Liberalität  und  privaten  Ehrgeizes,  aber  dann  hat  auch  die 
Ergänzung  im  Folgenden,  wo  der  Name  des  Stifters  zu  erwarten  ist,  noch  weiteren  Spielraum. 
Eine  Erklärung  der  Doppelinschrift  ist  S.  12  versucht. 


In  der  Stadtmauer  gegen  SO.  CIG  4340/^-  S.  ii58f.    LW   i362f 

P0Y<|)ONNEANIANKOZMIilil..NIIPjaNKAIENA...NKOIMIONKAIZ  A/// 


ONKAIIil<|)PONAEnAP 

X  O  N  T  E  X  N  E  I  T  il  N  Y  I  O  N 

TAIOYAI  Kl  N  N  I  0  Y  (j)  A  A  M 

MAEHAPXOYTEXNEI 

TilNKAIIEPEillAIABIOY 

AIOZTPC|nAIOYXOYZH 

lANTAKAAillAPETHIENEKA 

TOAAnANHMAEnOlHIATO 

OnATHPMNHMHIXAPIN 


10 


PONAEnAPXONTEXNEI 
tlNYlONTAlOYAlKI  Hl  IUI 
}>  A  A  M  M///TO  Y  n  0  A  E///// 
TO  p-.i_  b  n  .  P  X  O  Y 
TEXNEITANKAIIEPEill 
AIABIOYAIOITP  O  H  A  I  O/// 
XO  Y  ZHIANTAKAAill 
APETHIENEKA 
TOAAnANHMAEnOlHIATO 
OnATHPMNHMHIXAPIN 


'Poüfov   vsavi'av   y.safAi-    [ll]ä)[As]v[V!']v  .  pwv    •/[«]!    £vB[c5o]v,  xöciJiicv   xal  eü)[if- 


ov  %.w.  awfpova,    f::ai^- 
yo'i  Tc/^vetTÖJV,  uibv 
Yoao'j  Atxtvvi'su  •^Aa|Jl- 
[jia  ezip/o'j  xe/vii- 
Twv  xal  lipib);  Sta  ß(ou 
Alb?  Tpo-at5Ü)rou,  ^i,- 
Qocna  xaXw?,  apSTij;  Ivsy.x. 
vs  Sa-ävr;pia  eso'.riiaTS 
6  zaTT.p  |J.v(;|Ar,;  -/aptv. 


pov«,  ezapjrov  tsj^vst- 
t]üv,  uVsv  Fafou  Atx'.v[viou 
<l>AafAfjia,  TcO 

^"[a]p7.=5J 

Ts/vsttüv  xat  kpstoj 

ätä  ßi'o'j  Ats;  Tps-OKOÜ- 

/oy,  ll^iCavra  -/.aXö)?, 

ipETf^;  ivsxa. 

t;  2axa'/Y;|Jia  ess:i^,!;«TO 

c  ::ar»;p  |xviriiXT,;  -/äpiv. 


In  der  Nähe  des   aus  der  Stadt  in  den  Kasemenhof  führenden  Thores,  auf  der  obersten 
Fascia  eines  Marmorarchitravs.     Sehr  grosse  Buchstaben: 


O  Y  .  T  I  T  I 


An  Titus  oder  Antoninus  Pius  zu  denken  widerräth  das  I  (?)  am  Ende,  soviel  ich  sehe 
auch  das  OY  vor  dem  Punkt.  Man  könnte  einen  von  Aspendos  (Nr.  64*c)  bekannten  Namen  er- 
gänzen: .\üirretxaT]cu  TiTt[vv(av5J]. 


158 


Br.  circa  rgo  M.,   h.  o-6o  M.    Abschrift  von  Studniczka. 


M  NAli/    /vi  II  L 

A I  rbPA  IJINKAinAIAilNKAI  Afil 
lOeETHIANTATOYIMErAAOYI 
OYIArilNAITilNIEBAZ    glatt 


.  .  .  *,'u]ixvaci[apyiii3avTa  xal  vewv 

.  .  .  x]ai  -Yipatöiv  xal  zaiSwv  xai  «yw- 

i£p]ou?  drfwva?  twv  Seßau- 


-^J_orKAlENAO:iiII  /  5        «(uv  xsafAio)]?  xal  IvBo^üx; 

-FNEKA^^''^  eüepYeotix?]  ?V£xa. 

Die  vioi,  in  der  folgenden  Inschrift  (9)  erhalten,  sind  in  4/  fälschlich  eingesetzt. 


Dicht  am  Boden  in  einer  Ecke  der  Stadtmauer  links  vom  Hadriansthor.    CIG  4340^»,  S.  1 157; 
LW  1364;  Revisionen  von  Seh.  und  St.  und  eigene. 


KAIIIEQH  xa;   RAIAuv,   £zapxov   m-[ipai 
BpcTCOVvix^i;,  xsi'^'o'PX'^  AEyIQ[vs?  ts' 
'AzoXXcvapia;,  iTrap^ov  bCkt^^  rgp[ÜTr;? 
AapBavwv,  sicap/ov  e©vou;  SpsM  . 
rENOYI  (juvxXrjTixoY,  siXov  xat  1^1 
nONr£v6|X£vov  TQNZEBAITQN 
TKPEnEPHIOZ(})PONTQNTONEA[uT3J 
RATEPA 


10. 


Auf  einem  freien  Platz.  Unterer  Theil  einer  Basis,  oben  mit  fünf  Vertiefungen  zur  Ein- 
zapfung des  oberen  Blockes.  H.  089  M.  mit  Fuss,  br.  ohne  das  Profil  069  M.  Ramsay 
nach  Abschrift  von  Wilson  im  BCH  VII,  S.  265,  7.    Abschriften  von  St.  und  Seh.  und  eigene. 


vwv   HZ.  ßsu- 

X£UTr,v  T,  lcPAKAiA/\M(-pi)   KAIENAOZ[o; 

S  vewxöps?  llepYafwv  'itöX[is 

TÖv  täiov  xpoTciTr/V  avT:  xöiv 

euepviciüv  i^|i.£i(j/«T3  Z  twv 

IIaA  •  Xb.PniOYIV\KAI   A[oaxopiä[ou 


Dass  ein  oder  gar  zwei  so  grosse  Steine  von  Perge  nach  Adalia  gebracht  wären,  wie 
Ramsay  meint,  ist  nicht  wahrscheinlich  und  wird  sowohl  durch  die  Art,  wie  Perge  genannt 
wird,  als  auch  dadurch,  dass  der  Geehrte  ihr  Patron  heisst,  widerrathen.  Alles  nach  if;|j.e(6aT0 
ist  in  kleinerer  Schrift  und  Mehreres  davon  unsicher. 


—     159     — 


II.' 
Quader  h.  oSy  M.,  1.   r5i  M.,  davon  links  o*6i  M.  beschrieben. 

KOMHC 

eoAoei 

c 

12. 

Hoch  in  der  Mauer,  westlich  vom  Thor  II  aussen.  Auf  der  Leiter  copiert.  Vers  2 — 4  imd 
10 — 14  und  sonst  Einzelnes  nach  C.  Wilson's  Abschrift  von  Ramsay  veröffentlicht  im  BCH 
VII,  S.  266,  9. 


AemPoNoiAiiATiiKiiisexri  mehoc 
ujcoiATeKHOicnAciToicrnHKOOic 

OnArrAAHHOCerceBHCAYTOKPATUJP 

A60UHCYHYICJÜT(JürAYKeiKCJ0HCTAHTIHCJÜ 

KAinAHTAnPATTCII|ICYMnAeüÜCIilOYMEHOC 

|CTHCAnAHT(JÜH<|>POHTICAICU)TI  I  TIAC 

KAlTHHAeCCÜZCJHTHH<t'IAOXPICTOHnOAIH 

CO<}>a)CKATa)XYP(0CeT6IX6IAEYTEPÜJ 

A€IKHYCeAYTHCAAAAAOHAC<j>AACCTePAH 

eXePOOHTenACHCMHXAHHCAHOOTEPAH 

KAIXeiPM€HHMOHAPXOCePrOYnPOCTATIC 

a)CKAIXOPHrOCTCJÜHKAACJÜHKAlA€CnOTIC 

€Y<|>HM10CAeT0YKPAT0YCMYCT0rPA<t>0C 

eePMcucYnoYProüHeY't'YHcenicTATHC 
Vergl.  die  folgende  Inschrift  und  S.  8. 


'Aet  Kfovcia  [':]aT[p]tx[^]  «-/[pr.JiAevs? 
ü)?  eTa  Tex,vo'.;  zäff'.  tot?  üwiixö&i;, 
c  ::aYYaX*)vs;  th<jt},r,(;  oirtoxpäTup 
As(i)v  CUV  \>\ü>  TW  ■f'f^xniv,  Kuvuravthu), 
%(xi  r.drtx  i:p«tTT[eiv]  cuixzaOö»;  [f,Y]oü(X£vs^ 
(!)];  TT,?  ÄsctvTuv  ^povt(c[a]'.  c(OT[-r;p]{a;, 
xat  vf,^is  ca>![aiv  ttjv  ifiXö/piircsv  rsXiv 
e7e(pü)i;  jtortwjrüptoas  Tei'/ii  SevtEpu, 
Ssavj;  eauT^?  (xäXXsv  ä5faX[£]jT£pav 
eyOpwv  Te  zdarfi  lAiJXafij;  övoiTepar/. 
Kai  yjilp  (Asv  1^  |jiövap)ro;  fpYOu  «psarara; 

Eüipr,jjit5(;  Ss  to5  xpätou;  ixuotOYpa^; 
6sp|j.ü;  üzcupYüJv  eüifuf,;  eztsTarr,?. 


13- 

a  (Zeile  i — 4)  beim  Hadriansthor,  Ramsay  nach  Abschrift  von  C.  Wilson,  BCH  VII, 
S.  262;  b  (Zeile  5  ff.)  bei  einem  Thor,  CIG  8743  nach  Bailie  und  Falkener,  Annali  i852,  S.  194, 
auch  bei  LW  1370.  Die  Abschrift  eines  Griechen  (G)  gibt  bei  vielen  Fehlern  doch  in  Vers  8 
und  IG  Annehmbares.  Davis,  Anatolica,  S.  21 3  bietet  den  Theil  rechts  in  umgekehrter  Zeilen- 
folge. 

a  'Etou;  -|-  suxS 

'A[e]l  [sjpovoia  tüv  ooqpwv  ßao-.Xswv 
KwvcJtovTivou  Zw»;?  xe  tüv  xava^äöuv 
?  4>(i>y.ä{  ä]Y«v  öaunaorb;  sv  ir:paT/,Y»jciv 


'  II»  CIG  8652;  LW  1369;  Davis,  Anatolica,  S.  214;  BCH  VII,  S.  261,  3  betrifft  Erneuerung  des  Thor- 
pflasters (im  Hadriansthor),  wie  öfters  KXay.uTS;  bei  Byzantinern  „gepflastert"  bedeutet.  Incrustation  hat  das  Thor, 
soweit  zu,  sehen,  nie  gehabt.  Von  Vermauerung  des  Tbores,  wie  Hirschfeld  I,  S.  71  5  dachte,  kann  der  Ausdruck 
nicht  verstanden  werden,  auch  nicht  wegen  ävsvcwOijv. 


—     i6o     — 

b    5     (rijfisxzo  ao^Stq  tt;v  [ipiXi/ptaToiv  TciXtv 
■te'!x]£t  SeuTSpü)  xaÜTTjv  [eu]  öxuptioas, 
naijüiv  xöXswv  2et2a?  äaipaXeTtspav. 
PTaÜTirjv  8e  •/.Jal  dssiüxev  x^'p"'  K^pisu 
ei;  Sö^av  Xptoroj  xal  >iaü/_r,ixa  'P(i);j.[a((i)v 
10     w_w  otTj[v]  Tiüv  Suiasßtöv  'A[p]a[ß](i)v. 
'Aiuav  Se  icX-rjpsT  sxouS^  to  epvsv  [tsSi 
g^X'^'O""]"^  **•  [TSTpajxaTSVxiSi 
S'.-Xyj  SexaBt  ouv  xai  TstäpTw  -/povw 
;vS.  [S] 

Ueber  den  inneren  Zusammenhang  von  a  und  b  siehe  S.  9  f.  Aeusserlich  wird  die 
Zusammengehörigkeit  bewiesen  durch  den  geraden  Abschnitt  von  a  unten  und  b  oben,  sowie 
durch  gleiches  Mass  des  links  am  Zeilenanfang  —  von  Zeile  8  an  stehen  je  zwei  Verse  in  einer 
Zeile  —  Fehlenden.  Auch  b  ist  in  zwei  Stücke  gebrochen,  ein  linkes  und  ein  rechtes,  die  aber 
zuletzt  lückenlos  zusammenschliessen. 

Zeile  9  XPIITOY  G,  aufgelöst,  sonst  XY.     Zeile  11   TOAE  in  G  wohl  Interpolation. 
Zeile  12  ETIEKATO  scheint  verlesen  für"ETPAKAT,  allerdings  eine  Fehlbildung,  wie  vielleicht 
Zeile  4  für  urpaTKjYÖ'S'-v. 

14. 

Oestlich  vom  Kasernenthurm  in  der  Südwestmauer  aussen,  in  der  Höhe,  mühsam  zu  lesen. 
Geschätzte  Höhe  070  AI.,  Breite  o'5o  M. 

ACTO  lAECeAl  lAM  nPAl  ATTAAAie.^  N  'Aorol  ....  Xo[ji7:pat  (?)  'ATtaXateuv 

YnGPCTe<|>ANOYAPOYnAPI  OY6YKA66   C  üxep  Stefävou  Spou[YY]ap''o'J  evniXss«;  • 

AnPI3AOMOION6PrOMOXeOIC<|>PO  NTICI  äTCpi?  S'  6;j.oTov  ep^sixö/öot;  (ppsvTiai 

CeGNAPONTONONTOÜCAnTONKAITGPniGC  o6evapbv  töv  ovtw?  .... 

TOlONTAXP.IAIZANTOCGYXGCeAlOnCDC         5  towv  Toxwff«  i;[ü)]-/To;  eüxesOat  otm<; 

AMAPTHMATCJÜNAYTON  EYP  A  C  0  A I AYC  I  N  ä,u.apT7)[ji.aT(j)v  aÜTSV   supacöat  Xüatv 

KAIKATAAlKHCGK't'YrGINAKJüNIOY  %a\  jcaraSixT)?  exipuYsTv  aiwvisu 

/////ffiONCJÜAGGPONTOlOArHPTIC  e  

6TOYCY   SYIH    ±Z  etsu;  +  suir,   +  [s] 

Wegen  Vers  3  und  5  scheint  auch  diese  mir  unverständliche  Inschrift  auf  einen  Bau  zu 
gehen.  Einen  SpoxcYapw;  (vergl.  z.  B.  CIG  8690:  ßaatXt-cs;  (TtpaxYjYi;  *5<"t  SpsjY"captsc)  Stephanos  des 
Jahres  6718  =  908  kann  ich  nicht  nachweisen. 


15- 

Grosser  Kalksteinquader,  umgekehrt  in  der  Stadtmauer  verbaut,  1.  r83  M.,  h.  o'65  M.    Die 
Inschrift  steht  links  o-yS  M.,  rechts  o'26  M.  von  der  Kante  ab. 

YrEIAMYKQNOZZQIAEAYTHIK  AI  'X-^dix  Mixtovo?  IJöaa  iauT^  xat 

rATlilBAliXIKQiiOANAPlAYTHI  ra[u]{[o)]i  B«[x]xaü  [tu]  ävSpl  aÜTTJ? 

KAITOIITEKNOIIAYTHI  %a\  zolc,  Texvot?  aitf,«;. 


—     i6i     — 

i6. 

In  der  Stadtmauer  umgekehrt  vermauert,   1.  circa  125  M.,   h.  circa  o'35  M. 

nPOKAOITEIMArENOYIEAYTOJ  UpixXs?  Tei|xaY^vou?  4«utw 

KAirYNAIKIKAITOlIEZAYTOY  x«i  fuvaixi  xal  toi?  4§  oütoü 

AIAAOXOIZ  8ia8ixot«. 

17.' 

Links  nahe  dem  Hadriansthor.   Oben  Profil.  Br.  040 — 066  M.,  h.  0-82  M.  Sehr  grosse  Buch- 
staben. (Seh.  und  St.) 

JYPNIOIAC  KaXTO]6j5vio?  A6[vyO(: 

E  A  Y TP.  I  K  A  I  I  ioanü)  xat  .   .   . 

HITYNAIKIAY  T]r)  -^«ixt  a6[TO5. 

18. 

In  der  Stadtmauer.    CIG  4340  rf,  S.  11 58;  LW   1367. 

Aouxi?  Ilaxüivt; ZTOK[evoTi- 

ij'.v  xax£Gxeüaa£[v  Jourw  wet]  -rij  5uNß((j)  |iou 
xat  toI?  t^xvwv  ^[xvo!?  x]at  toi?  azeXeuOä- 
psi;  MOYEIAETIZ  l[T£p]ov  ^rtüjxa  ezißiXr;, 
5        AilZEIIITOYIArOMENOYinENTAETIPIKOYZ 
(sie)    ATilNEI    X   ,«9' 


19. 

In  der  Ostmauer.    Rarasay  nach  Abschrift  C.  Wilson's  BCH  VII,   S.   266,   8  ohne  die 
erste  Zeile. 

A[ü]P[r;]A[i]OIAPTEMQNOI  .  EINA  .  .  .  XOY<f)Y  .  YIOZ 
eaircü  x«t  "rij  •f^'^exl  oeüroü  AcüXa,  rr,  xal 
Pouyiva  •  |j.£Ta  Se  xriv  tsXsuitjv  HMilN  suru 
(xsvou  TO'j  'eXwSYjiyöpou,  It£- 
5        pw  8s  (Ai)S£vi  e^ö"'  s^^*'  xtQ|xa  ^tnßoXe  •  im 
ii  Tt?  emßaXi,  8(011  tö  ^(cxcd  H  J^'. 

Zeile  2   ist  also  AsüXa,   wofür  Ramsay  Asjxva  vorschlug  beizubehalten.     Zeile  5   ist   KrtßiXXw 
wie  (TtsXXw  flectirt,  mit  Beibehaltung  des  a. 


'    17»  BCH   III,  S.  346,  30:  Zotikos,  Tertylla,  Elpis,  Abranthis. 
17'»  CIG  4341    und  S.  iiSg;  LW  1365:  Seilianos,  Nano. 
17*^  BCH  X,  S.  156,  4:  Severa,  Karpos,  Deiphilos,  Attalis. 
17«*  Ebenda  X,  S.  157,  wo  zu  Anfang  von  A  zu  lesen  ist: 


\  E  N  C  A  -  E  K  /////  ?  -Ev  [0]  a [8] s  x[eiTa'. 

T<})AAEOZMOAE  T.  <l>X[aß]to?  MiS£[5T9<:. 

81 


l62       — 


20. 


In  der  Stadtmauer  gegen  Osten  oben.    CIG  43400,  S.  11 58;  LW  i368. 

Aüp.ANNA  x«!  A  nay.xilv'.si;  A  N  C  [aoB6|xr,3av 
eauToi?  xepi'ßoXov  xal  XcVo[Tä^tov  ev  w 
cops;  xpoxovvYj  1 1  (a  n  ~  1 1 1  L,  [ßoiXotiai  5e 
KAMETHNANNAN  [iv  oürij  evxYiSeuÖTJvat, 
5        KAIENOIKIZOMAIHVMO  ..  YrATEPAM[ou,  äSeXsr.v 
AEMOYAPTEMEIIIANKAITONANAPA   [aü-rij? 
AOYKINKAIKEl[Xt]ANONKAIANOH   .   .   . 

Die  Ergänzungen  der  rechts  abgeschnittenen  Inschrift  sind  natürlich  auch  anders  möglich. 
Zeile  5  scheint  an  "Wohnen  im  Peribolos  zur  Beaufsichtigung  des  Grabes  gedacht  werden  zu 
müssen,  wie  bei  einer  Inschrift  von  Myra,  Reisen  in  Lykien  und  Karlen  II,  S.  36,  Nr.  56.  Zeile  3 
ist  das  Mass  wohl  8  1/2  Fuss;   Zeile  5  lVIr,v56=av? 


21. 


Ebenda.    L.   i-3o  M.,  h.  oSo  M. 


MOYMMIAIOYNIAZA 
I  .  EAYTH  KAIKAAY 
AlillAAEZANAPIIKAI 

MOYMMIillPO 

TENOMENilAN    .   . 
AYTHIKAIMOYMMIA 
KAAAl  I  Ol    H  MON  .  11 


Mcu|j.|j.ta  'louvia  J^iä- 
G[a]  kxjvfi  x«!  Kaou- 
5{<j)  'AXs^övBpü)  xal 
Meun|i(w  'Po['jow  Tö» 
•Ycve|j.£vtü  äv[Spl 
oOt^i;  xat  Mounixia 
KaX/v[[v]ö[vT;]  (A5v[o]t;. 


22. 

In   einem  Thurme  der  Südseite  auf  einem  langen  Quader  oben  in  der  Mitte.    (Auch  Seh. 

und  St.) 

rAlOIOITEIAlOZEP  Tdioq  'OsziCtMi;  'Ep- 

MHI  .  .  NEAYTilKAl  ixij;  pwjv  eaurü  xai 

TYNAIKIKAITEKNOIZ  yjvatxt  xai  Tsxvot;. 


23. 

An  einem  Thürsturz,  welcher  gegen  Osten  in  die  Stadtmauer  verbaut  ist,  1.  circa  rSo  M., 

h.  o-3o  M.    CIG  4340=^,  S.  ii58;  LW  i366.   Vergl.  CIG  4341   und  S.  iiSg;  LW  i365. 

? 
M  .  KAAn  .  M  .Ypb;]  i.  I  I  ?  BEIII  AI  I|l [tsüto  to  rjpjil 

cTov  i^wv  xaTsoxtüaaev  eou-w  xai  toT?  loioi? 

aÜTOu  dteeXeuöspoi? 

Zeile  I   Saßsiviovs;  oder  SspßetXiavs?. 


—     i63     — 


24. 


In  der  Stadtmauer  weit  links  vom  Hadriansthore  verkehrt  eingemauert.  Die  Inschrift  nimmt 
das  Viertel  oben  rechts  einer  107  M.  breiten,  oSg  M.  hohen  Quaderseite  ein.  (Seh.  und  St.) 


AYP.  NElRlIAHIEAYT- 
KAITHrYNAIKlAYTOYAl 
PHAIArAMIKHKAlTOlI 
TEKNOIZ 


Aüp  .  Ne  . .  aiSr;;  Ei3tu['Ri> 
xal  Tfj  fuvatxl  oyToO  AJf 
pYjXia  Famx^  %a.\  toi; 
lixvot?. 


25- 


In  einem  Thurme  an  der  Südseite  verbaut,  1.  circa  120  M. 

y2rTOAEKENOTA(})IONTOIZIAIOIXMO 

^HIAZeAlAQZ 


26. 


et  TW  ft9X(i>  xtX. 


Verscheuerter  Stein  in  der  Treppe  eines  Hauses  verbaut.    H.  078  M.,  br.  021  M. 

EPOZ Ali 
YnEYGY 
EC  HZON 
5         OIZKATAA 

AI  EreoAZ 


27. 

Im  Hofe   der  grossen  Moschee   als  Pflasterstein   benützt.     H.  o53  M.,  br.  o"67  M.    (Seh. 

und  St.) 

'  +eeBOHeHTON  AOUCOU^ 

AI\€ONTZ.li 

cxonawC»" 


xc 


28. 

In  einer  Hausecke  vermauertes  Marmorfragroent.    (Seh.  und  St.) 

TüWlj 

mm 


«1» 


—     164     — 


P  e  r  g  e. 

29. 

Auf  einem  Friedhof  im  Südwesten  der  Stadt  zu  einem  türkischen  Grabe  verwendet,  zwei 
Stücke  einer  Basis:  A  h.  o-8o  M.,  o-53  und  0-54  M.  br.  und  d.,  B  h.  o'685  M.,  o"55  und  o'56  M. 
br.  und  d.,  oben  gebrochen,  unten  hinter  Zeile  4  unbeschrieben.  Erwähnt  von  Hirschfeld, 
I,  S.  722,  2. 


TAZHA  P.TAITP.  HOMOIP.  Hn 
N-aNTAI  i  ArAGHITYXHIAEAOX©^ 
ETH  H  H 1 0A1TE  ETTITTAI  IT01I"FPc[ 
rErPAMMEHOlIITAllAHBOMOY 
KAITETllV\HieAIXPYIiIIITE<t>A 
N-IIAPIITE 1-11  KAI  EII«ONlXAAKH| 
HHKAIANAITA0HMAlEHT,ailEP-",| 
THI APTE  M  lAOIK  ATATON  ETI  <}./^ 
NEZTATOHTOTrOHKAIE"mrPA4>HHA| 
ETriTHIBAIEP.IOAHMOZOTTEP 
TAUaNETIMHIE  ZTAIIAN  BOKIOY 
XPYIiIIZTE<|>AHiIII<AIEII<OHlXAA 
KHirENOMEHONitATATrOAlHiTPATH 
rON  ^^  C  AHMOIETIMHIE 

TOAEYTEPOHITAIIAHBOKIOY 
TAIIYTTOrErPAMMENAIITIMAII 
rYMNAIIAPXHIANTA 
EAO^ZETTEPrAlilHTHIBOYAhKAITCi 
AHMillETrEIITAIIAIBOKlOYANHPKl/ 
AOIKAIArAeOIZHAilTHIYTTAPXil/ 
T.n.Hl<AAAIITiINENTETAIIAOITrAI5 
AlIlcAAillANEITPAMMEHOIKAI 
TOlIAAAOlZTTASlHAPlITATrOAlTEY 
NOIAIATEAEIKATAZTAGEIZAEKAir 
EIAPXOIHrHZATOTOYrYMNAIlCj 
IONT-aiKAITHITiINE<t>HBiIHKAI| 
IP.<|>POIYNHITrpOEITHiIIBEAT/ 
AI<OAOY0OHEAYTOHE/ 
N-O-IAEIillEAYTO"! 

B 

BAETTOHiEIlOHAuüi 
TTPETTOYIAZATroNEMONTATIM/] 
|OIZAPIITOIZITrEYAilIlNE<}>AMIA\ 
HEI0AlTOIITOIOYTOIITilNAHAP\ 


vwvrat  I  AfaÖf,  tu/if),  tzlc-/ßix[i 
ez7;vr,c6a{  t£  Iz';  zäst  xot^  rps- 
'(s.-{poL\/.<j.viii-  Z^aciav  Bsy.isj 

vtp  äptSTctci)  y.at  eixövi  y.a/vxfj, 
■}]•/  /,«;  ävaaTaÖrjvat  iv  tw  ispw 
■rij;  'ApTSH'.Bs;  xara  tcv  eztoa- 
vsoTOTCv  Tczov  •/.«(  ei;tYpa?r,va  [t 
10        £■::;  -r^i;  ßäcEw;  »'0  S^|j.j?  ö  üsp- 
■j'atuv  £t(;ji.y;c£  Staciav  Bs/.{s'j 
Xpucö)  (Tresav«  y.al  eiv-iv.  /aX- 

Y5V. «  'O  S^ixs;  iTiiJ.r,Cc 

15        TS  SsjTspcv  Staiiav  Bsy.bj 
Tat?  ÜTCY£Ypa|j.|j.ivat;  -ti^-aT; 
YJji.va(jtapxr,:avTa' 

"E5s;i  FlspYaiwv  t»)  ßsu/.f,  y.at  ^[ä) 
Sr,;j.u)'  'Ezcl  S^aifa;  Boy.icu,  (rvY;p  v.[ix- 

20        Xc5  y.a;  aYaÖbi;,  l^v)"/.o)Tr,;  Gzap/_(i)[v 

Tüiv  /.aXXisTWV,  Iv  Tc  Tat;  AstzaT;  [ap^r- 
aT;  xaXiü;  ävcGTpap.iJ.gvo;  xa:  [ev(?) 
TsT;  ÄXot;  zästv  äp;iTa  zoXiTeu  [sjas- 
vcc  StaTcXsü,  y.aTacraÖcl;  Se  xai  Y['>'|^va- 

25        ciapyoq  rjYvicaTo  xou  YU|*vasi5[u  xpe- 

zJivTto;  y.a:  ty;;  -röiv  syi^ßuv  x«:  [vewv 
cwipocrjvr,;  zpoEm;  ü;  ßeX':[Kr:cv 
äy.iXc'JÖjv  sa'JTbv  £ 
V  [0] ;  <i;''(o:  sxjtjj  .  .  . 

B 

ßXs7:5v[':]c!;  [t]!v  [S^jacv  Ta; 
zpizojsa;  äziv£|j.:v":a  T!;j.ä[; 
-joii  äpicTctc  c-cJswitv  £sä[.;.'.X[X6i 
Yi]v£56at  TsT;  xsici-si;  TtÖv  äväp[wv. 


Auf  der  reichlich  hohen  und  schlanken  Basis  (einer  Büste?  oben  ein  vertieftes  Quadrat) 
standen  mit  Ueberschriften  versehen  (Zeile  14  f.)  die  Ehrungen  des  Stasias,  von  denen  das 
Ende  der  ersten  und  Anfang  der  zweiten  Zuerkennung,  sowie  ein  A  zu  Anfang  entsprechender 
Schlusstheil  (B)  erhalten  ist.  S.  49  ist  die  Vermuthung  geäussert,  dass  diese  Inschrift  von 
einem  Ehrendenkmal  im  Gymnasium  herstammt. 


-     i65     - 

30.  ■ 

Am  Canal  der  Hauptstrasse,  unfern  G  im  Plane,  Epistyle  oben  mit  Leisten  A  1.  o.S5  M., 
BCD  zusammen  1.  190  M.,  h.  o36  M.  A  und  ein  Theil  von  B  im  CIG  4342 f,  S.  1160;  LW 
1371a;    BCD  ohne  A  im  BCH  X,  S.  i58,  6. 

AB  CD 

'0  SiJiAS?  [i]  IlepYfltfwv  Tiߣ[ptov]  KXoWiiv  Kalaapa  Zsßasriv  rartipa  xanpiioi 

S.  41  ist  vermuthet,  dass  diese  Epistyle  zu  dem  Triumphbogen  hinter  F  gehört  haben. 


31- 

In  der   langen  Halle   etwas   südöstlich   von   der  Kreuzung.    Epistyl,   oben  mit  Kyma  und 
Leisten,  1.   r39  M.,   h,  0-40  M. 

T]OYAAMnPOTAT[ou 


32. 

Am  Bau  L  im  Plane,  a  auf  dem  Sturz  der  Mittelthüre,  b  c  auf  demjenigen  der  Fenster 
links  und  rechts  davon,  d  herabgefallen  neben  dem  westlichen  Seiteneingange.  Schon  abge- 
druckt und  ergänzt  im  CIL  III,  Supplementum  Lyciae  et  Pamphvliae. 

a        rEBAZTQNr[spu)vi  T  . 'loüXio;  Kopv]OYTOZK  A  I  H  TYN  H  A  YTOY 
KAI/[aÜTä)v    ti    T^xva    xateaxeuauav]    KAIANEeHKAN 

b        r]  lOYAlOIKOPNO"»  ptoi;  «veönjxe  xatatm]  E  Y  A I A  Z 

C        r]  lOYAlOIKOPr  [vouTO?  ivlftrpiiv]  KATAZKEYAIAI 

d      CLAVDIOCAESARIGERMANlico  Augusto  Neroni 
CIVLIVSCORNVTVSCVMVXClre  et  liberis  dedicavit 

Die  Zahl  der  fehlenden  Buchstaben  ist  bei  a  und  c  nach  dem  Masse  der  erhaltenen 
Buchstaben  berechnet,  d  ist  als  Hälfte  des  Ganzen  angenommen.  Vergl.  S.  43.  Ein  Nach- 
komme dieses  Cornutus  erscheint  in  Nr.  35  als  Agonothet  der  den  Namen  des  Sophisten  Varus 
tragenden  Agonen. 


"  Mit  AB  (ohne  Tiße)  als  i  sind  vermischt  neun  andere  Fragmente  als  2 — 10  im  CIG  4343 (  3, 
darnach  mit  versuchter  Scheidung  wiederholt  LW  1371  b — Ar.  Beide  Bezeichnungen  sind  der  folgenden  Auf- 
zählung 30'''=  beigesetzt.    Ausser  30*  habe  ich  auch  JO**"'  nicht  gesehen. 

30'  =  2  (CIG)  b  (LW)  und    10,  k  habe  ich  nicht  gefunden. 

30'',=  4 — 7,  d — g  in  den  Ruinen  des  Grabbaues  V  vor  dem  Südthore,  S.  49. 

30  '^  =  3,  8,  9,  c  A  I  in  der  Ruine  X  im  Südosten.  S.  48. 

30'^  CIG  4342*4,  S.  1160;  LW   1375.    Fragment. 

3o«  CIG  4342*5,  S.  1160;  LW  1376.    Fragment. 

30'  Annali  dell'  Inst.  i852,  S.  163;  LW  1374.  Fragment. 


—      r66     — 


33- 

Am   Südrande    der  Akropolis,   westlich  vom  Aufgang.    Oben   br.    o-65    M.    Theilweise   im 
CIG  4342. 


^EATI-IIAPTEMIAOI 
KAIAHMlOYPrONTOnE/ 
"TTONKAIAPXIEPEATINI 
BAITP.NKAIIEPEAIEBA 
TI-l5:OMONOIAI>TIBEPION 
KAAYAlONAnOAAP.NlOYYl 
ONKYPEINAAnOAAP.NION 
EAAIBABIIN<J)IAOKAIIAPA 
KAI(|>IAOnATPINYIONTI-lini 
AEP.IEnAPXONrENOMENON 
ENPP.MHTE  .  .  E^ONAPN/// 
E  PAI  AM  E  NONTP////////////////// 
NO0ET|IANTAT  .  .  P-NAT/// 

P.N  I E  BAITP.NTPI///E////////// 
ZANTAAP.    EA|EIIPP.MHNKA// 
KAT. .  0OIAMENON/////7//////// 
TAIAAITEMIAIT  l-l////////////// 
ANKAITP.AI-IMP.TA|MEriITA 
|AIIYN(}>EPONTA|^|TETAIZ 
KATAIXOYI^  lliEITCAE/// 
\linPOXPHi:EIIAONTy»AP 

^PIP.NEIIArOPAIMONni/// 
PNnOAAAKlITEAONTA 
^MlElinANAHMOYITC/// 
KATCIKOYIITHNnOAlNKAIT// 
__IAH/M.  \_INZENOIl/// 
riZKEYAIANTATETOBO//// 
AEYTWPION  EKTP.N  I A//////7//// 


'Isjpsa  T»;?  'ApT£|xi5s; 

•/.T.    2Yi(l.!SUpYSV    TS    Xs[n- 

■jtJtsv,  apy_i£p£2  tcov  2[e- 

5        TT)«;  "OiJisvoiai;  Ttߣp'.o[v 
KXofjStsv  'A'JToXXtüvtou  u[l- 
cv  KupEsva  'A:;oAXa)V!OV 
'EXa'.ßäß[r,]v  fEAoxawapa 
xat  ^iXöiroTpiv,  u'ibv  tij;  ^[s- 

10        X£ti)i;,  Ixapxsv  vevsjxevov 

SV  Tw(i.r)  T£  [y v]  £  ['.Tw]  V,  dp[xt- 
£paGäix£vsv  Tp[!?  xa!  äYw- 
vo6£-r [r,] aavta  ^[p'.jüiv  x^\ü- 
v]wv   2£,SaJTÖiV,   Tp[t?   xp]£[aߣj- 

'5        covia  5a)[p]£a[v]  ei?  P(i|jwjv  x«p. 
xaT[op]6[(o]!;a[AEV3v  [Tii  ÜEp- 
Ya(a  'A  [p]  T£iJ,i2t  ttj[v  gto- 
av  xa;  tw  Zi,\i.ut  Tä  [ji.£Yt5Ta 
x]a!  cuv^EpovTa,   [£vj   t£  Tai; 

20        xaTaoysiia!;  c£ito[S£t- 

a]t;  KfoysY^sEti;  Bivia  äp- 
vjupi'wv  ei?  ÖYopasijisv  ä[u- 
pö)]v,  ■itoXXäxti;  T£  SovTa 
£i7:iaT]£'.;  Tx;3r,ns'j;  top; 

25        xaT[o]!xs35i  TY-jV  KsXtv  xat  t[oT5 
I'k]  t?Y;  [^«5'*'] '■'  ^570!;,  \i- 
-t]  sxs'jasavTa  ti  ts  ß9[u- 

XeUXI^P'SV    £X    TÖJV    lS[ttüV. 


Zu  beachten  ist  der  Wechsel  in  der  Anreihung  der  Participia.  Zeile  10  bis  i5  ohne  Con- 
junction  —  nur  äpx;£paaä[ji.£vov  und  äY<^'"Ö£'nj-avTa,  als  enger  zusammengehörig,  sind  durch  v.7.\  ver- 
bunden —  Zeile  i5 — 18  mit  xal,  dann  dreimal  mit  te.  Zur  SEßaarv)  'OiJiivota  vergl.  die  Ssßarri)  Nsixiq 
4g-,  Tj/ij  lEßacjTÖv  Athen.  Mitth.  X,  S.  336,  P^a  Sißaatä  CIG  25o8.  Zu  dem  apycipaaajjiEvov  tpl;  xai 
ävcovsOETi^ffavTa  Tpiöv  ävcövwv  vergl.  4g',  Zeile  3  äpxi£p£a  twv  Tpiüv  KEVTaETY)pix(J)v  iymta/,  wo  das  Verhältniss 
des  Archiereus  zu  den  grossen  Agonen  (vergl.  BCH  X,  S.  i5o)  minder  präcis  ausgedrückt  ist 
als  in  unserer,  wie  es  scheint  älteren,  Inschrift.  Zeile  21  Tipsxpr,c£t;  äpfjp'.wv  auch  in  einer  Inschrift 
von  Termessos  (Bd.  II).  Praefecti  fabrum,  wie  Zeile  11  in  Attaleia  4  g'  und  6;  mit  dem  Zusatz 
des  Ortes,  wie  hier,  in  Inschriften  von  Benevent  CIL  IX,  1619  praef.  fabr.  Romae  und  von 
Tibur  CIL  XIV,  3665  (vergl.  Borghesi,  Oeuvres  V,  S.  208)  praefecto  fabrum  M.  Silani  M.  f. 
sexto  Carthaginis.     Zeile  26  ist  auch  xaTarxeuäaa'«a  möglich. 


—     i67     — 


34- 


In  einen  späten  Thurm  der  Ostmauer  eingefügt,  circa  o65  M.  h.  und  br.,  unten  gebrochen. 


IBOYAHKAIOAHMOI 
THIIEPAIKAIAAMnPAI 
KAIENAOZOYKAINE 
P.KOPOYnEPfAI  P.  N 

n  O  A  E  P-  I 
n>  lOYAAlMIAlON 

A  K  Y  A  A  N 
TONKPATIXTON 


'H]  ßsu/.f,  xal  c  Iff^ioi 
TT,?  Upö?  X«!  /.a|x-pä; 
yjx'.  ev5i$ou  xat  ve- 
(üx^ps'j  nepYot'uv 

[|.  'Ii6/.(tov)  A'iaO.icv 
•A)w).*v 

T5V    XpatTlSTOV 

[f,Y5|ASva  xtX] 


35. 
In  geflicktem  Thurme  im  Nordosten  vermauert,  h.  circa  100  M.,  br.  070  M. 


lOKAA 

.   .    .   \  I  EilN  ETE  IM 

AIEPEATP.NIE 

mNAnoAEix©,;/// 

AEKAIATP.  NO©E 
T  P.  N  M  E  r  A  A  P.  N  .  . 
.  PEIP.NnENTAETHP 
ArP-NP-NTAlONIO  . 
KOPNOYTONBPYP.NE 
Leer. 


e-ä;|x[r,5£v 

t;v]  tepea  tcöv  2£[ßa5- 
Tüv,  äzo?£c/.6[ivTa 
Se  xal  aY<<)voOi['niv 
Tö)v  (xeYäXwv  [0"j- 
o]peia)v  TrevrasTTip  [tx,i5v 
äYwvwv  Fiiov  'Is[jXt5v 
KofvoüTsv  Bpu<ov[iavsv. 


36. 

Im  Felde  westlich  von  der  Stadt.  Höhe  des  oberen  Profils  023  M.,  der  Inschriftfläche 
080  M.;  der  Fuss  steckt  in  der  Erde.  Je  weiter  nach  oben,  desto  schlechter  erhalten,  die  zwei 
obersten  Zeilen  zerstört. 


AITPAIANP-IKAIZAPI 
.   .  BAITP-TEPMANIKP. 
.    \KIKP.IKAIAPTEMIA1 
.    EPrAIAlKAITP.IAHMP-l 
.    nOAAP.NIOIB<}>YIEIAE 
TPOKONAOYKAIXPYIP. 
HTYNHAYTOYKAITATE 
KNAAYTOYEKTP.NIA  . 
P.NANE0HKANKAI 
K  A0IEPP-IAN 


10 


[öesü  Nsps'ia  utü], 
[aÜTox-pitopi  Nepsä]- 
ac  Tpaiavö)  Ka(cap[i 
SsJßaiTü  r£pnxyiy.ü)' 
Aa]xiy.(I>  %3,\  '.XpTS^sJ: 
ri]£pYata  X»!  Ttö  S^iiAW 
'AJäsaXüxc;  (Si?),  fistt  ik 
TpoxsvSsu,  xat  X^'jsiit, 
^  fi-tr,  oÜToy,  xj:  ti  ts- 
Xva    OWTSO   £X  TliV   •!8[i- 
«V  ävi6r,xav  xa'i 
xaO:(:fa>:2'<. 


—      i68     — 

37- 
In  einem  Thurme  der  Ostmauer,  circa  o65  M.  h.  und  br.,  unten  und  oben  rechts  gebrochen. 

AYTOKPATOI^  A"jTS/paT5[p« 

K  A  I  Z  A  P  A  Kaijapa 

MANTP-NION  M.  'Avtuviov 

rOPAIANON  fspStovbv 

lEMnPP-NIANON  5  SijAWpwvtavbv 

PP.MANONA<|>Pl  'Pwixor/ov  'Aippt- 

KANONr*^''"*  xav6v,  i:[ortepa 

38.' 
Im  Kreuzungspunkte  der  Hallenstrassen.   Basis  h.  no  M.,  br.  o-56  M.,  oben  glatt. 

AYTOKPATOPA  AÜTOXpäiopa 

K  A  I  I  A  P  A  Kafcapa 

M>ANTP.  NION  M.   'A>rrtiviov 

rOPAIANON  ropäia-Zsv 

lEMHPP.NIANON  5                    SsiAzpuv.avsv 

.  P-MANONA(})PI///  'Pjwjjiavbv  'A?pt[x- 

A  N  O  N  ¥  I  O  N  avbv  ulbv, 

///¥ZEBHE¥T¥XH  EJüaeßij  Eütu/.t) 

ZEBAZTONIP. TH///  Seßacrsv,  Sut [ijpa 

SHIOIKO¥MEN  y  10                 Tiis  otxouiAev [r,; 

HPEPOVIlAy  ■^  Yspouaia. 

Die  Standbilder  aller  drei  Gordiane  Sy,  38,  38*  werden  während  der  Regierung  des  dritten 
errichtet  sein,  und  zwar,  während  dieser  seit  dem  Jahre  242  n.  Chr.  in  Asien  war,  um  die 
Perser  zu  bekriegen.     Die  Schrift  ist  allerdings  nicht  ganz  gleich. 

39- 

In  der  Kirche  R  im  Plane  siehe  S.  36.  Runde  Basis,  mit  Kopf  und  Fuss  h.  i  M.,  070  M. 
im  Durchmesser,  oben  mit  Einsatzloch  für  Befestigung  der  Plinthe.  CIG  4342  fr,  S.  11 60;  LW 
iSyS;  BCH  X,  S.  iSg,  7  fast  correct. 

'lepetav  -rij?  icpoeStwoTj;  -ri)? 
uöXeti);  i^,|ju3v  Oe*;  'AptEixtSo;  dsüXou 
xat  !sp£iav  'A9Y)vä[?  St]a  ßiou  KX.  Ilau- 
X[e]Tv[av]  'Apt£(ji£ia(a [v,  9'j]YaTep[a  KX.]  AnE[X- 
5       Xeiv[ou  xat]  OüXi:.  ApTSixsi^ia?  äp^tepswv 
( \  KX.  'PsTstXios  Oüäpo;  l-apxo.s  iTCKewv 

eiXi)?  a    KoXwvüv  xal  A.  KX.  nPOniNKI- 
ovb?  'A [z] eXXTvo?  x-'^^l'^PX"?)  '^^T-  "  (d-  i-  ß)  Tpatoviji; 
TTjv  |xä|x|jiiriv  Ol  e•(•{0■^o^. 


'    38*  01043426^,  S.  1160;  LW  1372:  AÜTOxpiTopa  I  Kai'iapa  I  M. 'AvTiivtov  I  ropSta-/bv  Eücsß^  EÜTuyi;  |  Ss- 
ßafjrbv  I  luyzfjpa  t^;  o'.xoufJLSvr,;  1 1!;  -(epouaia. 


—     169     — 


40. 


Auf  dem  östlichen  Friedhofe  profilirtes  Stück.  Daran  in  der  oberen  Kehle,  rechts  o-o5  M. 

frei  lassend: 

K  A  I  <|)  I  A  O  n  O  [Xtv 


41. 

Gebälkstücke  in  dem  nördlichen  Anbau  von  L  verbaut.   Länge  von  a  1-45  M.,  b  ro5  M., 
e  i"64  M.,  Höhe  0-43  M.     a  und  b  bei  Tr^maux. 


a       ITQNIYNKA0 


INTQNA  ] 


'^^"1 


3 


e     .  . 


EZ. . 


Etwa:  .  .  Töiv  cuvx.a6 [tepwiia] vTWv  [.  .  .  -rii  xJöXei  .  . 


42. 


Im  zweiten  Thurme  der  Ostmauer  von  Nordeij  her.    Br.  circa  060  M.,  h.  0-40  M. 


;}>YA  H  EPMOY 


Phylen  werden  auch  nach  Menschen  benannt,  und  Hermes  ist  nicht  selten  Personenname, 
hier  aber,  da  die  Inschrift  vollständig  ist,  natürlich  der  Gott. 


43- 
Im  Stadion,  in  den  Gewölben  der  Ostseite,  von  Norden  her  gezählt  (vergl.  S.  46): 
a  in   17  auf  der  Bosse  und' dem  unteren  Rande  eines  Quaders  der  Hinterwand; 
b  ebenda  an  der  rechten  Seite; 
c  in  20  auf  dem  oberen  Rande  zweier  Quadern; 
d  in  23  ähnlich; 
e  in   25    auf  dem   unteren   Rande   eines   Quaders  der   drittobersten  Lage.     Auch  ganz 

rechts  erscheinen  noch  undeutliche  Reste; 
/  in  26  auf  dem   von  einem  Rande   umsäumten  Quader   in   der  drittobersten  Lage  der 

Hinterwand.    Eine  dritte  Zeile  scheint  ausgemeisselt; 
g  in  28  auf  dem  unteren  Rande  zweier  Rusticaqu ädern  der  Hinterwand. 


a  i/i/i/mii/m\K\or 

\  p  r  Y  p  o  K  0/7//// 

c       HPAKAIOYI  ausgemeisselt. 
d       L  imii  LTPA  ////;/  OYA  P  HNO  \ 

e     1/111/ 'rrpl/ll/lrQ/ll/lHl/ 

g      /,7T0YXPYC$/,;(zoTIKi 


ArrYFQKo 

TföY 


/ 


0€0  <})  I  AI 
A  N  O  Y  ^ 

l/lli/ll:llllllli/l 


—     I70     — 


44- 
Oestlich  vom  Uebergang  K  über  den  Kanal  der  Hallenstrasse.    Oben  profilirtes  Gebälk- 
stück, 1.  loo  M.,  br.  044  M.,  auf  dessen  Unterseite: 


.  .   VONHeZHCenOA€IKA€OCTICAd. 

PM6.P6HNeNeHBeTOC4, 

AAOCeKCMYPNHCn*. 


—  u  ov  i^d^vjas  xsXst  xXso?  [s]!?  Sa  u  — u 
eixiva  |xa] p[xap£r)v  uu  —  uu  —  uu  —  u 

—  u^  (?)  öQXXoi;  i%  SiJitjpvTj?  xa  v^  — uu  — u 


45- 
An  einer  Basis  h.  i  •  1 2  M.  mit  Kopf  und  Fuss.  An  der  Westmauer,  wo  ungefähr  die  Strasse 
abgeht,  in  einen  Thurm  verbaut.     Schon  abgedruckt   im  CIL  Supplementum  Lyciae  et  Pam- 
phyliae  6739. 


CIVLIVSPLO 
CAMVS  -VI 
VOS-  SIBI.  ET 
SVIS- 

rAlOIlOYAlOI 
nAOKAMOI 
Z^NEAYTill 
KAITOIII  AlOlI 


C  .  lulius  Plo- 

camus  vi- 

vos  sibi  et 

suis. 

rätos  'loüXts; 

nXsxatto; 

X2C  Tol;  Bisic. 


46. 

An  einer  nach  Norden  gehenden  Mauer  der  Westseite,  Architrav,  1.  i-66  M.,  h.  o"5o  M., 
die  Inschrift  auf  den  beiden  oberen  Fascien  eingegraben.  Schon  abgedruckt  im  CIL  Supple- 
mentum Lyciae  et  Pamphyliae  6740. 

/SETSERGIATHEOPROPISVXORVIBll 
peTIERINT  •  ETP  ■  SERGIOCANDIDOETQVII I 


47- 

Ausser  der  Stadt  eben  vor  dem  Südende  der  langen  Hallenstrasse  bei  einem  Grabbaue. 
Platte   h.  0-65  M.,    br.  070  M.,    d.  0-20  M.,   nur  unten   und  vielleicht  rechts  unten  ohne  Bruch- 

y///lHNOI//  OüoXou!ja]tYjv9(;  .   . 

|\KYAAITC  "ktiikox,  TO   .    . 

KAIATTlAnl  xai 'AiTia  II  .  . 

D  Y  Z  I  I  l-l  N  Ä  I)  OüoX]ouffsii()V(j) 

YAIANKAIAY  5         xaTsaxeJüaiTär/ xat  av)[TOt  xoö'.epusav? 


/. 


48. 

In  demselben  Thurm  wo  Nr.  42  eingemauert,  nicht  zu  erreichen. 

A  E  P- 1  K  O  A  P-  N  E  I  A  Z  A/// 
ANAPEIAEYZEBHKAI 
(j)IAOn  ATPIZZP.N/" 
E  A  Y  T  P.  K  A  I 


—     171      — 


49- 

Im  verschütteten  Pförtchen  h'   als  Thürsturz  über  Kopf  vermauert,  1.  2-!>4  M.,  h.  o-56  M., 
mühsam  zu  lesen. 

r-  O  .  .  .  OZniAArAlOYAPlS^IA  •  EYTYXIAEAYTOII 
KAITOIITEKNOIIKAITOIIEZAYTP.NTAAEKE 
NOTA<j)IATOIIAnEAEY0EPOIIAYTßNKAITOIZEZAYTQN 


r.  O[üäp]0(;  n(|7.]a  [x]«[i]  Oüap[e](a  EÜTuyia  iauzoi^ 
voräfta  TsT?  ä-eXeuOspoi?  aürwv  xat  tot;  e?  «ütüv. 


50. 


An  der  südlichen  Gräberstrasse,  von  einem  Sarkophag  die  letzte  ganze  rechts  der  drei  und 
zwei  halben  Platten,  welche  eine  Langseite  bildeten,  auf  dem  gemeinsamen  Sockel  aufgerichtet. 
Die  ganze  Langseite  war  beschrieben,  die  erhaltene  Platte  ist  h.  o'go  M.,  davon  007  M.  oben, 
0*28  M.  unten  unbeschrieben.   Die  Thür  war,  wie  gewöhnlich  (siehe  S.  49)  an  einer  Schmalseite. 


KAI  APTEMEIII  A 
.  OYIEPM  IIOYTO 
.  YnHKAlEYMHA-a 
^ETASATOKAI 0 N 
ICNgONnEPIBOAO^ 
-HANTEIONKATEI 
IKPIMAIINEniTPO 
PAITOY 


xat  'ApTE|Aetff(a 

1^  Yuvij,  OuYCt'njp  Je  .   .  .]eu<;  'Ep[[xa](5u  tb 

|j.vr,H£iev  xaiecxEÖasov  eaurot;  xat  .  .  .  .]i«rr,  xat  E'^pli'/aco 

ETi^aio  xa;  wv- 

S         isv  [t]cv  TsptßoXov 

ä]vifeTov  xaTec- 

xeuacev ]t  xpt'ijiactv  estTps- 

panoü. 


51- 

Auf   demselben    Friedhofe    wie    29,    ebenso    verwandt ;    mit   den   Kopfleisten   h    0-48  M., 
br.  067  M.,    d.  045  M.,   rechts  gebrochen. 


ANTirONHHANTirONOY 
APTEMIAQPONAnOAAQ 
TONEAYTHIANAPAKAI 
ANTirONOIAPTEMIAQPOY 
OYIOIAYTOYKATAAIA0HKIN 
APTEM I  AI 


'A-/TIY5VT,  r,  'A'/TCYSvw 
'ApxsliiSwpev  AxoXX(i)[v{ctJ 
TSV  ea'jtr,;  ävSpa  xat 
'AvTiYsvi?  'ApTi|jiiJüpeu 
6  ulb?  aÜTSü  xara  ^ta6i',x[t;]v 
ApT^IJitSt. 


Das  Denkmal,   zu  welchem  dieser  Stein  gehörte,   mag  allerdings  eher  im  Heiligthum  der 
Artemis  als  beim  Grabe  errichtet  gewesen  sein. 


«• 


172      — 


52. 


Im  Dorfe  Murtana  auf  dem  türkischen  Begräbnissplatze,  ein  Quader  dem  ein  anderer 
links  entsprochen  zu  haben  scheint.  Rechts  sind  oSo  M.  nicht  beschrieben;  wie  das  unbe- 
schriebene Mittelstück  zu  erklären,  habe  ich  nicht  notirt. 

KENO|(})IONAIIO//7/// 
OYPEI AAAKAIKOYP 
KAlKOYPKAAAlKAPnO 
///KAITOIZTEKNOIIAYTOY 

In  Zeile  i  stand  nicht  TA  nach  KENO.  Zu  dem  zweimaligen  Koup,  einmal  gewiss  Abkürzung, 
vergl.  die  Namen  von  64,  oder  war  es  Koipx'.o;? 


53. 

Aussen  westlich  am  Nordwestbaue  E  im  Plane.    L.  r25  M.,  h.  046  M.   ohne  den  unteren 
etwas  vortretenden  Rand. 

DAANxto; 

nöNEAYTQIKAITOlIIAlOlZ 
AYPHAlOIArAnSMENOIITPATIQTHZ 
YQMHZ  .  .  ANOIMlAQNTOKENOTA(f)ION 
5  KAITOIZEAYTOYEniZKEYAZAZZYNEIT 


S  i  1  1  y  o  n. 

!  54. 

An  der  rechten  Thürleibung  des  Gebäudes  c  im  Plane  S.  64,  vergl.  S.  79  Fig.  60  E  und  F. 
Dass  dies  Riegelloch  erst  nachträglich  eingehauen  sei  mit  Zerstörung  eines  Theiles  der  Inschrift, 
scheint  keineswegs  gewiss.  Hirschfeld,  I,  S.  726;  Roehl,  Inscriptiones  Graecae  antiquissimae 
S.  141;  Ramsay  im  Journal  of  hellenic  studies,  II,  S.  223;  Bezzenberger  in  Collitz,  Samm- 
lung griechischer  Dialektinschriften,  S.  367,  wo  man  die  vollständige  Literatur  findet.  Vor  dem 
nebenstehenden  Texte  gebe  ich  die  Lesungen,  welche  nach  neuer  Vergleichung  des  Papier- 
abdruckes mit  Bezzenberger's  Text  mir  die  richtigen  scheinen. 

Zeile  I  ZYA  -F  —  KAI  —  MA/^E  2  AP  oder  AFIAtllOC — KAI,  dann  vor  A  nur  Steinschaden, 
AIKIA^  3    nach    der    Lücke    FIC  — TYK  — ?EAY    wahrscheinlich    — HA  4    liFAlA — TEFIIAI« 

5    FETPlAnO  — MH  .  .  KA  .  .  .  .  ?  6   O^AK  — nOCABATIAPIIE/^AKAeiAA  7TIPE/^I  loTYlKAI 


II  (EniHA  scheint  nicht  möglich)  i3  KAGE  nicht  H  14  FOlKYnOAlt  möglich,  am  Ende  AE? 
i5  AlA/v  20  am  Ende  Al^(  lll-/^ESA  22  für  TETEA'  ist  nicht  Platz  24  am  Ende  .  OKAI 
ziemlich  sicher,  darnach  für  AnEAAO  nicht  Raum  25  OAI  ||  nicht  A/  26  ||  nur  AlE  ist 
einigermassen  sicher  27  ||  0?E  +  ET?,  fast  alles  ist  unsicher  28  ||  EIPAVAI?         29  ||  A/^/A'4J, 

davor  kaum  Platz         3o  ||  1  i^Xi.         32    <})  ?         34  l-E  +  E?l^         35  OAPBAKAIT? 


173     - 


L  '   ■   '   '   I, 


-*•«« 


—      174     — 


55- 
Auf  der  Mauer  am   abgestürzten   Zugang  (S.  6g),  Basis  von  Travertin,  die  Inschriftfläche 
h.  o-i8  M.,  br.  o-58  M.     Vorne,   links   und    ein   kleines  Stück   der   anstossenden   Hinterseite  ist 
oben  und  unten  profilirt,  rechts  Stossfläche.    Oben  Standspuren,  die  des  rechten  Fusses  vor,  die 
des  linken  etwas  zurück  und  zur  Seite. 


Ueber  das  Zeichen  des  Anlautes  siehe  S.  Sy,  Anm.  i,  über  die  Namens-  und  Flexions- 
formen unten  hinter  Nr.  97. 

56.' 

Basis  nahe  der  vorigen,  von  gleichem  Stein,  mit  gleichem  Profil  vorne  und  rechts. 
Seitenlänge  links  071  M.,  vorne  o-63  M.  Linke  Seite  glatt,  also  wohl  Stossfläche,  aber  wegen 
grösserer  Höhe  und  älterer  Schrift  und  Formen  nicht  zur  vorigen  gehörig.  Oben  nur  die 
Standspur  des  rechten  Fusses  nahe  der  vorderen  linken  Ecke  erhalten. 


C\ 


:n 


SjÄpf'fviiÄOpr 

4A  AKEPvPOBr  E-NOMA 


MeY^AEt;  'ApTtp.i8spu 

0£[JltCX.U 

h  x«t  0£|xiä;  MevaXäc 


Ueber  Me^äAet;  d.  i.  Mf^o:üir,c,  die  Flexionsformen  und  den  Abfall  der  Schlussconsonanten 
bei  den  letzten  Worten  siehe  zu  Nr.  97.  6s[j.icy.u<;  d.  i.  öeiAtoxo?  scheint  gleich  öemoro;,  öeiitä;  und 
MsY*^«?  aber,  die  Beinamen,  aus  dem  eigenen  und  dem  grossväterlichen  entstandene  Kose- 
namen.    Zu  Zeile  4  vergl.  S.  66. 

57.' 

Verbaut  in  der  mittelalterlichen  Absis,  welche  einem  antiken  Quaderbau  am  Ostend©  der 
Stadt  eingebaut  ist;   br.  0-34  M. 


E  I  M  l-l  I  E  N 
EPEillAnOAAilNOl 
TAAAEOYinAIAlI 
DETHIENEKA 


'0  S'>i|jiO(;  £t]  E£[jir,!iEv 

.   .  .  ulbv  Ijepewi;  'AicäXXwvo? 

....    MejYaXXsouc,  Maat; 

T£l(*al<;    dp]£T^?    £V£X«. 


Ueber  MsYa^^^Mu?  siehe  zu  Nr.  97. 


56"  Felsinschrift  CIG  4342  c;  Bezzenberger  Nr.  1268. 

57"  BCH  X,  S.  500,   I :  Ehrendecret  des  Stjsjlo?  0  StXXuctov,  gefunden  „ä  i  heure  au  sud-ouest  du  village, 

(Kiesme)  sur  un  escarpement  couvert  de  ruines". 
57''  Ebenda  S.  501,  2:  ein  zweites,  nur  mit  ö  Srjuo?  ohne  den  Namen,  „une  lieue"  NW.  vom  Dorfe. 
57^^  Ebenda  S.  501,  3:  Ehreninschrift  für  Septimius  Severus  vom  MouXaoa£tov  6  Sf,no;,  gefunden  wo  57''. 


—     175     — 


58. 

Marmorbasis  am  Eingange  zum  Vorhofe  der  kleinen  Moschee  {d  im  Plane).  Die  Inschrift- 
seite war  vermauert,  ohne  Kopf  und  Fuss  h.  078  M.,  br.  o-5o  M.  Die  drei  obersten  Zeilen  am 
Kopfprofil. 

YAl-IKAlOAl-MOIETEIt-HZE  'H  ß9]uXT)  xat  4  Jijixo;  izily.r,at 

MErAKAEAMETAKAEOVI  Me-yacxÄsa  Mifxuliotx; 

(}>YIEIAnOAAQNIOYTPII  yuasi  'AtoXXwviou  Tpt? 

MErAKAEOYIAH-1IOYProN<AI  MsfaxXiou?,  Sr.ixiwpvsv  yuxl 

rYr^AZIAPXoNEniAONTAAl  5        •fj)i'*ix<3loipy^ot  extJivra  8i- 

ATHIMHTPOir-VNOAQPAIEN  ix^?  ixrjTpö;  MiivoJwpou;  iv 

TQETEITHZAI-rilOYPri  AoIAY  tö  l«i  -riji;  SYipuoup^tJo«  ou- 

TOYAlANOMHIEKAITßlBoY  Toü  8iavo|x^;  Ixaarw  ßsu- 

AEYTI-IXK>rEPAlQiAEKAII^  Äeur^  (Srjvap-.a)  x',  vepaiw  Je  xjt  e- 

KAHIIAITHt  AN  AK  lT-1- noAEITi  'o        xXnjetaorij  ivi  (aijvoipta)   itj',  xoXsi'th 

AEANAXBAr      ^EY0EPOI  I AEKAI  8e  «vi  (Jr/zäpia)  ß',  ä[re]X£u6dpoi;  8i  xai 

nAPOIKolIANA)<AETIEniAoNTAAI|  xapoixots  ivi  (8r,väpta)  a' •  2t'.  ewSsvra  8t- 

ATI-IIMHTPOIKAIEIZTPO<|)AinAIA2N  i  t^s  |xi)Tps;  xal  ei«  xpapäi;  «xßwv 

APrYPIOYnAI-ITlIKATEIKEYAIE  •  ip^upfco  |iu(piä8a<;)  X'  •  IJTi?  xaisoxsü«« 

ToNTENAoNKAITAENTßlNAQIlEi  15        t:v  te  vabv  xat  Tä  ev  tu  vaü  U[pat, 

TAT  EAPTYPEATPIAAnOr^AKAIHl  tixe  öp^ipea  tpi'a  äw  |xu(pt  J8s?)  [«']  xal  (8T)vapiwv)  ,a 

KAITOTHITYXHIIEPONAKPEAE  xai  tö  t^;  Xüx»)«  lepbv  äxpsXe- 

<j)ANTINONEniXPYIONIYNTOII  ?awvov  Ex(7.puaov  ouv  toü; 

nAPEPnOIZTOlinEPITHVBAIINKA  itapspYi'oi;  toT;  ■Kept  xf,v  ßactv  xa[t 

THMAPrvPEONTPArEZANKAITA  20        Tf,v  äpYÜpesv  Tpazeiiav  xat  xä 

nAINGEIAKAITAIITOAI  KAITON  xX-vSsta  xat  xi?  5x0a?  xat  xbv 

ANAPIANTA  «vSptivxa, 

nANTAElIM  NHM-N  K  A  I  T  E  I  M-N  icävxa  et?  1xvi^iat;v  xat  xetfxiiv 

TOYYIOYAYTHI  xo5  uioü  aJxij?. 

Diese  Inschrift  wie  die  folgenden  bis  61,  verfasst  zu  verschiedenen  Zeiten,  nach  immer 
neuen  Spenden,  ehren  dieselbe  Frau  oder  ihre  Kinder.  Die  Spenden  werden,  wie  die  sie  her- 
vorrufenden Ehrenämter  der  Menodora  oder  ihrer  Kinder  in  jeder  neuen  Inschrift  um  die  neu 
hinzugekommenen  vermehrt  aufgezählt.  Anlass  der  ersten  ist  ihres  Sohnes  Megakles  Demiurgis, 
der  zweiten  die  eigene  Demiurgis  und  Gymnasiarchie,  sowie  der  Tochter  Gymnasiarchie, 
Anlass  der  dritten  das  eigene  Oberpriesterthum  und  andere  Priesterthümer,  der  vierten  die 
aiwvioi;  8i()[j.toupYt?.     Die  Einzelspenden  vertheilen  und  steigern  sich  folgendermassen : 

I.  (Nr.  58)  II.  (Nr.  Sg)  IM.  (Nr.  60) 

I.  ßsuXsuTjj X     x'  X    xif'  K    ZT,'  und   («(xoy   («8.  Xa' 

2-    TSP««!' n       '1^'  n      ■^'  r      '^ä'       „  „  „X' 

3.  exxXYisiaoTij „     tr/  „     oC  „     sr/      „  „  „X' 

4.  jeder  Frau  von  2  und  3„y'  „y'  „     —     „  „  „     — 

5.  ToXsixT) „ß'  „e*  „_^  ^  ^_ 

6.  outv2txx«ptt,> „—  „Y  T,2'„  „  „     — 

7-     älTäVuöSfW „        «'  „        y'  n  5'  71  n  ,        — 

8.  :rapoix<j> „a'  „f  .,      —      ,  „  „     — 


—     176     — 

Die  erste  Spende  gewährte  ausserdem  Soo.ooo  ei?  xa-Swv  Tpo^ä;,  und  die  vierte  nur  die 
Gesammtsumme  von  5 20.000  Denaren.  Offenbar  bilden  die  ersten  drei  Classen  eine  Gruppe, 
wie  die  letzten  drei  —  drei  allerdings  nur  in  Nr.  5  9  —  eine  zweite,  beide  durch  die  Höhe  der 
Spenden  wie  auch  grammatisch,  durch  individualisirenden  Singular  bei  jenen,  durch  summa- 
rischen Plural  bei  diesen,  geschieden  (ausser  in  Nr.  61).  Die  ersten  drei  Classen  sind  die  Mit- 
glieder von  ßsuXv;,  fepoitsiv  und  8rj[io;,  d.  h.  die  stimmfähigen  Bürger,  während  die  Bürger  der 
vierten  Classe,  freibürtig  aber  nicht  stimmberechtigt,  durch  den  Singular  sich  zur  ersten  Gruppe 
stellen,  wie  durch  den  niedrigen  Satz  zur  zweiten.  Sie  machen  also  den  Uebergang  zur  zweiten 
Gruppe  der  Nichtbürger.  Von  ihnen  kommen  die  äitsAeüOepot  in  allen  vier  Inschriften  vor  und 
machen  keine  Schwierigkeit,  während  die  irdpotxot  nur  in  zweien,  die  oüivSixTapto'.  nur  in  dreien 
vorkommen.  Dass  sie  nicht  identisch  sind,  ist  klar,  da  in  Nr.  59  beide  begegnen,  und  da  die 
r.ipzi7.oi  den  irShü^zpoi  nachstehen,  während  di^  cüivStxtäptst  ihnen  vorgehen.  Mit  Recht,  als  Frei- 
gelassene durch  vindicta,  oüivStxtov  bei  Suidas,  in  dessen  Glosse:  OütvStxTos  •  ö  %am  cu(vS'.xtov  iXsu- 
6ipoj(i.evo(;  vielmehr  Oü-.vJ'.xTäpts;  im  Lemma  am  Platze  wäre.  Iläpctxot  werden  oft  genannt,  meist 
im  Gegensatze  zu  TOAiTat.  ApoUonios,  der  Vater  des  Megakles,  Megakles,  sein  Adoptivvater, 
und  Menodora,  die  Tochter  eines  Megakles,  gehörten  gewiss  alle  demselben  Geschlechte  an, 
dessen  Stammvater  vielleicht  der  Me(g)aleis  war,  von  welchem  die  yjXr,  MsaXetttSwv,  die  zehnte 
von  Sillyon  (siehe  Nr.  59),  benannt  war. 

59- 

Auf  der  Burg  gegen  Osten.  Basis,  von  mir  nicht  gesehen,  nur  nach  Papierabdruck  copirt. 
Die  Inschriftfläche  ist  h.  o*85  M.,  br.  o"55  M. 


MI-INOASPANMETAKAE  O  YZ/ 
/'rPrONKAirYMNAIIAPXON.  ,. 
J  reEI  E I  GYrATEPA  AHM  IOYF/,','7 
^EKAnPQTOYKAirYnNAII/,  ,/,'■ 
SAAlOYGEIEIEniAOYIANY/.. 
7  rYlOYr-ErAKAEOYITI-ir,/,, 
AIEIinAIAQNTPO<|>AIAPrYi/,/ 
^YPIAAAITPIAKONTAETIE 
lANENTETHIAIATYMNAIlA 
KAI  ENTHTOYYI OYA  l-M  lOYPf  I L 
Tl-I  I A I A  A 1-M I  OYPn  A I K  A I TH 
OYrATPOZrYMNAIlAPXIAI 
»  E  YTI-r'ENEKAITQ  I  X  n?  TE 
AEEKAZTQIXnEKAHXIAIT 
AEEKAZTQXÖZTYNAIZIAETC 
TQt^KAZTWXrnOAEITHAE 
rTQXOOYlNAIKTAPIOIZAEK 
ArEAEYGEPOIZKAinAPOIKO 
NA)(  TTONAEANAPIANTA/ 
ZTHIEN(})YAHlr'EAAEITIAg| 


lMy;v5swpx/  MöYaxASsu;  [5r,|j.t- 
c]'jp7';v  7.2:  -p'^'ia.zixtyvi  [iXa!- 
S'J  0£7£!,  O-j^aTSpa  'ir,\i.'.zj[c';z\j  y.al 
BiXarpwTS'j  xa;  YJjr/a5t[ap/ij 
5        £]/.ai;-j  Oiiii,  ewscjiav  ö[-Jp 
Ts]j  'j'.jj  Miva/./.Esj;  -f,  \r.x:^.- 
51  £•:  Taicojv  Tsisa;  iipYj[p(;'j 
(jiup'.asa;  -rp'.äxivTa  ■  'iv.  i[r.:'iz\t- 
cov  ev  it  rr,  !3ia  Y-j;j.va:'.a[p/'a 

10       xal  VI  T^  tsj  uloj  Br,iJ.'.:jpY'.' [1  xa'c 
T^  i5ia  cr,[7.t5upYi5t  xa-  -ri;  [t^; 
OuY«xp'5S  f^v-^acid^/ir  [ßsu- 
/.]£UT7;  jAsv  gxäffTG)  (Sr,vap!a)  ■:r','',  y-C?*'«^ 
5£  IxiiTü)  (sr,väpta)  ■;:',  i'/Xr,r;\\oiz^, 

15        2k  £xa<rtti)  (cr,väpia)  eC,  y""**'^'  "  T[s'i- 
Twv  sxioTY;  (Stjväpta)  -{,  ■TzoXv.vr,  Zk  [äxä- 
c]t«i)  (5r,vapta)  6',  eü'.vS'.xtap'st;  c£  x[a! 
ä::£A£jOip5'.?  xa:  T:aps(xo[i;  i- 
va  (s-/;vapia)  y'  •  "f-"'  os  ävSpiävra  [äv£- 

20       ejTiQcev  o'jXt,  i  M£aXetT;i(j)v. 


Vergl.  zu  Xr.  58  und  über  den  Namen  der  Phyle  zu  Nr.  97. 


—     177     — 


6o. 

Marmorbasis  in   der  Unterstadt   oberhalb   des   Stadions.     Die  Inschriftfläche  h.    iio   M., 
br.  0-40  M.,  die  vier  obersten  Zeilen  am  Kopfe,  die  vier  untersten  am  Fusse  der  Basis. 

3  Y  A  H  A 


I 


E  T  E  I  M  l-l  Z  E  N 


APXIEPEIAN  TS  NIEBAI 
Tß  N  I  E  PE I  A  N  /i  W  M  l-ITPOI 

KAI0EQmANTQ^4<AIIEPC 
<|)ANTINTQNnATPIQN0Eßl 
KAIKTIITPIANKAIAK-1IOYP/// 
AirYMNAIIAPXONEAAlOYGE/// 
HNOAQPANt-erAKAEOYITC 
tNhNAEKAnPßTlAOYr 

ErroNW<AiAnoroNoN 

5N<AIAI-MIOYPrßNKA 
QNEAAIOYGEIEIKAI 
KA^PQTßNE^IAoYIA^ENlT^ 
HMloYPriAIKAITHrYMNAIIAP^I 
AITHAPXIEPßIYNH<AITAIIIE 
ßlYNAlIKAIENTITOYYlOYA" 
DYPriAIKAIENTHT)I0YrATPoI 
NAIIAPXIAEKAITßBoYAEYT- 
ANAXnHic)  KAIIEITOYMA/ 
TEPAIßAEEKAITßXnA-  KA 
lEITOYI^Ai?  EKAHIIAIHAE 
ZKAITßXOHJ^  KAIIEIToYM/ 
rYNAIIIAEToYTßhCKAITHXr 

INAIKTAPIOlIAEKAIArEAEYGEPO 
AITßKAig  ETIERlAoYIANYnEPToY 
YAYTHIhtrAKAEOYIXmATPIAI 
IAQNTPO<}>AIAPrYPIoYXI^A 
Vergl.  zu  Nr.  58. 


>S 


25 


'H  ß]ouXr,  [jMil  6  8i5|w; 

ify^tiptiay  tüv  ^^a- 
Tüv,  Upetav  Ai'^jxrjTpo; 

xat  Otüv  ::ivT(i>v  xat  iip6- 

9avT(v  tüv  «ocrpCidv  ^i(i[y 

wt!  XT(ffTpiav  %a\  8r,(xioup[YÖv 

x]o!  YU|xvac{«py_ov  e/.aisu  6£[?ei 

M]TjV5Ja>por/  MsYsaXesu?,  ■r[r,v 

Ysvo]  (Ae'/Yjv  JexaspuTia  öuY[a- 

Tspa  xai  if{iTr,t  xai  dbcÖYovsv 

xT'.!rrö>]v  xat  Sr,|jitoup-2'(i)y  x[at 

YU(xva(;dp)J(ov  eX[a]i'ou  ö^sei  xat 

5e]  xorpÜTuv,  eriieOaov  Iv  ts  tf, 

8]r,|x'.oupY'*'  xat  t^  fjnva5iap[)ji[« 

x]at  T^  apxiepwoyy»)  xat  Tat;  U- 

p](i>(:üvat{  xal  ev  n)  tcu  uloü  S[r,|u- 

oopYiSi  xat  ev  vf;  Ti;i;  OirfatTps? 

Yunjvacrtapyta  £xoiaT(>>  ßou/.EUT[i) 

ävi  (Jrjväpta)  w/  xat  csitou  («(Jiou;)  /.[a', 

YEpatü)  !e  exiTru  (8r,väpta)  "[8']  xa[t 

athot)  |xe(!(:u(;)  X',  exXr,fftacTij  8i 

e]xasT(i)  (Jüjvapia)  oij'  xat  cettou  |*s(Stsu()  X', 

Yuva'.^'t  8e  toütuv  exäcrri  (8T;väpta)  y', 

oü]  iv5ixTap'!oi;  85  xai  drrsXeJÖ^  [i; 
£x]  äuTw  (äTjväpta)  8'  •  Iv.  est8e53«v  irrep  toü 
ulo]3  oÜTi);  MsYooi^wu;  t^  «arrptSi  [et?? 
za](!<«)v  Tpcfä?  opYuptou  (8T;vap(wv)  (xapiiJa?  X'. 


61. 


Auf  einem  türkischen  Friedhofe  westlich  von  der  Burghöhe  unten.    Grösste  Breite  041  M. 


M/ 

TOYI 

XOH  KAIX 

EKAiTH  xrnc- 

AlKTAIIfiAEKAIAn.^ 

lANYPEPTOYYloYr-E 

AIEIinAIAQrPO<t>AIAPi 

///ATAAinOYIHIKAIEIIAIQI«\ 

///OYPriAAXHBTONAEANAPI 


[sxauTu)  ßsuXeuxTJ  öva  (Sijväpia)  sr,'  xat  ctfcou] 
|X5(!tou;)  [Xa',  -(tpitä  Ik  exirru  (8r,vipta)  x8'  xat  ati- 
t:u  [|xo(?(eu;)  X',  exXTjiiarr^  8s  ixizm 
(8T;väpia)  er/  xal  [oetTsu  |ji5(Bi5u;)  X',  Y'Jvai;:  8s  Twituv 
^xisTi)  (8r,väpta)  y'j  [«Xe-tt,  8e  IxiTtu  (iT;väpta)  6',  owv- 
5txTa[p]((i)  8e  xat  ä[TsXsuO!p<i)  övi  (8i;väpia)  8'  •  ext  ktiSsö- 
oov  üsip  Toü  uloü  Me[YaxXseu;  rf,  «otpf- 
8t  t{;  xa{8<iiv  Tpof a;  op  [Yupiou  |ju>(pti8a;)  X'  -  ff. 
x]  aaaXiitoiicr,;  xat  et?  aia)[viov  so:«?);  8y;- 
(xt]oupYi8«  (S>jv«pta)  ?  piß'  •  t;v  8e  äv!pi[ävta  ovsTPr.ss  xt>^ 

SS 


—     178     — 

Die  Ergänzungen  ergeben  sich  aus  den  vorhergehenden  Inschriften  58  fF.  Zu  den  früheren 
Spenden  kommt  als  neue  das  Legat  für  die  ewige  Demiurgis  (vergl.  die  ewige  Gymnasiarchie 
des  Q.  Veranius  Philager  in  Kibyra,  Petersen  und  Luschan,  Reisen  in  Lykien  etc.,  S.  187). 
Was  den  Uebergang  vom  Accusativ  äutSousav  zum  Genetiv  v.axaKnzoüoTiZ  veranlasst  hat,  ist  nicht 
klar;  vielleicht  das  ergänzte  lauTTjc.  In  der  so  etwas  langen  Zeile  6  hat  wohl  sxäcru)  gefehlt, 
welches  mit  ävä  zusammen  nur  in  60,  Zeile  20  vorkommt,  während  sonst  eines  oder  das  andere 
steht.     Die  :cäpsiy.ot  haben  hier  augenscheinlich  keinen  Platz. 


62. 

In  einem  Steinhaufen  in  der  westlichen   Hälfte  der  Burghöhe,   eine  durchschnittene  und 
ausserdem  durch  Einmeisselungen  verstümmelte  Basis. 

OA         HMCrET-E  '0  oy)|j.s[;]  eis  [((jirjasv 

APTEMIAQPON/    ..AQIO.  'ApT£iJ,(oiüpiv   [Ats]ia)[p]s[j 


63.  : 

In  dem  Vorgemache  des  Brunnenhauses  am  Südabhange  der  Burg.    Vergl.  S.  jS. 

tvS?  Tij  s' 


OYHtH^o 


^i^  I  ^^'  W(^s?)  -^1  = '«'  ? 


Gewöhnlich  wird  allerdings  in  ähnlichen  Inschriften  Gott  oder  Christus  angerufen,  den 
oder  die  mit  Namen  Genannten  zu  unterstützen,  zu  retten,  ihrer  zu  gedenken,  ^o-ffie:,  aöii^e,  ixvt]- 
cOsir;,  z.  B.  aus  Aphrodisias  Cariae  im  BCH  IX  (1884),  S.  14  et?  ees;  ö  [xövs;  cüJ^e  KwvaTavTwsv. 
War  etwa,  wer  jene  Inschrift  in  Sillyon  machte,  kein  Christ  und  die  Nennung  des  Herrschers 
nicht  räthlich?  Der  Herrscher  ist  gewiss  gemeint,  «lij^o;  als  Schiedsspruch  wie  (i^o;  Tupäwwv  in 
Sophokles'  Antigone  V.  66  (vergl.  V.  682)  verstanden.  An  dem  Sturze  einer  stattlichen  Thür 
in  Termessos  (siehe  Band  II)  steht  die  Inschrift:  e!;  aiüva  t's  xpaTo?  tou  xuptou,  welche  auf  den 
irdischen  Gebieter  zu  beziehen  und  der  unserigen  fast  gleichbedeutend  ist.  Vergl.  auch  das 
EÜTJxct  wie  in  Nr.  107  und  öfters  in  Band  II.  Aeusserlich  übereinstimmender  ist  in  Malalas' 
(S.  29,  1 1  Nieb.)  Erzählung,  wie  diejenigen,  welche  die  verlorene  lo  suchen,  an  die  Thüren 
klopfen  und  rufen  fS^r,  'lou;  sw^ecOu). 


179     — 


Aspendos. 


64/ 


Von    mir    nur    der    völlig    scharfe    Papierabdruck   gesehen    und    zum   Facsimile    benützt. 
Hirschfeld  II,  S.  izS,  i;  darnach  Bezzenberger  Nr.  126t. 


64"     Aehnlich  Hirschfeld  a.  a.  O.  2;  Bezzenberger  Nr.  1260:  Spende  zum  Bau  eines  Thores. 

64^  LW  1378;  CIL  III,  23  I  "^  auf  dem  Sockel  der  zweiten  Säulenstellung  der  Skene  über  der  Mittelthür: 
A.  Curtius  Crispinus  Arru[ntianus  et  A.  Curtius  Auspicatujs  Titinnianus  [fecerunt.  (Siehe  Fig.  89.) 

64'^''  Falkener-Henzen,  Annali  1852,  S.  164;  LW  1379  f.;  gleichlautend,  je  auf  einer  grossen  Tafel 
über  der  Parodosthür  von  Osten  her,  welche  sichtbar  ist  auf  Tafel  XXII.  64'  allein  auch  Texicr, 
Asie  min.  III,  S.  243;  CIG  4342^*  add.  S.  1 162;  CIL  III,  231  a.  Dis  patriis  et  domui  .Augusturumj 
ex  testamento  A.  Curtii  Crispini  A.  Curtius  Crispinus  Arrunjtianus  et  A.  Curtius  Auspicatus  Ti> 
tinnianus  fecerunt  |  0£oT;  r.xz^lv.z  xai  tu  o\tM  -.Cm  'Lt'^a.i'.üfi  |  it.  EuOt*,*'»;;  A.  Ksuprisj  KpEtc^jv/sa 
A.   KoüpTw;  Kpei5|z£ivo;  'AppouvTtavb;  y.at  'A.  KoipTtsi;  AücrtxäTo;  TiT'.vvtavi;  |  i'soiijsom. 

64'=  Texier,  Asie  min.  II,  S.  244;  Falkener-Henzen,  Annali  1852,  S.  167;  CIG  4342  «f  und  S.  1 161 ; 
LW  138 1,  dessen  Lesung  hier  wie  in  den  folgenden  zwei  wiedergegeben  wird,  nur  dass  ich  das  erste 
y-al  aus  Waddington's  Abschrift  ergänzt  habe  ....  [ctjv  Tavrl  tu  Ezi]xc'.|Aiv(j)  xsc|X(i>  Z'/jVwv  [0eo- 
Swpou  äpyiT]  exTiüv  tcü  OistTpoJ  ävs6r,xe  [xjai  ii[xe8fa)X£v  ei;  ävü>va]  '^■i^^^'.•^Ji•^  ^S'^iöXtsv  tsü  OeÖTpsj  (Jt;- 
väpta)  Tpio^^eiXt«  [x«t  ei]?  evl(pr,ixov  ex)iXr,o(av  ej^api'uaTO  xi^xou?  ■Kps?  tw  [t7n:]o5[p5(Mi).  Vergl.  die  folgende. 

64'  CIG  4342^^  add.  S.  1 162;  LW  1383,  welcher  Zeile  i  und  2  nach  g  hergestellt  und  zu  Anfang  von 
Zeile  4  OsäTpo'J  erkannt  hat.  Am  Anfang  von  Zeile  6  lese  ich  £K'.x£!(xsv<i)  xecjiw  wie  in  e  und  ver- 
muthe  darnach  zwei  Ehrenbilder  des  Zenon,  deren  Inschriften  je  einen  Theil  seiner  in  e  zusammen- 
gestellten Verdienste  aufzählten.  Was  von  Falkener  über  den  Platz  von/ g  angegeben  wird,  lässt 
nicht  zweifeln,  dass  es  die  Inschriften  sind,  welche  ich  auf  zwei  Kragsteinen  rechts  und  links  an  den 
Paraskenien  (eine  davon  auf  der  Ansicht  Tafel  XXIV  über  Thür  E  sichtbar)  mehrzellig  gesehen,  aber 
nicht  zu  lesen  vermocht  habe.  Auf  den  Kragsteinen  konnten  lebensgrosse  Statuen  sehr  wohl  stehen, 
und  dem  anerkannten  Baumeister  des  Theaters  geziemte  der  Plau  gewiss.  Da  der  enxet|x£vs;  xiz\LSi 
wegen  64.  bcd,  nach  denen  wir,  wie  es  scheint,  die  Erben  des  Crispinus  als  die  Erbauer  des  ganzen 
Bühnengebäudes  anzusehen  haben,  nicht  von  dem  Schmucke  der  Skene  zu  verstehen  ist,  könnte  man 
vielleicht  an  das  so  ähnliche  Nympheum  denken. 

648  Texier,  Asie  min.  II,  S.  244;  Falkener-Henzen,  Annali  i852,  S.  166;  CIG  4342^'  add. 
S.  II 62;  LW  1382:  'H  ßouXr,  xat  &  8^(*.oc  eT£tpir,oe  ZVivwv[a]  öeoäwpou  äp^tTextava  tcj  Oeitpo«  [xai] 
Twv  T^?  ziXsti)?  IpYwv,  exiSsSuxÖTa  [eti;]  i'fütva  fU|Avtxbv  ^evsOXiov  ts-j  6£«[Tpou]  Siivetpia  Tpio^eiXta 
[xai  ei];  eiiifTjjxov  €xxX'»;a[iav  /aptaä]nevov  xi^ou;  '''[p'?  fi*  i'fcoSpöiAU  .  .  . 

64''  BCH  X,  S.  160,  8:  Inschriftbasis  in  der  Nähe  der  Wasserleitung  eingemauert,  Hirschfeld  II, 
S.  123,  2  bekannt,  von  Rad  et  und  Paris  a.  a.  O.  herausgegeben,  mir  im  Papierabdruck  vorliegend 
und  hier  wegen  ihrer  Bedeutung  für  die  Wasserleitung  wiederholt:  Tiß.  KX.  K'jpeiva  'Ep|i.v[£]ja, 
8ex«i:p(OTOV,  YU|j.va(;[t]|ap-/i^aavTa  äXeinixasi  [v]  |  JXxi>5toi;,  ulsv  Ttß.  KX.  |  'iTaXtxsy,  Bsxaxpoirou,  |  ip/t- 
ep^b>;  8T;(i.!supfoü  |  ^juvastap^ou  xat  ä|fti)vs6eTou  twv  [xsy«|Xw»  KsvraeTrjsixiliv  |  Kon3apy,<i)v  «vüvwvj  |  [e]w- 
86vTo;  st;  t[t,v  |  t]o'j  üSaTo;  staaY[u]Y[r,v]  |  äpfupisu  (Jr.vapiwv)  [AuptäJa;  [?]  |  xat  i:peaß«ü««rw[;]  | 
Tpesßeta;  Tpel;  x[p9<;]  to'u;  Aü':oxpäT[apa;]  |  xpsTxa. 

83» 


—     i8o     — 


lieber  die  Grabstelen,  welche  die  folgenden  Inschriften  65  bis  97  enthalten,  siehe  S.  gS. 
Ich  habe  sie  nach  den  Sprach-  und  Schriftformen  zu  ordnen  versucht  und  zur  Veranschaulichung 
der  letzteren  einige  Proben  im  Facsimile  gegeben.  Ueber  das  Sprachliche  vergl.  die  Bemer- 
kungen hinter  97. 

66. 


65-' 


A 


\NAS';OK! 


67. 


A  AM  ATPI  lY'^ 
*°TIM  I  AOP 


A  <j)  O  P  A  I  Z  I  I  Y  1 
OPO(})  ATI  PA  NA 


68. 

A  1  Fl  All.  POYI 
TT  E  A  il  P  A  Y 


69. 

Hirschfeld  II,  S.  124,  6;  Bezzenberger 

Nr.  1264.  1 

^  <))     I     A     I    A     I 

K]YAPAMOYAY 

Bezzenberger  vergleicht  die  Stadt  T5pa- 
[Aia  in  Kreta.  Es  ist  aber  vielmehr  derselbe 
Name  wie  in  98,  Zeile  5  und  BCH  II,  S.  607 
(Kibyra.)  Vergl.  Petersen  und  Luschan, 
Reisen  in  Lykien  etc.,  S.  116,  2. 


70. 
A  E  il  N  I  A  A  r 

A  e  I  M  I  F  Yr 


71- 

A]  O  A  N  A  A  -".  P  Y  I   (sie) 
M  A  N  E  I  T  Y  I 


72. 


73- 

Hirschfeld  a.a.O.  S.  3;  Bezzenberger 

Nr.  1262. 


(|)  o  p  A  I  r  1  r 

A(j)  O  PA  I  2:  lY 


k 


A 


I  Fl 


74- 
Obere  Inschrift  ausgemeisselt. 

A  P  T  I  M  I  A  -",  P  I  I 
AFI  FENITYZ 


76. 

I  A  X 
M  E  N  YS: 


75- 

M  A  P  \   Sl 
METAAEITYr 


77- 

KYA  PO  MO  A  I  I 
Z    O    F    A    M   Y    Z 
K  O  n  E  P  I  N  A 
nEAAAYPYlZ 


'    65^  Hirschfeld  a.  a.  O.  S.  124  ..  .  ©tX«  |  M«Xitou?,  von  mir  nicht  gesehen. 


i8i 


-     78. 

kottepeiha 
faHaiiüsoz 

80. 

rTArr  A 
K  EAAIF  I 

82. 


84. 


OYATEM  E I E 
QAf^AASlPOr 
MOYPMAKil 
ZilFEITOYS: 

85- 

nEPI  FE 
M  I  M  A  P 

86. 

M  AN  E  1  I 
AAMATPIOY 

88. 

A^'  |v  I  X  O   ^ 
o  FÄ  |\^01 


89. 

^oPAlCIA 


79. 

?EZ]TFEFEMir 

ElP  A»/////o  y 
8t. 


I<  AEortATl?A 

AI oN  orx 


83- 


N  EJS 


I 


I 


ANl  Toyr 

87. 

AAjMATPEIZ 
?  M]EAATOYZ 

(|)]OPAiriOY 

M]EAAIAAM 

A]TPIiIYnE 

///=TOYI 

90. 


F    O    Y  f^   A 

nK;AAHioT 


Es  steht  vielmehr  DiXuvtou  da  wie  91. 


--        l82       — 

91.  92. 

APIITOTTOAII  MEAAIMA 

"FEAüHlOY  MEAANATYI 

Jeden    der    beiden   Xamen    fand    ich    in 
minder  leserlichen  Resten  im  gleichen  Casus  95- 

auch  auf  anderen  Stelen. 


93- 
MIAAINA|v\OPZ.OY 


A  PTEME  III  A 
HEIKANOPOI 
HKAIAAOAIKi[d.  i.  r, 
IIIAZA(})POAII  [to'J 


94. 


97- 

Auf  der  Unterseite  einer  Stele  von  zweiter 

TT  O  P  I  O  TT  A  Benutzung. 

lEIMOY  'AX]KllMHPAI|AEiINOI 

gilNEAYTJlKAITHrY 

vlAIKlAYTOYEYiPOIY 
96.  ^ 

NHKAIHPAKAEilNI 

AGaHaA'^PA  Til  Ylil 

In  den  vorstehenden  Steleninschriften  (vergl.  auch  Sillyon  55  f.)  erscheinen: 

I.  Männernamen  auf  -o 

Nom.  -u;:    'AfopBict'.u;  66,  'A] OaväSwpu;  71,    Bsuir/etpj;  82,  vielleicht  auch  ZcFap-u;  77  =:  Ats^aixo?? 

Nom.  -ou?:  Atrt'Swpsu;  685 

Nom.  -0;:    F3!{vi[yJo;  88  j 

Gen.    -u:     'A^opSidu  73,  'ApTtni56p[u]  67,  0s.i/.{<ty.u  Sillyon  56; 

Gen.    -ou:    KiSa'.Fisu  80,   AajjiaTpicu  86,   4>opätotou  90,   u.  s.  w.; 

Gen.    -ioj:  Aajj.axpiiou  87, 

II.  Männernamen  auf  -a 

Nom.  -a?:    Ila^ra?  80,  M]^Xa;  87,  Msa?  65,  letzterer  zusammengehörig  mit  MeäAtva  92  f.  (vergl. 
Koxspeiva  78,  Kowptva  77)  erklärt  durch  die  Namenreihe  von  Sillyon:  Me-fay.Xioui  58,  Ms- 
y]*^'^^"'^?  57    (vergl.  Aspendos  100),    MsYäXe'.;  56    (dazu  der  Genetiv  MsYä^veitu;  75,  s.  IV) 
und  die  Phyle  MsaXsiTtSwv  59; 
Gen.    -au:  X)posaxlpau  66;    -au:  DeAtopay  68, 

III.  Männernamen  auf  -on 

Nom.  mit  Abfall  des  ;i  (wie  in  sYevijjia  Sillyon  56,  und  von  s  in  &.ap6  ebenda  und  56 ä) 
^^a'^a5iü) ; 

Gen.  Wava^twvu?  Sillyon  55,  Mava^iovu;  Aspendos  65  (vergl.  Aiovou?  81),  FavaSiuvo?  75.  Da- 
gegen ist  KoupaoHÜ  64  neben  dem  männlichen  Koupaciuvs;  offenbar  weiblich,  wie  viel- 
leicht auch  Maptw  75,  Fouxoj  90,  Moupfiaxo)  84. 

IV.  Männernamen  auf  -£t?  sind  ohne  Zweifel  MeYäXsi;  (siehe  oben)  und  Mävei?  83,  86  {=  Mävn;;?). 

Gen.  MsY^XetTu«;  75,  MävetTu?  71,  Mävitou;  83  (vergl.  X)xXiji;  "OxXTi-oc).  Als  solche  Genetive,  mit 
demselben  Laut-  oder  Zeichenwechsel  von  -u,  -ou,  -(0)  sind  anzusehen  AFiFevttui;  74,  Me- 
XovaTu?  92,    M]eXäTou?  87,    MaXtTou?   65^,    ZioFeitou«;  84,    FexeiToui;  89,    .  . .  pTou?  87.    Darnach  ist 


-     i83     - 

vielleicht  auch  in  dem  mehrfach  besprochenen  EAYYAMENETYI  oder  umgekehrt 
(Bezzenberger  a.  a.  O.  zu  Nr.  izSg)  Mivew;  (vergl.  Sillyon  54,  Zeile  i  und  10)  als 
Genetiv  zu  fassen.  Von  den  genannten  sind  'Eiti^evei;  83,  Xi'^nfiytii;  84,  Aajixirpei;  87  zu 
trennen  und  mit  Genetiven  wie  . . .  pievui;  76,  'AötixfFui;  70  zu  verbinden. 
Auf  -i;  scheinen  weiblich  'ApTiiii5a)p(?  74,  4>op8tirf<;  y3,  oder  männlich  wie  . . .  F«rt(xt;  79,  KeSot- 
Fc;  72  wegen  KeSatFiou  80,  indem  vielleicht  -ctu;,  statt  zu  -to?,  vielmehr  zu  -t?  contrahirt 
ward.    Vereinzelt  ist  der  Genetiv  tleXXawput;  77,  vielleicht  mit  DeX^pou  68  verwandt. 

98. 

Quader  im  Gebüsche  westlich  vom  Nympheion,  h.  078  M.,  br.  oben  073  M. 

AEMNI  .... 

NETHAirA  ...  lOAEIIlOYAnEAAOYTOY  'A5p]o8£to(su  'AreXXeä  toj 

AHMAPXOY         nPYTANEITAI  ATjiAapyw.            ripuTaviTTar 

AEYKIOZZEMNIOIPOY<j)OIAriINO©ETHI  AeJy.'.oi  Istxv.o;  'PoDoSi;  t((ü/o^tcr,i 

AAEZIilNB<})HPEOY  .  Kl APAMYAl AHE A AO Y         5        'AX£;t(ov  (Ji?)  4>T]5eoj  KiipxyMii  AxtXXou 

ITHZmOAlZBAAOY  SttisisoXk;  BäXcu 

TITOirAYIOIPOY<}>OI  Tito;  röuio?  'PcO(fo<; 

<HITOIIAIinATPOY  KJyjjto;  Swatiiirpou 

,//'YAIOIA(})POAEIIIOY  K]ua!s;  'A?ps2«5iou 

MOIXIilNBAAOY  10        Mor/mv  BaXou 

EnOYAIA<})POAEIIIOY  ?  'Ex] 06«;  (oder  [B] s [-.6] i«;)  'AfpoJeiatcu 

EYMHAOZKYAPEOYI  ESpiijXs?  Ku8p£ou? 

\APKOIIOYNIOinPINKEY  M]äpxo;  'loüvio;  Optwi«;; 

///YAPHIAAETIilNOZ  K]üBpT;<;  'AXe=i(Ovo; 

AilNIOAilNOI         (|>HPEAIAPTEMA/'/  «5        Ii]Xuv  SiXwvs;                 *r,pi«5  'ApT«(iÄ 

POIA<})PQAEIIIOY          <f)HPHAIAHMIOYPr  05]po;  "AfpoäsiciVj            *r,ps«;  5Y)(xtsupY[6<; 

OIMENNEOY          BA AOIITHIinOAE//  .  .   .  0;  Msvv^ej                 BiXo;  2tT;5t-4Xe[t*(; 

DAOIAPTEMA         AnEAAHIAHMlOYPr  ?  B3]Xo;  'ApTsjiä                  "AxeXXiä;  8r,iMOup[T6« 

NAZOYPOY           BAAOIAHMIOYPI  .   .   .   .  v[a];  Oüpsu            BiXo;  8»;(tioup[Yo; 

APTEMA  A(j)POAEIIIOIAHN\n  2°        'ApTEixä  'AfpoJewco;   8T;(xt[sopY»« 

OIKYAIOY     KENAEAIinONAO<j)0///  0?  Kjai'su         KevSsai;  <rr.otl»f6[po<i 

!il/ill/f:lll!/^l              KE///  ?  npivxsj'i K£[viea;? 

Vorne  stand  wahrscheinlich  die  Datirung  nach  einem  oder  mehreren  Oberbeamten,  dar- 
unter einer,  dessen  Grossvater  Demarchos  hiess  (vergl.  zu  102*),  dann  folgen  im  Nominativ  die 
Prytaneiten,  wenigstens  zwanzig,  deren  erster  als  Agonothet  bezeichnet  wird,  ferner  wenigstens 
vier  Demiurgen.  Von  den  zweien,  die  zwischen  diesen  und  jenen  stehen,  mag  der  eine  jenen, 
der  andere  diesen  zugezählt  werden.    Den  Beschluss  bildet  ein,  vielleicht  zwei  sxovJo^öpot. 


99. 


Oben  und  links  profilirter  Rahmen,  unten  und  rechts  gebrochen,  h.  0-19  M.,  br.  o-i8  M. 


lillinAtpo; 

iIIEPM(7ä 

THNOIKeiov 

PCNCI 


.  ?  \Ab<;  tepe- 


—     i84     — 


lOO. 


lOI. 


Kleines  Bruchstück,  h.  und  br.  o'J4  M. 

O  aN  O 

\  A  H  Z  F       MeYaXXrj;  7' 
\iirAZII 

/oz<nAi« 


Oben  und  unten  links  gebrochen. 


PfHCANTA 
Tt-NEHQNY 


102.' 


Im  Theater  in  der  obersten  Sitzstufe  beim  22.  Bogen  gross  eingehauen.  Links  war  nichts  mehr. 

A0I-/////////JÜPOYA///A///ONT//// 

103. 

Bei  dem  S.  194  beschriebenen  Grabe.   Thürsturzbruchstücke.    Die  drei  Zeilen  auf  den  drei 

Fascien.  ,/,        \  ,1 

T.KA.OTAKIA'  <///\EM\  N  VNTA<|)0NKATE 

ZKEYAIENEK ilN  EAYTJ^KAITH  PyNnAIKI  AYTOY 

AIA|A<piAO TOIITEK/NOII AYT///////////  /////// 

1.  043  M.  0-36  M.         0-35  M.         0-42  M. 

T.  KX.  X)'tax(X[ioi; töJv  täipov  /.«•cs- 

oxeüaasv  i%  [tojv  ISiJwv  laurü  xat  -rij  Yuvatxt  aütou 
AtXi[a  4>[]Xo  .  .  .  /.at]  toT?  texvsk;  Tot;  a'jT[oü. 


104. 

Kleine  Platte,   br.  0*20  M.,   h.  o-i5  M.,  jetzt  in  v.  Luschan's  Besitz. 

AYRrEr-EINOCICai  A'Jp.  r£iX£tvo;  ?oüv 

EAYT(röKA~EC  KEYA  lauTii  xateaneua- 

lENTOKEN  OTA<|)  I  c]ev  t9  xevoTäfi- 

ONKAITHCYreiQAY 
TOYAYPMHTPOACa  5 

PAt-HAENAErEIC" 
II    II    -  - 


ov  xat  x:^  cuv^iiw  aj- 

ToO  Aüp.  MrjtpoBw- 
pa-  nr,3eva  ew£i(j[e- 
[vevxEiv  iTspov  :rtü)f;.a.] 


105. 


Kleine  Stele,  uns  ins  Lager  gebracht.    Linien  auch  an  den  Seiten  vorgerissen. 

AüpYJXio?  Kaj- 
T(i)p  äveaT»;7£ 
Ttiv  t(m5Xiri- 

oü  KaiTO- 
p]o;   ixvi5- 


AYPHAIOC.KAC 

TOüPANECTHCe 

THNICTHAH/// 

NTOYlAiOYYI 

OYKAITO 

///  O  C   M  N  H 


5 


ZXAPIN 


MS  X«P'V. 


'    102*  CIG  4342^'  und  S.  1163.  LW  1384  drei  andere  Theatersitzinschriften.  Der  Demarchos  wegen  90 
und  98,  3  nun  wohl  als  Eigenname  anzusehen. 


-     r85     - 


S  i  d  e. 

io6. 
In  der  Kehlung  eines  Thür-  oder  Fenstergesirases,  welches  über  dem  mittelalterlichen  Thore 
in  der  Südwestecke  von  M  im  Plane  eingemauert  ist,  1.  io3  M.,  h.  oi65  M.   (die  Kehlung  ohne 
obere   Leisten   omo  M.).     Der   sehr  ausgewitterte   Kalkstein   liess   einen   auf  hoher    Leiter   ge- 
machten Abdruck  nicht  gelingen.    Auch  bei  der  Abschrift  blieb  fast  Alles  zweifelhaft. 

rYAoKIMAtE'tXoPo<///<ANTIAMAPi'AMENoh  EJüicx-^aas  i^-ap     aixevst 

Y^XHiKA/A/V/AH^oXEltTEPEAEIIETolE  4'['j]7.ii;  *«:  •  •  •  "/.sisr'  exdJei;?  tc[t]£. 

107.' 

Marmorbasis,  welche  vor  dem  spitzen  Winkel  der  Hallenstrassen  GM  \m  Plane  auf  dem 
Platze,  mit  der  Schriftseite  nach  unten,  lag  (siehe  S.  143).  Kopf  und  Fuss  der  Basis  je 
h.  o'33  M.,  das  Mittelstück  088  M.  Das  Facsimile  gibt  die  Grundlinien  der  Buchstaben  wieder, 
nicht  die  durch  Ungeschick  des  Steinmetzen  völlig  rauhen  und  unsauberen  Contouren.  Das  T 
am  Ende  der  ersten  Zeile  ist  ausgeblieben. 


BPYÄNIANONAOAAIANON 
Ä.OYKHNÄFIONIIPElMinElAA 
EiriTPOTrfiNIYNrENHYlTATlI 
iCri^THNKAl^IAOlTATPlN- 1 
MErAAOtTYAÖYßN 


Bpuuvtovöv  AoXXiavsv  ^[sv  xf(äTi5Tsv) 
5oux.ijvaptov  'sp£i;x'.it£iXa[ptov, 
exitpixuv  cu'ryevij,  u5:sr:i[xsv, 
XTioTr,v  xai  lyiXszaTptv  .  [1^  jyXr, 
MsfotXjxjXe'.xÄv. 


Mii()YNYM<|^NtEmM:XEAONEi;THI> 

HrtMöNEIHYAEfiN-KTllTfETANI 
TEfnOMENONPEIGPOlZlÄIEinETEOinc 

ÖEZnEaHTHXH'YAATöi;/^E;NAOy 
YtHAHKPAÄIHrAFEÄElMAOIOIIlTEAEi:)   '<^  ^'i--.^-^  ^-'^^'  t^p  ^^^  «'« x^x^^D 


Ni)oü  Nujjiyawv  ss  xapär/jScv  £!m;sa[vTO 
T^Y^nivs;  ttjXsuv,  xxicne,  Ttiv  [[jLS-f'Xwv, 

Tspss|X£vov  ^£{8pot3t  8teiR£T^o?  ^[otaixsto 
OiTREOiTj  t'  i^x'5  &2arro;  a£visu  • 


EYTYXI        KTIITI  - 

Ueber  die  Inschrift  vergl.  S.  143,  auch  Nr.  107-^. 


Kxtv'ffK 


XTtTtt. 


•  Die  bisher  bekannten  Inschriften  aus  Side  sind  alle  nach  Beaufort's  .Abschriften  veröffentlicht  im  CIG 
4343  bis  4361,  jetzt  offenbar  die  meisten  verschwunden: 
107"  4343:  Julia  (üomna). 


S4 


—      i86     — 


io8. 


In   der  Mauer,   welche  zwischen  den  Häfen  C  und  D  auf  der  Landzunge  hinausläuft,   so 
verbaut,  dass  nur  einige  Buchstaben  der  vierten  bis  siebenten  Zeile  am  Ende  lesbar  sind: 


or 

oEBAZTOY 

AENAOZOI 

Sea  n  OTH  N 


107''  4344:  Antoninus  Pius. 

i07<^   4345:  Aur.  Kodratiane  Kri[sp]a,  Priesterin  der  Athena. 

107''  4346  berichtigt  S.  1163  und  bei  LW  1385:  Basis  der  Kyreina  Patra,  der  Frau  des  Bryonianos 
Lollianos  von  107.  Ueber  ihren  Zunam'en  Pegasis  siehe  S.  143.  Der  Vergleich  von  107  zeigt, 
dass  am  eitttpczwv  nicht  mit  Waddington  „ex  procuratoribus",  sondern  ^Nachkomme  von  Pro- 
curatoren"  zu  verstehen  ist. 

107*   4347     Fragment:  Ein  Demiurg  und  Archipresbeut. 

107^    4348     Fragment:  Ulpius  .  .  . 

1076  4349:  Basis,  von  mir  in  der  südlichen  Parodos  des  Theaters  wiedergefunden:  'EXevYjv  |  [xijxEpa 
Ah-^OJ<r:Ui}N.    Ob  also  ausser  Constantin  auch  dessen  Söhne  gemeint  sind? 

107''  4350:  Valentinian,  Theodosios,  Arkadios. 

107'    4351  :  Kointos  .  .  .  Ruphos. 

107M4352— 4358  :  Basen  von  Siegerstatuen,  meist  am  Meeresufer  gefunden,  wo  heute  nur  eine  einzige, 
völlig  unleserlich  gewordene,  liegt.  Das  „in  templi  Corona",  welches  zweifelnd  zu  einer,  und  zwar 
gerade  zu  der  von  Beaufort  selbst  S.  162  ohne  Ortsangabe  abgedruckten,  bemerkt  wird,  muss 
Irrthum  sein.  Der  Agonothet  ist  Aur.  Paioneinos  Tuesianos,  der  Agon  wird  als  ösiAi?  napifUAiay.r, 
TouY)otäveto;  EXtßaTrJpio;  Sewv  'AOiQvä?  y,at  'AicsXXwvs«;  bezeichnet.  Die  Themis  ist  zweimal  gezählt 
(ß'  und  y')>  die  Sieger  sind  Sideten  in  53,  56  f.,  ein  Aspendier  52,  ein  Pergäer  54;  die  Kampfart 
ist  'jtaiSuv  roJY;-M^  52,  xäXr)  53,  7:<x'iyifdv.oi  55,  ävBpüv  twyhvj  56. 

107''   4360:  Siehe  S.  138,  wo  durch  Versehen  107*  steht. 

107*   4361  :  Steht  in  der  berichtigten  Gestalt  auf  dem  Stein, 

107'    4359:  Widmung  eines  Athenaios. 


Register. 


Die  Zahlen  zeigen  im  ersten  Theil  des  Verzeichnisses  die  Seiten,  im  epigraphischen  die  Inschrifteo  tn, 
Vorgesetztes  •  bedeutet  Ergänzung,  —  das  Stichwort. 


Abflussrinne  i  37. 

Achaios  4. 

Adalia  s.  Attaleia. 

Alexander  d.  Gr.  3.  35.  66.  87.  1 26. 

Andromachos  86. 

Antiochia  (Syr.)  35.  145. 

Antiochos  III.  35.  126. 

Antoninus  Pius  9 1 . 

Apollon  Klartos  13,  Archegetes  i  5, 
Pythios  65. 

Apollonios  von  Tyana  86. 

Apsis  27.  97. 

Ares  15. 

Artemis  i5,  (Pergaia  Vanassa)  34. 
36  ff.,  (von.Myra  37  A3)  46.  65. 

Asklepios  i  5. 

Aspendia,  Quartier  in  Alexandreia 
86. 

Aspendos  3.  5.  13.  15.  33.  35.  47. 
85  ff.,  Name  85,  Söldner  86, 
Handel  86,  Hafen  86.  88,  Akro- 
polis88,  Mauern  88,  ThoreSgf., 
Markt  90,  Unterstadt,  Theater 
91,  Stadion,  Hippodrom,  Bäder 
9 1 ,   Wasserleitung  und  Viaduct 

93- 

Athena,  Nikephoros  I  5,  (Pallas)  19. 
131. 

Attaleia  Lydiae,  Attaleatai  14  f. 

Attaleia  2.  4.  5.  6  ff.,  Mauern  8  f., 
Thurm  10,  Attalisches  Stück  1  2, 
Thor  des  Hadrian  12  f.  39.  91, 
Attaleis  15,  Tempel  i5,  Theater 
16,  Gräber  16,  Grabreliefs  16, 
Geschichte  17.  19.  35.  48, 

Attalos  Philadelphos  14. 

Autophradates  86. 

Basilika  26.  27.  90.  96.  98.  I  32. 


I. 


Baumaterial  21.  29.  30.  31.  53.  54. 
57.  77.  78.  82.  96.  97.  100.  101. 
103.   107.   108.   116.  124.  150. 

l52. 

Bohnenwand,  s.  Theater. 

Canal,  s.  Wasserleitung. 

Capitell  21.  26.  82. 

Cicero  35. 

Cisternen  36,  69  f.  78.  90.  128. 

Claudius,  Kaiser  13.  41.  43. 

Colonie,  Attaleia  1  8. 

A.  Curtius  Auspicatus  Titinnianus 

13.91. 
A.  Curtius  Crispinus  13.  gl. 
A.  Curtius    Crispinus   Arruntianus 

13.  91. 
Damophyle  38. 
Datames  86. 
Demeter  65. 
Dionysos  i5. 
Ephesos  135. 

Eurymedon  i.  2.  33.  67.  85.  I25. 
Ewde  Han  19. 
Exedra  13.  47.  135.  137. 
Fenster  30.  42.  44.  59.  6a.  77.  78. 

80.  81.  107.  1 17. 
Fuge,    Fugenschnitt  78.   80.    lOO. 

107.  1 12. 
Garsyeris  35.  87. 
Gebälk  21.  54.  82.  83.   100.  HO. 

III.  113.  115. 
Grabmonumente  1 9.  49.  74.  94. 
Grabreliefs  1 6. 

Grabstelen,  nur  mit  Inschriften  gS. 
Gymnasium  41  ff.  48  (Perge),   134 

(Side). 
Hadrian  1 1  ff.  18.  145. 
Hafen  19.  128. 


Hallenstrasse,  s.  Stoa. 

Hannibal  1 26. 

Hephaistos  1  5. 

Herakles  16.  65. 

Hermes  i  5.  19.  65. 

Herodcs  Attikos  47.  i  35. 

Hippodrom  9 1 . 

Horologion  (?)  i  35. 

Idyris  18. 

Julia  Sancta  11.  13. 

Kanavra  5.  19. 

Kauraktes  1.5.  14.  jS.  47. 

Kestros  (Aksu)  1.   19.  33.  35.  65. 
67. 

Kirche  36  (Perge),   46  ebd.  Basi- 
liken, 1 32  (Side  desgl.). 

Klimax  4.  18. 

Korykos  14. 

Kremna  1 3.  47.  1 32. 

Kyros  d.J.  86. 

Laara  5.  19. 

P.  Lentulus  35. 

Leucolla  5. 

Logeion  106. 

Lucius  Verus  i8. 

Lymas  (Lymateia,  Lymessos)  5. 

Macellum  13.  44. 

Magydos  5.  19. 

Markt  90.  I37(?). 

Markthalle  96. 

Masura  5. 

Medresse  38. 

Melas,  Manawgat-Su  125. 

Men  65.  132. 

Minaret  27. 

Mosaikfussböden  90. 

Moschee  26. 

Muabis  (Duden)  1.  48. 
S4* 


—     i88 


Mulassa  5. 

Nemesis  i  5. 

Nike  an  Sarkophag  16.  19. 

Nympheum  i  3.  47.  90  (2).  98— 10 1. 
139  ff.  144  ff.  i5i  — 152. 

Odeion  70.  90.  135. 

Oinoanda  14.  35. 

Olbia  5.  14.  18  f. 

Olympos,  Stadt  15. 

Orchestra,  s.  Theater. 

Palästra,  s.  Gymnasium. 

Pamphylien,  Ebene  i,  Grenzen  4, 
Bevölkerung  3,  Dialekt  3.  172  ff. 
179  ff.,  Geschichte  3. 

Pauleina,  Schwester  Hadrians  i  3. 

Paulus  (Apostel)  35. 

Pergamon  4.  1 3  f .  15.  17.  87. 
.35. 

Perge  2.  3.  5.  13.  i5.  33  ff.,  Lage 
33,  Plan  34,  Name  34,  Bewohner 
35,  Akropolis  36,  Befestigung 
der  Unterstadt  38,  Thore  39  f., 
Triumphbogen  40,  Stoen  4 1 ,  Ca- 
nal  41,  Palästra  41,  Macellum 
44,  Thermen  45. 

Phaseiis  18.  35. 

Phylen  143. 

Pisidien  35. 

Pompejus  1 8. 

Poseidon  15. 

Propylaeen  36. 

Ptolemaios  Euergetes  II.  86. 

Quader  24.  56.  58.  61.  77 — 80. 

Quellhaus  74  f. 

Reiterheros  16. 

Rhuskopus  5. 

Rundthürme  11.  25.  61. 

Sagalassos   13.47. 

Sarapis  15. 

Sari-su  (Fluss)  35. 

Säulenbasis  21.  I  12. 

Schiessscharten  58.  63. 


Sarkophage  (Jagd,  Niken)  1 6,  (Eros) 
1 6,  (Priamos  vor  Achilleus)  1 7. 
1 8,  (Todtenmahl)  1 9,  (Ochsen- 
gespann) 19. 

Sculptur:  Statuen:  Herakles  16, 
Kaiserlich  95,  Fig.  71.  72.  143, 
Sarkophagdeckel -Figuren  4g  f. 
Reliefs:  Architrav:  Artemis, 
Ganymedes  38  Fig.  27,  Giebel 
mit  menschlichem  Kopf  (Men  ?) 
I  32;  Rundbasen:  Gladiatoren  und 
Thierkämpfe  i  33,  Zodiakalbilder 
135  ff.;  Schrankenreliefs  am  Nym- 
pheum :  Amymone,  Ares  und 
Aphrodite,  Athena  und  Side  (?), 
Demeter  (Hades)  verfolgend,  En- 
dymion  (?)"  141  f.,  Grabreliefs  16. 

Seleukeia  5.  16. 

Seleukiden  14.  35.  126. 

Selge35.  47.  86.  125. 

Septizonium  47.  144  f. 

Servilius  RuUus  17. 

Side  und  Sideten  3.  5.  13.  14.  15. 
18.  35.40.  47.  86  f.  125  ff.,  Lage 
12  5,  Bewohner,  Geschichte  126, 
Befestigung  1 27,  Hafen  1 28, 
Landmauer  129,  Thore  130, 
Hallenstrassen  130, Tempel  I3if., 
Basilika  132,  Gymnasium  134, 
Horologium  135,  Markt  (?)  137, 
Stoen  138,  Wasserleitung  138, 
Nympheum  i  39. 

Sillyon  2.  5.  13.  15.  3  5  f.  40,  Plan 
64,  Name  und  Geschichte  65, 
Lage  67,  Akropolis  67  ff.,  Burg- 
aufgänge 67  f.,  Häuser  und  Gassen 
69  f.,  Theater  und  Odeion  70  f., 
Unterstadt  72  ff. 

Sitzstufen  52.  55.  56.  102.  103. 
106.  148. 

Solyma  (Olympos)  Berg  i.  4.  1  5. 

Sozon  16. 


Stadion  46.  55.  56  (Perge),  73  (Sil- 
lyon), 9 1  (Aspendos). 
Stoa  13.19  (2).  41 .  69.  71.  82.  90. 

130.  133.  (137.)  138(2). 
Syennesis  86. 
Tauros,  Fluss  i.  14,  A.  2. 
Telmessos  14. 
Tempel  13.  15.  36.  69.  71.  77.  81. 

89.  127.  131  (2). 
Tenedos  5. 

Termessos  2.  5.  13.  14.  18  f.  135. 
Theater   13.   16.  47.  5i — 55.  70. 

83.    84.    91.    102 — 120.    134  f. 

147 — i5o. 
Thermen  45  (Perge),  9 1  (Aspendos). 
Thor   12.  20.  38.  40.  59 — 61.  68. 

73.  81.  82. 
Thrasybulos  86. 
Thüren    2  5.    57.    78 — 80.    107 — 

108.  116. 
Thürme  10.  24.  57 — 61.  68.  129. 
Thurmthor  68.  69.  73. 
Tiberius,  Kaiser  87. 
Tissaphernes  86. 
Todtenmahl  ig. 
Trajan  145. 
Treppen  25.  31.  52.  57.  102.  104. 

121.  148. 
Tyche  13.  19.  65.  69.  145. 
Uliambos  5.  ig. 
Vanassa,  s.  Artemis. 
Varus  (Sophist)  37.  44. 
Verres  87. 
Wandverkleidung    60.    10 1.    108. 

116. 
Wasserleitung   13.  19  (2).  41.  47f. 

70.   93.    102.    120 — 124.    138. 

143. 
Wohnungen  29 — 3  2 . 3  6. 46  (Perge), 

6g  f.  77.  78.  (Sillyon),  go 
Zeus  65,   —  Soter  i5,   —  Tropai- 

uchos  und  Tropaios  15. 


IL 


Götter. 

'AOva?  39,  3. 

'AtoXawvo;  57.  'A:;eXova  wjt...  54. 

30. 
'ApiefAiSs;  (Upöv)  29,  8.  —  lepea  33. 

'ApTi(i.iäi  xr,  [lipi'ai'a  33, 16.  36,  5. 

_  äjÜAou  39,  2.  'ApTcjAiSi  51,  6. 

s.  Mävasca. 


\-fl[i,r,xpo(;  60,  4. 

*Epij.ou  42.  99. 

Mivaaaa  54,  2  g. 

0£äiv  iravTwv  60,  5. 

Zeü;   TpozatO'jj^sc   6,  7  (2).    «Ai . 

54.  >• 
SsßaoT^;  "OiJLSVota;  ('■£?£«)  33,  4. 
Xpiatsu  13,  9.  27,  I.   IC   XC  ebd. 


Kaiser. 

Ttßeptov  KXaüBtov  Kaiaapa  SsßaaMv 
izacxipi  ■jratpiäo;  30. 

♦  KAaiätov  AÜTixpäiopa  Seßaaibv 

FepfAavtxsv  i. 
*2eßaffTö)  Nepwvt  Claudio  Cae- 
sari  Germanico  Augusto  Ne- 
roni  32  d. 


—     i89 


öeoü  Nspoüa  ulü  AuioxpciTop:  ■Nepo6a 

Tpaiavw  KaCsapt  SeßaoTw  Tepix«- 

vtxü  Aaxtxü. 
AÜTO/focTopt   KaiVapt    6(ou    Tpaiovoü 

Ilapötxoü    ulü   6s9Ü   Nepsü«   utuvü 

Tpaiavü  'ASpeavw  SsßaoTO)  OXuia- 

x(ii)  4. 
AiiToxpaTopi  Kaicapt  Tpaiavw  AJpiavw 

X.T.X.  5. 
AÜTs/,päTop«    Kat'oapa    M.   Avt(i)viov 

ropSuvcv    2£|jixp(i)vtavöv  'P(i)(i.avöv 

Afptxavsv  icaT«pa  37. 
AuTOxpaTopa    Kaioapa    M.    'AvTwvtov 

FopJiavbv  Ssfxxp.  'Afp.  u'iöv  Eüceß-^ 

Eüw)^YJ  ilsß.  Stotripa  t^;  oixoyjjiivif;; 

38. 
Aso)v  oÜTOxpätwp  11,4. 

ZlüTj    13,    3. 

Kwvorävtivoi;  (Porphyrogen.)   11,4, 
12,  3. 

Männer-  und  Frauennamen. 

'AYoiOst;  83. 

'AYa:;ü)H£vo;  53. 

'AöaväSwpu?  MavsiTu;  71. 

'AöavaSwpa  96. 

»'A6r,voSü)pou  102,  s.  OavaSüpou. 

'A6t(i,i'Fu;  70. 

AiX(a  «4>eXoe£a  103. 

Atn(Xtov  'AxüXav  34. 

'Ax6Xav  47,  34. 

'AXs^oivSpu)  21. 

'AXe^iiov  8;;  <l»T;peou  98,  5—98,  14. 

'AXxwv  'HpaxXewvsi;  97. 

"Avva  20. 

'AvTi^öv/j  'AvTiYcvou  5 1 . 

'AvTfysvo;  'ApT£|jii8wpou  5 1  (2). 

'Aze7,Xe(veu  39,  4  und  8. 

'AxeXX'^;  98,  7.  18  und  20. 

'AxoXXwvto;  Si?   süosi  Se  TpcxövBou 

36,  7,    'AweXXwvtov    'EXaißäßrjv, 

'Ai:5XX(i)v(5J  u'iiv  33,  5.  _5i.58. 
ApioTSTcoXi?  ileXuvfcu  91. 
'Ap-:e|;.ä  98,  i5.  18  und  20. 
'ApT£[i.et;  20,  6. 
'ApTS|xewia  Nsixävsps;  ri  xal  Aau8{xr( 

95.  _  39,  5.  50. 
'ApTEiAt'Swpcv  'AtcoXXwvi'su  5 1 .  —  ♦Ate- 

2(ipsu  62.  —  51.  56.  67. 
'ApT^ntovs;  IQ. 
'ApTt[xi5ü)p(5  AFiFeviTu;  74. 
'Artia  11 . . .  47. 
Aüpi'iXtc;  'AYOiKwiAevo;  53. 
Aüp.  "Avva  20. 


Altp.  'ApT^piuvo;  19. 

Aüp.  ra(j.txr;  24. 

Aüjs.  rejAelvc?  104. 

Aüp.  KasTup  105. 

Aüp.  MT;Tps3(i)pa  104. 

Aüp.  »Neueji?»;;  24. 

'AfopJiat?  'Opoforfpau   66,   s.  <l>op- 

8tot?. 
A<popJ[(j(u  73,  s.  4>op!ic(ou. 
'A9po5eio(su   'AseXXoü  tsO  AT;|jiäp-/ou 

98.  -95.  98,9,   II.   16  und. 20. 
Bixyjxö)  1 5,  2. 
BiXo;  2Tr,are3X£a)<;  98,  17.  —  'Ap- 

Tcnä  98,   18.    —  19.  98,  6.   10. 
Box(av  29. 

B5U|xv£lF'ji;  AiFovcoatou  82. 
Bpuiovtavcv  AoXXtowbv  t.  xp.  Souxijvä- 

piov  -pei|x«c£tXäptov    107.    —  35. 
FaiJitx^  24. 
Faufb)  Bax}^(xü  i5,  2. 
re|*eTvo;  104. 
Aa(x«p)fu;  <l>op5iijtou  90. 
Aa(xdTp£i;  «MeXätsui;  ^späwtou  87. 
AajjtaTpKu^    'ApTi|xtJöpu    67.    _    55. 

86.  87. 
AF.Fevitu;  (Gen.)  74. 
AnjiAapxou  98,  3, 
AtFt'Supou;  rieXupau  68. 
AtFovcuj{ou  82. 
A'ovsu?  (Gen.)  81. 
Aioptopfjcu  10,  7. 
AoüXa  1^  xal  'Pcuf  tva  1 9. 
'EXatßäßr.v  33,  5. 
'EXxt5r,9spsj  1 9. 
'ExtYsV£i;  83. 
(?)  'Ezo'jag 'Af poSfiietou  98, 11.  . . .  ou; 

'Epixaiou  5o. 
'EpiAiji;  22. 

(?)  'EoTr£F£|J.t?  E'p  ...  79. 
E'jiiiqXs;  KuSpEou;  98,  1 2.  —  5o. 
Eüwxia  49. 
E^ji-/j\i'.oi  12,  13. 

EÜfpOffÜVTJ  97. 

Faivi/o;  »ZcFävou  88. 

■^iva^iü)  Aa(j.«Tp(su   'WavaJCwvu;   55. 

-65. 
Fava^iiüvo;  78. 

F£X£lTOU;  89. 

Fsuxü)  IlsXuvicu  90. 
Zsränu;  (Gen.)  77. 
•ZiFavsu  88. 
ZwFsixsu?  84. 
ZcdTixoO  43  g. 
HpaxXfuv  97  (2). 


'HpaxXfsu  43  c. 

6ava2o>pou  84. 

Qnuäb;  56. 

Qnnlaw  (Gen.)  56 

Theopropis  46. 

Beof  iXiovoü  43  f. 

00 J6ei^  isjii;?  1 1 . 

'loiöf  'AfpoBicbu  95. 

n.  'louX.  AiiAfAiov  'AxiiXav  34. 

r.  'lo6Xts;  KopvoOroi;  32  a,  b,  c,  d. 

r.  'loiXiov  KopvoÜTOv  Bpuuviavov  35. 

r.  'Io6X(o;  n\i%7\M^  45. 

Mipxo;  'loüvto;  OpivM^  98,  1 3. 

'louvta  21. 

A.  KatxeiXtaviv  20,  7. 

KaXXifdvt)  21. 

KaXXtxopico  . . .  Sa. 

KaXxoüpvto?  \6'i^zi  17. 

M.  KaXic.  M.  uts;  £epße(X(aiv6<  oder 

£aßetvi3vs(  23, 
Candido  46. 
KaoTiop  105  (2). 
KeJaiFi;  Aa.. .  72. 
KXEoxaTpa  Atovo-j;  8 1 . 
Kev2l*:  98,  21  f. 
KijoTs;  Zu^iicäTpsu  98,  8. 
KtSpafjLÜob;  'AxeXXoü  98,  5. 
KuSpa|xsüau  69. 
*KXä|xsu  83. 
KXouJiu  'AXe5iv8p«i)  2 1 . 
KX.  AxeXXfivsu  39, 4. 
•  Ttß.  KXaüJiov  'ArsXXu)v(ou  utsv  Ku- 
petva  'AzoX)^viov  'EXatßaßv  33, 5. 
T.  KX.  'Oroxaio;  103. 
KX.  nauXEivory  'ApTejAetsiav  39. 
A.  KX.  npoxtvxtavb;  WxäXXTvo^  39, 8. 
A.(?)  KX.  'PoTetXis;  Oüäpo«  39,6. 
KoK^ptva  IlsXXxjput;  77. 
Ko:;ip:iva  Fava;{(i>ys{  78. 
KopvoOxo;  32.  35. 
Ko'jp.  KaXXtx2p:;o. . .  52. 
Ko'jpaot'b)  A(|xviou  Koupaoiuvu^  64. 
T.  Kpe.-xtp-f,ioi  «^pivTwv  9,  8. 
Kuala;  'Af poSs:ai9u  98, 9.   —21. 
Küäpj;;  'AXe^iuvs;  98,  14. 
Ku8p5|xsXi;  ZcFiiii'j;  77. 
AasSixr;  95. 
AeuvtSa;  'AOtuCFu^  70. 
r.  Atxiwi'ou  <I>Xi|i|*a  6,  3  und  4. 
At|JLviou  64. 
AoXXtav6v  107. 
Aiv^o;  17. 
*Kt<rf2ai-  100. 
Mäve;;  MjrvtTsu;  83.  Movetrj;  71. 


igo     — 


MavEi;  AajjixTpiou  86.  (Vgl.  54,  i .  i  o.) 

Mivei;  »KXäiAou  83. 

Map'.ii)  M£Y*''^-'™?  7^- 

Msa;  '^^x7a5(ü)v•Jl;  65. 

MeatXtva  MeXivatu;  92. 

MsaX'.va  »MipSou  93. 

Mv^!xy.\i3.  Mk^rAXioDi;  ipüjEi  'AitoX- 

Xwvio'j  Tp!<;  M£Y*"/.X£Sj;  58.  59,  6. 

60,27.  61,7. 
MeYätXX"^;  tp;;  100,  57. 
MsYät^'S'?  'ApTin'.Söpj  0i|ji.iaxu  56. 
MeY^t^äiTu;  75. 

MeXa?  Aa|jiaTp((i)'j  ITe. .  pTsu;  87. 
MeXäiou;  (Gen.)  «PspSwiou  87. 
MsXxviTu;  (Gen.)  92. 
Mevv=ou  98,  17. 
Mrjviäwpav   MeYaxXeou;   58,  6.    59. 

60,9. 
Mir;Tpo?(i)pa  104. 
MöoejTS?  1 7  d. 
MoXs  ...  S.  I  33. 
*M6p5ou  93. 
Mojy.i'wv  BäXou  98,  10. 
Mou(i.|xta  'Isuvia  2 1 . 
MouniJ.ia  KaXXcYsvr,  21. 
Moup-fAto)  'Poüsu)  2 1  . 
MsupiJizxa)  ZwFsiTSu;  84. 
Müxwvs;  (Gen.)  i5,  1. 
Nety-ävopo;  95. 
»NE|;.$ci?Y;?  24. 
Nix.'!cu  43  a. 
'Opoipaxipau  66. 
r.  'OiTetXic;  'Ep[A^;  22. 
'Ora/.Oao;  103. 
Oüapsia  EÜTjyi'a  4g. 
r.  O'jäps;  riiXa*  49.    —  39,  6. 
OüXz.  'ApteixstJia;  39,  5 
*OüoXou3otY;vi;  47. 
*0üp£tä2a  52. 

Oups;  'AippsSctawu  98,  16.  —  98,  19. 
'0(J(avevEt;  öavaBupou  84. 
A.  naxxwvis?  20. 
A.  Daxäivi;  1 8. 
Ilctwa;  KsSatFiou  80. 
üouXeTvav  39. 
Us. . .  pTiu;  (Gen.)  87. 
risXXaüp'jts  (Gen.)  77. 
IIsXwviou  90.  91. 
üsXwpaj  (Gen.)  68. 
»IliXa  49. 

nxctvxto^  53. 

nXtxajAO?  45. 

Ilspoixa  2£iiji.ou  94. 
»Upivvistj;  98,  13.  22. 


ripÖÄ^sO;  TstfAaYSvsu;  16. 

np5mvx,tavi;  39,  8. 

'PoTSiXto;  39,  6. 

'Poufi'va  19. 

'Pousov  6.  21.  98,  4  und  7. 

^ei'jxou  94. 

SspßiiXiavÖ!;  (Saß — ?)  23. 

Aeuxio?  SEixvioi;  'Pou^o;  1 8,  4. 

Sergia  Theopropis  46. 

P.  Sergio  Candido  46. 

SöXwv  SöXwvoi;  98,  i5. 

Staoiav  Bs/.iav  29  (5). 

Sxeipavo'j  Spou'fj'apiou  14,  2. 

SToafcsXi?  BäXou  98,.6.  -98,  17. 

»Sy^oxä^  27. 

Swsnraxpsu  98,  8.  99. 

2ü)C!7c6Xeiü;  98,  17. 

TeiiAa^evou?  16. 

Tito?  Fäuto?  'Pcü^o;  98,  7. 

Tpox.3vSou  36,  7. 

'X-^üa  MÜAuvo;  i  5. 

*l>Ti?£a;   'ApTc[i,ä    98,   15.     -  98,  5 

und  16. 
<I>tX(a;  KuBpatiouau  69. 
»<^tXo6ia  103. 
T.  OXaßto;  MoSeaio;  1 7  d. 
<l>Xä[ji|Aa  7 1 . 
<I>opB'.cia  Fr-^eiTO'J?  89. 
<t>op5i3i(;  'AsopBicb  73. 
<I>opBio(ou  87.  90. 

4>p5VT())V  9,  8. 

♦«l'wy.ä;  13,  4. 
Xpustö  36,  8. 

Orte  und  Bewohner. 

'ATtaXacEwv  14. 

'Apaßtov  13,  10. 

"EOvsu;  ApsjA  ...  9. 

Kupei'va  (Trib.)  33. 

Msr^ixkoTzu/^enw)  (suXi^)  107. 

MeaXeiTiBwv    (suXr,)    Sg,  20.    (Vgl. 
54,5.  9.  10.  21.  23.) 

Ilepvaiuv,  iq  lepa  xai  Xa|/rpa  xal  ev- 
So;c?  5'  Vcwxopci;  ü.  xöXi?  10.  t] 
ßauXr;  xat  6  B^jao;  t^;  t.  xal  X.  xal 
I.  xal  V.  n.  xsXeo);  34.  5  Bijf/s; 
0  n.  29,  10.  30.  n.  TT)  ß.  xal  TW 
B-<5(A«i)  2g,  1 8. 
Pw^aiiov  13,9. 

•Pü)[xy;  33,  II.  TuixrjV  33,  i5.    «- 

53,4- 
SsXuuio?  54,  1.3. 
SfAupviri;  44. 
.  ap  . . .  attoi;  54,  2. 


Gemeinwesen. 

cTciwv  8,  4.  xEvTaer/jpixoi  1 8.  — 
ZsßaoTüv  33,  13.  Tiiv  lAS^aXwv 
«Oüapetuv  (KawopeJwv  ?)  oYwvtüv 
35.6. 

äysOXa  54,  24. 

dYwvsOeTT^aavTa  33,  13.  —  Ost^jv  35, 
5.  98,  4. 

äBp'.sva  s.  Hesychius  s.  v.  aBpt. 

äv^elov  5o,  6. 

ävBptävTa  58,2  2.  59,  19.  61,  10. 

äTceXeuOsps!;    18,  3.   23,  3.  58,  11. 

59,  18.  60,25.  61,6. 
äp-ppoxöxou  43  a,  b. 
ip-fJpOTat  54,  16.  18. 
äptirceiti)  29,  6. 

äpX'.spea  4  f.  33,  3.  —  paoäjjigvov  Tpt{ 
xal  i'[ij>'ioOiz.  33,  12.  apjffispewv 
(Ehepaar)  39,  5. 

äpx'.epetav  60,  2. 

äpxiepwGivr;  60,  16. 

ßaffiXewv  I  3,  2. 

ßsyXeuri;  58,  8.  59,  1 2.  60,  1 9.  6 1 ,  i . 

ßouXeuTTQptov  33,  27. 

ßouXvj  4,  3.  29,  18.  34.  58.  60. 

Yspatoi  8,  2.  -(ipMÜi  58,  9.  59,  I  3. 

60,  21.  61,2. 
Y£psuoia  38. 
•{[HJM(x<:iapyr,Gixr\:ot  8,  i.  29,  17.    -(\j- 

(jivaaiapys;  29,  24.  58,  5.  —  eXaioa 

ÖEoei  59,  1.4.  60,8.  12. 
YJ(Avaatap-/ia  59,9.  12.  60,  15.  19. 
Yutivacjtju  29,  2  5. 
BexaicpwTS'j  59,4.  60,  14. 
8£xasp(i)T(a  60,  10. 
8iji;.toupYV(<javTa  10 1. 
8r)[ji.to'jpY£5o<;  58,7.  59,  lof.  60,  i5. 

17.  aiwviov  -  61,9. 
BvjiJito'jpYbv  (t3  7:i[J.vzvi)   33  —  58,  4. 

59,  I.  3.  60,  7.  12.  98,  16  ff.  Sa- 

[iMpr-i  64. 

B^lJio;i,4.  4,3.  29,  10. 14.  21.  Bi. 

30.    8iriiJ.w  33,18.  34.  36,6.  57. 

58.  *6o.  62. 
$ior/oi).f,q  58,  8. 
Bixaoxips«;  54, 11. 16. 17.  ig. 
8pouYY«P'o;  14, 2. 
Souxr,vap'.ov  TcpetixtzetXäpiov  107. 
lusTai  54, 7.  g. 
*jixova  [AapiAapsTjv  44.    -  xaXv.ri  29, 

7  und  12. 
eua,c,  7;pa)Tr,;  AapSivwv  9,  4.   —  'Iic- 

Tziwt  a  xoXwvüv  39,  7. 


—      igi      — 


iy.Xr,<3'.a(3Xfj    58,  9.  59,    14.    60,  22. 

61,  3. 
iXaiou  Oecet  59,  2.4. 
erap/sv  g.  39,  7. 

iTSp'/O;    TS-/VStT(i)V    62  (2).    5.   6.    -  SV 

'l'wnv;  33.  n- 
exixpcKiüv  50,7V  107. 
STÜvuncv  ä;x^"'  'oi. 
laTioeaet;  ■!:av5v5nsu;  33,  24. 
E^TJßwv  y.al  v^<i)v  29,  26. 
u5'.x.6zo)-tc  54,  3.  14.  17. 
lÖYeiiiva  34, 9. 
♦i^pwsliv  23. 

hpä  apYÜpea  Tpta  58,  16.  54,  i. 
lepdv  äy.peXefävT'.vov  eriypussv  58, 1 7. 
ispeiav  39,  I.  3  (5ti  ßiiu).  60,4. 
Upsui;  (Stäßiou)  6,6.  33,  1.4.  35,3. 

57- 

Upwoüvat?  60,  1 6. 

xsvoxäftov  18.  20,  25.  xsvcTst^t«  49. 

52.  53.  104. 
xsXojveiai;  48. 
xsXuvüv  39. 
xip.-r;;  1 1 . 
xpi,u.aciv  50,  7. 

y-TtOTTjV     60,    12.     107.    XTl'cTtS    (VoC.) 

108,  7.  12. 

XT(0Tpi«V   60,  7. 

XeY'.o)vo(;    ts'   'ATCoXXivapia;   T.    —  ß' 

Tpaimf,i  39,  8. 
IJiväi;  64. 


HumefpotfOi;  toö  xpirsu;  (poet.)   12, 

'3- 
vasv  58,  18.  vt;c'j  108,6. 

v^S!  8.  9.  «29,  26. 

vswxfps;  5'  (Perge)   10,  4.    34,  3. 

(Perge). 
cütv5txTap(ot;  59,  17.  60,25.  61,5. 
i:«T!s5  8,  2.  9, 1. 
TiXai;  56. 

sapep^fo!?  Toi;  xep;  tt,v  ßäoiv  58,  19. 
Kap5(x5!i;  58,  12.  59,  18. 
xatpiJt  5?  S.  157.  60,  27.  61,  8. 
•KEp'ißoXo?  20,  2. 
irXivOsi«  58,2  1. 

xoXeiTYj  58,  IG.  59,  16.  «ör.s. 
xsXi;   IG,  4.    13,  5.  7.  29,  13.   33, 

9.  25.  39,  2.  41.  54,  4.  »II.  24. 
xpisßeücavr«  (Tpi;)  Jupeöv  et?  P(i(xr,v 

33. '4- 
xpostä-njv  10,  5. 
xpoxpi^os!!;  33,21. 
xpuTaveTtai  98,  2. 
xüpFo  d.  i.  xüpYSv  64. 
oeiToSefa'.;  33,  20. 
ffsiTou  [xsBfsji;  X.  t.  X.  60,  20.  22.  23. 

6i,iff. 
cofbi;  IIpsxovvr,oo(a  20. 
oxaripiia;  54,  17.  24. 
OTTci'pa?  BpeTTavvixr,?  g,  2. 
(jxovScsöps;  q8,  21. 
tcTi(iXr,v  io5. 


«Tor/  «33, 18.  58,21. 

ffTp3iT»;if;;,  •/.«rci  i;sXtv  29,  1 3. 

arpaTHiT»;;  53. 

5-jvxXr,T>.xsy  Y*"""»  9i  6. 

xifev  103. 

T;|AaT;  29, 16.    xiiai;  -  57. 

«i/e;  BeJTSpsv  (Attaleia)  12,8.  1 3, 6. 

Tpacxel[ar<  op-ppeev  58,  2g. 

tpofi;  xaiJwv  58, 13.  59,7.  60,  28. 

61,8. 
u'tjv  xsXeto;  33,  9.  6,  4? 
ftnud  19. 

»uX^  42.  59,20.  107. 
■/eiX(apy_ov  9. 
Xp^tif  oTs^xvfa)  29,  5.  12. 

Sprachliches. 

iioptTi  33, 15. 

e?a?s(0  56. 

evstxii^ojxa'.  20,  5. 

xuptou  13,8. 

etxouii^vY;;  4,  3.  38. 

xoYTäXTjvs;  12,3. 

xavoväOwv  13,3. 

outJEsOo)  63. 

f(Acxa(aapa  33,8. 

ftXdxaTpiv  33,9.  48.  107. 

fiXcxsXiv  40. 

ftXsxptiTtsi;  1 2,  7.  S.  8.  *  1 3,  5. 

il^fifo;  ^  xpäti?  63. 


Verzeichniss  der  Abbildungen. 


I.  Kupfertafeln  ausser  dem  Texte. 

I.  Adalia,  Ansicht. 

II.  „  Einfahrt  in  den  Hafen. 

III.  „  gegen  Süden  gesehen. 

IV.  „  die  Werfte. 

V.  „  das  Thor  des  Hadrian. 

VI.  n  Aufriss,  Querschnitt  und  Grundriss  vom  Thore  des  Hadrian. 

VII.  „  Gebälk  vom  Thore  des  Hadrian. 

VIII.  „  Pfeilergesimse  und  Cassetten  vom  Thore  des  Hadrian. 

IX.  „  Festungsthurm,  Aufriss,  Querschnitt  und  Grundriss. 

X.  „  Moschee  Dschumanün  Dschämisi  (Christliche  Basilika). 

XI.  „  Einzelheiten  von  der  Moschee  Dschumanün  Dschämisi. 

XII.  „  Thor  einer  Medresse. 

XIII.  Perge,  Ansicht  des  Theaters  und  der  Akropolis. 

XIV.  „  Plan  des  Theaters. 
XV.  Sillyon,  antikes  Gebälk. 

XVI.  Aspendos,  Ansicht  der  Akropolis. 

XVII.  „  Ruine  der  Basilika. 

XVIII.  „  Aufriss  und  Grundriss  des  Nympheums. 

XIX.  „  Aufriss  und  Grundriss  des  Nympheums  (theilweise  restaurirt). 

XX.  „  das  Theater  von  der  Akropolis  aus  gesehen. 

XXI.  „  Plan  des  Theaters. 

XXII.  „  Theater,  Aufriss  und  Grundriss  des  Bühnenhauses. 

XXIII.  „  Bühnenhaus. 

XXIV.  „  Schnitte  durch  das  Theater  mit  Ansicht  der  Bühnenvvand. 
XXV.  „  Aufriss  der  Bühnenwand  im  gegenwärtigen  Zustande. 

XXVI.  „  Gebälk  an  der  Bühnenwand. 

XXVII.  „  Ansicht  der  Bühnenwand,  ergänzt. 

XXVIII.  „  Ansicht  der  Brücke  über  den  Eurymedon. 

XXIX.  Side,  Plan  des  Theaters. 

XXX.  „  Aufriss  und  Grundriss  des  Nympheums. 

XXXI.  „  Nische  am  Nympheum. 


—      «93 


II.  Abbildungen  im  Texte. 

Adalia,  Seeaussicht  mit  antikem  Thurme.  Seite         I. 
Portal  des  Indjir  Chan.  „   XVIII. 

Fig.    'i.    Ausblick  von  Perge  gegen  Siliyon. 

„       2.    Sarkophag  aus  Olbia  (?). 

„       3.    Stadtmauer  von  Adalia. 

„       4.    Plan  der  Befestigung  von  Adalia. 

„       5.    Mauerthurm  von  Adalia. 

„       6.    Runder  Festungsthurm. 

„       7.    Relief:  Eros,  Phamos  und  Achill. 

„       8.    Thor  des  Hadrian,  theilweise  wieder  hergestellt. 

„       9.    Säulenbasis  vom  Thore  des  Hadrian. 

„     10.    Antencapitell. 

„     II.    Bogen  vom  Thore  des  Hadrian. 

„     12.    Stylobat  vom  Obergeschosse  des  Hadrianthores. 

„     13.    Quadern  vom  Thurme  der  Julia  Sancta. 

„     14.     Querschnitt  durch  den  runden  Festungsthurm. 

„      I  5.    Gesimsprofile  zu  Tafel  IX. 

„     16.    Verdachung  von  der  inneren  Eingangsthür  der  Moschee  DschumanOn  DschAmisi. 

„      17.     Säulencapitell. 

„     1 8.    Marmorpfeiler. 

y,      19.     Minaret. 

„     20.    Portal  einer  Medresse  (zu  Tafel  XII). 

„     21.    Querschnitt  zu  Fig.  20. 

„     22.    Wohnhaus  aus  dem  XVIII.  Jahrhundert. 

„     23.    Grundrisse  zweier  Wohnhäuser. 

„     24.    Holzconstruction  aus  Adalia. 

„     2  5.    Wohnhaus  eines  griechischen  Kaufmannes  in  Adalia. 
Kopfleiste,  Ornament  vom  Hadriansthore,  Seite  33. 
„     26.     Plan  von  Perge. 
„     27.    Architravrelief. 
„     28.    Thor  und  Thermen  (?)  von  Perge. 
„     29.    Längen-  und  Querschnitt  des  Canals  in  Perge. 
„     30.    Grundriss  der  Palästra(?)  des  Comutus  in  Perge. 
„     31.    Palästra  des  Cornutus  in  Perge. 
„     32.    Südostecke  der  Palästra  des  Cornutus. 
„     33.    Grab  bei  Perge. 

„     34.    Zuschauerraum  des  Theaters  in  Perge. 
„     35.    Profil  der  Sitzstufen. 
„     36.    Querschnitt  durch  den  Zuschauerraum. 
„     37.    Das  Bühnengebäude  von  Aussen. 
„     38.    Saal  im  Bühnenhause. 
„     39.    Gebälk  an  der  Bühnenwand. 
„     40.    Gewölbe  unter  den  Sitzstufen  des  Stadion. 
„     41.    Pfeilerbruchstück  vom  Eingange  zum  Stadion. 
„     42.    Quadermauer  in  den  Gewölben  des  Stadion. 
„     43.    Thurm  der  Befestigung  von  Perge. 
»      44*  n  n  n  n  n 

n      4-'"  n  B  »  .,  ., 

„     46.    Das  ältere  Hauptthor  in  Perge. 
„     47.    Rundthürme  am  Hauptthore. 

35 


—      194     — 

Fijr.  48.     Rundthürme  vom  Hauptthore,  wieder  hergestellt. 

„  49.    Stadtmauer  von  Perge, 

„  5o.    Diana  von  Perge. 

„  5l.     Planskizze  von  Sillyon. 

„  52.    Akropolis  Sillyon. 

„  53.     Sillyon,  Thurm  der  untern  Befestigung. 

„  54.  „        unterirdisches  Quellhaus. 

„  55.    Gebäudegruppe  am  Südrande  des  Burgfelsens  von  Sillyon. 

„  56.    Querschnitt  durch  die  Mauer  des  Tempels. 

„  57.     Stufen  des  Tempels. 

„  58.    Querschnitt  eines  Thürpfostens. 

„  59.    Thürumrahmung. 

„  60.    Hellenistische  Gebäude  auf  der  Burg  von  Sillyon. 

„  61.    Quaderfuge  in  Naturgrösse. 

„  62.     Fensterverdachung. 

„  63.    Fenstersohlbank. 

„  64.    Säulencapitell  und  Gesims. 

„  65.    Kämpfergesims. 

„  66.    Dorische  Säulenhalle. 

„  67.    Gebäude  oberhalb  des  Stadion. 

„  68.    Nympheum  und  Basilika  am  Forum  zu  .^spendos. 

„  69.    Aspendos,  grosse  Thermen  (?). 

„  70.  „  kleine  Thermen. 

„  71.     Weibliches  Standbild. 

„  72.    Männliches  Standbild. 

„  73.     Felsgrab. 

„  74.    Theater  zu  Aspendos. 

„  75.     Querschnitt  der  Basilika. 

„  76.     Plan  der  Basilika. 

„  77.    Aspendos,  Wand  des  Nympheums. 

„  78.    Gebälk  von  der  Wand  des  Nympheums. 

„  79.    Bruchstücke  vom  Gesims  der  oberen  Ordnung  am  Nympheum. 

„  80.    Sockelgesims. 

„  81.    Sitzbank  im  Theater. 

„  82.    Theil  der  oberen  Rangordnung  im  Zuschauerräume  des  Theaters. 

„  83.    Bogengang  im  Zuschauerräume. 

„  84.    Sitzstufen  und  .Sockel  nächst  der  Orchestra. 

„  85.    Mittlerer  Theil  der  Bühnenwand. 

„  86.    Gebälk  der  unteren  Ordnung  an  der  Bühnenwand. 

„  87.    Gebälk  der  oberen  Ordnung  an  der  Bühnenwand. 

„  88.    Säulenbasis  der  oberen  Ordnung. 

„  8g.     Hauptgiebel  und  Bruchstück  vom  Gebälk  der  unteren  Ordnung. 

„  90.    Nischenverdachung  von  der  Bühnenwand. 

„  91.    Theil  der  Paraskenienwand  und  Gebälk  der  oberen  Ordnung. 

„  92.     Querschnitt  durch  den  oberen  Theil  des  Bühnengebäudes. 

„  93.     Grundriss  des  Bühnenhauses  in  der  Dachhöhe. 

„  94.     Suterasi. 

„  95.     Die  Wasserleitung  zu  Aspendos  von  der  Akropolis  aus  gesehen. 

„  96.     Wasserleitung  zu  Aspendos. 

„  97.  „  „  „  Aufriss  und  Grundriss  des  südlichen  hydraulischen  Thurmes. 

„  98.     Wasserleitungsrohr. 

„  99.    Strand  bei  Side. 

„  100.    Zeichen  des  Thierkreises. 

„  101  — 104.  Reliefs  vom  Nympheum  zu  Side. 


—      '95     — 

Fig.  io5.  Von  der  Ruine  des  Nympheum. 

„      106.  Zuschauerraum  des  Theaters  zu  Side. 

„      107.  Schnitte  durch  den  Zuschauerraum  des  Theaters. 

„      108.  Profil  der  Sitzstufen. 

„      109.  Aeusserer  Bogengang  im  Theater  zu  Side. 

„      I  10.  Pfeiler  im  Bogengänge. 

„      III.  Exhedra  am  nördlichen  Ende  des  Bühnenhauses. 

„      112.  Gebälk  vom  Nympheum. 

Schlussvignette,  Seite  i52. 


Karte  von  Pamphylien. 

Uebersichtskarte  des  südwestlichen  Klcinusien. 

Plan  von  Aspendos,  vor  Seite  85. 

Plan  von  Side,  vor  Seite  125. 


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Druck  von  ADOLF  HOLZHAUSEN  in  Wien. 

K.  U.  K.  HOF-  UND  UNIVERSITÄTS  BUCHDRUCKER. 


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Druck  der  Ce.iellschaft  für  vervieiniltigende  Kunst. 


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UNIVERSITY  OF  TORONTO  LIBRARY 


NA     Lanckoronski-Brzezie,  Karl 

250       Städte  Pamphyliens  und 

L3     Pisidiens 

1890a 

Bd.l